Monatsspruch für Januar: Markus 2,22
Junger Wein gehört in neue Schläuche.
Lieber Leser!
Jesus sagt das denen, die ihn anzählen, weil sie meinen, dass er und seine Jünger nicht richtig fasten. Das Fasten an sich ist ja gut. Manche tun es, um abzunehmen oder ihre Ernährung umzustellen. Oder du möchtest Gott mehr Raum in deinem Leben geben. Du wünschst dir Klarheit, stehst vor einer wichtigen Entscheidung, weißt um deine Schuld, trauerst. Die Bibel ist voll von Beispielen, wo einzelne Menschen, Menschengruppen, eine Stadt oder ein ganzes Volk gefastet haben.
Ich erinnere an Ninive. Die Menschen dort haben erkannt, dass sie schuldig vor Gott sind, haben als äußeres Zeichen ihrer tiefen Betroffenheit und ihrer Absicht, sich von den bösen Taten abzukehren, gefastet. Sie gehen in Sack und Asche und bitten Gott aufrichtig um Vergebung. (Jona 3,5ff.) Paulus fastet auch, als Jesus ihm vor Damaskus in einer Vision erscheint, als er sieht, dass er die verfolgt, die zum neuen Volk Gottes gehören. (Apg 9,9) Die Geschwister in Antiochia beten und fasten und bekommen darüber Klarheit vom Heiligen Geist, dass sie Barnabas und Paulus als Missionare aussenden sollen. (Apg 13,2-3)
Sicher gab es auch ein Fasten als Show. Jesus prangert es in der Bergpredigt an. Ihr tut es ja nur, um zu zeigen, wie fromm ihr seid. Ihr wollt die Leute damit beeindrucken. (Mt 6,16ff.) Jesus, warum fasten deine Jünger nicht, so wird er von den Frommen seiner Zeit gefragt. (Mk 2,18) Jesus gibt zwei Antworten. Solange ich hier bin, also bei meinen Jüngern, gibt's dafür keinen Grund. Meine Zeit mit meinen Jüngern gleicht einem Hochzeitsfest; ich bin der Bräutigam, meine Jünger sind die Braut. Wenn ich nicht mehr da bin, wird auch wieder gefastet. In seinen Geschichten vom zukünftigen Reich Gottes benutzt Jesus gerne das Bild von einem Hochzeitsfest. Da bekommen die Gäste weiße Kleider als Zeichen ihrer Vergebung, als Zeichen, dass sie auf der Seite des Siegers stehen. (Mt 22,1ff.) Im Himmel wird auch nicht mehr gefastet. Da wird nur noch gefeiert.
Und dann kommen die beiden Bilder. Da geht's um ein kaputtes Kleid, das keinen neuen Flicken haben soll und die Rede ist vom jungen Wein, der auch nicht in alte Schläuche soll. Man näht keinen Flicken, der aus neuem Stoff ist auf ein altes Kleidungsstück. Was kann passieren? Der Flicken läuft vielleicht beim ersten Waschen ein, die Nähte reißen. Der Schaden ist größer als vorher. Und so ein alter Weinschlauch, vom vielen Gebrauch mürbe, verträgt keinen jungen Wein, der noch nicht ausgegoren ist. Der junge Wein zerreißt das alte Leder. Junger Wein gehört in neue Schläuche.
Wenn ich komme, so sagt es Jesus mit diesen Bildern, dann will ich mich mit meiner Lebendigkeit unter euch zeigen. Manchmal braucht es dafür neue Formen. Die Gemeinde ist und bleibt seine Baustelle. Veränderungen gehören dazu. Formen, auch Regeln und Ordnungen die wir haben, sollen helfen, dass Jesus im Heiligen Geist unter uns wirken kann. Wenn sie uns einengen, wenn sie uns die Luft zum Atmen nehmen, wenn sie die Lebendigkeit, die Jesus schenken will, ersticken oder verhindern, dann haben sie keine Berechtigung mehr, gehören abgeschafft.
Ich wünsche uns, dass wir im Jahr 2024 immer wieder neu Formen finden, die das, was Jesus, was Gott unter uns hier in der Gemeinde schenken will, gut aufnehmen können.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Februar: 2. Timotheus 3,16
Alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit.
Lieber Leser!
Ich kannte mal ein Ehepaar, die haben nach vielen Jahre Ehe kaum noch miteinander gesprochen. Wir verstehen uns auch ohne Worte, hat der Mann gesagt. Ich weiß doch, wie meine Frau so „tickt". So kann es dir auch mit der Bibel gehen. Die kenne ich doch, sagst du vielleicht. Da kann mich nichts mehr überraschen. Gott spricht durch sie in mein Leben hinein? Ja, das war früher mal so, aber heute?
Bei bekannten Texten, über die ich eine Predigt höre, kann es passieren, dass ich nicht mehr offen bin für das Neue, das Gottes Geist mir im Moment zeigen will. Alle Schrift, so sagt es Paulus dem Timotheus, alle Schrift ist von Gott eingegeben. Lateinisch steht da „inspiriert". Das griechische Wort „theopneustos" kann man auch mit ,,gottgehaucht" oder „gottgegeistet" übersetzen. Im 2. Petrusbrief heißt es so ähnlich: Menschen haben getrieben vom Heiligen Geist im Namen Gottes geredet. (2.Petrus 1,21)
Ja, Menschen haben die Bibel geschrieben, alle 66 Bücher. Das merkt man schnell. Matthäus ist es etwa wichtig, dass Jesus der ist, von dem das Alte Testament spricht. Seine erste Zielgruppe sind Judenchristen. Johannes will sagen wer Jesus ist. Paulus spricht von der geschenkten Gerechtigkeit. Lukas erzählt, wie er fleißig nachgeforscht hat, um alles dem Theophilus zu sagen. Das klingt nach Arbeit, nach Mühe. Diese Arbeit hat ihm der Heilige Geist nicht abgenommen. Aber der Geist Gottes hat ihn beim Schreiben gelenkt, erinnert und befähigt, so dass am Ende „gottgegeistete" Worte entstanden sind, die Menschen auch heute noch berühren.
Alle Schrift, von Gott eingegeben, will lehren, will dich unterweisen, damit du Jesus Christus für dich deutlicher erkennen kannst und will dir zeigen, was es für dich heute bedeutet, ihm nachzufolgen. Alle Schrift deckt auf. Die Texte der Bibel zeigen mir meinen geistlichen Zustand, sind wie ein Spiegel, der mir vorgehalten wird. Aber sie helfen mir auch zu erkennen, was ich tun kann, trösten, richten auf, sprechen mir Mut zu.
Das Wort Gottes erzieht, schreibt Paulus. Die Gemeinde ist keine Schulklasse, aber wir lernen, sind hoffentlich offen für Veränderungen, die Gott schenken will. Bibellesen trainiert mich, macht mich fit. Gottes Wort lehrt, deckt auf, weist zurecht, erzieht, damit der Mensch vollkommen sei, zu jedem guten Werk geschickt ist, fit gemacht wird, trainiert wird für alles Gute. (Verse 16-17) Manche laufen viele Kilometer, gehen ins Fitnessstudio, geben dafür Geld aus. Wenn du in der Bibel liest, eine Andacht oder Predigt hörst, in der Erwartung, dass Gott zu dir spricht, hältst du dich geistlich fit.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für März: Markus 16,6
Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier.
Lieber Leser!
Die Erfahrung der Kreuzigung war für die ersten Jünger und Jüngerinnen traumatisch. Das, worauf Jesus immer mal wieder hingewiesen hat, dass er sterben wird, ist passiert. Drei Frauen haben es nach Markus aus nächster Nähe erlebt. Sie werden besonders erwähnt: Maria aus Magdala, Maria, die Mutter von Jakobus des Kleinen und Joses und Salome. Und es gibt noch mehr Frauen, die auch dabei sind, so vermerkt es der Evangelist. (Mk 15,40- 41) Andere Evangelisten sprechen von der Mutter Maria, auch soll der Jünger Johannes unter dem Kreuz gewesen sein. (Joh 19,25-27)
Die übrigen Jünger halten sich versteckt. Sie haben Jesus nach der Festnahme im Garten Gethsemane verlassen, sind geflohen. (Mk 14,50) Simon Petrus, der ihm gefolgt ist, verleugnet seine Zugehörigkeit zu Jesus, als man ihn im Hof des Hohenpriesters darauf anspricht. (Mk 14,66-72) Jesus wird verhört, Pilatus tut sich schwer, ihn zum Tod zu verurteilen. Die hohe jüdische Geistlichkeit macht Druck, der Statthalter von Roms Gnaden gibt nach. Jesus wird ausgepeitscht, zur Hinrichtungsstätte geführt, mit langen Nägeln an ein Kreuz geschlagen.
Er hängt zwischen zwei Verbrechern. Er schreit: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Es ist dunkel. Ab 12 Uhr hat sich der Himmel verfinstert, schreibt Markus. (Mk 15,33) Jesus stirbt. Der Vorhang im Tempel zerreißt. Der Hauptmann, der die Exekution leitet, bekennt: Dieser ist Gottes Sohn! (Mk 15,37-39)
Bevor der Sabbat beginnt, kommt der Leichnam in ein Felsengrab. Josef von Arimathäa, einer vom Hohen Rat, der sich für Jesus eingesetzt hat, ein „heimlicher" Anhänger (Joh 19,38), kümmert sich darum. Wie üblich, wird das Grab mit einem Stein verschlossen (Mk 15,42-46) Das „Kapitel Jesus" ist damit abgeschlossen. So denken alle, seine Feinde, seine Anhänger, viele, die er geheilt hat, die seine Wunder erlebt haben, die ihn jubelnd begrüßt haben, als er nach Jerusalem kam. Keiner rechnet mit seiner Auferstehung.
Die eingangs erwähnten Frauen wollen am ersten Tag der Woche seinen toten Körper pflegen. Sie haben wohlriechende Öle dabei. Sie wollen das, was so kurz vor Sabbat nicht mehr möglich war, jetzt nachholen. (Mk 16,1) Was sie dann sehen, erleben, entsetzt sie: Der schwere Rollstein liegt neben der offenen Grabhöhle, das Grab ist leer. Da ist ein Mann mit einem weißen Gewand, der davon erzählt, dass der gekreuzigte Jesus von Nazareth von den Toten auferstanden ist. Sie, die Frauen, sollen es den Jüngern, vor allem dem Petrus, sagen: Sie sollen nach Galiläa gehen, um ihn dort zu treffen. (Mk 16,3-7)
Und was machen die Frauen? Sie laufen weg, fliehen vom Grab. Sie zittern am ganzen Leib. Sie fürchten sich sehr. Sie sagen niemand etwas. Damit endet das ursprüngliche Markusevangelium. Was dann folgt, ist ein späterer Nachtrag, der nachträglich angehängt wurde.
Immer, wenn ich die Berichte um Karfreitag und Ostern in den Evangelien lese, spüre ich die dichte Atmosphäre von „Verzweiflung, Ohnmacht und ungläubigem Staunen". Die Auferstehung sprengt alle Vorstellungen von Raum und Zeit. Hier werden auch alle Naturgesetze ausgehebelt. Jesus ist eben nicht in sein altes Leben zurückgekehrt, wie es etwa bei seinem Freund Lazarus der Fall war. (Joh 11)
Seine Auferstehung durchbricht den Kreislauf, ist der Beginn eines ewigen Lebens. Mit seiner Auferstehung gibt uns Gott „Brief und Siegel", dass wir, mit Jesus verbunden, Anteil an seinem Sterben und seinem neuen Leben haben. (1. Petr 1,3) Sosehr gilt, dass Jesus mit seinem Tod am Kreuz uns von aller Schuld befreit hat. So gilt eben auch, dass, wer ihm, Jesus, vertraut, auch mit seiner ganz persönlichen Auferstehung rechnen darf.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für April: 1. Petrus 3,15
Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt.
Lieber Leser!
Be prepared! So lautet das Motto der Pfadfinder. Seid allezeit bereit! Sie sollen anderen sagen können, warum sie in ihrem Leben gerade diesen Weg, diesen Pfad gehen, den sie gehen. Sie sollen von ihrer Hoffnung, die sie trägt, die sie erfüllt, Auskunft geben können, durch ihr Reden, ihr Leben, ihr Tun. Die Menschen „lesen" unser Leben, wenn wir Verantwortung für diese Welt übernehmen, uns nicht nur um uns selbst drehen, obwohl wir wissen, dass sie, die Welt, einmal vergeht. Christen soll man daran erkennen, wie sie lieben, wie sie in der Liebe leben.
Vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Scheltwort mit Scheltwort, sondern segnet vielmehr, weil ihr dazu berufen seid, den Segen zu erben. (1. Petr 3,9) Unser Leben ist auch eine Sprache, eine Rede. Sie ist manchmal lauter als unser gesprochenes Wort. Was uns im Inneren bestimmt, kommt nach außen, zeigt sich. Gleichgesinnt, geschwisterlich sollen wir sein, auch wenn wir unterschiedliche Meinungen haben, halten wir doch aneinander fest, wollen nicht ohne die anderen gehen, auch keine Alleingänge machen.
Ein Herz, das mitleidet, mitfühlt, soll in unserer Brust schlagen. Was andere trifft, trifft auch mich, berührt auch mich. Barmherzig und demütig sind wir. (1. Petr 3,8) Ich brauche nicht die Ehre durch Menschen. Ich freue mich an meiner Gotteskindschaft und weiß mich durch Gott wertgeschätzt. Unser Leben soll eine Antwort sein auf die Frage: Worauf hoffen wir, welche Hoffnung erfüllt uns? Und wir dürfen es auch mit unserem Mund sagen, können reden, Auskunft geben. Was mich im Leben und im Sterben hält, sollen alle wissen.
Nach Paulus haben wir da eine Bringschuld. Ich bin es den Menschen schuldig, so schreibt er es. Ich muss das gute Evangelium von Jesus Christus sagen. Ich muss von dem reden, der mir mit seinem Sterben und seiner Auferstehung ewiges Heil schenkt. (Röm 1,14) Dass viele Christen nicht mehr davon reden, liegt nicht nur an der mangelnden Liebe zu den Menschen, sondern es liegt auch daran, dass wir es verlernt haben, darüber zu sprechen. Vielleicht kennen wir uns auch nicht mehr mit dem biblischen Zeugnis aus? Und manchmal fehlen uns auch die Erfahrungen im Glauben.
Hast du erlebt, wie kostbar der Moment ist, als dir die bekannte Schuld vergeben worden ist? Kennst du den Frieden, den Jesus dir ins Herz gibt? Weißt du, wie sich das anfühlt, wenn die Kraft Gottes in deinem Leben wirksam wird? Ich wünsche dir solche Momente und Erfahrungen. Wovon das Herz voll ist, davon redet der Mund! (Lk 6,45) Und Jesus sagt in Matthäus 10,32: Wer sich vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde ich mich auch vor meinem Vater im Himmel bekennen.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Mai: 1. Korinther 6,12
Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten. Alles ist mir erlaubt, aber nichts soll Macht haben über mich.
Lieber Leser!
Alles ist mir erlaubt! Gerade Paulus ist das sehr wichtig. Er hat dafür gekämpft, hat Schläge eingesteckt, ist dafür verfolgt worden. Das Evangelium von Jesus Christus setzt uns frei, befreit uns von dem Druck, Gott durch gute Werke gefallen zu wollen.
Den Galatern, die einen Rückfall in alte Gewohnheiten hatten und sich wieder eng an jüdische Gesetze und Vorschriften halten wollten, schreibt er: Wollt ihr wirklich das, was ihr im Geist Christi begonnen habt, nun im Fleisch vollenden? Gal. 3,3 Aber die Freiheit, in die uns Jesus Christus stellt, will gestaltet werden. Freiheit meint hier nicht Beliebigkeit. In Korinth war man zum Beispiel der Meinung, dass Prostitution möglich ist. Es ist doch für meine ewige Erlösung nicht so wichtig, was hier zu Lebzeiten mit meinem Körper passiert.
Paulus hält dagegen. Die Freiheit ist kein Freibrief. Der, der mich freisetzt, der, der mich mit seinem kostbaren Blut als sein Eigentum erworben hat, möchte auch, dass mein Körper ihn ehrt. Und dient es dem Gutem, ist es wirklich förderlich, wenn ich bei einer Frau liege, die nicht die meine ist? Nein, das kann nicht sein! Es beschädigt meine Ehe und beschmutzt, belastet meine Christusbeziehung. Alles, was ich mit meinem Körper tue, berührt auch Jesus und meinen Glauben an ihn. Süchte, die ich aufbaue, Abhängigkeiten jeder Art, in die ich gerate, nehmen mir die Freiheit, in die Jesus mich stellt.
In Vers 19 spricht Paulus davon, dass unser Körper, unser Leib ein Tempel des Heiligen Geistes sein soll. Der Geist Gottes will da wohnen, sich entfalten. Durch unser Leben, durch unser Tun und Lassen soll sichtbar werden, wer in uns herrscht, wem wir gehören. In 1. Kor 10 fragt Paulus auch, ob meine Art, die Freiheit zu leben, dem Aufbau der Gemeinde dient. Er selbst hält es für besser, seine eigene Freiheit zu beschneiden, um nicht Anstoß zu erregen.
Die Freiheit ist ein kostbares Gut. Sie kann nur in einer engen Bindung an Jesus Christus gut gelebt werden. Manchmal brauchen wir auch eine Tempelreinigung, wie sie Johannes in Kapitel 2 beschreibt. Da sammeln sich mit der Zeit Gewohnheiten und Verhaltensweisen bei uns an, die unsere christliche Identität verdunkeln.
Folgende Fragen können uns vielleicht helfen:
Ich wünsche uns, dass wir so leben, dass Menschen darüber Gott loben können. Ich wünsche uns ein Verhalten, das in großer Freiheit und in alleiniger Bindung an Jesus Christus gelingt!
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Juni: 2. Mose 14,13
Mose sagte: “Fürchtet euch nicht! Bleibt stehen und schaut zu, wie der Herr euch heute rettet!"
Lieber Leser!
Israel ist auf dem Weg in die Freiheit, angeführt von Mose. 430 Jahre sind eine lange Zeit in der Fremde, zumal die letzten Jahre in Sklaverei verbracht worden sind, in Abhängigkeit. Unter dem Druck der mächtigen Taten Gottes muss Ägypten schließlich das Volk ziehen lassen. Der Herrschaftsanspruch der Unterdrücker unterliegt dem Freiheitsanspruch Gottes für sein Volk.
In der Nacht brechen sie auf und lassen alles hinter sich. Aber dann ist die fremde Macht plötzlich da, hinter ihnen. Die feindlichen Truppen verfolgen sie. Sie geben sich kämpferisch, kriegerisch. Die Vergangenheit holt sie ein. Das, was zurückliegt, als erledigt angesehen worden ist, ist plötzlich da. Die alten Bindungen melden ihren Anspruch an. Vielleicht kennst du das auch?
Die Menschen damals wenden sich an Mose: Haben wir es dir nicht schon gesagt: Wir wollen lieber in Knechtschaft den Ägyptern dienen, als nun hier in der Wüste zu sterben. (2. Mose 14,12) Die Freiheit ist nur ein schöner, unerfüllbarer Traum, die Knechtschaft ist die bittere Realität. Aber es ist wenigstens das, was wir kennen.
Mit meiner Umkehr zu Jesus und mit meiner Taufe vor knapp 40 Jahren habe ich gedacht, dass meine Vergangenheit damit „begraben" ist, ein für alle Mal erledigt und vorbei. Doch dann habe ich gemerkt, dass alte Bindungen durchaus ihre Ansprüche noch anmelden und mich meine Vergangenheit verfolgt. Aber das ist die gute Nachricht: Freiheit ist möglich, weil Gott selbst einen Weg bahnt, den ich gehen kann.
Und Gott hält die Zügel in seiner Hand. Die Konfrontation mit den Ägyptern ist bewusst so herbeigeführt, damit er seine Macht vor aller Welt demonstrieren kann. Der Lagerplatz in Vers 2 ist kein sicherer Ort. Aber Gott will, dass sich das Volk gerade dort aufhält, wo deutlich wird, wer hier den Sieg erringt. Es scheint ein Schritt in die falsche Richtung zu sein. Wir wissen, dass am Ende die ägyptische Streitmacht im Wasser ertrinkt. Der Kampf ist längst entschieden, ehe er begonnen hat. Es ist nicht mein Kampf. Der Herr wird für euch streiten, seid nur stille. (Vers 14)
Es gibt Kämpfe, die ich nicht kämpfen muss, auch nicht kämpfen kann. Ich will da Gott gerne den Vortritt lassen, immer wieder neu. Derweil will ich meinen Weg in die Freiheit gehen und Erfahrungen seiner gnädigen Führung machen.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Juli / August: Psalm 147,3
Der HERR heilt, die zerbrochenen Herzens sind, und verbindet ihre Wunden.
Liebe Leser!
Der Psalmist zählt viele Gründe auf, um Gott zu loben. Umgeben von Menschen, die ihn bedrängen, die ihre Überlegenheit ihm gegenüber zeigen, ihn einschüchtern wollen, schaut er auf Gott. Er sitzt immer am längeren Hebel. Er handelt in der Völkerwelt, stiftet einen Bund mit dem kleinen Israel, bringt die Verstreuten zusammen. Der Kosmos gehorcht ihm. Die vielen Sterne hat er mal locker durchgezählt, kennt sie alle.
Wie viele Menschen schauen ehrfurchtsvoll zum Himmel auf? Manche glauben gar an die Macht der Gestirne, einfach lachhaft. Sie sind alle in Gottes Hand. Gott sorgt für seine Schöpfung. Ihm haben wir es zu verdanken, dass der Himmel noch „funktioniert", Pflanzen wachsen, Tiere sattwerden, dass der Kreislauf des Lebens noch funktioniert, auch wenn der Mensch vieles kaputtmacht. Selbst die Raben werden von ihm versorgt. Dabei können gerade die gut für sich selbst sorgen. Es sind starke, kräftige Vögel.
Aber Gott sorgt sich auch um die Starken, hat ein Herz für Mächtige, wenn sie um ihre Grenzen wissen und trotz ihrer Stärke auf ihn hoffen. Aber er kümmert sich auch um die Schwachen, die ein zerbrochenes Herz haben, die verwundet sind. Er richtet die Elenden auf und zeigt denen, die andere mutwillig unterdrücken, wer hier das letzte Wort hat. Er will heilen, was verletzt ist. Böse Worte können verletzen, auch Gleichgültigkeit. Jede böse Tat von außen zugefügt, hinterlässt innere Wunden.
Gott kümmert sich liebevoll um unser Inneres, unsere Innenseite. Er tut es durch andere Menschen, auch durch sein Wort. Gott sendet sein Wort zur Erde, so heißt es in Vers 15. Er spendet Schnee wie Wolle, wirft Eis in Brocken herab. Es sind starke Bilder. Wer ein zerbrochenes Herz hat, sagt vielleicht: Meine Hoffnung liegt auf Eis oder meine Seele steckt im Frost. Alle anderen um mich herum haben die Sonne im Herzen, nur in meinem Leben ist es kalt, tot. Doch dann kommt sein Wort und lässt es schmelzen. Behutsam geht Gott da vor. Nach der Kälte kommt nicht gleich die große Hitze. Meine erfrorene Seele darf allmählich auftauen.
Wie Gott auch immer in deinem Leben handelt, es entspricht deinem Wesen, passiert immer fein abgestimmt. Manchmal ist es ein langer Weg. Oder es öffnet sich plötzlich eine Tür und du schaust auf weites Land. Manchmal ist das Land, in dem du lebst, auch eng, wird enger. Dann schenkt er dir darüber Frieden. Er schafft deinen Grenzen Frieden. (Vers 14)
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Juli / August: Psalm 147,3
Der HERR heilt, die zerbrochenen Herzens sind, und verbindet ihre Wunden.
Liebe Leser!
Der Psalmist zählt viele Gründe auf, um Gott zu loben. Umgeben von Menschen, die ihn bedrängen, die ihre Überlegenheit ihm gegenüber zeigen, ihn einschüchtern wollen, schaut er auf Gott. Er sitzt immer am längeren Hebel. Er handelt in der Völkerwelt, stiftet einen Bund mit dem kleinen Israel, bringt die Verstreuten zusammen. Der Kosmos gehorcht ihm. Die vielen Sterne hat er mal locker durchgezählt, kennt sie alle.
Wie viele Menschen schauen ehrfurchtsvoll zum Himmel auf? Manche glauben gar an die Macht der Gestirne, einfach lachhaft. Sie sind alle in Gottes Hand. Gott sorgt für seine Schöpfung. Ihm haben wir es zu verdanken, dass der Himmel noch „funktioniert", Pflanzen wachsen, Tiere sattwerden, dass der Kreislauf des Lebens noch funktioniert, auch wenn der Mensch vieles kaputtmacht. Selbst die Raben werden von ihm versorgt. Dabei können gerade die gut für sich selbst sorgen. Es sind starke, kräftige Vögel.
Aber Gott sorgt sich auch um die Starken, hat ein Herz für Mächtige, wenn sie um ihre Grenzen wissen und trotz ihrer Stärke auf ihn hoffen. Aber er kümmert sich auch um die Schwachen, die ein zerbrochenes Herz haben, die verwundet sind. Er richtet die Elenden auf und zeigt denen, die andere mutwillig unterdrücken, wer hier das letzte Wort hat. Er will heilen, was verletzt ist. Böse Worte können verletzen, auch Gleichgültigkeit. Jede böse Tat von außen zugefügt, hinterlässt innere Wunden.
Gott kümmert sich liebevoll um unser Inneres, unsere Innenseite. Er tut es durch andere Menschen, auch durch sein Wort. Gott sendet sein Wort zur Erde, so heißt es in Vers 15. Er spendet Schnee wie Wolle, wirft Eis in Brocken herab. Es sind starke Bilder. Wer ein zerbrochenes Herz hat, sagt vielleicht: Meine Hoffnung liegt auf Eis oder meine Seele steckt im Frost. Alle anderen um mich herum haben die Sonne im Herzen, nur in meinem Leben ist es kalt, tot. Doch dann kommt sein Wort und lässt es schmelzen. Behutsam geht Gott da vor. Nach der Kälte kommt nicht gleich die große Hitze. Meine erfrorene Seele darf allmählich auftauen.
Wie Gott auch immer in deinem Leben handelt, es entspricht deinem Wesen, passiert immer fein abgestimmt. Manchmal ist es ein langer Weg. Oder es öffnet sich plötzlich eine Tür und du schaust auf weites Land. Manchmal ist das Land, in dem du lebst, auch eng, wird enger. Dann schenkt er dir darüber Frieden. Er schafft deinen Grenzen Frieden. (Vers 14)
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für September: Jeremia 23,23
Bin ich nur ein Gott, der nahe ist, spricht der HERR, und nicht auch ein Gott, der ferne ist?
Liebe Leser!
Es gab damals „Schönwetter-Propheten", die haben im Namen Gottes Heil gepredigt, obwohl die babylonische Großmacht vor der Tür stand und die Gefahr einer Niederlage mit Händen zu greifen war. Sie haben das gesagt, was die Leute gerne hören wollten: Habt keine Angst, Gott ist doch auf unserer Seite. Uns wird schon nichts passieren. Alles wird gut! (Vers 17)
Jeremia nennt sie alle Lügenpropheten, Falschpropheten. Sie sprechen von der Bewahrung Gottes und von seiner Gnade in Zeiten des geistlichen Niedergangs. Sie versprechen dem Volk falsche Sicherheiten, die durch Gott nicht abgedeckt sind. Sie sprechen nicht Klartext und verhindern so, dass die Menschen zu Gott umkehren. (Vers 14)
Die Menschen nehmen Gottes Gebote nicht ernst, leben an allem vorbei, was ihm heilig und wichtig ist, wollen aber seine Hilfe trotzdem erleben. Ihr haltet den Bund nicht, lässt Gott durch seinen Propheten ausrichten, fordert aber Bündnistreue von mir, ganz einseitig. So klappt das aber nicht!
Manchmal treffe ich auf Leute, die denken: Gott wird mein Leben schon segnen, meine Ehe, die Familie, meine Arbeit. Aber sie haben Gott nicht nach seiner Meinung gefragt, haben ihn nicht in ihre Entscheidungen mit reingenommen. Und wenn es dann nicht so läuft, wie gewünscht, wundern sie sich. Wieso ist Gott nicht gnädig? Dabei wünscht sich Gott so sehr, dass wir eine Beziehung zu ihm haben, ihm seine Liebe zu uns glauben. Er wünscht sich, dass wir Jesus unser Leben hinhalten, damit er seine Visionen, die er mit uns hat, endlich leben kann.
Gott spricht: Ihr wollt mich in eure Lebenspläne mit einbauen? Dabei soll es doch genau andersherum laufen: Ich will euch in meine Pläne einbauen! Ist Gott per se verpflichtet, uns seine Nähe zu zeigen? Nein, ist er nicht! Ich kann auch der ferne Gott sein, lässt Gott ausrichten. Ich will nicht nur dein Notnagel in Krisenzeiten sein. Ich will wirklich vorkommen.
Und mein Wort, meine Botschaft an dich soll dir wirklich helfen. Und manchmal sind Worte, die dein Tun hinterfragen, hilfreich. Gott lässt ausrichten: Mein Wort ist auch wie Feuer und wie ein Hammer, der Felsen zerschmeißt. (Vers 29) Mein Wort hat Durchschlagkraft. Natürlich gibt es viele Trostworte in der Bibel, viele Zusagen, viele Verheißungen und großartige Bilder und Geschichten, die von der Barmherzigkeit und der Liebe Gottes sprechen.
Gott schenke dir das, was du gerade brauchst: Korrektur, Trost, Ermutigung, Ermahnung, Klarheit.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Oktober: Klagelieder 3,22-23
Die Güte des Herrn ist's, dass wir nicht gar aus sind, seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, sondern sie ist alle Morgen neu, und deine Treue ist groß.
Liebe Leser!
Es ist die Güte Gottes, dass wir noch am Leben sind, ein neuer Tag anbricht, auf Saat Ernte folgt, die Erde sich in dem richtigen Abstand zur Sonne dreht, gehalten von den Kräften des Erdtrabanten, des Mondes. Es ist die Güte Gottes, dass er den Menschen frei erschaffen hat, dass ich Antwort geben kann, ihm, Gott, zeigen kann, wie sehr ich ihn brauche, ihn liebe und ehre.
Es ist die Güte Gottes und seine Treue, dass er an seinem Bund mit Israel festhält, und seine „Liebkosungen", so kann man es frei übersetzen, sind noch nicht verbraucht. Es ist die Güte Gottes und seine große Barmherzigkeit, dass er mir die Schuld nicht anrechnet, mein Versagen nicht festschreibt, sondern mir durch Jesus vergibt. Er hält mich über dem Abgrund meiner Schuld, lässt mich nicht fallen.
In seiner Güte und Treue begleitet er seine Gemeinden, baut sie, stärkt und erhält sie für den Dienst an den Menschen. 579 Jahre vor Christus spricht der Schreiber der Klagelieder in eine Zeit der Trauer und des Schmerzes hinein. Die Babylonier haben Jerusalem zerstört, der Tempel liegt verwüstet da. In der tiefsten Not wird sich der Beter, der sein Leid Gott klagt, der Güte Gottes gewiss.
Sicher, alles kommt von Gott, auch das Schwere, das ich erlebe. Die Feinde konnten nur so schrecklich wüten, weil Gott es zugelassen hat. Er, Gott, hat mich in die Finsternis laufen lassen. (Klgl 3,2) Er hat mich eingemauert, mich in harte Fesseln gelegt. Und wenn ich schreie, stopft er sich die Ohren zu. (Verse 7-8) Kann man so mit Gott reden? Er tut es, redet nicht schön, was ihn bedrückt.
Gott will nicht unseren frommen Augenaufschlag, hat mal jemand gesagt; er möchte, dass wir mit einem ehrlichen Herzen vor ihm stehen. Da hinein kommt die Erkenntnis: Die Güte Gottes gibt es. Da, wo man vor lauter Dunkelheit die Hand nicht mehr vor Augen sehen kann, sieht er Licht, bekommt Hoffnung, weiß ganz fest, dass Gottes Güte noch kein Ende hat. Erklären kann man diesen Sichtwandel nicht. Es ist ein großes Geschenk, sich der Güte und Barmherzigkeit Gottes in seinem Leben sicher zu sein, selbst wenn es mir im Moment noch schlecht geht. Die Heimat ist weg, alles, was man sich aufgebaut hat, was man bebaut hat, die Häuser, die Gärten.
Und was sagt der Beter, der Schreiber der Klagelieder? Der Herr ist mein Teil, mein Erbteil, mein Besitz. (Vers 24) In ihm habe ich alles! Das Bekenntnis zur Güte Gottes kommt von einem, der leidet und bei Gott Halt findet. Wir kennen nicht alle Wege Gottes, die er mit uns geht, aber wir kennen sein Herz. Es ist ein Herz voller Güte, Barmherzigkeit und Treue
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Januar: 1. Mose 1,31
Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Und siehe, es war sehr gut.
Lieber Leser!
Am Anfang ist noch alles ganz frisch und neu. Makellos wölbt sich der blaue Himmel über der Schöpfung, auch über den beiden Menschen, die Gott geschaffen hat. Es gibt keine Ozonlöcher, keine Treibhausgase, keine umherwirbelnden Schwefel- und Kohlendioxydwolken in der Atmosphäre. Nachts kann man die Himmelskörper gut sehen. Es gibt keine Lichtverschmutzung. Die Meere sind frei von Kunststoff-Mikropartikeln.
Frau und Mann stehen in einer intakten Landschaft. Sie haben nichts an, sind nackt, müssen sich nicht schämen. Warum auch? Da kommt kein Ordnungshüter vorbei, um sie wegen unsittlichem Verhalten in der Öffentlichkeit aufzuschreiben. Es braucht überhaupt keine Gesetze, die irgendetwas vorschreiben. Der Mensch weiß sich gut versorgt im vollständigen, ungetrübten Kontakt zu seinem Schöpfergott. Mann und Frau passen gut zueinander, sind auf Ergänzung hin ins Leben gerufen worden. Es gibt keinen Geschlechterkampf. Ihre Identität ist so makellos wie der Himmel über ihnen. Der Mensch braucht keine Schulung, um ökologische Zusammenhänge zu begreifen. Er versteht sich vollständig als Teil der ihn umgebenden Welt. Er hat ja auch keinen eigenen Schöpfungszeitraum bekommen. Aber Gott hat ihnen ein Bewusstsein gegeben. Er schuf sie zu seinem Bilde. (Vers 27)
Die Menschen wissen um ihre besondere Verantwortlichkeit in der von Gott geschaffenen Welt. Sie sollen weise herrschen. Sie sollen die gute Schöpfung nicht stressen durch Monokultur oder durch die Überfischung der Meere. Es gab am Anfang auch keine Massentierhaltung. Der Mensch wird uns als Vegetarier vorgestellt. Er hat sich nicht dafür entschieden, auf Fleischkonsum zu verzichten. Auf den ersten Seiten der Bibel wird uns eine Welt vorgestellt, in der das Prinzip „Fressen-und-gefressenwerden" einfach nicht vorkommt. Erst die von Gott getrennte Welt kennt das so. Aber am Anfang war tatsächlich alles sehr gut, wie es Gott selbst festhält.
Auch im neuen Jahr wird wieder viel Schuld produziert. Gott gibt sich da keinen Illusionen hin. Er schwelgt nicht in Phantasien von blühenden Landschaften, klaren Bächen und sauberer Luft. Das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf, sagt er. (1. Mose 8, 21) Gott kennt uns, dich und mich. Aber er macht sein Handeln nicht mehr von uns abhängig. Er ruft ein Zeitalter der Gnade aus. Auch das Jahr 2023 steht unter dem Zeichen seiner Gnade. Solange es die Erde gibt, will ich dafür Sorge tragen, dass man auf ihr leben kann, verspricht uns Gott.
Aber es wird einmal eine neue Schöpfung geben. Johannes sieht sie in der Offenbarung. (Kapitel 21) Und dann geht's nur um die eine Frage: Wer wird dabei sein? Wer auf mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben. Auf ihn kommt keine Verurteilung mehr zu; er hat den Schritt vom Tod ins Leben getan. Das sagt Jesus. (Johannes 5,24)
Ich wünsche dir ein gesegnetes Jahr. Ich wünsche dir, dass du jeden neuen Tag unter die Herrschaft von Jesus stellen kannst.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Februar: 1. Mose 21,6
Sara aber sagte: Gott ließ mich lachen.
Lieber Leser!
Ich weiß nicht, ob du gerne lachst. Es gibt ja unterschiedliche Arten. Man kann über einen Witz lachen oder über eine komische Situation. Oder man lacht über andere, ist vielleicht schadenfroh. Das ist nicht so nett. Das verbissene Lachen, wenn es zur Freude eigentlich keinen Grund gibt, ist besonders. Manche lachen, weil andere lachen. Lachen ist ansteckend. Wenn du viel lachst, sieht man das im Alter an den Lachfalten im Gesicht. Lachen ist gesund, soll viele positive Effekte haben.
Es gibt auch das herzliche, befreiende Lachen. So lacht Sara, als sie mit über 90 Jahren den kleinen Isaak in ihren Armen hält. Darauf hat sie, zusammen mit ihrem Mann Abraham, sehr lange gewartet. Gott hat ihnen ja nicht nur eine Landverheißung gegeben, sondern auch eine Volksverheißung. Aber die Zeit vergeht und nichts passiert. Inzwischen sind beide hochbetagt. Sie versuchen den Mangel an Kindern selbst zu beheben, so nach dem Motto: Hilf dir selbst, so hilft dir Gott!
Abraham soll mit der Magd Hagar schlafen. Wenn sie dann das Kind auf dem Schoß von Sara zur Welt bringt, gehört es den beiden. Die ägyptische Frau Hagar wird nicht gefragt. Sie hat als Sklavin da kein Mitspracherecht, muss es hinnehmen. Als Hagar schwanger wird, trumpft sie auf. Sara beschwert sich bei Abraham. Der gibt ihr freie Hand. Hagar wird gedemütigt, flieht in die Wüste. Da erfährt sie einen Gott, der sie sieht. (1.Mose 16,13) EI Roi begegnet ihr. Aber das war trotzdem nicht Gottes Plan. lsmael ist nicht der verheißene Erbe, auch wenn Gott ihn später segnet, seine Mutter Hagar sieht und die Hand schützend über die beiden hält.
Gott erneuert seine Zusage in 1. Mose 18. Sarah, die es hört, lacht da auch. Aber es ist kein befreiendes, kein herzliches Lachen. Es ist mehr ein zynisches, ein nieder-geschlagenes, auch verzweifeltes Lachen. So nach dem Motto: Das hat ja alles keinen Sinn! Gott kann mir, uns auch nicht mehr helfen! Es ist einfach zu spät! Aber dann wird sie doch noch schwanger, denn bei Gott ist nichts unmöglich! (1. Mose 18,14) Ein Jahr später bekommt sie Isaak. Isaak heißt: Gott hat gelacht oder Gott hat jemanden zum Lachen gebracht. Sara selbst sagt: Gott hat mir ein Lachen zubereitet bzw. geschenkt. (1. Mose 21, 6) Es ist ein glückliches, ein befreites Lachen. Gott steht zu seinen Verheißungen, auch wenn er so handelt, wie es ihm gefällt und er sich in unsere Terminkalender nicht einbauen lässt.
Werft euer Vertrauen nicht weg, heißt es im Hebräerbrief (Kapitel 10,35). Es ist ein kostbares Privileg, Jesus zu kennen, ihm zu vertrauen. Durch ihn fällt uns der Reichtum Gottes zu und wir sind gesegnet. Wir haben Anschluss am Heil Gottes und uns gelten die Zusagen, die Gott dem Abraham gemacht hat. Ich wünsche dir, dass du befreit und glücklich lachen kannst, weil du erlebst, wie Gott in deinem Leben handelt.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für März: Römer 8, 35
Was kann uns scheiden von der liebe Christi?
Lieber Leser!
In manchen Bibelausgaben ist dieser Teilvers fettgedruckt. Er springt ins Auge. Es ist eine kostbare Aussage. Auch die Verse davor und danach sind wertvoll. Du bist von Gott geliebt. Du bist durch Jesus sein geliebtes Kind, geliebte Tochter, geliebter Sohn. Diesen Wert, diese geschenkte Würde kann dir niemand mehr nehmen. Wer will dich verurteilen? Wer wagt es, dich zu verklagen? Wer hat die Frechheit, dich anzugreifen? Wer kann von dir erwarten, dass du es ihm oder ihr recht machen sollst? Wer maßt es sich an, dir nicht zu vergeben?
Jesus Christus ist doch selbst für deine Schuld gestorben. Dadurch stehst du reingewaschen, weiß wie Schnee, ohne Schuld da. Er, Jesus, hat dich bleibend auf Gottes Seite gezogen. Er vertritt dich, kennt dich bei deinem Namen. Er bewegt vor Gott deine Anliegen. Selbst der Tod hat seinen Schrecken für dich verloren. Nichts kann mich von der in Jesus Christus zugesagten Liebe trennen, auch der Tod nicht!
Wenn du den Text in Römer 8 liest, begibst du dich auf eine Ballonfahrt. Du steigst langsam immer höher. Und dann, von ganz oben, schaust du auf dein kleines Leben. Vieles, was dir mächtig erscheint, was dich umdrängt, beschäftigt, verliert da an Gewicht. Endlich siehst du, was wirklich wichtig ist.
Paulus spricht von Gefahren, auch von Todesgefahren, in die man geraten kann. Er hat es selbst erlebt, weiß, wie es sich anfühlt, verfolgt zu werden. Sie haben ihm übel mitgespielt, nicht nur Juden oder Römer, auch seine eigenen Geschwister aus den Gemeinden. Das tut besonders weh, wenn Anfeindungen aus den eigenen Reihen kommen. Im 2. Korintherbrief, Kapitel 11 zählt er auf, was ihm alles so passiert ist. Einmal haben die Juden ihn sogar gesteinigt. Er hat es nur knapp überlebt.
Wir sind wie Schafe, die zum Schlachten bestimmt sind, schreibt Paulus. Das erinnert an das Wort von Jesus, wo er zu seinen Jüngern sagt: Ich schicke euch wie Schafe unter die Wölfe. (Mt 10, 16) Ja, ich schicke euch in brenzlige Situationen, sagt Jesus. Aber wenn ich euch schicke, ist da auch mein Schutz, und ihr erlebt meine Kraft, mein kraftvolles Dabeisein.
Ich sehe mich da immer vor Stasimitarbeitern sitzen. Es ist viele Jahre her. Als junger Lehrer hat man mich zum Verhör geholt, damals in der DDR. Man hat mich beschimpft und bedroht, weil ich mich vor den Kindern als Christ geoutet habe, weil ich gesagt habe, was mir der Glaube bedeutet. Und doch hatte ich tiefen Frieden in dieser für mich feindlichen Umgebung. Ich habe erlebt, dass Jesus mich schützt und mir die richtigen Worte gibt. Sie mussten mich wieder ziehen lassen, konnten mir nichts anhaben.
Ich wünsche dir Schutz für dein Leben, das tiefe Wissen, wem du gehörst, und die Erfahrung, dass Gott dich unendlich liebt und durch Jesus dein Versagen, deine Schuld ein für alle Mal durchgestrichen hat.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für April: Römer 14,9
Christus ist gestorben und lebendig geworden, um Herr zu sein über Tote und Lebende.
Lieber Leser!
Vor dieser Bibelstelle heißt es: Leben wir, so leben wir dem Herrn, sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Darum: wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn. (Vers 8) Was für eine großartige Aussage! Was für ein Bekenntnis!
Es wird angenommen, dass diese Formulierungen bei den frühen Christen bei einer Taufe angewendet worden sind. Da zeige ich ja ganz klar, wem ich gehöre. Ich gehöre nicht mehr Menschen, auch mir selbst gehöre ich nicht mehr. Ich gehöre Christus, der mich mit seinem kostbaren Blut für Gott erkauft hat. Ich bin sein Eigentum. In enger Verbindung mit ihm lebe ich mein irdisches Leben. Mit ihm zusammen sterbe ich. Mit ihm zusammen werde ich einmal auferstehen, um ewig zu leben. Ich mache nichts mehr ohne Jesus, meinen Herrn.
Wenn ich Jesus gehöre, hat das Folgen. In Korinth wurde gestritten. Es gab welche, die in großer Freiheit ihren Glauben gelebt haben. Sie hatten etwa keine Bedenken, Fleisch zu essen, das vorher heidnischen Göttern geopfert worden ist. Andere hatten Skrupel. Sie haben lieber auf alles verzichtet, was fleischlich war, um sich nicht zu verunreinigen, um ihr Gewissen nicht zu belasten.
Die „Gemüsechristen" haben den „Fleischchristen" unterstellt, dass sie ihren Glauben nicht ernst nehmen, dass sie Jesus nicht wirklich nachfolgen. Die „Fleischchristen" haben den „Gemüsechristen" gesagt, dass sie nicht wirklich frei sind und immer noch unter dem Gesetz stehen. Paulus warnt sie beide: Richtet euch nicht gegenseitig! Geht achtsam und liebevoll miteinander um, weil ihr wisst, dass ihr das Eigentum von Jesus seid.
Natürlich kann man über Erkenntnisfragen streiten und manchmal ist es sogar besser, dass man da auf die eigene Freiheit verzichtet, weil man seine Schwester, seinen Bruder eben liebt. Aber am Ende hat Jesus das letzte Wort. Wenn wir ihm gehören, ihm leben, ihm sterben und mit ihm auferstehen werden, dann sind das exklusive Besitzverhältnisse, die einen respektvollen Umgang verdienen.
Ich wünsche uns sehr, dass wir liebevoll mit dem Eigentum von Jesus umgehen lernen.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Mai: Sprüche 3,27
Weigere dich nicht, dem Bedürftigen Gutes zu tun, wenn deine Hand es vermag.
Lieber Leser!
Im Judentum gab es ein gut geregeltes System für die, die nichts oder nur wenig hatten, die darauf angewiesen waren, dass man sie unterstützt: die Waisen und die Witwen, auch die Fremden. Es sind oft Personen, die keine Unterstützung durch ihre Familien hatten. Ein staatliches Versorgungssystem, wie wir es heute kennen, gab es damals so nicht.
Wir kennen auch Geschichten von Kranken, die gebettelt haben. Der „prominenteste" Vertreter ist sicherlich der blinde Bartimäus, der in Jericho gelebt hat und dem Jesus Augenlicht geschenkt hat. (Mk10,46ff.) Solchen Menschen Gutes zu tun, war für einen Juden fast wie eine religiöse Pflicht. Gott sieht es gerne, so die Vorstellung. Wenn ich es tue, wird es mir einmal gutgeschrieben, sammle ich Pluspunkte bei Gott. Jesus sagt in der Bergpredigt: Macht keine Show daraus, posaunt es nicht aus. Die linke Hand soll nicht wissen, was die rechte Hand tut. (Mt 6, 1 ff.)
Paulus, der für die verarmte Urgemeinde in Jerusalem Geld in den anderen Gemeinden gesammelt hat, schreibt: Ein jeder gebe, wie er es sich im Herzen vorgenommen hat, nicht mit Unwillen oder aus Zwang heraus, denn Gott liebt den, der fröhlich gibt. (2.Kor9,7) Oft ist es die Not, die unsere Herzen berührt und dazu führt, dass wir auch unser Portemonnaie öffnen. Wir sehen die, die in der Ukraine leiden, in den Erdbebengebieten, in Haiti und reagieren, wollen die Not lindern.
Paulus sieht tiefer. Er sieht einen geistlichen Kreislauf, in den wir gestellt sind. Ich weiß mich von Gott beschenkt. Alles, was ich habe und bin, stammt von ihm. Es gehört mir nicht wirklich. Das Besitzdenken, das in unserer Gesellschaft großgeschrieben wird, ist ihm fremd. Und wenn ich gebe, dann reiche ich das weiter, was man vielleicht mit „Segensüberschuss" beschreiben kann. „Es geht durch unsre Hände, kommt aber her von Gott." So heißt es in einem Lied, das wir manchmal singen, um den Zusammenhang, in dem wir leben, deutlich zu machen.
Der Jordan in Israel mündet in zwei große Gewässer. Der See Genezareth ist ein Durchgangsgewässer. Das Wasser fließt rein und wieder raus. Der See empfängt frisches Wasser und gibt es weiter. Hier leben viele Fische. Die Gegend drumherum ist insgesamt fruchtbar. Weiter im Süden liegt das Tote Meer. Es ist wie eine Sackgasse. Es gibt keinen Abfluss. Große Teile des Wassers verdunsten einfach im trockenen Klima der Wüste. Da gibt's kaum Leben. Der Salzgehalt ist einfach zu hoch.
Ich wünsche dir, dass dein Leben eher dem See Genezareth gleicht: Du empfängst von Gott das Gute, gibst es weiter und erlebst, wie er dich neu versorgt. Er versorgt dich und durch dich auch andere. Die, so schreibt es Paulus im 2. Korintherbrief, Kapitel 2, Vers 11 an die Christen, die, die eure Gabe empfangen, werden darüber Gott loben, werden ihm danken. Das ist unsere Bestimmung. Wir sollen das Lob Gottes vermehren, ihn selbst sichtbar machen durch unser Leben.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Juni: 1. Mose 27,28
Gott gebe dir vom Tau des Himmels und vom Fett der Erde und Korn und Wein die Fülle.
Lieber Leser!
Das sagt der alte, halbblinde Isaak zu Jakob, der ihn gerade betrügt und sich den Segen erschleicht. Wir kennen die Familiengeschichte gut. Zwei ungleiche Zwillinge kommen auf die Welt. Esau ist Papas Liebling und Jakob wird von Rebekka bevorzugt.
Der Erstgeborene bekommt den Segen, ganz klar. Der behaarte Esau hat zuerst das Licht der Welt erblickt. Jakob, der jüngere der beiden Brüder, will ihn aber haben, will unter den Verheißungen Gottes leben. Interessant ist, wie Gott darüber denkt. Er lässt es Rebekka wissen: Der Ältere wird dem Jüngeren dienen. (1.Mose 25,23b) Ob die Eltern über diese Sicht Gottes miteinander gesprochen haben, wissen wir nicht. Es bleibt offen.
Die Segensweitergabe geschieht im Normalfall öffentlich. (1. Mose 49-50) Hier geschieht alles unter dem Deckmantel der Verschwiegenheit. Isaak gibt seinem Liebling Esau zu verstehen, dass er ihn segnen will. Rebekka hat es mitbekommen und organisiert zusammen mit Jakob ein Täuschungsmanöver, das am Ende gelingt. So segnet Isaak wider Willen seinen Zweitgeborenen, der nach Gottes Sicht über den älteren Bruder herrschen wird.
Merkst du was? Hier spricht keiner offen miteinander. Der Fortgang der Geschichte, die Flucht des Jakob, der Zorn des Esau auf den Bruder, zeigen, wie wenig segensreich so ein Verhalten ist. Die Frage ist: Wer segnet hier wirklich? Wer segnete hier, obwohl so viel schiefläuft? Es ist doch Gott, der hier „auf krummen Linien gerade schreibt".
Keiner traut dem anderen über den Weg. Die Frau traut nicht dem Mann. Die Söhne halten es ebenso. Aber Gott lässt sich seine Segenspläne, seinen Rettungsplan für die verlorene Welt nicht durch kaputte Familienverhältnisse durchkreuzen. Er schenkt trotzdem den Tau des Himmels, also Regen für die Erde. Er macht es, dass Frucht entsteht, dass Korn und Wein aus einer guten Erde erwachsen. Nicht nur ein bisschen Korn und Wein, nein, die Fülle soll er bekommen! Gibt es etwas, wo wir sagen können: Er; Jakob, hat es verdient! Nein, es ist auch hier schon Gnade. Weil Gott es sich vorgenommen hat, passiert ist.
Im Römerbrief greift Paulus diesen Gedanken auf. „Noch bevor sie daher geboren waren und irgendetwas Gutes oder Böses getan hatten, sagte er zu Rebekka: Der Ältere wird sich dem Jüngeren unterordnen müssen. Damit bekräftigte Gott die bleibende Gültigkeit seines Plans, nachdem seine Wahl nicht von menschlichen Leistungen abhängig ist, sondern einzig und allein von seiner eigenen freien Entscheidung." (Römer 9, 11-12)
So hat Gott auch uns in Jesus Christus auserwählt vor Erschaffung der Welt, dass wir ein geheiligtes und untadeliges Leben führen, ein Leben in seiner Gegenwart und erfüllt von seiner Liebe. (Epheser 1,4) Verdient haben wir das nicht; aber wir bekommen es geschenkt! Gott sei Dank!
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Juli und August: Matthäus 5,44-45
Jesus Christus spricht: liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Kinder eures Vaters im Himmel werdet.
Lieber Leser!
In Israel galt: Du sollst den Nächsten lieben, aber den Feind hassen. (3. Mose 19, 18} So lieben die Schriftgelehrten und Pharisäer nur ihresgleichen. Nichtjuden werden verachtet. Zöllner, Sünder werden gemieden, ja gehasst. Es galt auch: Auge um Auge, Zahn um Zahn. (2. Mose 21, 24) Gemeint ist eine angemessene Reaktion. Der Schaden, den ich erleide, ist das Maß für mein Handeln. Wenn jemand meine Frau tötet, muss er es mit seinem Leben bezahlen. So wird in vielen Ländern heute noch die Todesstrafe begründet.
Oft sind wir in unserem Handeln davon geprägt. Wenn jemand mir dumm kommt, komme ich ihm auch dumm. Werde ich durch Worte verletzt, verletze ich den Menschen, der mir das angetan hat. Das Bedürfnis nach Wiedergutmachung ist tief in uns verankert.
Der himmlische Vater, sagt Jesus, ist anders, handelt anders. Er lässt seine Sonne über Böse und Gute aufgehen, lässt es regnen über Gerechte und Ungerechte. (Mt5, 45) Gott macht seine Zuwendung, seine Liebe zu den Menschen nicht davon abhängig, wie sie sich ihm gegenüber verhalten. Er weiß, dass das Dichten und Trachten eines menschlichen Herzens böse von Jugend an ist. (1. Mose 8, 21)
Wenn ich auf Jesus schaue, mich von ihm leiten lasse, wird das deutlich. Er hängt am Kreuz und betet für seine Feinde; die, die ihn vernichten wollen, für sie stirbt er einen schrecklichen Tod: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. (Lk 24, 34) Und Paulus hält es im Römerbrief fest: Als wir Gott noch als Feinde gegenüberstanden, hat er uns durch den Tod seines Sohnes mit sich versöhnt. (Rö 5, 10)
Ich kann diese Liebe nicht aus mir heraus „produzieren". Ich weiß mich geliebt, staune, dass Gott mir durch Jesus mit so viel Barmherzigkeit begegnet. Aus dieser Erfahrung schöpfe ich die Kraft, die zu lieben, die mir dumm kommen, die mich verletzen, die ich nicht verstehe, die mir in ihrem Handeln fremd sind.
Feindesliebe bedeutet nicht, dass ich böse Taten gutheiße, bagatellisiere oder weniger gewichte. Und wenn ich etwa für Politiker bete, die die Menschrechte mit Füßen treten, dann auch nicht, weil ich das, was sie tun, gut finde, sondern weil ich damit Gott auf den Plan rufe. Er möge ihnen Gedanken des Friedens und der Liebe zu den Menschen geben.
Ich wünsche dir, dass du im Geist der Feindesliebe leben kannst, weil du weißt, wie sehr dich der Vater im Himmel liebt.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Juli und August: Matthäus 5,44-45
Jesus Christus spricht: liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Kinder eures Vaters im Himmel werdet.
Lieber Leser!
In Israel galt: Du sollst den Nächsten lieben, aber den Feind hassen. (3. Mose 19, 18} So lieben die Schriftgelehrten und Pharisäer nur ihresgleichen. Nichtjuden werden verachtet. Zöllner, Sünder werden gemieden, ja gehasst. Es galt auch: Auge um Auge, Zahn um Zahn. (2. Mose 21, 24) Gemeint ist eine angemessene Reaktion. Der Schaden, den ich erleide, ist das Maß für mein Handeln. Wenn jemand meine Frau tötet, muss er es mit seinem Leben bezahlen. So wird in vielen Ländern heute noch die Todesstrafe begründet.
Oft sind wir in unserem Handeln davon geprägt. Wenn jemand mir dumm kommt, komme ich ihm auch dumm. Werde ich durch Worte verletzt, verletze ich den Menschen, der mir das angetan hat. Das Bedürfnis nach Wiedergutmachung ist tief in uns verankert.
Der himmlische Vater, sagt Jesus, ist anders, handelt anders. Er lässt seine Sonne über Böse und Gute aufgehen, lässt es regnen über Gerechte und Ungerechte. (Mt5, 45) Gott macht seine Zuwendung, seine Liebe zu den Menschen nicht davon abhängig, wie sie sich ihm gegenüber verhalten. Er weiß, dass das Dichten und Trachten eines menschlichen Herzens böse von Jugend an ist. (1. Mose 8, 21)
Wenn ich auf Jesus schaue, mich von ihm leiten lasse, wird das deutlich. Er hängt am Kreuz und betet für seine Feinde; die, die ihn vernichten wollen, für sie stirbt er einen schrecklichen Tod: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. (Lk 24, 34) Und Paulus hält es im Römerbrief fest: Als wir Gott noch als Feinde gegenüberstanden, hat er uns durch den Tod seines Sohnes mit sich versöhnt. (Rö 5, 10)
Ich kann diese Liebe nicht aus mir heraus „produzieren". Ich weiß mich geliebt, staune, dass Gott mir durch Jesus mit so viel Barmherzigkeit begegnet. Aus dieser Erfahrung schöpfe ich die Kraft, die zu lieben, die mir dumm kommen, die mich verletzen, die ich nicht verstehe, die mir in ihrem Handeln fremd sind.
Feindesliebe bedeutet nicht, dass ich böse Taten gutheiße, bagatellisiere oder weniger gewichte. Und wenn ich etwa für Politiker bete, die die Menschrechte mit Füßen treten, dann auch nicht, weil ich das, was sie tun, gut finde, sondern weil ich damit Gott auf den Plan rufe. Er möge ihnen Gedanken des Friedens und der Liebe zu den Menschen geben.
Ich wünsche dir, dass du im Geist der Feindesliebe leben kannst, weil du weißt, wie sehr dich der Vater im Himmel liebt.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für September: Matthäus 16,15
Jesus Christus spricht: Wer sagt denn ihr, dass ich sei?
Lieber Leser!
Wer bin ich für euch? So fragt Jesus seine Anhänger, die 12 Jünger. Vorher ging es um die Frage: Was denken die anderen Leute über mich? Es gibt welche, die denken, dass du Johannes der Täufer bist, so kompromisslos, nicht an Besitz und Wohlstand interessiert. Manche sagen, du bist Elia, der Gotteskämpfer, der Vorläufer des Messias. Wenn er kommt, dann wird bald die Verheißung wahr, die Gott David gemacht hat. (2. Sam 7,16) Andere wieder sagen, dass du Jeremia bist, der Leidensprophet, auf den keiner hören wollte.
Und was sagt ihr? Simon, der ja an einigen anderen Stellen auch für die Jünger gesprochen hat, sagt: Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes! (Vers16) Jesus erwidert darauf: Selig bist du zu nennen; Simon, du bist glücklich zu preisen, denn Fleisch und Blut, also menschlicher Verstand, haben dir nicht diese Erkenntnis geschenkt, sondern Gott hat dir das offenbart. (Vers 17) Der Vater im Himmel öffnet dir durch den Heiligen Geist das Verständnis dafür, so dass du erkennst, dass Jesus der Sohn Gottes ist, der Christus.
Wer ist Jesus? Das ist bis heute eine hart umstrittene Frage. Manche sagen, dass er nur ein Wanderprediger war, ein erfolgreicher, ein Mann mit ganz viel Charisma. Seine Jünger erst haben ihn nachträglich zu einem Messias erklärt und Paulus hat darauf aufbauend eine ganze Lehre daraus gemacht. Und viele sagen: Er ist mein Retter, mein Trost, mein ganzer Halt. Er ist der, der einmal richten wird und alle Welt wird dann sehen, dass er die Herrschaft hat und ihm ist alle Macht gegeben.
Simon, ganz erfüllt vom Geist Gottes, sagt: Du bist der Christus, Gottes Sohn! Zu erkennen, wer Jesus ist, muss mir von Gott selbst geschenkt werden. Das kann ich mir nicht mit meinem Verstand „zurechtbiegen". Jesus sagt danach zu Simon: Du bist Petrus, auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen. Die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen. Ich will dir den Schlüssel des Himmelreichs geben. Alles, was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und alles, was du auf Erden löst, soll auch im Himmel gelöst sein. (Verse 18-19)
Hier geht's nicht, wie manche meinen, um Simon, nicht er aus Fleisch und Blut ist gemeint. Es geht um den Glauben, um diese Offenbarung, wer Jesus ist. Der Mensch Simon selbst war begrenzt, fehlerhaft, wankelmütig. Auf das Bekenntnis zu Jesus kann Gott Gemeinden bauen. Wer wie Simon glaubt, ist eine „feste Bank" fürs Himmelreich. Mit diesen Steinen wird das Haus Gottes gebaut. (1.Petr 2,5) Wer wie Simon hier glaubt, hält den Schlüssel, der den Himmel aufschließt, in seinen Händen. Der „Schlüsselmeister" Jesus ist uns vorangegangen, hat den Weg zu Gott freigemacht. (0ff3,7)
„Binden und Lösen" waren damals rabbinische Fachbegriffe. Die jüdischen Gelehrten haben festgelegt, was rein und unrein war, was erlaubt und verboten war. Hier geht's um die Vollmacht der Gemeinde, die Jesus vertraut. Was dem glaubenden Simon hier zugesagt wird, wird in Kapitel 18 auch den anderen Jüngern zugesagt. Wo man sich im Namen von Jesus versammelt, ist er präsent. Erfüllt von seiner Gegenwart handelt die Gemeinde in seinem Sinn.
Wer ist Jesus für dich? Das ist die entscheidende Frage. Gott schenke dir seinen Geist, damit du ihn als deinen persönlichen Herrn, der retten und heilen kann, sehen kannst!
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Oktober: Jakobus 1,22
Seid Täter des Worts und nicht Hörer allein; sonst betrügt ihr euch selbst.
Lieber Leser!
Martin Luther hat den Jakobusbrief eine „stroherne Epistel“ genannt. Er meinte damit, dass dieser Brief nur wenig taugt, wenn es um die geistliche Ernährung geht. Johannes Calvin, auch ein Reformator, nannte ihn dagegen einen „Sprudel vielfältiger Lehrunterweisung“. Ich stimme Calvin zu.
Die Verse ab Vers 19 in Kapitel 1 beleuchten Verschiedenes. In den Versen 19 bis 20 geht es um das Reden, das Hören und um den Zorn. Wir sollen dem Hören, dem Zuhören den Vorrang geben. Leider fällt uns das Reden oft leichter. Ich erwische mich oft in Gesprächen, dass ich, während mein Gegenüber noch redet, schon mal überlege, was ich dazu sagen möchte. Meine Aufmerksamkeit nimmt dabei ab. Ich höre nicht mehr richtig zu.
Ich bedaure auch manche Worte, die ich gesagt habe. Du kennst das sicher. Die Zunge ist ein kleines Ding, nur ein kleiner Muskel in unserem Mund, aber er kann einen ganzen Wald zum Brennen bringen. (Jak 3,5) Auch Worte im Zorn gesprochen können viel anrichten. Jakobus sagt: Sei langsam zum Zorn (Verse 19-20) Natürlich kennen wir die starken Gefühle, aber wir können sie mit Gottes Hilfe kontrollieren, sodass sie nicht die Würde meiner Schwester, meines Bruders beschädigen.
Was deine Christusbeziehung belastet, sollst du ablegen, damit du das Gute, das Gott dir gerne geben möchte, aufnehmen kannst. Das griechische Wort für „Unsauberkeit“ kann man hier auch mit Ohrenschmalz übersetzen. Sein Wort an mich kann ich nur empfangen, kann sich bei mir nur verwurzeln, wenn ich gut hören kann.
Und dann geht es um das Tun. Das ist der nächste Schritt. Einer, der nur hört, aber nicht tut, was dran ist; der ist wie einer, der einen flüchtigen Blick in den Spiegel wirft und gleich wieder vergessen hat, wie er aussieht. (Vers 22ff.) Hören ohne Tun ist wenig nachhaltig. Ich erinnere an den Pastor, der am Ausgang, wenn man sich bei ihm für die „schöne“ Predigt bedankt hat, immer gesagt hat: Bedank´ dich nicht, tu es! In Vers 23 wird der Täter, der das Gehörte umsetzt, selig genannt.
Ich wünsche dir, dass du gut zuhören kannst, dass du deinen Zorn im Griff hast, dass du deine Christusbeziehung „sauber“ hältst und dass du das, was Gott dir auf dein Herz legt, mit Leben füllst.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für November: Hiob 9,8-9
Er allein breitet den Himmel aus und geht auf den Wogen des Meers. Er macht den Großen Wagen am Himmel und den Orion und das Siebengestirn und die Sterne des Südens.
Lieber Leser!
Hiob ist der Mann, der alles verliert und trotzdem an Gott festhält. Er ist das „personifizierte Unglück", der aber sagt: Der Herr hat's gegeben, der Herr hat's genommen; der Name des Herrn sei gelobt! (Kapitel 1,21) Hiob gibt sich hier völlig in Gottes Hand. Mag er auch hadern mit seinem schlimmen Schicksal, vieles nicht verstehen, so ist er auch bereit, sich zu fügen.
Von ihm stammt auch der Spitzensatz: Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und als der letzte wird er über dem Staub sich erheben. Und ist meine Haut noch so zerschlagen und mein Leben dahin, so werde ich doch Gott sehen. Ich selbst werde ihn sehen, meine Augen werden ihn schauen. Danach sehnt sich mein Herz in meiner Brust! (Kapitel 19, 25)
In Kapitel 9 schauen wir mit ihm zusammen in den Himmel. In wolkenlosen Nächten kann man sie sehen, die bekannten Sternbilder. Wir schauen da immer in die Vergangenheit, weil selbst das Licht bei diesen Entfernungen schon einen langen Weg hinter sich hat.
In den Himmel schauen, das kann auch ein Gottesdienst sein. Wir sehen „Gottes Finger Werk". (Psalm 8) Er hat den Kosmos erschaffen, den wir Menschen wohl nie ganz ausloten können. Da wird die unendliche Schöpfermacht deutlich. Die Erde, gehalten von den Gravitationskräften, im richtigen Winkel zur Sonne geneigt, zieht ihre Bahn. Der Mond, der kleine Erdtrabant, hält uns da stabil. Alles passt, die Abstände, die Größe, um eine Atmosphäre auszubilden, als Schutz vor schädlichen Strahlungen und vor allerhand Kleinkörpern, die Richtung Erde fliegen.
Gott hat es perfekt ausjustiert. Sicher, der Himmel über uns, das Weltall um uns herum, kann auch sagen: Der Mensch ist unbedeutend. Der Schmerz eines Hiobs, das Leid der Menschen- die Sterne, die Planeten bleiben davon unberührt. Aber wie gut, dass es einen Gott gibt der im Himmel thront (Psalm 123, 1) und der hat uns in Jesus die Erlaubnis gegeben, vor seinen Thron zu treten, um Gnade und Hilfe zu empfangen. (Hebr 4,16)
Was für ein Vorrecht! Der treue Gott ist durch Jesus auch der liebende Vater, der um jedes Haar weiß, das auf meinem Kopf ist. (Lukas 12,7) Das alles weiß ich, wenn ich mir die bekannten Sternbilder anschaue. Ehrfurchtsvoll stehe ich da, schaue in den nächtlichen Himmel und denke gleichzeitig an das Lied: Bist zu uns wie ein Vater, der sein Kind nicht vergisst, der trotz all seiner Größe immer ansprechbar ist.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Dezember: Lukas 2,30-31
Meine Augen haben deinen Heiland gesehen, das Heil, das du bereitet hast vor allen Völkern.
Lieber Leser!
Das sagt, betet der alte Mann Simeon. Er hielt sich beim Tempel auf. Er hat eine Zusage, eine Vision von Gott durch den Heiligen Geist geschenkt bekommen. Bevor er stirbt, wird er den Messias sehen, den Retter, den Heiland. Manchmal höre ich das: Bevor hier mein Leben zu Ende geht, möchte ich dies und das noch erleben. Ich will die Enkel sehen, die in Australien leben. Ich will mal die Westküste von Alaska bis runter nach Feuerland abfahren, die Panamericana.
Simeon möchte gerne noch den sehen, der von Gott kommt, um sein Volk zu erlösen. Die 84-Jährige Hannah, die Gott mit der Gabe der Prophetie beschenkt hat, wartet auch. Und dann kommen sie. Maria, Josef mit Jesus. Die Eltern machen das, was jüdische Eltern nach den Ordnungen Gottes tun. Nach der Beschneidung am 8. Tag nach seiner Geburt wird das Baby 33 Tage später im Tempel „dargestellt".
Im 2. Buch Mose 13 wird gesagt, dass alles Erstgeborene Gott gehört. Die Erstlingsfrucht, die er nimmt, soll eine Erinnerung daran sein, dass von ihm alles Leben kommt. So gehen die Eltern, um ihren Sohn Jesus mit einem Opfer „auszulösen". Da sie nicht so wohlhabend sind, nehmen sie zwei Tauben. Die besonderen Geburtsumstände, die Hirten, die ihnen vom himmlischen Glanz erzählt haben und von dem, was die Engel gesagt haben, sind in den Hintergrund getreten. Wir sehen eine junge Familie mit ihrem Baby, wie es viele gibt.
Aber da sind eben noch die beiden alten Menschen. Da ist der Simeon. Er sieht mehr. So hören Maria und Josef noch einmal neu, was für ein besonderes Kind sie da haben. Er ist ein Licht für die Heiden, ein Zeichen, dem widersprochen wird. Andere erkennen in ihm das, was er ist. Sie sagen zusammen mit Simeon: Meine Augen haben den Heiland gesehen.
Tatsächlich wird Jesus oft auf seine irdische Herkunft reduziert. Die Leute sagen: Das ist doch Jesus, der Sohn von Maria. Wir kennen seine Familie. Wie kann er da sagen, dass er von Gott kommt? In Jesus den Messias zu sehen, dafür braucht es „erleuchtete" Augen des Herzens, vom Geist Gottes geweckte Sinne. Simon Petrus hat sie gehabt, als er zu Jesus gesagt hat: Du bist der Sohn des lebendigen Gottes. (Mt 16,16) Simeon und Hannah haben unter dem Einfluss des Heiligen Geistes in dem kleinen Säugling den Retter, den Trost Israels gesehen.
So wünsche ich dir, dass Gott dir erleuchtete Augen des Herzens schenkt und du voller Freude mit vielen Christen sagen kannst: Jesus ist mein Heiland, mein Retter. Oder wie es in einem Adventslied heißt: Er ist meine Gnadensonne.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Januar: Johannes 1,39
Jesus Christus spricht: Kommt und seht!
Lieber Leser!
Der Evangelist Johannes kommt schnell auf den Punkt. Seine Weihnachtsgeschichte ist kurz und knackig: Das Wort ward Fleisch. (Vers 14) Oder im Vers heißt es: Er, Jesus, kam in sein Eigentum. (Vers 11) Es gibt keine Ansage durch Engel, keine Schwangerschaft, keinen Marsch nach Bethlehem. Die Hirten kommen nicht zum Stall. Die Magier folgen nicht dem Stern.
Auch die Jünger-Berufungen laufen anders als bei Matthäus, Markus oder Lukas. Jesus geht nicht zum See und holt Simon, den Sohn des Johannes, der später den Zunamen „Petrus" bekommt, nach dem reichen Fischfang in seine Mannschaft. Andreas, sein Bruder, schickt ihn einfach zum Rabbi Jesus. Einer sagts dem anderen und schon, nach kurzer Zeit, ist die Mannschaft komplett.
Johannes klärt auch schnell die Frage: Wer ist Jesus? Er ist natürlich der König, der Sohn Gottes, der Messias, das Lamm Gottes. An Jesus ist er so sehr interessiert, an seiner Person, so dass er alles, was die anderen Evangelien berichten, einfach weglässt. Selbst Johannes der Täufer schickt seine Anhänger zu Jesus. Sie lassen sich schicken, stehen vor Jesus und dann kommt die Frage: Was sucht ihr? Es ist eine typische Jesus-Frage. Sie ist offen. Sie fordert heraus. Als der blinde Bartimäus vor Jesus stand, da hat er ihn auch gefragt: Was soll ich für dich tun? (Markus 10, 51) Man könnte denken, dass das doch auf der Hand liegt. Aber mit der Heilung verändert sich ja alles. Das will gut überlegt sein.
Wenn ich vor Jesus stehe, soll ich mir schon klar darüber sein, was ich will. Was sucht ihr? Suchst du Antworten auf wichtige Fragen? Suchst du seine Gemeinschaft? Willst du, dass er dir die Augen öffnet, so dass du erkennst, wie es um dich steht? In der Jahreslosung für 2022 heißt es, dass Jesus niemanden wegschickt, wenn er zu ihm kommt: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen. (Johannes 6, 37) Nein, Jesus schickt dich nicht weg, aber er macht auch keine Abstriche, wenn es um seinen Anspruch geht. Ich will deinen Lebenshunger, auch deinen Lebensdurst stillen. (Vers 35) Ich will dein Lebensmittel, ja deine Lebensmitte sein, auch im neuen Jahr.
Was sucht ihr, so fragt Jesus die Jünger des Johannes. Und sie antworten: Wir wollen wissen, wo du wohnst? (Johannes 1, 38) Da schwingt mit: Jesus, wir wollen dich näher kennenlernen. Wir wollen dich besuchen, Zeit mit dir verbringen. Und Jesus sagt: Kommt und seht! Ihr seid eingeladen. Hört auf meine Worte. Schaut auf mein Handeln. Seht, wie ich mit Menschen umgehe. lernt von mir. Jesus selbst kennenlernen, darauf kommt es an. Was andere mit ihm erlebt haben, mag ja interessant sein, macht neugierig, aber es ersetzt nicht die eigene Erfahrung.
Ich wünsche dir frische, lebendige Jesus-Begegnungen im neuen Jahr, Erfahrungen aus erster Hand! Hier im Text wird die genaue Tageszeit vermerkt. Es war um 16 Uhr, so hält es der Evangelist Johannes fest. Zeiten und Orte, die sich mit Glaubenserfahrungen verbinden, helfen mir, dass ich es nicht vergesse. Ich wünsche dir unvergessliche Jesus-Begegnungen, die deinen Glauben stärken!
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Februar: Epheser 4,26
Zürnt ihr, so sündigt nicht; lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen.
Liebe Leser!
Ich weiß nicht, ob du das Wort „Prokrastination" kennst? Es kommt aus der lateinischen Sprache und bedeutet: Aufschub, Vertagung. Wir kennen es auch unter solchen Begriffen wie „Aufschieberitis" oder „Drückebergeritis". Da werden dringende Arbeiten bis zuletzt aufgeschoben. Da kommt man erst in die Gänge, wenn es knapp wird. Ich kenne Studenten, die erst in der Nacht vor der Prüfung richtig gelernt haben. Die Steuerklärung, die Überweisung; alles wird erst auf den letzten Drücker erledigt. Wenn es extrem auftritt und das Leben dadurch erschwert wird, spricht man auch von einer pathologischen Störung.
Aber es gibt einige Menschen, die brauchen den Druck, sonst passiert nichts. Paulus, der im Epheserbrief, Kapitel 4 ab Vers 22 verschiedene Themen, die für das Miteinander in einer christlichen Gemeinde wichtig sind, anspricht, meint, dass der Zorn auch nicht auf die lange Bankgehört. Vielleicht kennst du Menschen, die schnell zornig werden, die schnell mal laut werden, sich im Ton vergreifen. Das kommt vor und ist noch keine Sünde. Hier steht das griechische Wort ἁμαρτία (Hamartia), das Zielverfehlung bedeutet.
Wenn ich aufbrause, mal die Beherrschung verliere, dann tut das weh, kann auch verletzen, schafft Stress, aber es lässt sich reparieren. Die Ausrichtung meines Handelns, meines Auftretens ist noch generell korrigierbar. Zorn ist im Bild gesprochen, wie der Säureangriff auf die Zähne, wenn ich etwa einen löslichen Cappuccino mit 80 % Zucker trinke. Beim Säureangriff auf meine Zähne hilft nur Zähneputzen mit einer entsprechenden Zahncreme, damit der Zahnschmelz wieder gestärkt wird. Beim Zorn empfiehlt Paulus: Vor Tagesabschluss soll der Zorn abgebaut werden. Er soll nicht mit in die Nacht genommen werden. Er soll nicht meinen Schlaf dominieren. Bevor die Sonne untergeht, soll der Zorn untergehen.
So wie ich meine Zähne pflege und ja auch sonst meinen Körper, so braucht auch die Seele eine Pflege. Paulus sieht es hier übrigens ganz einseitig. Auch wenn ich natürlich über etwas zornig bin, es einen Auslöser gibt, ich mich mächtig ärgere, geht es zunächst nur um mich. Ich kann den Zorn aus meiner Seele entfernen. Weil Gott allen Grund hat, seinen Zorn über mich auszuschütten, aber mir barmherzig begegnet, kann ich das auch tun.
Bevor ich einschlafe und ich den Tag in Gedanken an mir vorbeiziehen lasse, gebe ich auch das im Gebet ab, was mich geärgert hat, was mich heute wütend gemacht hat, mir ungerecht erscheint. Das ist manchmal richtig viel. Und wenn ich den Eindruck habe, dass mein zorniges Verhalten verletzt hat, kann ich das klären. In einer Ehe geht das schnell. Wenn es im Raum der Gemeinde passiert, greife ich auch mal zum Telefon.
Was ist nun in den Zeiten, wenn die Sonne früher untergeht, hat mich mal jemand gefragt? Dürfen wir im Sommer länger zornig sein? Natürlich kann es auch passieren, dass ich es mit in die Nacht nehme. Das Bild vom Sonnenuntergang ist kein Gesetz, es ist ein seelsorgerlicher Hinweis, dem Zorn nicht Raum zu geben. Wenn er sich einnistet, verwandelt er sich irgendwann in Groll und Bitterkeit.
Das erinnert mich an den ersten Brudermord in der Bibel. Kain, der sich ungerecht behandelt fühlt und darüber zornig wird, Böses plant, wird von Gott angesprochen: Warum senkst du zornig deinen Blick? Die Sünde lauert vor der Tür. Sie will dich verschlingen. (1. Mose 4,7) Gibst du dem Zorn Raum, öffnest du die Tür und herein kommt der Vater der Lüge, der Teufel. (Epheser 4, 27) Der redet dir ein, dass du ein Recht hast auf deinen Zorn und dann geht's erst richtig los! Darum ist aufbewahrter Zorn ein Spiel mit dem Feuer. Das Bild vom neuen Menschen, den wir täglich anziehen dürfen, der für uns bereitliegt, kann helfen. Wenn der Heilige Geist mein Inneres gestalten darf, gebe ich Gott und seinem Wirken Raum. (Epheser 4, 22-24)
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für März: Epheser 6,18
Hört nicht auf, zu beten und zu flehen! Betet jederzeit im Geist; seid wachsam, harrt aus und bittet für alle Heiligen.
Lieber Leser!
Ich bete für dich. Manchmal höre ich das und es tut mir gut. Ich bete auch für viele Menschen: Geschwister aus der Gemeinde, von denen ich es weiß, dass sie Nöte haben, aber auch für solche, die mir Gott aufs Herz gelegt hat, weit über die Gemeindegrenze hinaus.
Beten ist für mich aber mehr, als „nur" meine Bitten Gott hinzuhalten oder ihm meinen Dank zu sagen. Es ist eine geistliche Beziehungspflege, ein ständiges Einüben ins Vertrauen. Wenn ich bete, drücke ich meinen Glauben aus. Hananias wird vom Heiligen Geist darüber informiert, dass Paulus, der vorher Christen bis aufs Blut verfolgt hat, betet. Wer zum Glauben an Jesus gefunden hat, betet, ganz klar. (Apostelgeschichte 9,11)
Jesus selbst hat oft gebetet, um herauszufinden, was sein himmlischer Vater von ihm will. In Johannes 17 erfahren wir, dass Jesus für seine Gemeinde betet. Er betet, dass die, die zu ihm gehören, im Glauben bleiben. Er weiß, dass die lebendige Gottesbeziehung kein Besitzstand ist. Ein Mensch, der glaubt, befindet sich in einem Kampf.
Das Thema „geistliche Waffenrüstung", das vorher von Paulus entfaltet wird, weist darauf hin: Wir kämpfen nicht mit Fleisch und Blut, sondern mit den Mächtigen, die in der Finsternis herrschen und mit bösen Geistern. (Epheser 6, Vers 12) Das Erste und Wichtigste, schreibt Paulus im 1. Timotheusbrief, Kapitel 2, ist das Gebet: für die Regierung und für alle, die Gewalt haben, damit wir in Ruhe und Frieden leben können. (Verse 1-2) Wenn ich bete, gebe ich Gott mit seinen Plänen den Vortritt. Er, der die Herzen wie Wasserbäche lenken kann (Sprüche 21,1), weiß viel besser, was gut und richtig ist. Er hat eben auch die Möglichkeiten, sich mit seinen Vorhaben durchzusetzen.
Wenn ich für Politiker bete, dann nicht, weil ich damit meine Loyalität ihnen gegenüber ausdrücke, sondern weil ich Gott auf den Plan rufe. Beten ist für mich auch eine „Sehschule". Wenn ich für bestimmte Menschen bete, verändert das meine Sicht auf sie. Gottes Geist arbeitet an mir und ich erkenne in ihnen mit der Zeit Gottes geliebte Menschen. Das habe ich oft erlebt. Die Montagsspaziergänger, die Polizisten, die Wissenschaftler vom RKI, die Abgeordneten im Bundestag, die, die über Krieg oder Frieden entscheiden – ich bete für sie.
Bitte betet für die Heiligen, schreibt Paulus. Betet auch für mich, damit ich mit Freimut (παρῥησία – parrhesia) reden kann. Paulus liegt in Ketten, im Gefängnis. Er braucht den Zuspruch. (Verse 19-20) Im Brief an die Christen in Kolossä schreibt er: Tretet auch für uns ein, wenn ihr betet! Bittet
Gott, uns eine Tür für seine Botschaft zu öffnen. (Kapitel 4,3) Er meint nicht die Gefängnistür, damit er frei sein kann. Er wünscht sich Möglichkeiten, offene Türen, um das gute Evangelium auch im Gefängnis zu predigen.
Wer glaubt, der betet. Wer betet, der glaubt noch.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für April: Johannes 20,18
Maria von Magdala kam zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen. Und sie berichtete, was er ihr gesagt hatte.
Lieber Leser!
Maria Magdalena hatte ein besonderes Verhältnis zu Jesus gehabt. Er hat sie von sieben bösen Geistern befreit, so berichtet es Lukas in Kapitel 8. Als gesunde und befreite Frau ist sie in großer Dankbarkeit Jesus nachgefolgt. Sie war immer in seiner Nähe, hat zugehört, wenn er in seinen Predigten vom Reich Gottes erzählt hat. Sie gehörte mit zu den Frauen, die Jesus und seine Jünger versorgt haben. (Lukas 8, 2)
Alle Jünger, bis auf Johannes, haben sich versteckt, als Jesus verhaftet worden ist, man ihm den Prozess gemacht hat, als man ihn geschlagen und verhöhnt hat. Maria war auch dabei. Sie ist ihm nicht von der Seite gewichen, hat alles miterlebt. Und es war für sie sicher schlimm, das alles aus nächster Nähe auszuhalten.
Und dann kommt der dunkelste Moment in ihrem Leben: Ihr Rabbuni, heißt übersetzt „mein Meister“, hängt am Kreuz und stirbt unter schrecklichen Qualen. Sie steht ohnmächtig da, kann nicht helfen, nichts mehr tun. Er stirbt mit den Worten: „Es ist vollbracht!“ (Johannes 19,30) Aber was ist hier vollbracht? Sie kann es nicht verstehen. Er, der er ihr so großartig geholfen hat, auch vielen anderen, stirbt wie ein verurteilter Verbrecher.
Am Sabbath, der von Freitag bei Sonnenuntergang bis Samstag bei Eintritt der Dunkelheit gedauert hat, waren ihre Hände gebunden. Aber gleich am Sonntag, ganz früh, ist sie losgelaufen, hin zum Felsengrab, in dem Josef aus Arimathäa und Nikodemus den Verstorbenen reingelegt haben. Der schwere Rollstein, der den Eingang verschlossen hat, war weggerollt. Das Grab war offen. Maria läuft verwirrt zurück zu den Jüngern. Johannes und Petrus schauen nach. Sie finden nur die Binden, mit denen man den Leichnam umwickelt hat, als man ihn einbalsamiert hat.
Maria ist wieder allein am Grab. Tränen laufen ihr über das Gesicht. Zur Trauer über den Tod des lieben Menschen kommt der Schmerz über den Verlust seines toten Körpers. Da sieht sie zwei Engel, ganz in weiß gekleidet. Auf die Frage nach dem Grund ihrer Trauer, sagt sie: „Sie haben meinen Herrn weggenommen.“ Sie meint natürlich die Leiche. „Ich weiß nicht, wo er jetzt liegt." (Vers 13)
Mehr kann sie nicht denken. Jesus hat vorher mehrfach von seiner Auferstehung gesprochen, aber die Möglichkeit ist angesichts dessen, was sie gerade erlebt hat, so irreal, so abwegig, dass sie von einem leeren Grab nicht auf eine Auferstehung schließen kann. Dabei steht Jesus, steht der Auferstandene selbst, ganz dicht neben ihr. Auch er fragt sie, aber sie hält ihn für den Gärtner, der die Leiche umgebettet hat. Erst seine Anrede, als er sie mit ihrem Namen anspricht, bringt die Wende: „Maria!“ Da wandte sie sich um und sagt: „Rabbuni!“ (Vers 16)
Wenn Jesus mich anspricht, kommt Verstehen, entsteht Glauben, Erkenntnis. Sonst bleibt es nur bei „Gärtnerhypothesen“. Aber Maria hat nicht einfach nur ihren „alten“ Jesus wieder. Sie kann das, was ihr vertraut ist nicht festhalten. Sie soll zur Botschafterin der Auferstehung werden. Sie soll zu den anderen Jüngern gehen und sagen: „Ich habe den Herrn gesehen!“ Aus den anderen Evangelien erfahren wir, dass sie ihr aber nicht geglaubt haben. Als Jesus auch ihnen persönlich begegnet ist, da werden sie froh. (Vers 20)
So wünsche ich dir Begegnungen mit dem Auferstandenen, Momente, wo er dich ganz persönlich anspricht und du sagen kannst, was er dir bedeutet.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Mai: 3. Johannes 2
Ich wünsche dir in jeder Hinsicht Wohlergehen und Gesundheit, so wie es deiner Seele wohlergeht.
Lieber Leser!
Der 3. Johannesbrief ist kurz und sehr persönlich, ein Privatbrief. Der Absender stellt sich uns als „der Älteste" vor und wird in der Auslegungsgeschichte als der Jünger Johannes identifiziert. Johannes schreibt einen Brief an Gajus. Dieser Mann ist unbekannt. Aber wir erfahren in dem kurzen Brief eine Menge über ihn. Er ist treu in dem, was er anderen tut. Er kümmert sich um seine Geschwister in Liebe. Er nimmt sie an und auf. Man kann vermuten, dass er nicht nur eine freundliche Art hatte, bei der es einem leichtfällt, sich ihm anzuvertrauen, sondern vielleicht auch ein offenes Haus hatte, um etwa durchziehende Geschwister bei sich aufzunehmen.
Gastfreundschaft unter Christen war wichtig, weil Menschen, die Jesus nachgefolgt sind, dann aus allen jüdischen Versorgungsstrukturen rausgefallen sind. Herzlichkeit, Verbindlichkeit, auch ganz praktische Unterstützung gehörten zum Überleben der ersten christlichen Gemeinden. Gajus war in diesen Dingen ein Vorbild. Er hat auch dafür gesorgt, dass Geschwister für die Mission mit allem Nötigen versorgt waren. Er wandelte in der Wahrheit. Denken, Haltung und Lebensvollzug geben ein stimmiges Bild ab. Über die konkrete Ortsgemeinde hinaus hatte Gajus einen guten Ruf.
Bei einem gewissen Diotrephes sieht es da schon ganz anders aus. Er ist ein Quertreiber, einer, der andere aus der Gemeinde rausdrängt, Unruhe schafft. Er spielt sich auf, will Macht an sich reißen. Er verweigert Geschwistern auf der Durchreise die Gastfreundschaft und stachelt andere auf, es ebenso zu halten. Johannes schreibt, dass es selbst ihm schwerfällt, sich dort Gehör zu verschaffen. Aber er will es sich nicht nehmen lassen, persönlich vorbeizuschauen, um auch das üble Gerede gegen ihn zu entlarven. Das erinnert an Paulus, der in der Gemeinde in Korinth einen ähnlich schweren Stand hatte.
Wenn ich das lese, denke ich jedes Mal, dass christliche Gemeinden eben keine „Schutzräume" sind, wo das, was wir sonst kennen an Missgunst, Niedertracht und Manipulation, einfach nicht vorkommen. Doch, es kommt alles vor und manchmal ganz kräftig. Johannes spricht es offen an und will es nicht dulden. Er lobt und tadelt. So haben wir hier ein Zeugnis, wie konkret die ersten Gemeinden damit umgegangen sind. Zu einem Privatschreiben gehören auch die persönlichen Wünsche des Absenders für den Adressaten, also fürGajus. Johannes wünscht ihm Wohlergehen. So fängt der Brief an. Er wünscht ihm körperliche Gesundheit, aber auch, dass es seiner Seele wohlergeht.
Die Seele drückt sich im Denken, Fühlen und Wollen eines Menschen aus. In der Seele spiegelt sich auch meine Gottesbeziehung wider. Eine Seele, der es gutgeht, hat eine lebendige, gepflegte Gottesbeziehung. Aber Johannes spielt das eine nicht gegen das andere aus. Er wünscht seinem Freund körperliche Gesundheit für das zeitliche bzw. irdische Wohlergehen und ewiges Wohlergehen für die Seele.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Juni: Hoheslied 8,6
Lege mich wie ein Siegel auf dein Herz, wie ein Siegel auf deinen Arm. Denn Liebe ist stark wie der Tod.
Lieber Leser!
Mitten in der Bibel gibt's ein Buch, wo man beim Lesen rote Ohren bekommen kann. Es ist eine erotische Sprache, Bilder, die man da nicht vermutet. Eine junge Frau, die ihren Geliebten beschreibt. Ein Mann, der ausdrückt, was er an seiner Auserwählten anziehend, prickelnd findet.
Lange Zeit haben Theologen deshalb gedacht, dass diese Vergleiche und Bilder doch nur die Liebe zwischen Gott und seinem Volk Israel beschreiben oder die Liebe Christi zu seiner Gemeinde. Aber dem ist nicht so. Auch wenn jede Liebe zwischen Menschen, wenn sie rein und klar ist, den Schöpfergott preist, der uns so wunderbar geschaffen hat, so dass wir uns auch ganz sinnlich und körperlich aneinander erfreuen können.
Die ersten Sätze in diesem Buch stammen von einer Frau. Das ist für damalige Verhältnisse revolutionär. Sie beschreibt sich selbst als „schwarze Schönheit". Auch das entsprach nicht dem Schönheitsideal der damaligen Zeit. Doch Liebe hält sich nicht an Regeln. Sie tritt sich ihrer selbstbewusst auf. Sie schaut nicht, so wie heute oftmals, auf die Defizite: Ich bin zu dick. Meine Haare sind ohne Glanz. Die Füße sind zu groß...
Sie macht ernst mit dem Bibelwort aus Psalm 139,14: Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin. Sie weiß sich geliebt. Sie erlebt das, was Paulus im Epheserbrief schreibt. Ein Mann soll seine Frau so lieben, wie Christus seine Gemeinde liebt. Er liebt sie so, dass sie herrlich, ohne Flecken oder Runzeln vor ihm steht. (Epheser 5,25-27)
Mit einem Satz gesprochen: Er liebt sie schön! Sie verlässt sich nicht auf andere, wenn es um ihren Wert geht. Sie hält sich an den Menschen, der sie wirklich liebt. Aus der Beschreibung des Äußeren kann man sich beim Lesen trotzdem kein abschließendes Bild machen. Selbst wenn man sich mal die Mühe macht, alle Bemerkungen über die Gestalt der Liebenden zu sammeln, wissen wir nicht, wie sie wirklich ausgesehen haben. Liebe legt einen Menschen nicht fest. Es bleibt ein dynamisches, lebendiges Miteinander mit immer neuen Ausdrucksmöglichkeiten und Überraschungen.
Im Monatsspruch wird ausgedrückt, dass es eine verbindliche Liebe ist. Wenn ich jemanden wie ein Siegel auf mein Herz lege, dann ist damit gemeint, dass ich an dieser Liebe bleibend festhalten werde. Was ich mir auf mein Herz lege, ist mir wichtig. Ich begleite in nächster Zeit einige Trauungen, auch Traujubiläen. Liebe, die sich öffentlich macht, sich zeigt, legt sich auch fest. Gott legt sich in Jesus auch fest. Im Bild gesprochen, hat er sich uns auch auf sein Herz gelegt, dich und mich.
Im Hohelied wird die Liebe nicht zwischen der göttlichen, der geistigen Liebe und der leiblichen Liebe unterschieden. Gott liebt uns auch ganz und nicht nur dann, wenn wir Bibel lesen, beten oder geistliche Lieder singen. In Römer 12 beschreibt Paulus den Gottesdienst, den wir im Alltag feiern sollen. Die Liebe, die Gott seinen Geschöpfen mitgibt, auch die erotische Liebe, da wo sie verbindlich und wertschätzend gelebt wird, gehört für mich mit dazu.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Juli bis August: Psalm 42,3
Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott.
Lieber Leser!
Hier drückt ein Mensch seine tiefe Sehnsucht nach Gott aus. Durst ist schlimmer als Heimweh. Sicher kennst du diesen Spruch. Ich kann mich an eine Wanderung in Ungarn erinnern. Da habe ich als Kind großen Durst gehabt, aber alle Wasserflaschen, die wir so mitgenommen haben, waren leer. Wir haben dann eine Quelle im Pilisgebirge entdeckt. Ich vergesse den Moment nie mehr. Durst tut wirklich weh und ihn zu stillen, ist wunderbar.
Ohne Wasser können wir nicht lange leben, gibt es überhaupt kein Leben. Wenn es um außerirdisches Leben auf anderen Planten geht, die erdähnlich erscheinen, kommt schnell die Frage: Gibt es da auch Wasser? In Israel, dem schmalen Küstenstreifen am Ostrand des Mittel-meeres, ist Wasser eine Kostbarkeit. Das Wissen um Brunnen und Wasserquellen sichert dort das über-leben. In unseren Breiten, auch wenn wir mittlerweile von trockenen Jahreszeiten sprechen, sind wir immer noch gut versorgt.
Wasser ist in der Bibel ein Symbol, ein Bild für sprudelndes Leben, für ein Leben in Fülle. Der Paradiesgarten wurde von einem breiten Wasserstrom, der sich in vier Seitenarme aufgeteilt hat, gut versorgt. (1. Mose 2) Johannes sieht in der Offenbarung eine Stadt mit einem Fluss, der vom Thron Gottes und des Lammes aus-geht. An seinem Ufer wachsen Bäume, die der Heilung dienen. Und dann heißt es da in Kapitel 22, Vers 17: Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst!
Der irdische Jesus hat das einmal ähnlich formuliert. Johannes über-liefert das in seinem Evangelium in Kapitel 7: Wer durstig ist, soll zu mir kommen und trinken! Während der feierlichen Handlungen eines Gottesdienstes am Ende des Laubhüttenfestes (Sukkot) ruft Jesus diesen Satz. Dabei sind alle fröhlich dabei. Sie singen Lieder, die Gott als Schöpfer ehren und von seiner Güte sprechen. Aber Jesus sieht tiefer. Er sieht, wie ausgetrocknet sie im Grunde sind. Es ist alles nur Routine, eine fromme Show. Sie kommen durstig und gehen auch wieder durstig nach Hause zu rück.
Wenn mein Körper Durst hat, merke ich das. Ich bekomme Kopfschmerzen. Das Schlucken fällt schwer. Mein Kreislauf spielt irgendwann verrückt. Woran merke ich, dass ich Mangel habe an erfrischenden Erfahrungen, die mir Jesus schenken will, wenn ich mich mit ihm verbinde? Vielleicht wenn ich lieblos bin, keine Geduld mehr habe? Wenn mir meine Schwestern und Brüder in der Gemeinde egal sind? Wenn ich nur noch lustlos mitarbeite?
Bist du gut versorgt? In uns gibt es eine starke Sehnsucht nach Liebe, nach Anerkennung, nach Wert, nach Sinn und Trost. Es ist gut, wenn ich mit meinem Mangel zu Jesus gehe, ihm mein trockenes Leben hinhalte und sage: Komm du mit deinem lebendigen Wasser, erfrische mich und lass mich zu einer Quelle für andere werden.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Juli bis August: Psalm 42,3
Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott.
Lieber Leser!
Hier drückt ein Mensch seine tiefe Sehnsucht nach Gott aus. Durst ist schlimmer als Heimweh. Sicher kennst du diesen Spruch. Ich kann mich an eine Wanderung in Ungarn erinnern. Da habe ich als Kind großen Durst gehabt, aber alle Wasserflaschen, die wir so mitgenommen haben, waren leer. Wir haben dann eine Quelle im Pilisgebirge entdeckt. Ich vergesse den Moment nie mehr. Durst tut wirklich weh und ihn zu stillen, ist wunderbar.
Ohne Wasser können wir nicht lange leben, gibt es überhaupt kein Leben. Wenn es um außerirdisches Leben auf anderen Planten geht, die erdähnlich erscheinen, kommt schnell die Frage: Gibt es da auch Wasser? In Israel, dem schmalen Küstenstreifen am Ostrand des Mittel-meeres, ist Wasser eine Kostbarkeit. Das Wissen um Brunnen und Wasserquellen sichert dort das über-leben. In unseren Breiten, auch wenn wir mittlerweile von trockenen Jahreszeiten sprechen, sind wir immer noch gut versorgt.
Wasser ist in der Bibel ein Symbol, ein Bild für sprudelndes Leben, für ein Leben in Fülle. Der Paradiesgarten wurde von einem breiten Wasserstrom, der sich in vier Seitenarme aufgeteilt hat, gut versorgt. (1. Mose 2) Johannes sieht in der Offenbarung eine Stadt mit einem Fluss, der vom Thron Gottes und des Lammes aus-geht. An seinem Ufer wachsen Bäume, die der Heilung dienen. Und dann heißt es da in Kapitel 22, Vers 17: Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst!
Der irdische Jesus hat das einmal ähnlich formuliert. Johannes über-liefert das in seinem Evangelium in Kapitel 7: Wer durstig ist, soll zu mir kommen und trinken! Während der feierlichen Handlungen eines Gottesdienstes am Ende des Laubhüttenfestes (Sukkot) ruft Jesus diesen Satz. Dabei sind alle fröhlich dabei. Sie singen Lieder, die Gott als Schöpfer ehren und von seiner Güte sprechen. Aber Jesus sieht tiefer. Er sieht, wie ausgetrocknet sie im Grunde sind. Es ist alles nur Routine, eine fromme Show. Sie kommen durstig und gehen auch wieder durstig nach Hause zu rück.
Wenn mein Körper Durst hat, merke ich das. Ich bekomme Kopfschmerzen. Das Schlucken fällt schwer. Mein Kreislauf spielt irgendwann verrückt. Woran merke ich, dass ich Mangel habe an erfrischenden Erfahrungen, die mir Jesus schenken will, wenn ich mich mit ihm verbinde? Vielleicht wenn ich lieblos bin, keine Geduld mehr habe? Wenn mir meine Schwestern und Brüder in der Gemeinde egal sind? Wenn ich nur noch lustlos mitarbeite?
Bist du gut versorgt? In uns gibt es eine starke Sehnsucht nach Liebe, nach Anerkennung, nach Wert, nach Sinn und Trost. Es ist gut, wenn ich mit meinem Mangel zu Jesus gehe, ihm mein trockenes Leben hinhalte und sage: Komm du mit deinem lebendigen Wasser, erfrische mich und lass mich zu einer Quelle für andere werden.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für September: Sirach 1,10
Gott lieben, das ist die allerschönste Weisheit.
Lieber Leser!
Es gibt Menschen, die wissen ganz viel. Sie haben lange und gründlich studiert. Aber Weisheit ist noch was anderes. Weisheit hat mit Einsicht zu tun. Es ist eher eine lebenspraktische Fähigkeit, ein Vermögen, sich im Leben gut zurechtzufinden, angemessene Entscheidungen zu fällen.
Weise oder auch klug ist jemand, der um seine Grenzen weiß, sich was sagen lassen kann, korrigierbar bleibt. Jesus hat mal gesagt: Das ist ein kluger Mann, der sein Lebenshaus auf felsigen Grund gebaut hat. Wenn der Sturm kommt, bleibt es stehen, wird nicht einfach weggespült. (Matthäus 7, 24ff.)
Wenn du es gelernt hast, Jesus zu vertrauen, ihm zu folgen, dann hast du einen sicheren Stand im Leben und im Sterben; dann bist du klug. Ihn zu lieben, gehört auch mit dazu. Sich von ihm lieben zu lassen, ihn lieben, ihm den Vorrang geben, den Nächsten Iieben - das ist weise!
Von dieser dreifach ausgerichteten Liebe erzählen alle Evangelien. In Lukas 10 erzählt Jesus eine praktische Anwendungsgeschichte zum Thema „Nächstenliebe". Liebe ist immer praktisch, zeigt sich, ist erkennbar. Der unter die Räuber gefallene Mensch, dem man übel mitgespielt hat, um den sich der barmherzige Samariter kümmert, bin auch ich, bist auch du. So liebevoll wendet sich uns Jesus zu. Er bringt unser Leben zurecht, heilt, was krank ist, bezahlt mit seinem Leben, damit wir leben können.
Ausgehend von dieser umfassenden Liebeserfahrung, kann ich meinen Wert begreifen, erlebe mich als liebenswert, kann Gott lieben und andere lieben. Man kann diese Erfahrungen und Ausrichtungen der Liebe nicht voneinander trennen. Dreh- und Angelpunkt ist dabei, dass ich mich von Gott geliebt weiß. Ohne Liebe wird es in einer Gemeinde kalt. Dann greifen Regelwerke, werden Normen und Maßstäbe wichtiger. Dann will ich Gott und Menschen gefallen und ich versuche, mir über Leistung und Einsatz meinen Wert zu „erwirtschaften".
Der erhöhte Christus warnt die Geschwister in Ephesus: Ihr macht alles richtig, aber ohne Liebe habt ihr keine Zukunft! (Offenbarung 2, lff.) Gerade im Johannesevangelium wird das Thema „Liebe" entfaltet. Die Liebe, die ich lebe, zeigt, dass ich errettet bin, dass ich begriffen habe, was Jesus für mich am Kreuz getan hat. Im 1. Johannesbrief, Kapitel 4 heißt es: Wer liebt, ist aus Gott geboren und kennt Gott. (Vers 7)
Es ist nicht nur weise, Gott, sich selbst und andere zu lieben. Es ist ein Indiz dafür, ob mein geistliches Leben gesund ist. Vielleicht kannst du das so nachsprechen:
Vater, komm ganz neu mit deiner Liebe in mein Leben. Ich bekenne dir meine Unfähigkeit, mich, dich und andere zu lieben. Ich halte dir mein hartes Herz hin. Komm mit deinem Heiligen Geist, mach weich, was da hart geworden ist, verändere mich und heile, was bei mir krank ist.
Amen
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Oktober: Offenbarung 15,3
Groß und wunderbar sind deine Taten, HERR und Gott, du Herrscher über die ganze Schöpfung. Gerecht und zuverlässig sind deine Wege, du König der Völker.
Lieber Leser!
Johannes der Seher befindet sich auf der Insel Patmos, die gerade mal 34 Quadratkilometer groß ist. Er darf einen Blick in die ewige Welt Gottes werfen und wir mit ihm. Was sieht er da? Menschen aus allen Nationen und Kulturen. Da steht nicht die ökumenische Vollversammlung, die Vertreter der verschiedenen Konfessionen, um zu beraten, wie Einheit gelingt. Das ist auch kein Gottesdienst, den Kirchenobere einberufen haben.
Nein, da stehen Menschen, die eine persönliche Beziehung zu Jesus Christus haben, deren Leben durchdrungen ist vom Bekenntnis zu Jesus Christus. Und die auch dann noch durchgehalten haben, als der Glaube sie etwas gekostet hat. Da steht die verfolgte Gemeinde. Da stehen die gemobbten, gemiedenen, verlachten und abschätzig behandelten Christen. Sie haben ihre Nachfolge nicht eingetauscht gegen ein bequemes Leben. Sie haben ihren Buckel nicht krumm gemacht vor menschlichen Autoritäten. Sie haben Gottes Willen höhergestellt, als die vom Staat oder die von der Gesellschaft geforderte politische Korrektheit. Sie sind keine faulen Kompromisse eingegangen. Und wenn es ihren Glauben gefährdet hat, haben sie bewusst auf Ruhm, Geld und Karriere verzichtet. Solche stehen da vor dem Thron Gottes.
Es sind die Treuen, treu zum Wort Gottes, treu ihrem Herrn gegenüber. Sie kennen ihn, er kennt sie. Sie folgen seiner Stimme, haben sie immer gemacht, bis zum Schluss. Darum stehen sie hier. Sie stehen am gläsernen Meer, einem Meer wie eingefroren, still, friedlich, ohne Bedrohung. Nichts gegen Wellen, ich mag sie sehr. Aber dieses Bild soll sagen: Alle Sorgen, die du hier so hast, gibt's bei Gott nicht mehr. Jede Furcht hat da aufgehört. Manche haben zurzeit reichlich Sorgen und was wir tagtäglich so erfahren, verstärkt den Eindruck, dass es nicht besser wird.
Für Johannes war das eine wichtige Info: Die Verfolgung gegen die Christen war damals in vollem Gange. Es schien fast so, als wenn man die weltliche Obrigkeit nicht stoppen konnte in ihrem Vernichtungsfeldzug. Doch, sagt die Bibel; doch, der König der Völker kann das. Und vor dem Lamm auf dem Thron werden sich einmal alle Knie beugen müssen. Wer jetzt so siegreich scheint, wird einmal als Verlierer dastehen. Und wer jetzt wie ein Opfer aussieht, wird einmal siegen.
Die Mächtigen kommen und gehen, und auch jedes Denkmal mal fällt. Bleiben wird nur, wer auf Gottes Wort steht, dem sichersten Standpunkt der Welt. Theo Lehmann und Jörg Swoboda haben das gedichtet und komponiert. Das war 1982. Da gab's die DDR noch und keiner hat damit gerechnet, dass sich die Verhältnisse mal so radikal ändern könnten. So schnell kann's gehen. Wer einmal bleibt, was einmal bleibt, entscheidet immer noch der, der Himmel und Erde gemacht hat und das Meer. Menschen, die allen Versuchen zum Trotz, sie vom Glauben an Jesus Christus abzubringen, werden einmal vor Gott und dem Thron des Lammes stehen dürfen, um ihm Lieder zu singen.
Lieder zu singen, ist und bleibt Ausdruck meines Glaubens. Es ist die Sprache der Anbetung und des Lobes. Ich hoffe sehr, dass wir in der kommenden Zeit da keine Einschränkungen mehr erleben müssen. Zwei Lieder singen sie. Das Lied des Moses erinnert daran: Jede Fremdbestimmung wird einmal aufhören. Es wird eine Zeit geben, wo jede Bevormundung aufhört. Gott holt seine Leute in die Freiheit, siehe Ägypten.
Das Lied des Lammes hat zum Inhalt: Er, der gottgleich war, wird einer von uns. Jesus, ohne Schuld stirbt für dich, für mich, damit du bei Gott am gläsernen Meer stehen kannst, um ihn anzubeten. Ich hoffe sehr, dass wir uns da alle einmal treffen werden, um unserm Gott und um Jesus Lieder zu singen.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für November: Jesaja 5,20
Weh denen, die Böses gut und Gutes böse nennen, die aus Finsternis Licht und aus Licht Finsternis machen, die aus sauer süß und aus süß sauer machen!
Lieber Leser!
Vor dem Bibelvers steht das Weinberglied. Es ist ein Liebeslied. Der Weinberg ist ein Bild für Israel. Am Eingang des Tempels gab es die Darstellung eines Weinstockes. Sie soll daran erinnern: So gütig, so gnädig handelt Gott an seinem Volk.
Wenn man einen Weinberg anlegt, dann ist das richtige Knochenarbeit. Steine werden weggeschafft und Terrassen werden angelegt. Da wird geprüft, ob die Lage stimmt. Eine Hanglage, wo die Sonne gut hinkommt, ist super. Die Kelteranlage wird in den Felsen gehauen. Wirtschafts- und Wohnräume entstehen, auch Türme und Zäune, um alles zu schützen. Der ganze Boden wird umgegraben. Jede einzelne Rebpflanze muss gesteckt, beschnitten und begossen werden. Und erst nach vier oder fünf Jahren gibt's die erste Ernte.
Das ist ein Bild für die Mühe Gottes und alles läuft darauf hinaus, dass Frucht entsteht. Aber bei seinem Volk Israel scheint alles liebevolle Handeln Gottes umsonst zu sein. Von stinkenden Trauben ist in Vers 2 die Rede. Die Früchte fangen schon an zu gammeln, während sie noch wachsen. Was sein Volk, was die Israeliten tun, stinkt zum Himmel. Aus dem Liebeslied wird ein Klagelied. Gott erwartet, dass es gerecht zugeht, muss aber erleben, wie Recht und Gerechtigkeit mit Füßen getreten werden. Da gibt es welche, die sich auf Kosten der anderen bereichern. Sie können den Hals nicht vollkriegen. Sie wollen immer mehr. Sie reihen Haus an Haus und Feld an Feld, bis kein Raum mehr ist. (Vers 8)
Das ungezügelte Besitzstreben ist eine stinkende, eine faulende Frucht, die Gott nicht schmeckt. Von ausschweifenden Feiern ist die Rede. Gott hat nichts dagegen, wenn wir uns am Leben erfreuen. Aber hier geht's um einen gottvergessenen Rausch ohne jede Dankbarkeit für das, was er schenkt. Gott, der sein Volk liebt, muss erleben, wie es blind für sein Handeln sich nur noch um sich selbst dreht. (Verse 11-12) Es wird Krisen geben, so kündigt es Jesaja an. Die Selbstsicherheit einer reichen Oberschicht, die das Recht beugt, wo das Böse gut genannt wird und wo das Gute als böse tituliert wird; Gott nimmt es nicht einfach hin!
Finsternis wird zu Licht erklärt und was hell ist, nennen sie dunkel. Sauer und süß werden auch einfach vertauscht. Und man fragt sich natürlich: Sind sie mit Blindheit geschlagen, leiden sie an einer Geschmacksverirrung oder ist es eine bewusste Verdrehung der Wirklichkeiten? Wer blickt da noch durch!? So habe ich es vor kurzem gehört. Die politischen und gesellschaftlichen Verwerfungen, in denen wir derzeit leben, machen es nicht leicht, sich gut zu orientieren. Aber ich will auch ganz persönlich in diesen Spiegel schauen, den der Prophet seinem Volk hier hinhält. Wo nehme ich es hin, dass Böses für gut und für normal erklärt wird? Wo bin ich seltsam blind für die Dunkelheiten in meinem Leben und gebe ihnen harmlose Namen, bagatellisiere sie, spiele runter, was nicht in Ordnung ist?
Ich wünsche dir eine gute Wahrnehmung für dein Leben, eine, die vom Geist Gottes gelenkt ist. Ich wünsche dir Mut, die Dinge beim Namen zu nennen, die nicht okay sind. In Kapitel 7 ist von einem Friedefürsten die Rede. Er ist auch ein wunderbarer Ratgeber, ein Gott-Held und ein Ewig-Vater. Er wird einmal ein neues Königreich gründen, dass auf Recht und Gerechtigkeit gegründet ist. Die Rede ist von Jesus Christus. Auf ihn freue ich mich!
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Dezember: Jesaja 11,6
Der Wolff findet Schutz beim Lamm, der Panther liegt beim Böcklein. Kalb und Löwe weiden zusammen, ein kleiner Junge leitet sie.
Lieber Leser!
In Israel vor ca. 2800 Jahren war es um politische Verhältnisse schlecht bestellt. Es gab korrupte Politiker, einen König Ahas, der fern von Gott und seinen guten Weisungen seine Regierungsgeschäfte betrieben hat. Zudem haben die Assyrer, die Erzfeinde Israels, den letzten Lebenssaft aus den Menschen, aus dem Land herausgepresst. Das Volk Gottes hat seinen Gott vergessen. Die Gottesdienste waren sinnentleerte Kultveranstaltungen, Gebete hat man runtergeleiert. Es gab keine lebendige Beziehung zu Gott mehr.
In Kapitel 1, Vers 3 klagt Gott durch den Mund seines Propheten: Selbst ein Ochse kennt seinen Herrn und ein Esel kennt die Futterkrippe seines Herrn, aber Israel nicht. Die Tiere sind manchmal klüger als die Menschen. Sie wissen instinktiv, was ihnen guttut. Die Menschen versuchen sich weit weg vom lebendigen Gott, der sie doch gut versorgen will, eigene Nahrungsquellen zu erschließen. Das kann nicht gutgehen! Das Königshaus gleicht einem toten Baum, wie ein vertrockneter Stamm, wo jegliches Leben abgestorben scheint, so malt der Prophet das Bild in Jesaja 11, ab Vers1. Aber gerade da, wo man nichts mehr erwarten kann, schiebt sich ein frischer Spross aus dem Totholz. Es ist ein Rückgriff. Von lsai, dem Vater Davids, ist die Rede.
Gott schreibt seine Heilsgeschichte und greift souverän das auf, was ihm tauglich erscheint. Mit Herrschern, die ihn ablehnen, kann er keine Geschichte schreiben. Also setzt er noch einmal neu an. Es ist ein zarter Anfang. Wir feiern ihn an den Weihnachtstagen. Mit Maria und Josef und mit der Geburt eines kleinen Kindes schiebt sich ein zarter Spross aus dem alten Holz. Aber was da entsteht, wird einmal mächtig und stark sein. Die Herrschaft des kleinen Kindes wird alles Bisherige toppen. Der Geist wird ihn ganz ausfüllen, sagt Jesaja ab Vers 2. Es kommt bei ihm das zusammen, was dringend zusammengehört: Verstand und Weisheit, auch Rat und Stärke.
Was Stärke ohne Rat heißt, erlebt man manchmal in der Politik: Da gibt's Menschen mit Stärke, mit Macht, die aber über weite Strecken ratlos agieren. Erkenntnis und Gottesfurcht werden in ihm leben. Kluge Köpfe haben wir genug im Land, aber es fehlt ihnen mehr und mehr an Gottesfurcht. Sie wissen sich in ihrem Handeln nicht mehr unter Gott gestellt, wissen nicht um ihre Grenzen. Jesus vereint das alles in sich: Verstand und Weisheit, Rat und Stärke, Erkenntnis und Gottesfurcht.
Und dann kommen diese Bilder, die das bekannte Bild des Lebens auf dieser Erde sprengen: Löwen, die Gras fressen, kleine Kinder, die mit Schlangen spielen. Wolf und Lamm leben in Frieden miteinander, auch Kalb und Löwe. Keiner frisst den anderen. Es gibt keine Gefahren mehr, auch keine Viren, die uns gefährden können. Eine uns bekannte Welt wird einmal durch eine Welt ersetzt, wo Mensch und Schöpfung miteinander in Harmonie leben werden. Auch das Böse des Menschen wird dann aufhören. Es wird keine Täter und keine Opfer mehr geben, keinen Hass, keine Hetze, keine Gier des menschlichen Herzens. Es wird keine Kriege mehr geben. Und was Gott will, wissen wir dann total. Sein Wissen wird uns so ausfüllen, wie es Jesus ausfüllt. Kannst du dir das vorstellen?
Mit Weihnachten fängt alles an; so zart, so klein, so verletzlich. Das ist die „Stunde Null" für Gottes neue Welt. Gott schenkt die Wende, nicht wir Menschen können das Ruder rumreißen. Das ist die Hybris des Menschen: Wir schaffen das schon! An Gott vorbei hat König Ahas regiert. Gott hat ihn aussortiert. Gott sucht Menschen, die sich in seinen Heilsplan einbauen lassen, Menschen, die ihm vertrauen, die nach seinen Plänen fragen, die sensibel sind für sein Reden.
Ich wünsche mir sehr, dass du und ich dazugehören!
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Januar: Psalm 4,7
Viele sagen: “Wer wird uns Gutes sehen lassen?" Herr, lass leuchten über uns das Licht deines Antlitzes!
Liebe Leser!
Der Psalm 4 ist ein Abendlied; wie ungewöhnlich am Anfang eines neuen Jahres! Aber vielleicht gibt es ja noch „Reste" aus dem letzten Jahr. Da war ja so viel, was uns persönlich, als Gemeinde und als Bürger dieses Landes beschäftigt hat.
Am Ende jeden Tages schaue ich gerne zurück und mache ein Gebet daraus. Ich nehme nicht gerne „Unverdautes" mit in die Nacht und in den Schlaf hinein. Auch am Anfang eines neuen Jahres möchte ich die Altlasten des letzten Jahres ablegen. Der König David hält es auch so. Da sind Versagensängste und Gefühle von Schuld: Bin ich den Menschen und den Herausforderungen gerecht geworden? Wo habe ich andere verletzt, Worte gesprochen, die ich mir hätte sparen können? Wo habe ich geschwiegen und es war auch nicht gut?
Ich wünsche mir da Versöhnung, Frieden. Ich wünsche mir, dass die Angst- und Sorgenmelodie in mir durch versöhnliche und friedvolle Töne ersetzt wird. Ich will mich nicht in der Nacht unruhig hin- und her wälzen, ohne Schlaf zu finden.
Gott, der nicht schläft und schlummert, mir aber meinen Schlaf gönnt, kann ich es sagen. Er ist der beste Tagescoach, aber auch der beste Jahrescoach. Ihm kann ich auch die Ungerechtigkeit klagen. Wo haben andere mich verletzt und wo ärgere ich mich, weil so vieles willkürlich erscheint, unsensibel gehandhabt wird?
Gott kann ich auch meine Ängste bringen: Was wird werden? Sind die Pläne, die ich so mache, gleich wieder hinfällig? Scheitern die Vorhaben an Regeln? Das Wort „Regel" hat ja im Jahr 2020 eine ganz neue Füllung bekommen. Vor kurzem hat jemand zu mir gesagt, dass Gott doch ein Gott der Ordnung sei. Das steht doch im 1. Korintherbrief, Kapitel 14, Vers 33. Aber da steht nicht „Ordnung", da steht „Frieden". Da heißt es, dass er ein Gott des Friedens ist.
Und Frieden meint heilvolle Beziehungen, ein von Gott gesegnetes Miteinander. Regeln, Ordnungen schaffen keinen solchen Frieden, aber manchmal sind sie notwendig, weil sie größere Not abwenden oder zumindest in diese Richtung zielen. Jesus war ein Regelbrecher par excellence. Bei ihm sind alle frommen Regeln der damaligen Zeit auf den Prüfstand gekommen. Er hat weggeschnitten, was den Willen Gottes verdunkelt hat. Er hat die ursprüngliche Absicht Gottes ins Licht gestellt.
An der Nahtstelle zwischen den Jahren denke ich manchmal: Wie werden wir die zurückliegende Zeit einmal beurteilen, wenn wir später darauf schauen? Ich glaube, hilf meinem Unglauben! Das hat der verzweifelte Vater geschrien, als Jesus vom Berg der Verklärung ins Tal runterkam und vor dem Jungen stand, der von bösen Geistern geschüttelt worden ist.
Der Vater hat Jesus vertraut, dass er die Not wenden kann. Die Jahreslosung für das vergangene Jahr 2020 aus Markus 9, 24 erinnert uns daran, was wirklich notwendig ist. Ich hoffe sehr, dass die vertrauensvolle Beziehung zu Jesus dir in deinen Tälern geholfen hat! Manche von uns haben liebe Menschen verloren. Auch die Traurigkeit, den Kummer darf ich Gott in meinem Abendgebet, in meinem Jahresendgebet bringen.
Für das Jahr 2021 wird uns die Barmherzigkeit Gottes vor Augen gemalt. Jesus sagt in der Feldrede: Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist! (Lukas 6,36) David in Psalm 4 spricht von der Güte Gottes. Wer wird uns Gutes sehen lassen? Herr, lass dein Angesicht über uns leuchten. (Vers 7) Es ist sein Wunsch, dass sich Gott ihm gnädig zuwendet. In Jesus leuchtet das Angesicht Gottes über unserem Leben auf. Da schauen wir auf die Barmherzigkeit Gottes.
Diese Barmherzigkeit, diese Güte sollen euer Klima bestimmen, sagt Jesus. Macht es wie Gott, sagt Jesus. Gott schaut nicht weg, wenn wir Fehler machen. Er möchte uns helfen, dass unser Leben in Ordnung kommt. Mit viel Feingefühl legt er die Finger auf die Wunde, nimmt die Schuld und schenkt Liebe und Annahme.
Gott schenke es, dass wir uns so im neuen Jahr begegnen können!
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Februar: Lukas 10,20
Freut euch darüber, dass eure Namen im Himmel verzeichnet sind!
Lieber Leser!
Jesus liebt Menschen. Er liebt sie einfach, auch wenn sie Macken und Fehler haben. Manche lieben Katzen oder Hunde. Die sind wenigstens „berechenbar". Die können nicht wirklich böse sein, höchstens falsch erzogen oder so. Aber Jesus liebt Menschen. Er geht zu ihnen hin, predigt das gute Evangelium vom Vater im Himmel und der geschenkten Gnade. Viele heilt er, befreit sie von bösen Geistern und holt sie aus unguten Bindungen heraus.
Und dann nimmt er seine Jünger, die er vorher berufen hat, in diese Sendung mit hinein. Erst sind es die Zwölf (Kapitel 9). Dann kommen noch andere dazu. In Lukas 10, ab Vers 1 lesen wir von der Aussendung der 70. Er schickt sie wie die Lämmer unter die Wölfe, also wehrlos, aber auch mit Vollmacht, mit ἐξουσία (Exousia). Wehrlos schicke ich euch in die Welt, damit ihr es immer mehr lernt, mir wirklich zu vertrauen. Aber ihr sollt auch Anteil an meiner Kraft haben, beides. Es ist Erntezeit, auch Entscheidungszeit, so sagt es Jesus. Wer mich nicht in die Mitte seines Lebens aufnimmt, geht verloren für die Ewigkeit.
Es soll gesammelt und gerettet werden, wer auch immer sich retten und einsammeln lässt. Ihr sollt ihnen das Friedensangebot Gottes bringen, das ich in Person bin, sagt Jesus. Und wenn sie das Angebot ablehnen, lehnen sie mich ab. Und dann kommen die Jünger zurück zu ihrem Meister. Sie sind ganz begeistert von all den guten Erfahrungen, die sie da gesammelt haben. Tatsächlich hat das gute Evangelium Menschenherzen verändert. Menschen sind frei geworden von unguten Belastungen. Kranke sind gesund geworden. Jesus lässt sich das alles erzählen. Er will, dass wir uns ihm mitteilen. Er sehnt sich danach, mit uns ins Gespräch zu kommen. Und sicher gibt's da nicht nur Erfolgsmeldungen, auch Niederlagen und Einbrüche.
Jesus freut sich, wenn unser Leben gelingt, wenn es uns gut geht, wenn wir gute Erfahrungen im Glauben machen. Er ist uns auch nah, wenn wir leiden, Trost brauchen, am Boden zerstört sind. In Lukas 10, ab Vers 17 sind es nur Erfolgsmeldungen. Und dann kommt das große „Aber". Aber nicht darüber sollt ihr euch freuen. Und er meint sicher: Freut euch nicht ausschließlich, nicht zuerst, nicht vor allem darüber. Natürlich freuen wir uns, wenn die derzeitige Krise überwunden ist. Wir freuen uns, wenn wir wieder aus voller Kehle singen können und wenn die 1,50 Meter endlich der Vergangenheit angehören und der automatische Griff zur Maske nicht mehr sein muss.
Aber es gibt Größeres, Wichtigeres! Freut euch vor allem, dass eure Namen bei Gott bekannt sind, dass sie im Himmel aufgeschrieben, vermerkt sind. Freu dich darüber, dass du durch Jesus im Buch des Lebens stehst. Es wird einmal genau darauf ankommen. Manchmal vergessen wir das glatt, weil wir mit der Sorge um unser irdisches Leben so beschäftigt sind. Wir tun alles, damit es gut geschützt und bewahrt bleibt und wir möglichst lange und vor allem gesund leben können.
Sicher, dieses Leben ist wichtig und Gott schenkt es uns mit all seinen Möglichkeiten und wir dürfen es genießen, jeden Tag neu. Aber zusammen mit den Jüngern von damals dürfen wir es heute neu hören und uns daran erinnern lassen: Freu dich, dass Gott dich kennt und du deine Gemeinschaft mit ihm einmal ungebrochen erleben kannst!
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für März: Lukas 19,40
Jesus antwortete: Ich sage euch: Wenn diese schweigen werden, so werden die Steine schreien.
Liebe Leser!
Eine Stadt voller Menschen ist in Aufregung. Das Passahfest steht kurz bevor. Viele Gäste füllen die Straßen und Gassen. Da nähert sich ein merkwürdiger Zug dem Eingangstor zur Stadt. Ein Mann sitzt auf einem kleinen Esel, umgeben von Menschen, die ihm zujubeln. Der Jubel wird von den Umstehenden aufgenommen. Einige fangen an, ihre Kleidung auf den Weg zu legen, so wie man heute für prominenten Besuch den roten Teppich ausrollt. Die Leute, die das tun, machen das nicht von ungefähr. Sie kannten damals ihre Bibel. Sie sehen in dem Eselsreiter die Erfüllung einer uralten Prophetie aus dem Propheten Sacharja 9,9: Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin.
Lauter Jubel beim Einzug von Jesus in diese Stadt Jerusalem. Die Stimmung ist aufgeheizt. Natürlich gibt's da auch große Erwartungen. Der Prophet Jeremia spricht von einem König, der sich auf den Thron Davids setzen wird, um verständig und gerecht zu regieren, weil er sich an Gottes Weisung halten wird. (Jeremia 23, 5) Solche Leute sind ja rar gesät. Finde erst einmal einen solchen Mann oder eine solche Frau! Wohl dem Volk und wohl dem Staat, die solche Politiker haben!
Die Menschen damals waren schwer enttäuscht, als Jesus seine Schritte nun nicht zum Regierungspalast lenkt, um den korrupten König in einem Staatsstreich zu entmachten und die römischen Besatzer zu verjagen, sondern lieber zum Tempel geht, um da für Ordnung zu sorgen. Aber der Jubel vorher ist berechtigt. Der Mann auf dem Esel hat ihn „verdient". Und die Leute haben ja keine Ahnung, wer da tatsächlich unter Jubel einzieht. Da kündigt sich eben nicht ein Regierungswechsel an; da kommt der kosmische König. Da kommt der, vor dem sich jedes Knie einmal beugen wird und jeder Nacken sich neigt. (Philipper 2)
Der Unwillen der Obrigkeit ist ihm gewiss. „Meister, bring deine Anhänger zur Vernunft!" (Vers 39). Seine Antwort: „Wenn die schweigen, schreien die Steine." (Verse 40) Ja, wenn wir schweigen. Wenn wir unseren Mund nicht aufmachen und sagen, wer dieser Jesus ist. Wenn wir ihn nicht mehr König sein lassen und uns nicht mehr von ihm helfen lassen, dann ist uns nicht mehr zu helfen. Gott kann auch aus Steinen Kinder Abrahams erwecken, so sagt es Johannes der Täufer den überheblichen Führern Israels, die sich was auf ihre Abstammung eingebildet hatten. (Matthäus 3,9) Da fällt mir immer das Lied von Theo Lehmann und Jörg Swoboda ein:
Die Mächtigen kommen und gehen,
und auch jedes Denkmal mal fällt.
Bleiben wird nur, wer auf Gottes Wort steht,
dem sichersten Standpunkt der Welt.
Und lehrt eure Kinder das eine,
dass über Gott keiner mehr steht,
dass auch der Größte klein beigeben muss,
wenn Gott kommt und alles vergeht.
Text: Theo Lehmann/ Jörg Swoboda 1986
Melodie: Jörg Swoboda 1986
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für April: Kolosser 1,15
Christus ist das Bild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene der ganzen Schöpfung.
Lieber Leser!
Die Christen in Kolossä haben sich gestritten: Reicht der Glaube an Jesus Christus? Gibt's nicht noch andere Wege, Zugänge, um Gott zu begreifen? Die himmlische Welt ist doch mit vielen Wesen bevölkert! Da gibt's unzählige Engel. Und die Judenchristen haben gesagt: Was ist mit den Geboten? Über viele Jahrhunderte hinweg waren die für uns identitätsstiftend. Die haben uns Halt und Orientierung gegeben. Die müssen wir unbedingt erhalten und weiter pflegen!
Paulus hält dagegen: Jesus Christus reicht vollkommen. Mehr brauchen wir nicht. Wenn wir ihn haben, haben wir alles. Im Internet gibt es eine Seite „Jesus Plus Nothing". Jesus plus Nichts – das ist die direkte, wortwörtliche Übersetzung. Es ist wie eine Kampfansage gegen die Tendenz, sich als aufgeklärt zu geben, wenn man seinen Glauben mit allerlei anreichert. Der Evangelist Johannes argumentiert auf der gleichen Ebene, wenn er sagt: Der Logos war bei Gott, am Anfang. Aber dann ist der Logos – kann man mit Urgrund, Vernunft, Weltensinn umschreiben – Fleisch geworden. (Johannes 1, 1-14)
In dem Menschen Jesus steckt das Bild des unsichtbaren Gottes. In ihm ist der ganze Gott zu Hause. Er steht der Schöpfung vor. Das war für die „aufgeklärten" Heiden damals töricht und für die Juden war es ein Skandal, kam der Lästerung Gottes gleich. (1. Kor 1, 23) Ein Gott, den man fühlen, riechen, hören und betasten kann. Ein Gott, mit dem an einem Tisch sitzen kann, zusammen ein Gespräch führen kann; das war für viele nicht hinnehmbar. Aber für diejenigen, die an ihn glauben, ihm wirklich vertrauen, ist es eine Gotteskraft, die alles Bisherige sprengt. (1. Kor 1, 18). Die Konzentration ganz auf ihn ist eine ,,seligmachende Engführung".
Was haben die Leute für ein Bild von mir? So hat Jesus mal eine Umfrage im engsten Jüngerkreis gestartet. Dann kam: Du bist wie Johannes der Täufer oder wie Elia, wie Jeremia. Das sind alles beachtliche Propheten, wahre Gottesmänner. Und ihr, was sagt ihr? Da sagt Simon: Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes! Er hätte auch sagen können: Du bist das Bild des unsichtbaren Gottes. Und Jesus sagt ihm zu: Du bist selig, Simon, denn das hast du dir nicht selbst ausgedacht. Das ist dir offenbart worden. Das hat dir mein Vater im Himmel gezeigt. (Matthäus 16, 13-17)
Menschengeist kann sich nicht erklären, wer Jesus ist. Die Menschen damals haben immer wieder gesagt: Ist das nicht der Zimmermannssohn? Wir kennen doch seine Familie! Wie kann er dann sagen, dass er himmlischen Ursprungs ist? (Matthäus 13, 55-58) Und als er am Kreuz hing, wie ein gewöhnlicher Verbrecher gestorben ist, haben sie ihn verspottet. Man kann ihn so leicht verkennen.
Aber wem der Vater im Himmel, wem der Heilige Geist es zeigt, der kann das sagen, was etwa der Hauptmann auf Golgatha bekennt: Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn! (Matthäus 27, 54) Ihn hat Gott erhöht, aus dem Tod geholt und hat ihm einen Namen gegeben, der über alle Namen steht. Vor ihm werden sich alle Knie beugen und alle Zungen bekennen, dass er, Jesus Christus, der Herr ist. (Philipper 2, 9-11)
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Mai: Sprüche 31,8
Öffne deinen Mund für den Stummen, für das Recht aller Schwachen!
Liebe Leser!
nicht immer passt also der Spruch: Reden ist Silber und Schweigen ist Gold. Manchmal ist auch Reden Gold, wenn etwa die Worte, die ich spreche, nicht nur auf „meinem eigenen Mist gewachsen sind". Darum heißt es in Psalm 81, Vers 11: Tu deinen Mund weit auf, lass mich ihn füllen! Das sagt der Gott, der sein Volk Israel aus der Knechtschaft aus Ägypten geholt hat. Wenn wir uns von Gott nicht die richtigen Worte schenken lassen oder uns von ihm nicht die richtige Gesinnung schenken lassen, dann kann es schnell dazu kommen, dass wir als selbstgerechte Gutbürger oder Moralapostel den Mund aufmachen. Dann geben wir nur unsere Meinung kund oder plappern nach, was andere sagen. Es ist auch hier eine gutgepflegte Gottesbeziehung die Grundlage für hilfreiches Reden.
Gott braucht Menschen, die ihm vertrauen. Also öffne ich meinen Mund oder hier besser das Ohr, damit ich gut aufnehmen kann, was von ihm kommt. Ein Jesaja weiß, wie wichtig das ist. Weh mir, ruft er aus, ich habe unreine Lippen! (Jesaja 6,5) Und dann kommt ein sechsfachgeflügeltes Feuerwesen mit einer glühenden Kohle. Damit berührt der Engel - die Lippen des Propheten. Dabei sind Lippen so empfindlich! Aber dieser schmerzliche Reinigungsvorgang ist nötig. Manchmal tut mir Gesagtes sehr leid. Ich spüre genau: Das war nicht richtig. Ich gehe dann im Gebet zu Jesus und bringe ihm das und weiß, dass er auch dafür am Kreuz gelitten hat, um diese Schuld abzubüßen.
So gereinigt, kann ich gut reden. Und dann rede ich auch nicht mehr Menschen zum Gefallen oder will damit mein Ego aufpolieren. Davon befreit, rede ich frei und setze mich für die ein, die keine Lobby haben, die keine Worte finden, die sich nicht trauen. Dazu muss ich sie kennen, muss mit ihnen vertraut sein. Das geht nicht auf Abstand. Das ist das Zweite. Das Schicksal der Menschen lege ich auf meine Seele. In einer dunklen Zeit, als die Christen lange geschwiegen haben zu dem Unrecht der Verfolgung der Juden durch die Nazis, hat Dietrich Bonhoeffer einmal gesagt: „Es muss auch endlich mit der theologisch begründeten Zurückhaltung gegenüber dem Tun des Staates gebrochen werden – es ist ja doch alles nur Angst." Diesen im Jahr 1934 formulierten Satz hat er am Ende mit seinem Leben bezahlt.
Häufig befinden sich in meinem E-Mail-Posteingang Petitionen für Menschen, die sich in Gefahr befinden, die Unrecht erleiden in Ländern, wo der Glaube an Jesus verboten ist. Vor kurzem habe ich von einem Iraner gehört, der Christ ist und dem die Abschiebung aus Deutschland droht. Seine Aussage, dass er die Bibel durchgelesen habe, hat die Richterin zu der Aussage bewogen: So kann man sie nicht lesen. Das sei ja kein Buch, das man von Anfang bis Ende durchliest. Jetzt muss er mit dem Schlimmsten rechnen.
Immer wieder hat die Hilfsorganisation Open Doors den mangelnden Schutz von geflüchteten Christen hier in Deutschland angemahnt. Sie werden von ihren muslimischen Landsleuten zum Teil massiv bedroht. Wenn die „Stummen" in diesem Bibelvers genannt werden, werde ich an all die abgetriebenen Kinder erinnert. Jedes Jahr sind es circa 100.000, die das Licht der Welt aus ganz unterschiedlichen Gründen in diesem Land nie erblicken. Und was ist mit denen, die in Heimen leben? Sie brauchen Angehörige, gute Freunde, Menschen, die sich für sie stark machen, sie besuchen. Ich weiß das aus eigenem Erleben. Wiebke, unsere Tochter, lebt in so einer Einrichtung.
Gott schenke uns immer wieder gereinigte Lippen und sein Geist mag uns bereit machen, dass wir uns Menschen auf die Seele legen, für die wir uns stark machen, für die wir unseren Mund öffnen.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Juni: Apostelgeschichte 5,29
Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.
Lieber Leser!
Das Synhedrium, auch Sanhedrin, der Hohe Rat ist die damals höchste religiöse, juristische und politische Aufsichtsbehörde in Israel. Man kann sie vielleicht mit dem heutigen Bundesverfassungsgericht vergleichen, wobei das in religiösen Fragen nicht entscheidet, sondern eher darauf achtet, dass die deutsche Verfassung nicht zu kurz kommt und die Grundrechte eingehalten werden. So wacht diese Behörde auch darüber, dass der Artikel 4 des Grundgesetzes eingehalten wird: "Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich. Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet."
So gut hatten es die ersten Christen nicht. Sie konnten nicht ungestört ihren Glauben an Jesus Christus predigen. Mehrfach hatten sie eine Vorladung bekommen. Einmal hat man sie schon festgesetzt und danach vermahnt, ihnen gesagt: Sie sollen keinesfalls reden oder predigen in dem Namen Jesus. (Kapitel 4, 18) Petrus und Johannes können sich nun nicht auf einen Artikel des israelisch en Grundgesetzes berufen, aber sie berufen sich auf die höchste richterliche Instanz, die es überhaupt gibt. Sie argumentieren: Urteilt selbst, ob es vor Gott recht ist, dass wir euch mehr gehorchen als ihm. (Vers 19)
Und dann stellen sie sich als notorische Wiederholungstäter hin und setzen noch einen obendrauf: Wir können es ja nicht lassen, von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben. (Vers 20) Ja, was kann man mit solchen Leuten anfangen!? In islamisch regierten Ländern müssen sie mit dem Schlimmsten rechnen. Hier werden sie zunächst freigelassen. Sie werden bedroht, aber man lässt sie ziehen. Die spektakuläre Heilung des gelähmten Mannes an der Tempeltür (Kapitel 3), das Wohlwollen, das sie beim Volk hatten, verunsichert die Ordnungshüter. Sie können diese Leute, die in dem Gekreuzigten den Messias sehen, noch nicht so richtig einordnen.
Aber sie bleiben dran, denn der Zulauf, den diese junge Bewegung hatte, ist enorm, beängstigend. In der Vollmacht des Heiligen Geistes geschehen viele Wunder. Sie predigen das gute Evangelium. (Kapitel 5, 12ff.) Erneut kommen die Apostel in Haft und für die Ordnungskräfte auf nicht zu erklärende Art und Weise auch wieder frei. (Verse 17ff.) Kaum sind sie draußen, suchen sie die Öffentlichkeit, um da weiterzumachen, wo sie aufgehört haben: Sie stehen im Tempel und lehren das Volk. (Vers 25) Die Ordnungskräfte des Synhedriums bringen die Jünger Jesu vor die Männer, die damals das Sagen hatten. Hier werden sie an das Redeverbot erinnert, auch daran, dass sie sich daran nicht gehalten haben: Ganz Jerusalem ist erfüllt mit der neuen Lehre. (Vers 28)
Die Jünger, allen voran Petrus, erinnern die Gesetzeshüter an das, was sie bereits, einige Zeit vorher, gesagt haben: Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen. Dieser Satz ist als „clausula Petri" in die Geschichtsbücher eingegangen. Die Klausel des Petrus umschreibt den Loyalitätskonflikt, in dem sich die Nachfolger Jesu hier befinden. Wenn Jesus in Matthäus 22 sagt: Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist; dann heißt das: Erfüllt eure Pflichten als Bürger einer Gesellschaft, in die Gott euch stellt, solange Gott dabei nicht „auf der Strecke bleibt".
Wenn der Staat etwas von mir fordert, was dem Willen Gottes eklatant widerspricht, dann muss ich es nicht erfüllen. Genauso denkt Paulus, wenn er in Römer 13 die staatliche Obrigkeit als von Gott eingesetzt sieht, wenn sie für ein gutes Miteinander sorgt. In Vers 7 bezieht er sich ganz klar auf Jesus, wenn er schreibt: So gebt nun jedem, was ihr schuldig seid: Steuer, dem die Steuer gebührt; Zoll, dem der Zoll gebührt; Furcht, dem die Furcht gebührt; Ehre, dem die Ehre gebührt. Und es gilt letztlich, was Paulus einige Kapitel später abschließend schreibt: Diesem Gott, der allein weise ist und den wir durch Jesus Christus preisen, gebührt die Ehre für immer und ewig. Amen. (Kapitel 16,27)
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Juli/August: Apostelgeschichte 17,27
Gott ist nicht ferne von einem jeden unter uns. Denn in ihm leben, weben und sind wir.
Liebe Leser!
Paulus hat Zeit und schaut sich in der großen Stadt Athen um. Da ist der Marktplatz, die Agora. Oben auf einem Hügel thront der mächtige Parthenon-Tempel. Am Fuße der Akropolis steht das riesige Theater. Die Stadt „atmet" Weite, auch Meinungsvielfalt. überall stehen Menschen zusammen, um zu diskutieren. Die großen Philosophen sind hier zu Hause: Sokrates, Plato, Aristoteles, Pythagoras.
Paulus lässt die Atmosphäre auf sich wirken. Mit wachen Sinnen geht er durch die Straßen, schaut sich die unzähligen Götterstatuen an. Es sind circa 3000. Für jede Lebenslage, jeden Umstand gibt's welche: für die Liebe, für den Krieg, das Wetter, die Fruchtbarkeit, die Gesundheit. Die Athener haben auch fleißig Opfergaben hingelegt, um die Götter gnädig zu stimmen. Es hat ihn innerlich aufgewühlt, erzürnt, aber er hat diesen Zorn zunächst nicht gezeigt. Seine anschließende Rede ist zwar klar, aber frei von dem Gefühl der Abneigung gegen diesen Götzenkult.
Er will auch diese Leute gewinnen und weiß, dass Gott sie liebt und retten will. Und wenn ich die Menschen gewinnen will, muss ich sie erst mal verstehen und nicht gleich vor den Kopf stoßen. Da gibt's die Epikuräer, die das Leben vor allem genießen wollen. Daneben stehen die Stoiker, die ihre Gefühle in den Griff bekommen wollen. Paulus, der seine Schritte zunächst in die jüdische Synagoge lenkt, mischt sich unter das Volk. Was er sagt, kommt an und so sehen wir ihn kurze Zeit später auf dem Areopag. Da darf nicht jeder reden. Das ist seine Chance! Er beginnt mit einer Würdigung: Ihr tut viel in Sachen Religion! Ihr nehmt die Sache ernst! Dann zitiert er einen bekannten griechischen Philosophen: In ihm leben, weben wir. Gott ist näher, als wir es meinen.
Und dann kommt er auf den Stein, den Altar für den unbekannten Gott zu sprechen. Die Sorge der Athener hat sie dazu gebracht, diesen Altar aufzustellen. Sie wollten keinen Gott vergessen. Denn das könnte der ihnen übelnehmen. Hier kann er nun anknüpfen und predigt von dem einen wahren Gott, der nicht in von Menschen gebauten Häusern wohnt. Er hat uns ja gemacht. Wir sind umgeben von seiner Wirksamkeit. Es ist auch nicht so, dass wir ihm dienen müssen oder durch Opfergaben gefügig machen müssen. Er dient uns. Jetzt, so sagt Paulus, ist die Zeit der Unwissenheit vorbei. Gott hat das Gericht in die Hand eines Mannes gegeben, den er vorher von den Toten auferweckt hat.
Wenn er zu Juden geredet hätte, würde er die Heilsgeschichte Gottes mit seinem Volk aufzeigen. Hier sind es Griechen, denen er das Evangelium von Jesus so erzählt, dass sie es verstehen können. Die Reaktionen sind unterschiedlich. Manche reagieren ärgerlich, andere spotten. Es gibt gleichgültige Leute, auch solche, die das Gehörte erst einmal verdauen müssen.
Gott schenke uns die Gabe, wertschätzend, freundlich und in einer Sprache, die die Menschen verstehen, von Jesus Christus zu reden. Einige lassen sich aber vom Heiligen Geist berühren und kommen zum Glauben an Jesus Christus.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Juli/August: Apostelgeschichte 17,27
Gott ist nicht ferne von einem jeden unter uns. Denn in ihm leben, weben und sind wir.
Liebe Leser!
Paulus hat Zeit und schaut sich in der großen Stadt Athen um. Da ist der Marktplatz, die Agora. Oben auf einem Hügel thront der mächtige Parthenon-Tempel. Am Fuße der Akropolis steht das riesige Theater. Die Stadt „atmet" Weite, auch Meinungsvielfalt. überall stehen Menschen zusammen, um zu diskutieren. Die großen Philosophen sind hier zu Hause: Sokrates, Plato, Aristoteles, Pythagoras.
Paulus lässt die Atmosphäre auf sich wirken. Mit wachen Sinnen geht er durch die Straßen, schaut sich die unzähligen Götterstatuen an. Es sind circa 3000. Für jede Lebenslage, jeden Umstand gibt's welche: für die Liebe, für den Krieg, das Wetter, die Fruchtbarkeit, die Gesundheit. Die Athener haben auch fleißig Opfergaben hingelegt, um die Götter gnädig zu stimmen. Es hat ihn innerlich aufgewühlt, erzürnt, aber er hat diesen Zorn zunächst nicht gezeigt. Seine anschließende Rede ist zwar klar, aber frei von dem Gefühl der Abneigung gegen diesen Götzenkult.
Er will auch diese Leute gewinnen und weiß, dass Gott sie liebt und retten will. Und wenn ich die Menschen gewinnen will, muss ich sie erst mal verstehen und nicht gleich vor den Kopf stoßen. Da gibt's die Epikuräer, die das Leben vor allem genießen wollen. Daneben stehen die Stoiker, die ihre Gefühle in den Griff bekommen wollen. Paulus, der seine Schritte zunächst in die jüdische Synagoge lenkt, mischt sich unter das Volk. Was er sagt, kommt an und so sehen wir ihn kurze Zeit später auf dem Areopag. Da darf nicht jeder reden. Das ist seine Chance! Er beginnt mit einer Würdigung: Ihr tut viel in Sachen Religion! Ihr nehmt die Sache ernst! Dann zitiert er einen bekannten griechischen Philosophen: In ihm leben, weben wir. Gott ist näher, als wir es meinen.
Und dann kommt er auf den Stein, den Altar für den unbekannten Gott zu sprechen. Die Sorge der Athener hat sie dazu gebracht, diesen Altar aufzustellen. Sie wollten keinen Gott vergessen. Denn das könnte der ihnen übelnehmen. Hier kann er nun anknüpfen und predigt von dem einen wahren Gott, der nicht in von Menschen gebauten Häusern wohnt. Er hat uns ja gemacht. Wir sind umgeben von seiner Wirksamkeit. Es ist auch nicht so, dass wir ihm dienen müssen oder durch Opfergaben gefügig machen müssen. Er dient uns. Jetzt, so sagt Paulus, ist die Zeit der Unwissenheit vorbei. Gott hat das Gericht in die Hand eines Mannes gegeben, den er vorher von den Toten auferweckt hat.
Wenn er zu Juden geredet hätte, würde er die Heilsgeschichte Gottes mit seinem Volk aufzeigen. Hier sind es Griechen, denen er das Evangelium von Jesus so erzählt, dass sie es verstehen können. Die Reaktionen sind unterschiedlich. Manche reagieren ärgerlich, andere spotten. Es gibt gleichgültige Leute, auch solche, die das Gehörte erst einmal verdauen müssen.
Gott schenke uns die Gabe, wertschätzend, freundlich und in einer Sprache, die die Menschen verstehen, von Jesus Christus zu reden. Einige lassen sich aber vom Heiligen Geist berühren und kommen zum Glauben an Jesus Christus.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für September: Haggai 1,6
Ihr sät viel und bringt wenig ein; ihr esst und werdet doch nicht satt; ihr trinkt und bleibt doch durstig; ihr kleidet euch und keinem wird warm; und wer Geld verdient, der legt's in einen löchrigen Beutel.
Lieber Leser!
Wie mögen die Geschwister, die zerstörte Gemeindehäuser in den Überflutungsgebieten haben, diesen Satz wohl lesen: Mein Haus steht wüst da. (Kapitel 1, Verse 4, 9) Gott ermahnt ja seine Leute: Ihr kümmert euch nur um eure eigenen Angelegenheiten, um eure Häuser. Schön getäfelt sollen sie aussehen. Aber um den Tempel kümmert ihr euch nicht. Wie die Begegnungsstätte mit dem lebendigen Gott, der Ort des Betens aussieht, scheint euch nicht zu interessieren!
Die Israeliten haben von den persischen Machthabern endlich die Erlaubnis bekommen, in ihre Heimat zurückzukehren. Gut 50 Jahre vorher hatten die Babylonier dort alles zerstört. Erstaunlich ist hier die genaue Datierung. Nach den Auslegern ist es der 29. August 520 vor Christus, also vor fast genau 2541 Jahren. Was fängt man an, wenn man nach so langer Zeit in die Stadt kommt, wo man selbst oder die Vorfahren gelebt haben? Man sichtet den Schaden, krempelt die Ärmel hoch und fängt an, Schutt, Steine wegzuräumen, um ein Wohnen zu ermöglichen. Man sorgt für die Infrastruktur, für das Überleben. Die Menschen haben damals sicher auch nach den Brunnen geschaut. Wie ist die Qualität des Trinkwassers? Müssen wir neu graben? Sie haben die Weinberge besichtigt, die Felder. Wer wollte es ihnen verdenken?
Und der Tempel? Ja, doch, man hat schon einen Altar für Gott errichtet, auch Fundamente für den neuen Tempel angelegt. Diesmal wollte man es richtig machen. Gott schenkt ihnen einen Neuanfang! - Die ehemaligen Exilanten waren dankbar. Im Buch Esra wird davon erzählt, aber dann kamen die anfänglichen Bemühungen zum Erliegen. Das Private hat die Regie übernommen. Erst einmal kümmerte man sich doch lieber um sich selbst. Der Blick zum Tempelberg war wohl da, auch die Gedanken gab es, den Tempel einmal aufzubauen, aber zunächst eben nicht.
Erst kommt das Dringliche und dann kommt das Gotteshaus! Wobei es hier nicht vordergründig um Mauern geht oder um schöne Räume, die Gott beziehen will. In Vers 5 heißt es in einer sehr wortgenauen Übersetzung: Richtet euer Herz auf eure Wege! Es geht um tiefsitzende Einstellungen, die sich äußerlich zeigen. Was mir wirklich wichtig ist, wird vorrangig behandelt. Es geht um meine Prioritäten. Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes, sagt Jesus ein halbes Jahrtausend später, so wird euch alles zufallen, was ihr zum Leben braucht. (Matthäus 6,33)
Oft erlebe ich es genau andersherum: Ich kümmere mich um mein Leben und Gott kümmert sich um sein Reich. Gott will aber unsere Herzen auf einen Weg des Vertrauens ausrichten. Ihm zu vertrauen, auch im Alltag, seinen Willen und seine Absichten ganz oben auf meine Agenda zu setzen, wird sich in jedem Fall segensreich auswirken. Dann wird eben nicht das passieren, was die Leute damals vor 2541 Jahre erlebt haben: wenig Ertrag, Hunger, trotz voller Schüssel; Durst, der ungestillt bleibt; Kälte, auch wenn man sich warm angezogen hat; Geld, das nicht glücklich macht und schnell ausgegeben ist.
Jesus hat sich mal hingestellt und gerufen: Wer immer Durst hat, der komme zu mir und trinke! (Johannes 7, 37) Die frische, lebendige Gottesbeziehung kann Jesus schenken. Und es kostet dich nichts oder eben alles. Es kostet kein Geld, aber du bekommst es nur, wenn du mit deiner Trockenheit, deiner Sehnsucht, deinem Leben kommst, damit es wieder angeschlossen wird an den Lebensstrom, der von Gott kommt.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Oktober: Hebräer 10,24
Lasst uns aufeinander achtgeben und einander anspornen zur Liebe und zu guten Werken.
Liebe Leser!
In den Versen vorher wird davon gesprochen, dass wir durch Jesus Zugang zu Gott haben. Das Bild vom Allerheiligsten im Tempel, abgetrennt durch einen Vorhang, erinnert daran, dass das mal anders war. Aber nun ist der Vorhang zerrissen. Wir können kommen. Der Opfertod von Jesus macht es möglich. Wie lebt man vor der offenen Tür Gottes? Für den Schreiber des Hebräerbriefes ist das sonnenklar: Wir sollen aus dem Recht, das wir haben, eine Gewohnheit machen.
Wir sollen hingehen, wie Kinder, die ganz selbstverständlich zu ihrem Vater laufen, wenn sie etwas von ihm wollen, Fragen haben, das Bedürfnis haben, mit ihm zu sprechen, einfach seine Nähe suchen. Wir haben doch ein reines Gewissen geschenkt bekommen und unser Leib ist mit reinem Wasser gewaschen worden. (Vers 22)
Das erinnert an die Taufe, die den Herrschaftswechsel öffentlich sichtbar macht: Nun gehöre ich ganz auf Gottes Seite, bin sein Eigentum, habe mich losgesagt von den bösen Machtstrukturen dieser Welt, gehöre keinem Menschen, auch mir selbst nicht mehr. Ich glaube an Jesus Christus, den Sohn Gottes, der am Kreuz für mich gestorben ist und mich mit dem heiligen Gott versöhnt hat. Und ich will in verbindlicher Nachfolge dem Herrn in und mit der Gemeinde dienen. Mit diesen Worten, vor der sichtbaren und unsichtbaren Welt gesprochen, haben es viele von uns ausgedrückt.
Und jetzt kommt es drauf an, dieses Bekenntnis zu leben, mit Leben zu füllen. Das kannst du auf Dauer nicht allein. Darum heißt es in Vers 24: „Lasst uns aufeinander achthaben, einander helfen, uns gegenseitig ermuntern.“ Ein Pastorenkollege aus der Evangelisch-lutherischen Kirche hat mal zu mir gesagt: Ich mag es, wie engagiert die Mitglieder deiner Kirche mitarbeiten, so verbindlich, so verlässlich; aber ich mag eure „soziale Kontrolle" nicht.
Ja, es mag so etwas geben. Es gibt Gemeinden, wo man sich regelrecht kontrolliert, ob man denn „ethisch sauber" lebt. Es gibt christliche Gemeinschaften, die ihre Mitglieder überwachen. Aber so ist es hier nicht gemeint! Wenn ich in Liebe auf den anderen achthabe, dann ist er mir wichtig! Dann hat ihn mir Gott aufs Herz gelegt. Wenn wir uns gleichgültig werden, dann ist das schlimm.
Wir leben in einer Zeit, wo wir uns schnell aus den Augen verlieren können. Manche Gespräche nach dem Gottesdienst müssen oft erst die aufgekommene Fremdheit überwinden. Mit meiner persönlichen Not, meinen Problemen rücke ich da nicht so schnell raus. Was auch immer wir für Möglichkeiten haben, um uns gegenseitig zu ermuntern, um uns im Glauben an Jesus zu ermutigen; Gott schenke, dass wir da kreativ und aufmerksam sind, um sie zu nutzen.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für November: Thessalonicher 3,5
Der Herr aber richte eure Herzen auf die Liebe Gottes und auf das Warten auf Christus.
Lieber Leser!
Worauf richte ich meine Aufmerksamkeit? Wohin „fließt" meine Lebensenergie? Es gibt so viele Dinge, Situationen, auch Menschen, die mir zu verstehen geben: Hör auf mich! Schau in diese oder jene Richtung! Das ist jetzt wichtig! Das darfst du auf keinen Fall verpassen!
Wie schnell bin ich gefesselt von einer Nachricht, einer Information und komme weg von dem, was ich gerade mache. Wenn ich die Bibel öffne, klingelt das Telefon. Häufig steht auf dem Display „Unbekannt" Ich weiß nicht, wer mich anruft. Ich gehe ran. Da will einer mit mir über neue Handytarife sprechen. Ich mache es kurz. Kaum sitze ich wieder, klingelt der Postbote. Er fragt, ob ich das Paket für den Nachbarn annehme.
Es sind Kleinigkeiten, sicher, aber so über den Tag verteilt, summiert es sich schon. Manchmal bin ich in Gedanken, schweife ab. Ich bekomme E-Mails mit Werbeangeboten, die meine Lebenswirklichkeit so überhaupt nicht betreffen. Ich blockiere den Absender, mein Spamordner quillt über. Wenn ich Nachrichten höre, denke ich oft: Will ich das wirklich alles wissen? Und was von dem, was ich heute höre, ist morgen noch richtig? Wieso kommen bestimmte Themen ständig vor und andere nie?
Die Situation der Christen in Thessalonich ist noch komplizierter, auch brisanter. Es gibt viel Druck von außen. Die Zeiten, wo der gelebte Glaube an Jesus toleriert worden ist, sind endgültig vorbei. Manche Geschwister, die Jesus nachgefolgt sind, lassen nach. Ihr Glaube wird seltsam blass. Paulus bittet um Gebetsunterstützung. Der Lauf des Evangeliums ist kein Selbstgänger, schreibt er. (2. Thess 3,1) Widerstände und Zurückweisungen gehören zur Tagesordnung. Nicht umsonst hält Paulus diesen Satz fest, den man ja auch sonst manchmal als Aussage hört: Der Glaube ist nicht jedermanns Ding. (2. Thess 3,2)
Das gilt wohl zu allen Zeiten. Ich will es nicht einfach hinnehmen. Es ist auch ein geistlicher Kampf. Mir tut es gut, wenn ich die Gemeinschaft mit anderen Christen pflege, bete, Lieder singe, die mein Vertrauen zu Jesus zum Ausdruck bringen. Ich brauche das Gespräch über der geöffneten Bibel. Ich will der Liebe Gottes, auf die der Herr mein Herz ausrichten will, Raum geben. Ich richte dafür feste Zeiten ein, suche Orte auf, wo ich meine Gottesbeziehung pflegen kann. Der Alltag kann vieles „zudecken".
Ich will nicht vergessen, dass Gott meinem Leben ein Ziel gesetzt hat. Die ersten Christen, die mit einer baldigen Ankunft ihres Herrn gerechnet haben, sind irgendwann müde geworden. Wann Jesus kommt, weiß ich nicht. Aber jeder Tag bringt mich ihm ein Stück näher. Wie gut, dass er treu ist, mich stärkt und bewahrt, so sagt es Paulus. (2. Thess 3,3) So liegt es nun nicht an jemandes Wollen oder Laufen, sondern an Gottes Erbarmen. Das schreibt Paulus den Christen in Rom. (Röm 9,16)
Das hilft mir, mein kleines Leben in einem größeren Zusammenhang zu sehen. Gott bleibt der Souverän in meinem Leben, aber auch in der aktuellen Tagespolitik. Und manchmal muss ich schmunzeln, wenn ich aus den Reden von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens heraushöre, wie wichtig sie sich nehmen. Und mir fällt ein Satz aus der Bibel ein, den eine Schwester aus der Gemeinde gerne zitiert. Da heißt es in Psalm 2: Die Nationen geraten in Aufruhr. Die Völker schmieden Pläne. Sie verbünden sich gegen den Herrn. Doch der im Himmel thront, lacht, der Herr spottet über sie. (vgl. Verse 1-4)
Ich wünsche uns, dass wir die Möglichkeiten, unseren Glauben zu pflegen, reichlich nutzen, wohl wissend, dass Gottes Möglichkeiten unbegrenzt sind.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Dezember: Sacharja 2,14
Freue dich und sei fröhlich, du Tochter Zion! Denn siehe, ich komme und will bei dir wohnen, spricht der HERR.
Liebe Leser!
„Tochter Zion" – Das sind die Bewohner von Jerusalem, Frauen, Männer, Familien, eben alle. Der Zionsberg ist der Berg, auf dem diese Stadt gebaut worden ist. Er liegt ca. 800 Meter hoch. Nach dem langen Exil in Babylon war es damals eher eine Dauerbaustelle, an vielen Stellen ohne den Schutz der Stadtmauer. Der Tempel stand noch nicht. Später steht er, wird aber 70 n. Chr. endgültig zerstört und danach nie wieder aufgebaut, bis heute nicht.
Der Prophet Sacharja sieht in seiner Vision ein anderes Jerusalem. Es ist erfüllt von der Gegenwart Gottes. Gott selbst wird diese Stadt besuchen, in ihr wohnen. Viele Nichtjuden werden kommen und in dem Gott der Juden ihren Gott erkennen. (Vers 15)
Das erinnert an Texte aus Micha 4 und Jesaja 2. Heiden kommen und suchen den Kontakt zum lebendigen Gott. Die Decke, die auf ihnen bis dahin lag, ist weggezogen. Sie kommen in Scharen zum Zionsberg. Schöne Zukunftsmusik? Jahrhunderte später sagt Johannes: Jesus kam in sein Eigentum und die Seinen nahmen ihn nicht auf. (Johannes 1,13) Jesus, der Sohn Gottes, der versprochene Messias, kam als Jude zu den Juden. So hat er seine Sendung immer verstanden. Ich bin zu den verlorenen Schafen Israels gesandt, sagt er. (Mt 15,24)
Die ersten Jünger waren Juden, die erste Gemeinde eine jüdischchristliche. Doch dann hat auch die große Ablehnung des Evangeliums durch viele Juden dazu geführt, dass sich die Tür zu den Heiden weit geöffnet hat. So sieht es der jüdische Heidenmissionar Paulus. (Röm 11, 11) Aber Paulus ist sich sicher, Gott hält an seinem Plan auch für Israel fest. Aus Zion wird der Erlöser kommen. Er wird abwenden alle Gottlosigkeit von Jakob. (Röm 11, 26)
Am Ende stehen nur Christusanbeter vor dem Thron Gottes und des Lammes, Juden wie Heiden, vereint im gemeinsamen Lobpreis. In der Offenbarung, Kapitel 15, stehen sie auch am gläsernen Meer. Ein Bild der Ruhe. Jede Angst, jede Bedrohung haben aufgehört. Sie singen das Lied des Mose. Es handelt von Freiheit. Es gibt niemand mehr, der mir sagt, was ich tun soll. Die Ketten der Bevormundung sind endgültig abgelegt.
Sie singen das Lied des Lammes. Es handelt von der Menschwerdung Gottes in Jesus, von seinem Sieg auf Golgatha und von seiner Auferstehung. Gottestrennung und Tod gehören der Vergangenheit an. Was Sacharja sieht, sieht Johannes der Seher auch: Die Hütte Gottes bei den Menschen! Er wird bei ihnen wohnen und sie werden sein Volk sein. (Offenbarung 21, 3) In der Adventszeit schauen Christen immer schon weit über ihren eigenen Lebenshorizont hinaus auf das große Ziel ihres Lebens.
Ich wünsche uns, mit Paulus gesprochen, dass Gottes Geist uns immer wieder die Augen des Herzens öffnet, damit wir erkennen, was für eine große Hoffnung Gott uns gegeben hat, als er uns in Jesus berufen hat, und was für ein reiches Erbe er für uns bereithält! (Epheser 1, 18)
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Januar: 1. Korinther 1,9
Denn Gott ist treu, durch den ihr berufen seid zur Gemeinschaft seines Sohnes Jesus Christus, unseres Herrn.
Lieber Leser!
Korinth war eine bunte Stadt. Es war eine Hafenstadt, ein Umschlageplatz für Waren aller Art. Da sind nicht nur ganz unterschiedliche Kulturen aufeinandergeprallt; da gab's auch eine Vielzahl von Moralvorstellungen und religiösen Strömungen.
Es bleibt nicht aus, dass die christliche Gemeinde davon berührt wird. Gerade im Korintherbrief legt Paulus seinen Finger auf viele Missstände. Von sexuellen Entgleisungen ist die Rede. (1. Kor. 5) Das Wetteifern um wichtige Gaben nimmt kuriose Züge an. (1. Kor. 12- 14) Ekstatische Gotteserfahrungen werden zum Beweis für die Wichtigkeit der eigenen Person aufgeführt. (2. Kor. 11-12) Spaltungen und die unwürdige Abendmahlspraxis kommen zur Sprache. (1. Kor. 11, 17ff.) Die Auferstehung Jesu Christi von den Toten wird angezweifelt. (1. Kor. 15)
Und doch beginnt Paulus seinen Brief nicht mit dem, was hier falsch läuft. Er spricht vielmehr von dem, was Gott in dieser Gemeinde getan hat. Er ist in seinem Handeln treu. Er hat diese Gemeinde reich beschenkt mit Erkenntnis über Jesus Christus. Gefestigt im Glauben an ihren Erlöser erwarten sie sein Kommen.
Paulus spricht in großer Dankbarkeit über Gottes Wirken. Was immer diese Christen an Defiziten in den eigenen Reihen auch zu verbuchen haben; sie sind geheiligt durch das, was Gott in seiner übergroßen Gnade über sie ausgeschüttet hat. Die Treue Gottes ist auch eine Kampfansage, ein Affront gegen die gängigen Vorstellungen von einem göttlichen Walten in der korinthischen Mischbevölkerung: Götter müssen durch üppige Opfergaben gnädig gestimmt werden. Im Grunde ist man ihrer Willkür und ihrem wechselhaften Wesen ausgesetzt.
Die Philosophen der damaligen Zeit vertraten die Ansicht, dass man lernen muss, sich selbst treu zu bleiben. Nur wer in sich selbst ruht und sich Stück für Stück unabhängig macht von Menschen und Göttern, kann Freiheit erleben. Paulus spricht ganz anders. Es ist ein großartiges Plädoyer, sich als Teil der Heilsgeschichte Gottes zu verstehen. Auch das Jahr 2020 ist fest in Gottes Hand. Er versorgt in großer Treue seine Gemeinde mit allem, was sie braucht.
Alles was uns begegnet ist nicht Schicksal oder verdanken wir glücklichen oder unglücklichen Umständen, sondern kommt aus Gottes Hand. Es ist die Hand unseres Vaters durch Jesus Christus. Dieser Vater gibt gute Gaben. Das Fundament für das Jahr 2020 ist die Treue Gottes. Denn selbst wenn wir untreu sind, so bleibt er doch treu; denn er kann sich nicht selbst verleugnen. (2. Tim. 2,13).
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Februar: 1. Korinther 7,23
Ihr seid teuer erkauft, werdet nicht der Menschen Knechte.
Liebe Leser!
In der Antike war es üblich, dass man auch mal Sklaven oder Kriegsgefangene freigekauft hat. Dafür musste der "Freikäufer" dann ordentlich Gold und Silber auf den Tisch legen. Das war kein billiger Handel. Das war teuer erkauft. Aber dafür waren sie dann frei und konnten fortan in Freiheit leben.
Paulus erinnert die Christen in Korinth an ihren Freikauf, für den ein hoher Preis gezahlt worden ist. Mit seinem Leben hat Jesus Christus dafür bezahlt, dass sie frei von Schuld und Gottestrennung leben dürfen. Durch Jesus haben sie einen himmlischen Vater und dürfen sich Kinder Gottes nennen.
Allerdings ist diese Freiheit jedes Mal in Gefahr, wenn ich sie losgelöst von dem lebe, der mich freigekauft hat. Alles ist mir erlaubt! Mit diesem Ruf auf den Lippen haben einige in Korinth Umgang mit Prostituierten gehabt. (1. Kor 6, 13ff.) Paulus argumentiert, dass solch ein Verhalten kein Ausdruck von Freiheit ist. Ganz im Gegenteil: Ich begebe mich in neue Abhängigkeiten. Auch wenn ich Drogen nehme und andere Süchte in meinem Leben aufbaue, werde ich wieder zum Knecht und schädige das, was Gott mir an guten Möglichkeiten gegeben hat. (1. Kor 6, 19)
Wenn ich Menschenmeinungen über Gottes Willen stelle, höre ich auf, frei zu sein. Petrus und Johannes predigen das Evangelium in Jerusalem. Und sie wissen sich darin von Gott berufen. Als sie von den Juden verhaftet und vor den Hohen Rat gestellt werden, haben sie für ihr Verhalten nur diese eine Begründung: Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen. (Apostelgeschichte 5, 29)
Die Freiheit, in die mich Christus stellt, hebt nicht die Unterschiede auf, mit denen eine Gemeinde klarkommen muss. Gerade in Korinth waren sie krass. Da saßen Sklavenhalter und Sklaven im Gottesdienst nebeneinander. Da gab es reiche Unternehmer und arme Tagelöhner. Aber wenn sie sich getroffen haben, war die gesellschaftliche Stellung nicht mehr maßgeblich für das Miteinander. Der Sklavenhalter hat dem Sklaven beim Abendmahl gedient. Der reiche Unternehmer hat dem armen Tagelöhner die Füße gewaschen.
Jesus Christus hat sie zu einem neuen Umgang miteinander befreit. Sie sind nun Schwestern und Brüder, weil sie Jesus zum Bruder haben und Gott zum Vater. Jesus Christus hat sich in großer Freiheit wie ein verurteilter Sklave ans Kreuz schlagen lassen. Wer sich zu diesem Herrn bekennt und das vollbrachte Opfer annimmt, der lebt seine neue Berufung, dient seinem Herrn und seinen Geschwistern, unabhängig von seiner sozialen Stellung, seiner Nationalität und seinem Geschlecht.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für März: Markus 13,37
Jesus Christus spricht: Wachet!
Lieber Leser!
Keiner weiß wann; keiner weiß wie, doch alle werden Ihn sehn! Einer sagt jetzt, ein andrer sagt nie, doch alle werden Ihn sehen! So singt es Manfred Siebald in einem Lied. Wenn Jesus Christus wiederkommt, wie wird das sein? Wie wird er uns vorfinden? Bloß nicht schlafend!
Schlafen ist hier im Umfeld des Bibelverses aus Markus 13 Ausdruck der Beliebigkeit. Achselzuckend nehme ich da zur Kenntnis, dass mir mein Glaubensleben egal geworden ist. Mir ist es egal, ob die anderen wissen, welch Geistes Kind ich bin. Wer dagegen wachsam ist, passt auf, ist auf der Hut.
In der Geschichte, die Jesus erzählt, verreist ein Mann, der seinen Knechten vorher Vollmacht gegeben hat. Das erinnert an das Gleichnis in Matthäus, Kapitel 25. Da bekommen die Knechte entsprechend ihrer Belastbarkeit Vermögen anvertraut. Hier ist es Vollmacht. Man kann es auch mit Verantwortung und Befugnis umschreiben. Da dürfen wir in großer Freiheit mit umgehen. Da eröffnen sich Gestaltungsräume. Jesus kontrolliert uns da nicht. Er traut es uns zu, dass wir schon das Richtige tun.
Das Bauwerk "Gemeinde" ist Gottes Werk und Jesus Christus ist das Fundament. Der Heilige Geist ist der Architekt. Und wo wir auf dem Fundament bauen und uns dabei vom Heiligen Geist bewegen lassen, bleiben wir auch lebendig und wach. Wach und lebendig will uns Jesus vorfinden, wenn er kommt. Und er kommt überraschend. Keiner weiß wann, keiner weiß wie. Da kann man sich nicht den Wecker stellen. Den Termin können wir auch in keinem Kalender eintragen.
Wenn das planbar wäre, könnte der laue Christ kurz vorher schnell brennend, der faule fleißig und der lasche konsequent werden. Dann laufe ich noch schnell hin und bitte um Vergebung. Plötzlich sind die Gottesdienste rappelvoll und jeder will gerne überall mitarbeiten. Wenn das planbar wäre und wir den genauen Termin wüssten, wann Jesus Christus kommt, dann würden wir vielleicht nur kurz vorher unsere Nachfolge noch einmal "aufpolieren". Und genau das soll nicht passieren!
Darum kommt er plötzlich und unerwartet. Er kommt, wenn ich nicht damit rechne. Und Jesus wird dich fragen: Was hast du gemacht mit allen deinen Talenten und deinen Möglichkeiten, die ich dir gegeben habe? Und mit welcher Sehnsucht werde ich von dir erwartet? Gibt's Vorfreude, die auch dann hält, wenn sich die Ankunft hinzieht?
In großer Vorfreude packe ich die Dinge an, die ich jetzt klären kann und die keinen Aufschub vertragen. Ich lasse das los, was Jesus, wenn er kommt, nicht bei mir sehen will. Maranatha! - So haben die ersten Christen ihre Sehnsucht ausgedrückt: Unser Herr kommt! Man kann auch dieses aramäische Wort so übersetzen: Unser Herr, komm!
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für April: 1. Korinther 15,42
Es wird gesät verweslich und wird auferstehen unverweslich.
Liebe Leser!
Der Auferstehungsglaube, der Glaube, die feste Gewissheit, dass es ein Leben in Gottes Herrlichkeit gibt, ist kein Selbstgänger. Selbst unter Christen ist und war das umstritten! Der Korintherbrief ist ein beredtes Zeugnis dafür. Sicher, das Grab war leer. Jesus, den sie wie einen Verbrecher ans Kreuz genagelt haben und danach, nach seinem Tod, in ein Felsengrab gelegt haben, ist weg. Darin sind sich alle einig: seine Anhänger, die jüdische Geistlichkeit und die römische Obrigkeit.
Aber das leere Grab ist mehrdeutig. Vielleicht liegt eine Grabschändung vor? Vielleicht haben die Jünger es getan, um dann die Auferstehung zu behaupten? Es war ja keiner dabei, als Jesus von den Toten auferstanden ist. Aber den Auferstandenen haben viele gesehen. Viele sind ihm begegnet. Paulus ist das wichtig. Über 500 haben ihn gesehen, schreibt er, Männer und Frauen. Das sind Zeugen und viele leben noch (1. Kor 15, 6). Ihr könnt sie fragen! Denn ohne Auferstehung ist der Glaube eine Nullnummer, ein Witz, ja ein Betrug. Dann machen wir uns und anderen nur was vor. Dann können wir die Vorstellung, dass es für uns einen himmlischen Vater gibt, knicken und in die Tonne treten (1. Kor 15, 12-19).
Nun ist es aber sicher, dass Jesus von den Toten auferstanden ist. Er, der für unsere Schuld am Kreuz gestorben ist, ihn hat Gott in ein neues, ewiges Leben gestellt. Nun können wir ganz fest darauf bauen, dass sein Opfertod wirksam ist und Sünde, Gottestrennung aufhebt. Jesus ist nicht nur von den Toten auferstanden, er hat den Tod besiegt. Mit ihm kommt ewiges Leben in diese alte Welt. Man merkt es den Ostererzählungen an, die in den Evangelien stehen; da gibt's die ganze Bandbreite der Gefühle bei den Jüngern: Furcht, Erstaunen, Bestürzung und Freude.
Hier kommt einer, der durch Wände gehen kann, der Raum und Zeit überwindet. Aber einer, der auch isst und an dem man die Wundmale von der Kreuzigung sieht. Der Auferstandene ist der Gekreuzigte und der Erstling der neuen Welt Gottes (Vers 20). Die Erstlingsfrucht steht für die ganze Ernte. Wenn die erste Getreideähre reif ist, dann werden die anderen bald folgen und ebenfalls reif sein. Wenn Jesus durch den Tod hindurch den Weg in die Auferstehung gegangen ist, werden alle, die an ihn glauben, ihm bald folgen. Wenn er, der der Kopf ist, durchgedrungen ist, werden wir, die wir seine Glieder sind und an ihm hängen, ebenfalls mit hineingenommen in seine Auferstehung.
Natürlich, so argumentiert Paulus, kommt der irdische Leib nicht in Gottes neue Welt hinein. Er muss in die Erde und wie das Weizenkorn sterben (Verse38ff). Aber wie aus dem gestorbenen Weizenkorn neues Leben hervorgeht, so wird Gott mit einem schöpferischen Machtwort denen neues Leben schenken, die mit Jesus verbunden sind. Ein Christ ist ein Mensch, der sein Leben schicksalhaft mit Jesus verknüpft hat. Diese enge Gemeinschaft kann selbst der Tod nicht aufheben. Halleluja!
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Mai: 1. Petrus 4,10
Dient einander als gute Verwalter der vielfältigen Gnade Gottes, jeder mit der Gabe, die er empfangen hat!
Lieber Leser!
Das Ende der Welt ist nahe. So fängt der Briefschreiber in Vers 7 an. Das Internet ist derzeit voll von solchen Botschaften angesichts der Corona-Krise. Ich kann das gut verstehen, auch wenn es schon viele Krisen gegeben hat, die zu einer ähnlichen Einschätzung geführt haben.
Die Christen damals hatten auch den Eindruck, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis Jesus Christus wiederkommt und das Reich Gottes ganz sichtbar aufgerichtet wird. Was kann man da machen, wenn man weiß, dass es bis dahin nicht mehr lange dauert? Vielleicht noch einmal ordentlich feiern und das Leben in vollen Zügen genießen? Oder viel Zeit mit der Familie verbringen?
Petrus hat drei Antworten. Seid nüchtern und betet. Ihr sollt euch also nicht in irgendwelche Angstzustände reinsteigern oder Panik schieben. Ihr sollt auch nicht feiern, "bis der Arzt kommt". Ihr sollt das Gespräch mit Gott, eurem himmlischen Vater pflegen. Das Gebet ist der Dreh- und Angelpunkt eurer Beziehung zu Gott, zu Jesus. Daraus zieht ihr eure Kraft. Wer betet, lässt sich von Gott zeigen, was wichtig und was nicht so wichtig ist.
Das zweite, das Petrus uns angesichts des nahen Endes der Welt ans Herz legt: Wir sollen in der Liebe zueinander nicht nachlassen. Gerade der Mangel an herzlicher Liebe ist für Jesus ein Merkmal der letzten Zeit (Mt. 24,12). Ich kenne viele Christen, die ihre Geschwister anfänglich sehr lieben. Man schwärmt auch nach außen hin von der tollen Gemeinschaft und wie schön es ist, wenn man im Gottesdienst sitzt und um sich herum alle, mit denen man so herzlich verbunden ist. Aber in der Liebe bleiben, wenn es schwierig wird, wenn die ersten Konflikte auftreten, fällt vielen schwer. Aber letztlich werden wir einmal am Maß der Liebe gemessen werden (1. Kor. 13).
Was nützt es, wenn ich tolle Lieder singe, gut und richtig predige, mich im Kindergottesdienst einbringe, den Schaukasten gestalte, die Technik bediene, die Gäste begrüße aber ich tue es ohne Liebe!? Wir brauchen die Liebe, die der Heilige Geist gerne in uns wachsen und reifen lassen will (Gal. 5,22). Die Liebe, die sich hinten anstellt, die sich nicht wichtig nimmt. Ohne Liebe wird es kalt. Dann stelle ich meine Interessen wieder ganz nach oben und unterstelle dem anderen eben diese Eigeninteressen, die ich selbst verfolge.
Dient einander mit der Gabe, die ihr empfangen habt. Das soll uns wichtig werden in der letzten Zeit, so sagt es Petrus in seinem Brief. Einander dienen setzt wache Sinne und ein Bewusstsein für das, was Gott mir anvertraut, voraus. Ich werde an das Gleichnis von den anvertrauten Talenten in Matthäus 25 erinnert. Es ist gut, wenn unter uns ein Klima herrscht, wo wir uns gegenseitig ermutigen, das zu tun, was Gott uns an guten Möglichkeiten mitgegeben hat.
Manchmal denke ich, dass wir da oft weit unter unseren Möglichkeiten bleiben. Liegt es daran, dass wir ein hohes Maß an Perfektion voneinander erwarten? Und wenn ich mich dazu nicht in der Lage sehe, lasse ich es lieber gleich bleiben? Das wäre jammerschade! Der dritte Knecht in der Geschichte, die Jesus erzählt, hat ein krankes Gottesbild. In großer Sorge, dass er Falsches macht, macht er am Ende nichts mehr. Manchmal werden solche Gottesbilder auch in Gemeinden "produziert". Gott möge uns davor bewahren!
Ich wünsche uns die Kraft, die aus dem Gebet kommt. Ich wünsche uns die Liebe, die nicht nachlässt. Ich wünsche uns, dass wir einander mit den Gaben dienen, die Gott uns anvertraut hat.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Juni: 1. Könige 8,39
Du allein kennst das Herz aller Menschenkinder.
Liebe Leser!
Das sagt der König Salomo bei der Einweihung des Tempels in Jerusalem. Er stellt sich vor, wer so alles dieses Haus Gottes betreten wird. Da werden welche kommen, die Sehnsucht nach Gemeinschaft haben. Manche kommen mit ihrer Schuld und bitten um Vergebung. Wieder andere haben seinen Segen erlebt und wollen Gott dafür danken. Traurige kommen und suchen Trost. Zornige kommen, um zu klagen.
Wenn ich zurzeit das Gemeindezentrum in der Schubertstraße betrete, dann sehe ich Hinweisschilder und Abstandsbänder auf dem Boden. Am Eingang hängt ein Spender mit Desinfektionsmittel. Und wenn ich Geschwister dort treffe, sehe ich vom Gesicht nur Augen und Stirn; der Rest ist "verhüllt". In welchen Zeiten leben wir eigentlich!?
Aber sie kommen wieder!! Traurige suchen Trost, Mutlose kommen, um mit neuem Lebensmut beschenkt zu werden. Im Gemeindehaus wird wieder Gottesdienst gefeiert, gebetet und in der Bibel gelesen. Wie schön! Salomo denkt an die Menschen, die das Gotteshaus betreten werden und bittet Gott, dass jeder das bekommt, was er braucht und verdient hat. Denn du, Gott, schaust tiefer. Du erkennst das Herz aller Menschen.
Wir Menschen sind ständig dabei, uns nach sichtbaren Kriterien zu beurteilen. Da spielen eben Äußerlichkeiten eine große Rolle. Schon die ersten Momente einer Begegnung sind da oft entscheidend. Wie mein Gegenüber gekleidet ist, spricht, auftritt, lässt ihn mir sympathisch oder unsympathisch erscheinen. Du kennst das sicherlich und weißt auch, dass man sich da ganz schön vertun kann. Es lohnt sich, da offen zu bleiben und gegebenenfalls meinen ersten Eindruck später zu korrigieren. Wenn ich wirklich einen Menschen kennenlernen möchte, dann braucht das Zeit und auch das wirkliche Interesse am Anderen.
Bei einem Pastorentreffen hat ein Kollege mich einem anderen mit den Worten vorgestellt: Ich glaube, dass ihr euch kennt...? Was heißt hier "Kennen" hat der gesagt. Mit dem habe ich doch noch nicht 1 Kilo Salz zusammen gegessen! Erst habe ich verdutzt geschaut, aber dann habe ich es verstanden. Für ihn ist das Kennen mehr als meinen Namen zu wissen oder mich auf der Straße wiederzuerkennen.
Wie lange braucht es wohl, wenn ich ein Kilogramm Salz esse? Bei sechs Gramm empfohlener Tagesverbrauchsmenge komme ich da auf 166 Tage. In einer Ehe kann man sich da wohl schnell kennenlernen. Aber selbst da staunt man auch nach Jahren noch, wen man da an seiner Seite hat!
Gott braucht nicht so lange. Er, der unsere "Nieren bereitet" hat, also unser Inneres, wie es der Beter in Psalm 139 sagt, kennt uns durch und durch. Gott sieht tiefer. Wo wir an der Oberfläche bleiben, auch in einer Gemeinde, die auf den persönlichen Kontakt Wert legt, da sieht Gott in unser Herz. Manchmal erschrecke ich bei dem Gedanken, dass ich so von ihm erkannt bin. Und dann ist es wieder ein tiefer Trost, sind es doch die liebenden Augen des himmlischen Vaters durch Jesus Christus, die auf mein Leben schauen.
Oder wenn ich mich von anderen Menschen missverstanden fühle. Gott kennt meine wahren Absichten, meine Gedanken und Motive. Er durchschaut die zusammenhänge. Er schaut in die tiefsten Tiefen. Ihm kann ich nichts vormachen, muss ich auch nicht.
Und "Herz" ist im hebräischen Denken mein eigentliches Sein: Meine Sehnsucht, mein Denken, mein Wille; alles, was mich im Grunde genommen ausmacht. Das Herz ist der Impulsgeber und die Entscheidungszentrale. Es ist lernfähig. Es kann treu sein oder fliehen. Im Herzen bewahren wir Gottes Worte, so dass sie uns im besten Fall bewegen und verändern.
Als Salomo jung war, da hat er sich von Gott ein gehorsames Herz gewünscht. (1. Könige 3). Ein gehorsames Herz fragt, was Gott will. Der junge König hat begriffen: Meine Regierungszeit kann nur gesegnet sein, wenn ich in allen meinen Entscheidungen Gott mit einbeziehe. Das wünsche ich dir auch! Gott wird dich segnen, wenn du ein gehorsames Herz hast, das ihn mit einbezieht.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Juli: 1. Könige 19,7
Der Engel des HERRN rührte Elia an und sprach: Steh auf und iss! Denn du hast einen weiten Weg vor dir.
Lieber Leser!
Über den Propheten Elia ist nicht viel bekannt. Er kommt aus Thisbe und sein Name bedeutet: Mein Herr ist Gott. Das klingt allerdings sehr klar. Und so tritt er auch dem König Ahab gegenüber, der schon durch die Ehe mit der phönizischen Prinzessin lsebel gezeigt hat, wie wankelmütig er seine Regierungsgeschäfte gestaltet.
Ahab ist ein König, der zulässt, dass seine Frau ihre heidnischen Götter in Israel etablieren kann. Höhenheiligtümer, Tempelprostitution, Wahrsagerei gab es überall reichlich. Mit dem Einzug der beiden heidnischen Hauptgötter Baal und Aschera nimmt der moralische Verfall in der Gesellschaft zu. Die Altäre des lebendigen Gottes werden zerstört; auch wenn der Glaube an Jahwe nicht völlig ausgelöscht wird.
Es ist so wie heute. Wir leben in einem Mischmasch aus allerlei religiösen Ansichten. Es gibt wenig Klarheit. Elia: Mein Herr ist Gott! - steht da wie ein Fels in der Brandung. Schon sein Name ist eine Kampfansage. Und dann kommt seine Ansage: Es soll weder Tau noch Regen kommen. Eine dreieinhalbjährige Trockenheit setzt ein. Wir klagen zu Recht über derzeit trockene Sommer; aber wenn es überhaupt nicht mehr regnet, ist das richtig schlimm.
Die Menschen beten heidnische Fruchtbarkeitsgötter an und verlassen sich auf die Schöpfung. Da meldet sich der Schöpfer selbst zu Wort und zeigt, wer am längeren Hebel sitzt. Nach seinem „Dürrespruch" vor dem König Ahab zieht sich der Prophet Elia zurück. Gott zieht seinen Diener aus dem Verkehr. Es ist eine verordnete Auszeit, weil er nichts bewirken kann.
Dann schickt Gott ihn neu in den Ring. Im Kampf gegen 850 Baalspriester behält er die Oberhand. Auf dem Karmel zeigt sich Gottes Macht. Wie von Sinnen tötet er dann alle heidnischen Priester. Ahab ist schwer beeindruckt. lsebel schwört Rache. Sie trachtet nach seinem Leben. Und dann sehen wir den eben noch kraftvollen Propheten auf der Flucht vor dieser Frau. Wir finden ihn unter einem Ginsterstrauch sitzend, müde, matt und voller Todessehnsucht. Lass mich sterben! So bittet er Gott.
Eben noch voller Power und dann ist die Luft plötzlich raus. Kleinste Anlässe genügen, um das ohnehin volle Fass zum Überlaufen zu bringen. Der tüchtige Mitarbeiter in Gottes Reich kann nicht mehr. Ich kenne das gut, manchmal zu gut. Ich bin auch nicht besser als meine Vorfahren, sagt Elia noch. Vielleicht wollte er das sein: Besser, höher, schneller. Und dann kommt der große Absturz. Und dann kommt das gute Evangelium in dieser Geschichte, die frohe Botschaft: Gott kümmert sich um müde, ausgebrannte Mitarbeiter.
Nach einem langen Erschöpfungsschlaf kommt ein Engel vorbei und serviert dem Propheten frisches Fladenbrot und kühles Wasser. Gott kümmert sich. Ich wünsche dir sehr, dass du das persönlich erlebst, wenn du an die Grenze deiner Möglichkeiten kommst und die große Müdigkeit einsetzt. Essen, Trinken, Schlafen - dafür ist jetzt Zeit. Danach kann er 40 Tage und Nächte bis zum Berg Horeb durchlaufen und seine besondere Gotteserfahrung machen.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für August/September: Psalm 139,14
Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele.
Liebe Leser!
Es gibt Menschen, die schauen nicht gerne in den Spiegel. Denn was müssen sie da alles sehen: viele Falten, graue Haare, Tränensäcke... Vielleicht sehe ich nur das, was ich sehen will? Manche sehen nur die Fehler, die Defizite. Ihre eigene Schönheit erkennen sie nicht.
Ein älterer Kollege hat mal zu mir gesagt, dass ich kein Gesicht habe. Ich war sehr erstaunt mit meinen gut 30 Jahren. Dann hat er mir erklärt, dass man erst ein Gesicht hat, wenn man auch Falten und Runzeln hat. Wenn sich deine Lebensgeschichte so nach und nach und über die Jahre im Gesicht abgebildet hat, dann erst hast du ein Gesicht. Jetzt, Jahre später, habe ich ein Gesicht.
Wie wäre es denn, wenn ich mich morgens vor den Spiegel stelle und laut sage: Gott, ich danke dir, dass ich wunderbar gemacht bin! Da kommt eine Frau zu mir und sagt: Niemand versteht mich! Und was ist mit ihrem Mann? - so frage ich sie. Ach, der versteht mich auch nicht! Und manchmal verstehe ich mich selbst ja auch nicht mehr!
Jeder Mensch ist einmalig, unverwechselbar. Jeder lebt in seinem eigenen „Universum". Das kann auch einsam machen, sicher, und man kann nur sehr bedingt von sich auf andere schließen. Aber die tiefsitzende Sehnsucht nach Annahme und Verständnis bleibt. Und kein Mensch kann diese Sehnsucht wirklich stillen, kein Ehepartner, kein allerbester Freund, keine allerbeste Freundin.
Auch eine christliche Gemeinde kann dir das nicht geben, was du wirklich brauchst. Und wie häufig wird gerade das erwartet und wie groß ist dann die Enttäuschung, wenn es ausbleibt! Wer bin ich? Wenn man mal bedenkt, wie viele Menschen mich so im Laufe meines Lebens geprägt und geformt haben! Und sie alle haben mir ihre Erwartungen hingehalten und ich habe oft versucht, sie zu erfüllen.
Der Psalmdichter schaut nicht auf Menschen, seine Erwartungen machen sich an Gott fest. Du, Gott, hast mich zusammengefügt im Schoß meiner Mutter, sagt er. Du hast meine Persönlichkeit bereitet. Selbst als ich noch gar nicht gezeugt war, hast du dich schon auf mich gefreut! Du hast meine Nieren, mein Inneres, mein inneres Erleben geschaffen. Wie solltest du mich da nicht verstehen!? Bei dir, Gott, kann ich mehr und mehr lernen, wer ich wirklich bin: geliebt und gewollt.
Ich bin ein Unfall, so hat es mal ein junges Mädchen gesagt. Meine Mutter hat das oft zu mir gesagt, dass ich ein Unfall bin. Eigentlich sollte ich nicht auf der Welt sein. Es hat bei ihr ganz lange gedauert, bis es tief in ihrer Seele angekommen ist: Nicht, was meine Eltern über mich sagen, ist maßgeblich und bestimmend, sondern was Gott über mich sagt. Ich bin ein Glücksfall!
Wenn ein Mensch wissen will, wer er ist, dann muss er sich an seinen Schöpfer, an Gott selbst wenden. Auch das gehört dazu: Erforsche mich, Gott, und sieh, ob ich auf bösem Wege bin, und leite mich auf ewigem Wege. (Vers 23f.) Gott liebt mich und dazu gehört auch, dass er mir hilft, dass ich klar sehen kann und erkenne, wer ich bin.
Manchmal bin ich erschrocken über mich selbst. Ich kann auch böse, dumm, gemein und kleinlich sein. Es ist heilsam, wenn ich das sehe. Es gibt Dinge in meinem und deinem Leben, die müssen mir und dir vergeben werden. Dafür ist Jesus gestorben. Gott will dich frei sehen und er möchte dein Leben so gestalten und formen, wie es deiner tiefsten Bestimmung entspricht.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für August/September: Psalm 139,14
Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele.
Liebe Leser!
Es gibt Menschen, die schauen nicht gerne in den Spiegel. Denn was müssen sie da alles sehen: viele Falten, graue Haare, Tränensäcke... Vielleicht sehe ich nur das, was ich sehen will? Manche sehen nur die Fehler, die Defizite. Ihre eigene Schönheit erkennen sie nicht.
Ein älterer Kollege hat mal zu mir gesagt, dass ich kein Gesicht habe. Ich war sehr erstaunt mit meinen gut 30 Jahren. Dann hat er mir erklärt, dass man erst ein Gesicht hat, wenn man auch Falten und Runzeln hat. Wenn sich deine Lebensgeschichte so nach und nach und über die Jahre im Gesicht abgebildet hat, dann erst hast du ein Gesicht. Jetzt, Jahre später, habe ich ein Gesicht.
Wie wäre es denn, wenn ich mich morgens vor den Spiegel stelle und laut sage: Gott, ich danke dir, dass ich wunderbar gemacht bin! Da kommt eine Frau zu mir und sagt: Niemand versteht mich! Und was ist mit ihrem Mann? - so frage ich sie. Ach, der versteht mich auch nicht! Und manchmal verstehe ich mich selbst ja auch nicht mehr!
Jeder Mensch ist einmalig, unverwechselbar. Jeder lebt in seinem eigenen „Universum". Das kann auch einsam machen, sicher, und man kann nur sehr bedingt von sich auf andere schließen. Aber die tiefsitzende Sehnsucht nach Annahme und Verständnis bleibt. Und kein Mensch kann diese Sehnsucht wirklich stillen, kein Ehepartner, kein allerbester Freund, keine allerbeste Freundin.
Auch eine christliche Gemeinde kann dir das nicht geben, was du wirklich brauchst. Und wie häufig wird gerade das erwartet und wie groß ist dann die Enttäuschung, wenn es ausbleibt! Wer bin ich? Wenn man mal bedenkt, wie viele Menschen mich so im Laufe meines Lebens geprägt und geformt haben! Und sie alle haben mir ihre Erwartungen hingehalten und ich habe oft versucht, sie zu erfüllen.
Der Psalmdichter schaut nicht auf Menschen, seine Erwartungen machen sich an Gott fest. Du, Gott, hast mich zusammengefügt im Schoß meiner Mutter, sagt er. Du hast meine Persönlichkeit bereitet. Selbst als ich noch gar nicht gezeugt war, hast du dich schon auf mich gefreut! Du hast meine Nieren, mein Inneres, mein inneres Erleben geschaffen. Wie solltest du mich da nicht verstehen!? Bei dir, Gott, kann ich mehr und mehr lernen, wer ich wirklich bin: geliebt und gewollt.
Ich bin ein Unfall, so hat es mal ein junges Mädchen gesagt. Meine Mutter hat das oft zu mir gesagt, dass ich ein Unfall bin. Eigentlich sollte ich nicht auf der Welt sein. Es hat bei ihr ganz lange gedauert, bis es tief in ihrer Seele angekommen ist: Nicht, was meine Eltern über mich sagen, ist maßgeblich und bestimmend, sondern was Gott über mich sagt. Ich bin ein Glücksfall!
Wenn ein Mensch wissen will, wer er ist, dann muss er sich an seinen Schöpfer, an Gott selbst wenden. Auch das gehört dazu: Erforsche mich, Gott, und sieh, ob ich auf bösem Wege bin, und leite mich auf ewigem Wege. (Vers 23f.) Gott liebt mich und dazu gehört auch, dass er mir hilft, dass ich klar sehen kann und erkenne, wer ich bin.
Manchmal bin ich erschrocken über mich selbst. Ich kann auch böse, dumm, gemein und kleinlich sein. Es ist heilsam, wenn ich das sehe. Es gibt Dinge in meinem und deinem Leben, die müssen mir und dir vergeben werden. Dafür ist Jesus gestorben. Gott will dich frei sehen und er möchte dein Leben so gestalten und formen, wie es deiner tiefsten Bestimmung entspricht.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Oktober: Jeremia 29,7
Suchet der Stadt Bestes und betet für sie zum HERRN; denn wenn's ihr wohlgeht, so geht es euch auch wohl.
Lieber Leser!
Die Juden sitzen im Exil auf gepackten Koffern. So könnte man die Situation als Bild beschreiben. Sie wollen hier nicht bleiben. Sie wollen zurück in die Heimat. Sie können sich mit dem, was sie hier vorfinden, nicht anfreunden. 900 Kilometer weit weg von Jerusalem. Und Babel war nicht nur eine Stadt; Babel ist der Inbegriff für alles Böse und Gottferne! Das war hier einfach kein Leben.
Die Sehnsucht nach normalen Verhältnissen, nach Tempelbesuch und Gottesdiensten ist riesengroß. Und einer hat's gewusst und ihnen schon vorhergesagt: Jeremia. Dieser Prophet hat die Zukunft schwarzgemalt und dann ist es tatsächlich so gekommen. Die Exilanten haben Babel und diesen Unglückspropheten dafür gehasst. Und so wollen sie dort auch nicht „warm werden" im fremden Land und warten darauf, dass es hoffentlich bald wieder heimwärts geht.
So, wie viele derzeit auf normale Verhältnisse warten und hoffen, dass die „Corona-Zeit" bald durch ist. Sie warten auf bessere Zeiten. Sie legen die Hände in den Schoß. Was soll man sich da auch abmühen und womöglich schauen, was noch geht? Da hinein kommt die Botschaft des Propheten Jeremia, eine unbequeme Botschaft für „Aussitzer" und solche, die lieber auf bessere Zeiten warten: Baut Häuser, legt Gärten an und lebt von den Früchten! Heiratet, gründet Familien, zieht Kinder groß! (Verse 5-6) Und packt endlich eure Koffer aus, denn es wird noch richtig lange dauern, bis ihr wieder eure Heimat seht.
70 Jahre müssen sie warten. Viele von ihnen werden nie die Heimat erleben. Ich hoffe mal nicht, dass wir 70 Jahren mit Covid 19 oder ähnlichen Infektionskrankheiten zubringen müssen. Aber wer weiß das schon so genau!? Jeremia fordert die Menschen auf, sich zur Gegenwart zu bekehren. Nehmt euer Leben jetzt an und hofft nicht auf bessere Zeiten! Hört auf, an den „Flüssen Babylons" zu jammern und zu klagen!
Sicher kann Gott in Null Komma nichts die Situation verändern. Aber wenn es nicht geschieht, dann fangt an, euch darin einzurichten. übernehmt endlich Verantwortung! Und natürlich sollen die Juden in den nächsten sieben Jahrzehnten ihren Gott nicht vergessen. Wenn ihr mich anruft, verspricht ihnen Gott, so will ich euch antworten. Wenn ihr zu mir betet, will ich auf euch hören. Wenn ihr mich sucht, will ich mich von euch finden lassen. (Verse 12-13)
Die lebendige Glaubensbeziehung soll nicht abreißen, schon gar nicht in solchen Zeiten! Und was werden eure Kinder und Kindeskinder noch von mir wissen, wenn sie in der Zukunft mal nach Jerusalem kommen, wenn ihr es ihnen jetzt nicht erzählt? Manchmal spricht man von einem Generationenvertrag. Gemeint ist dann oft, dass es einen unausgesprochenen „Vertrag'' zwischen der beitragszahlenden und der rentenbeziehenden Generation gibt. Es gibt auch einen „geistlichen" Generationenvertrag, den eine christliche Gemeinde hat: Wie wir heute das Gemeindeleben gestalten, das wird sich ganz spürbar für die nachfolgenden Generationen auswirken.
Sucht der Stadt Bestes! So sagt es Jeremia. Eigentlich steht da: Sucht den Frieden der Stadt und betet für sie zum Herrn. Frieden – Schalom meint ein versöhntes Miteinander. Dafür soll sich die Exilgemeinde damals und auch die christliche Gemeinde heute stark machen. Wenn es um die gesellschaftliche Verantwortung geht, sind Freikirchen ja oft eher vorsichtig. Als ein Pastorenkollege von mir in die SPD eingetreten ist, gab's in seiner Gemeinde viel Gegenwind. Aber man muss ja nicht gleich Parteimitglied werden. Es gibt so viele Alltagssituationen, wo wir den Frieden Gottes „hineintragen" können. Und beten geht immer.
Die schönen Bilder von der „Stadt auf dem Berg", vom „Licht für die Welt" und vom „Salz für die Erde" (Matthäus 5, 13-14) können uns helfen, so zu leben, wie Gott es gerne möchte.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für November: Jeremia 31,9
Gott spricht: Sie werden weinend kommen, aber ich will sie trösten und leiten.
Liebe Leser!
Eine schöne Zusage für Menschen, die erleben müssen, wie feindliche Heere die Hauptstadt, ja das ganze Land verwüsten und wie sie selbst weg von der Heimat in die Fremde verschleppt werden, weit weg von allem, was ihnen lieb und teuer ist. Da sind sicher reichlich Tränen geflossen, weil im Krieg viele Angehörige gefallen sind. Da gabs auch Wut und Verzweiflungstränen, weil sie ihren Gott in seinem bewahrenden Handeln schmerzlich vermisst haben.
Ob die Israeliten da noch an die warnenden Worte des Propheten Jeremia gedacht haben, der viele Jahre lang immer wieder gepredigt hat, dass es auch ums „Einreißen", „Zerstören" und „Vernichten" gehen wird? (Jer. 1) Und wie der Prophet in aller Öffentlichkeit einen Tonkrug zerschmettert hat mit den Worten: Wie man eines Töpfers Gefäß zerbricht, dass es nicht wieder ganz werden kann, so will ich dies Volk und diese Stadt zerbrechen. (Jer. 19,11) Jeremia hat immer wieder mit dem Finger auf die Missstände gezeigt: Heuchelei, Götzendienst, himmelschreiende Ungerechtigkeit im Alltag.
Aber Gott kann es eben nicht lassen, in seiner nicht zu begreifenden Liebe und Treue an diesem halsstarrigen Volk festzuhalten. Wer liebt, der leidet. Wer mehr liebt, leidet mehr. Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte. (Jer. 31, 3) Mit diesen Worten wendet sich Gott an sein treuloses Volk. Es hat diese Liebe nicht verdient. Ich und du, wir haben sie auch nicht verdient. Diese Liebe entspringt seinem Wesen, nicht wir „locken" sie durch unser Leben aus ihm heraus. Sie ist vorlaufend, immer schon da und einfach großartig!
Manchmal denke ich, dass unsere Veranstaltungen das viel zu wenig zeigen. Wir sind dann doch schnell bei uns und wollen gerne zeigen, was wir so können. Dabei ist es doch viel wichtiger, dass er, dass Gott „vorkommt". Durch Jesus weiß ich, dass ich sein Wunschkind bin. Durch Jesus weißt du, dass du ein Wunschkind bist. Und Wunschkinder müssen nicht erst klug, nicht erst artig sein, um geliebt zu werden. Sie werden um ihrer selbst willen geliebt. So ist das!
Und wenn wir uns selbst verletzt, anderen weh getan und Gottes Absichten mit unserem Leben eine Absage erteilt haben? Was ist, wenn ich die Folgen meines schlimmen Handelns erlebe? Was ist, wenn ich die Welt einfach nicht mehr verstehe, sie nicht mehr durchschaue? Dann nehme ich das Bibelwort ernst: Sie werden weinend kommen, aber ich will sie trösten und leiten. (Jer. 31, 9)
Ich will sie trösten, spricht Gott. Wie Kinder, die das gerade brauchen. Gott schickt uns nicht weg. Er spielt auch nicht den Schmerz runter und sagt: Hab dich nicht so! Ist doch nicht so schlimm! Nein, das sagt er nicht. Das sagen wir manchmal zueinander oder denken es, aber Gott leidet mit.
Aber er sieht auch weiter. Und das ist gut so. Er ist nicht nur ein mitleidender, sondern er ist auch ein zurechthelfender und heilender Gott. Er hat jetzt schon eine Perspektive, damals für das Volk und heute für dich, für mich, uns alle. Ich will sie leiten, spricht Gott. Wenn ein kleines Kind schwer gestürzt ist, dann trösten die Mutter oder der Vater das Kind auch nicht nur; sie helfen dem Kind wieder auf die Beine, verbinden die Wunde und machen ihm Mut für den weiteren Weg.
Im Neuen Testament, in der griechischen Sprache heißt das Wort für Trost auch Begleitung. Wer getröstet wird, hat einen Begleiter an seiner Seite, eine Coach, einen Anwalt, einen Fürsprecher. So einen hat uns Jesus im Heiligen Geist versprochen. Er tröstet uns, ermutigt und ermahnt uns. Seine Leitung brauchen wir.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Dezember: Jesaja 58,7-10
Brich mit den Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut! Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte, und deine Heilung wird schnell voranschreiten, und deine Gerechtigkeit wird vor dir hergehen, und die Herrlichkeit des Herrn wird deinen Zug beschließen.
Dann wirst du rufen und der Herr wird dir antworten. Wenn du schreist, wird er sagen: Siehe, hier bin ich. Wenn du in deiner Mitte niemand unterjochst und nicht mit Fingern zeigst und nicht übel redest, sondern den Hungrigen dein Herz finden lässt und den Elenden sättigst, dann wird dein Licht in der Finsternis aufgehen, und dein Dunkel wird sein wie der Mittag.
Lieber Leser!
Nach 50 Jahren Gefangenschaft kommen die Israeliten endlich nach Hause. Aber es gibt nun solche, die früher eintreffen und einige wenige sind auch geblieben, waren nie weg. Die Alteingesessenen wollen mit den Hungerleidern aus dem Osten nichts zu tun haben. Da wurden keine Fahnen geschwenkt. Da gab es keine Plakate, auf denen stand: „Herzlich willkommen!“ Ganz im Gegenteil; wer was hatte, hat es schön festgehalten, wollte nicht teilen. Wer im Vorteil war, hat zugesehen, diesen Vorsprung noch auszubauen. Die, die gut versorgt waren, schon in festen Häusern wohnten, wollten nicht mit denen teilen, die mit leeren Händen auf der Straße standen.
Ich kann mich noch an eine Frau aus meiner ersten Gemeinde erinnern, die zu einem neuen Gemeindemitglied gesagt hat: Du kannst dich hier gerne überall umschauen, aber sei vorsichtig und achtsam, denn wir haben das Gemeindehaus mit viel Liebe eingerichtet. Sie hat es so gesagt, wie sie es gefühlt hat: Ich bin schon länger hier, habe hier viel eingebracht. Jeder, der dazukommt, soll das bitte schön respektieren und nicht einfach so tun, als wenn es ihm gehört.
Die jüdische Gemeinde war damals gespalten. Da gabs die Alteingesessenen, die erste Generation der Heimkehrer und die Nachzügler. Alle drei Gruppierungen waren sich nicht „grün". Sie sind sich aus dem Weg gegangen, haben sich geschnitten. Aber mit Gott haben sie schon gerechnet. So haben sie Gottesdienste gefeiert, gebetet, geopfert – ganz nach Vorschrift, so wie immer. Nur seltsam, Gottes Nähe, seinen Segen haben sie nicht erlebt. Es gab keinen Trost, keinen Zuspruch!
Und dann meldet er, Gott, sich durch den Propheten selbst zu Wort: Ihr fragt euch, was mit mir los ist? Was ist denn mit euch los!? Ihr geht rücksichtslos miteinander um, sprecht üble Worte, seid ohne Liebe füreinander, helft euch nicht, wo doch Hilfe nötig wäre. Jeder schaut nur auf sich, hält zurück, was er hat, aber ich soll geben? So funktioniert das nicht!
Gott spricht: Ich gebe euch die Heimat zurück, neue Lebensperspektiven, Freiheit, Hoffnung, Würde. Aber ihr setzt untereinander Grenzen, lasst eure Schwestern und Brüder hungern. Einige von euch gehen in feinen Kleidern umher, andere in Lumpen. Einige sind frei, haben ein sattes Leben, und lassen die Armen für sich schuften, nehmen ihnen ihre Freiheit.
Dabei will Gott ja helfen, segnen, trösten! Aber er kann nicht die trösten, die völlig verkehrt unterwegs sind. Aber wenn ihr den Hungrigen euer Herz finden lasst, dann wird es wieder hell in eurem Leben. (Vers 10) Gottes Liebe zeigt sich auch, wenn er uns sagt und zeigt, was nicht in Ordnung ist in unserem Leben. Kehrt um, sagt Gott; lasst euer Herz sprechen. Ein Herz, das vom Geist Gottes bestimmt ist, wird gerne geben, helfen, dienen, sich kümmern. Ein Herz, das vom Geist Gottes bestimmt ist, behandelt den anderen nicht von oben herab oder lässt ihn spüren, wie wenig willkommen er ist.
Viele Jahrhunderte später lesen die ersten Christen im Johannesevangelium, Kapitel 13: Daran soll die Welt erkennen, dass ihr zu mir gehört, dass ihr Liebe untereinander habt. Zuerst soll die Liebe Gottes in Jesus mein Herz erreichen. Wenn ich um das Vaterherz in meinem Leben weiß, kann ich meine Geschwister lieben. Und wenn wir uns gegenseitig unser liebendes Herz zeigen, eröffnen wir Gott Möglichkeiten, seine Gemeinde zu segnen. Dieser Segen wird dann auch weit über die Grenzen der Gemeinde hinaus Menschen erreichen. Da bin ich mir ganz sicher!
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Januar: 1. Mose 9,13
Gott spricht: Meinen Bogen habe ich gesetzt in die Wolken; der soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde.
Lieber Leser!
So ein neues Jahr ist für viele Menschen Grund und Anlass genug, um etwas Neues auszuprobieren. Auch Gott liebt Neuanfänge. Mit Noah fängt eine neue Ära an. An Noah selbst macht sich das nicht fest. Die neue Schöpfung nach der großen Flut ist nicht das Paradies. Die Menschen sind nicht besser geworden.
Gott gibt sich da keiner Illusion hin: Das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf. (1. Mos 8,21) So wird es festgestellt. Was auch immer wir uns vornehmen für das neue Kalenderjahr; Schuld, Versagen, Scheitern werden ganz sicher auch dazugehören. Machen wir uns da bloß nichts vor!
Und doch stellt der 1. Tag nach der Flut den Beginn eines neuen Zeitalters dar. Es beginnt das Zeitalter der Gnade. Ich will die Erde nicht mehr verfluchen um des Menschen willen. Ich will hinfort nicht mehr schlagen alles, was da lebt, spricht Gott. (1. Mos8,21) Gott entscheidet sich dafür, dass seine Zuwendung und seine Fürsorge nicht mehr von menschlicher Gutartigkeit abhängen sollen. Allen Menschen wird Leben und Lebensqualität versprochen.
Gott lässt seine Sonne auch über böse Menschen scheinen. (Matthäus 5,45) So ist das neue Jahr auch ein Gnadenjahr. Gott schließt einen Bund. Darin legt er sich einseitig auf Gnade fest. Vom Menschen wird nichts erwartet. Es ist kein Bund auf Augenhöhe. Es ist eine Selbstverpflichtung des Schöpfers und Kosmoslenkers gegenüber seinen Geschöpfen. Der Regenbogen soll uns daran erinnern. Wenn es regnet, mitten in die "Bedrohung" hinein, strahlt Gottes Licht und bricht sich in schönen Farben. Solange die Erde steht. Das ist der große Vorbehalt.
Wenn die neue Erde kommt und wenn die neue Zeit anfängt, greift der neue Bund, den er uns wieder ganz einseitig und ohne Vorleistung anbietet. Die "Magna Charta", das Grundgesetz des neuen Bundes lautet: Wer an Jesus Christus glaubt, ist gerettet. Wenn du zu ihm gehörst, bist du ausgesondert, ausgewählt für Gottes Ewigkeit. Und wer immer das ist, wird automatisch zur königlichen Priesterschaft gerechnet und soll verkündigen die Wohltaten dessen, der uns berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht. (1. Petrus 2,9)
Ich wünsche allen, die durch Jesus priesterlichen Dienst im neuen Jahr tun, seinen reichen Segen. Solange noch Gnadenzeit ist, sollen Menschen für Gott gerettet werden.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Februar: Römer 8,18
Ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll.
Lieber Leser!
Paulus hat das Bild einer Waage vor Augen. Die eine Waagschale ist gefüllt mit allem, was uns das Leben schwer macht, alles Leid und aller Kummer. Auf der anderen Seite ist die Herrlichkeit Gottes, die uns erwartet, wenn wir als Kinder Gottes sichtbar werden. Paulus ist sich ganz sicher: Die Waage schlägt eindeutig aus. Das Leid der Welt ist ganz leicht, ja winzig, wenn wir die Herrlichkeit Gottes erleben werden. Der Kummer, den wir jetzt erleben, wird nicht mehr ins Gewicht fallen.
Es geht hier nicht um fromme Augenwischerei oder um das Hinwegtrösten über schwere Schicksalsschläge. Gerade ein Paulus hat sehr gelitten. Er ist verfolgt worden. Man hat ihn geschlagen. Eine Steinigung hat er gerade mal so überlebt.
Die eigenen Leute haben ihn verächtlich behandelt. Sie haben ihm viel Übles nachgeredet. Eine chronische Erkrankung hat ihn in seinem Dienst behindert. Das Schwere seines eigenen Lebens stand ihm also deutlich vor Augen.
Als meine Frau und ich vor fast 18 Jahren unser viertes Kind in den Armen gehalten haben, haben wir auch nicht gewusst, dass uns damit auch eine Last fürs Leben mitgegeben worden ist. Natürlich hat Gott uns auch die Kraft, den Mut und die Liebe für dieses behinderte Kind gegeben, aber es gab auch schwere Zeiten. Eine Frau, die ihren Ehemann liebevoll pflegt und ihm die Hand hält, bis er stirbt, tut es auch aus Liebe zu ihm. Aber es ist trotzdem schwer und es schmerzt.
Paulus erinnert uns daran, dass wir immer auch Teil der Schöpfung sind, auch wenn wir den Heiligen Geist als Gottes Anzahlung auf den Himmel schon haben. Aber wir sind deshalb nicht immun gegen das Leid der Welt. Die ganze Schöpfung seufzt. Sie seufzt wie eine Mutter vor ihrer Entbindung im Kreißsaal. (Röm 8,22) Die ganze Welt liegt im Gebärzimmer. Aber wer immer da liegt, liegt und leidet in großer Hoffnung. Eine neue Schöpfung wird geboren, wenn Christus wiederkommt und die Kinder Gottes offenbar werden. Diese Hoffnung ist es, eine Kraft im Hier und Jetzt.
In Eritrea, in Nordostafrika, werden Christen in alten Schiffscontainern gefangen gehalten. Ab und zu kommt ein Soldat vorbei, gibt ihnen ein wenig zu trinken und fordert sie auf, ihrem Glauben abzuschwören. Wenn sie das tun, können sie gehen, sind sie frei. Es sind unmenschliche Zustände. Es ist ein Leid, das bis an die Grenze des Erträglichen geht. Aber keiner von den Gefangenen ist bereit, die lebendige Beziehung zu ihrem Erlöser Jesus Christus aufzugeben, um zu einer toten Religion zurückzukehren. Sie wissen, dass Jesus für sie gestorben und auferstanden ist. Es gibt für sie eine herrliche Zukunft, die sie nicht durch eine momentane Erleichterung ihrer Lebenssituation aufs Spiel setzen möchten.
Durch Jesus bin ich erlöst, freigekauft und bin ein Kind Gottes! Und einmal wird seine ganze Herrlichkeit an mir offenbar werden!
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für März: 1. Samuel 7,3
Wendet euer Herz wieder dem Herrn zu und dient ihm allein.
Lieber Leser!
Es gibt die Aktion "Ein Herz für Kinder" und es gibt Menschen, die haben ein Herz für Tiere, für Menschen in Not oder für eine bestimmte Partei. Samuel, bereits mit 12 Jahren zum Dienst für den Herrn berufen, wirbt für ein Herz, das sich Gott zuwendet. Nach langen Zeiten der Gottesferne gibt es wieder eine Sehnsucht der Israeliten nach Gemeinschaft mit Gott.
Samuel selbst hat nie aufgehört, genau dafür zu beten. Samuel hat auch das Wort Gottes in finsteren Zeiten hochgehalten. Und jetzt schenkt Gottes Geist eine Erweckung. Da ließ der Prophet das ganze Volk versammeln. Die Sehnsucht braucht eine konkrete Ausrichtung. Es folgen klare Worte: Wenn ihr euch von ganzem Herzen zu dem Herrn bekehren wollt, so tut von euch die fremden Götter und die Astarten und richtet euer Herz zu dem Herrn und dient ihm allein, so wird er euch erretten aus der Hand der Philister. (Vers 3)
Ich vermute, dass viele, die das lesen, irgendwann in ihrem Leben ein klares "Ja" zu Gott und zu seinem Angebot in Jesus gesprochen haben. Da drückt sich die Sehnsucht aus. Mit der Sehnsucht nach Gottesnähe fängt es oft an. Aber wenn dem nicht klare Konsequenzen folgen, verliert sich der gute Anfang. Wenn danach das Leben ohne Veränderungen einfach weiterläuft, ist die Sehnsucht bald nur noch eine blasse Idee.
Für die Israeliten hieß das damals: Die Heiligtümer der Astarten und der Baale wurden beseitigt. Der Götzendienst wurde radikal abgeschafft. Den Mächten, denen ich mich bisher verschrieben habe, den Dingen, die bisher meine Aufmerksamkeit bekommen haben, entsage ich. Ich schneide alles weg, was meine Konzentration auf Gott hindert. Wie heißt es so schön in einem Lied: Heiß oder kalt, ja oder nein. Niemals wollen wir lauwarm sein. Halb für Gott, halb für die Welt, ist, was Gott nicht gefällt.
Für mich hieß das vor über 30 Jahren: Abkehr vom Marxismus-Leninismus, von einer Ideologie, die den lebendigen Gott verneint. Damit gingen auch viele Freundschaften kaputt und Beziehungen wurden beendet. Heute empfinde ich die ungeteilte Zuwendung meines Herzens zu Gott als eine noch größere Herausforderung. Komfortdenken und die Sehnsucht nach immer besseren Lebensbedingungen, Beliebigkeit, Oberflächlichkeit bilden zusammen-genommen eine starke Konkurrenz.
Und so fängt jeder Tag mit einer Entscheidung an: Heute will ich Gott mit einem ungeteilten Herzen dienen. Ich wünsche uns eine Erweckung, eine starke Sehnsucht nach einer Gemeinschaft mit Gott. Ich wünsche uns ein Leben mit einer klaren Ausrichtung.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für April: Matthäus 28,18-20
Da trat Jesus auf sie zu und sagte zu ihnen: Mir ist alle Vollmacht gegeben im Himmel und auf der Erde. Darum geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Und siehe, ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt.
Lieber Leser!
Letzte Worte haben Gewicht. Da wechselt man keine Belanglosigkeiten. So auch hier. Der Sendungsauftrag ist nicht einfach so dahingesagt. In vielen Bibelausgaben ist er deshalb auch fettgedruckt. Mir ist gegeben alle Gewalt, sagt der auferstandene Jesus. Damit fängt alles an. Früher hat man Könige so begrüßt: Ihm ist gegeben alle Macht und Gewalt.
Hier steht einer mit absoluter Vollmacht. Er hat Tod und Teufel besiegt. Er hat Menschen von Belastungen befreit. Gott hat ihm alles in die Hand gelegt. Im letzten Gericht stehst du vor ihm. Das letzte, entscheidende Wort über dein Leben wird er einmal sprechen. Geht hin zu den Menschen, sagt Jesus. Sagt ihnen, wer am längeren Hebel sitzt. Gebt den Leuten Bescheid. Ihr alle seid Bescheidsager. Ihr Christen seid der Einschreibebrief mit Rückantwort. Und indem ihr es ihnen sagt, wird es für sie ernst. Sie können sich dann nicht mehr rausreden. Das gute Evangelium von der Rettung kann man nicht ohne Konsequenzen so einfach in den Wind schlagen.
Mir ist alle Macht gegeben, sagt Jesus. Wie gut, dass diese Macht nicht uns gegeben ist. Am Ende würden wir noch versuchen, die Menschen zu ihrem Glück zu zwingen. Jesus allein kann Menschenherzen berühren. Der Geist Gottes kann Menschen bewegen. Jesus hat die Macht, Schuld zu vergeben und Gotteskindschaft zu schenken. Mit meiner Macht im Rücken sollt ihr "jüngern", sagt Jesus. Es ist im Griechischen nur ein Wort. Ein Jünger ist ein Christ, der es gelernt hat, Jesus nachzufolgen. Umkehr, bewusste Annahme des Evangeliums, Taufe, Nachfolge – so sieht der Weg aus, den das Neue Testament beschreibt.
Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende, sagt Jesus. Hier schließt sich der Kreis. Den, der Vollmacht hat, kann nichts aufhalten. Seine bleibende Gegenwart ist uns sicher. Und hier ist weniger von einem Ende die Rede, sondern mehr von einem Ziel. So kann man das griechische Wort übersetzen. Ich bin bei euch, bis ihr ans gute Ziel kommt.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Mai: 2. Samuel 7,22
Es ist keiner wie du, und ist kein Gott außer dir.
Lieber Leser!
Der Hütejunge David aus Bethlehem kommt an den Hof des Königs Sauls. Aber mit der Zeit empfindet ihn der König mehr und mehr als Bedrohung. Es folgen Jahre der Flucht und David muss sich oft verstecken. Als Saul im Krieg fällt, kürt der Stamm Juda David zum König. Später wird er auch von den Juden, die in den nördlichen Gebieten leben, anerkannt.
Nachdem David Jerusalem als Hauptwohnsitz für sich und als Hauptstadt für ganz Israel erklärt hat, kommt die Bundeslade auch dorthin. David, der Umherziehende, wird sesshaft. Nun, so meint David, soll auch der Gott, den er verehrt und der sein Tun sichtbar gesegnet hat, ein "schönes" Haus bekommen. Er bespricht das alles mit dem Propheten Nathan, der das Vorhaben zunächst unterstützt und dann durch einen Traum hinterfragt. So spricht der Herr: Du willst mir ein Haus bauen als Wohnung für mich? Wahrhaftig, nie habe ich in einem Haus gewohnt... ich bin umhergezogen bis zum heutigen Tag. (vgl. 2. Sam 7,5-6)
Da kommen die Fragen auf: Kann man Gott auf ein Haus reduzieren? Lässt Gott sich in Mauern "einsperren"? Ist Gott nicht viel mehr der, der seinen Weg souverän mit den Menschen geht, der unterwegs ist und nur in der Bewegung erfahren wird? Sesshaftigkeit mag uns ja gefallen, aber Gott will keine Wurzeln schlagen; auch nicht in einem schönen Gemeindehaus.
Ich bin in meinen Leben schon oft umgezogen. Nun könnte man meinen, dass das übt, beweglich zu bleiben. Aber dem ist nicht so. Die Sehnsucht, sich zu verorten, bleibt. Gottes Sehnsucht sieht anders aus. Er will bei seinen Menschen sein und nicht nur ab und zu am Sonntag von ihnen besucht werden.
Und dann wird dem David gesagt: Ich will dir ein Haus bauen, spricht Gott. (Vers 11) Du sollst Nachkommen haben, ein Haus voller Menschen, ein menschliches Haus. Ich will dafür sorgen, dass dein Königtum Bestand hat und dein Thron feststeht. Gott, dem David ein Haus bauen will, dreht das Vorhaben um und verspricht dem König ein bleibendes Haus, ein lebendiges Haus, wo das Leben pulst, wo eine Generation die nächste ablöst und der Segen weiterfließen kann.
Gott braucht kein Haus, aber wir leben von seinen Verheißungen, von seinen Zusagen und seiner Zuwendung. Die Gemeinde Gottes ist das geistliche Haus, das Jesus aus lebendigen Steinen errichten will. (1. Petr2) David, der plötzlich spürt und erlebt, wie Gott an ihm und über ihn hinaus handelt, staunt und bekennt: Es ist keiner wie du, und ist kein Gott außer dir nach allem, was wir mit unseren Ohren gehört haben. (Vers 22) Wo ein Mensch das Handeln Gottes in seinem Leben persönlich erkannt hat, kommt es ganz automatisch zu einem Bekenntnis zu diesem großartigen Gott, der nicht an menschengemachte Räume gebunden ist.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Juni: Sprüche 16,24
Freundliche Reden sind Honigseim, süß für die Seele und heilsam für die Glieder.
Lieber Leser!
Honigseim ist wahrscheinlich unverarbeiteter Honig, der einfach aus den Waben abfließt und in dem zum Beispiel auch Propolis enthalten ist. Dieses Kittharz verfügt über antivirale, biotische Wirkungen und verhindert, dass sich Krankheiten im Bienenstock ausbreiten können. Freundliche Worte haben also eine heilende, schützende Wirkung. Sie sind wie eine stärkende, vorbeugende Arznei.
Die Zunge, der kleine Muskel in unserem Mund, ist ein mächtiges Ding. (Jakobus 1) Mit ihm kannst du Worte sagen, die verbinden, die aufbauen, stärken, trösten. Du kannst damit aber auch verletzen, Wunden reißen, Lügen verbreiten und Menschen auf Dauer schädigen. Es liegt an dir. Diese sogenannten "Fake-News" sind mit Absicht verbreitete Falschmeldungen. Und sie gibt es nicht nur in der Politik oder in den Medien, sondern sie kursieren leider auch in christlichen Gemeinden.
Mit deinen Worten kannst du Gott loben und dich zu Jesus bekennen. Du kannst ein Zeugnis geben und anderen sagen, wie wichtig dir dein Glaube ist. Natürlich kannst du auch stumm sein und schweigen. Aber dass "Schweigen Gold ist", stimmt nicht immer. Manchmal denke ich nach einer Begegnung: Hätte ich doch bloß was gesagt! Und ich bedauere es sehr, dass ich wieder einmal meinen Mund gehalten habe.
Wir werden einmal Rechenschaft ablegen über jedes gesprochene Wort. Jesus erinnert uns daran. (Mt. 12,33-37) Und er sagt, dass die Worte, die wir sprechen, Rückschlüsse zulassen auf unsere Herzenshaltung. Ein guter Mensch bringt Gutes hervor aus dem guten Schatz seines Herzens. (Mt. 12,35) Wie sieht es in meinem, in deinem Herzen aus? Manchmal erschrecke ich mich da. Da lauern Stolz und Überheblichkeit neben Neid und Missgunst.
So kann ich nur jeden neuen Tag dieses Gebet sprechen und vielleicht ist es ja auch dein Gebet:
Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz, und gib mir einen neuen beständigen Geist. Verwirf mich nicht vor deinem Angesicht, und nimm deinen heiligen Geist nicht von mir. Erfreue mich wieder mit deiner Hilfe, und mit einem willigen Geist rüste mich aus. Psalm 51,12-14
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Juli & August: Jakobus 1,19
Ein jeder Mensch sei schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn.
Lieber Leser!
Wir haben es hier wahrscheinlich mit einem "Unterrichtsstoff" für Anfänger im Glauben zu tun. Menschen, die Jesus ihren Herrn nennen, die sich auf seinen Namen taufen lassen, kommen in die christliche Gemeinde, und es werden ihnen Regeln für den Umgang miteinander an die Hand gegeben. Junge Christen bekommen einen Grundkurs in Kommunikation. Und für Christen, die sich da schwer tun, gibt's ein Auffrischungsprogramm.
Zuhören ist wichtig, wird ihnen gesagt. Darin sollen sie fix, schnell sein. Leider ist nämlich der Mund immer recht schnell. Aber was für eine Wohltat, wenn es Geschwister im Raum der Gemeinde gibt, die in der Lage sind, die darin geübt sind, dir zuzuhören. Es ist eine Grundqualifikation der Seelsorge. Es ist die Basis jeder Form von Beratung und Therapie. Jesus, der viel im Gespräch mit den unterschiedlichsten Leuten war, hat sich die Not, die Sorgen und das, was sie bewegt hat, angehört. Als seine Jünger vom Missionseinsatz zurückgekommen sind, hat Jesus sich alles angehört, was sie so erlebt haben. (Markus 6, 30)
Wo gibt es das in der Gemeinde? Wo kannst du erzählen, was dich beschäftigt und andere fallen dir nicht gleich ins Wort oder sprechen lieber über sich selbst? Mit dem Reden sollst du "langsam" sein, weil das sowieso gut entwickelt ist und wir dazu neigen, den Redefluss des anderen gerne zu unterbrechen. Ich höre, was mein Gesprächspartner erzählt und mir fallen zeitgleich ganz viele Möglichkeiten ein, mich jetzt dazu zu äußeren. Ich habe eine gegensätzliche Meinung. Ich habe zu diesem Thema auch was erlebt. Sich da jetzt zu bremsen, fällt schon schwer ... Darum: Höre gut zu und setzte dein Worte sparsam ein! Es ist eine Haltung, geprägt von Wertschätzung und Achtsamkeit.
Zuletzt, aber deshalb nicht weniger wichtig: Sei langsam zum Zorn. Wenn mich was aufregt, wenn in mir die Wut hochkocht, dann ist es besser, einen Abstand zu diesen starken Gefühlen zu bekommen, damit ich selbst die Chance habe, mich zu sortieren und mir Gedanken zu machen, wie ich das jetzt ausdrücken kann. Das sofortige "Lospoltern" ist oft schädlich. Dabei ist die Zornkraft an sich nicht schlecht. Es geht wie beim Hören und beim Reden wieder um die Dosierung und den richtigen Zeitpunkt.
Es gibt zwei Bibelstellen, wo Jesus kontrolliert und zielgenau zornig gewesen ist. Einmal wollten seine Jünger verhindern, dass Kinder zu ihm kommen können. (Markus 10, 13-16) Und dann gibt es die Szene im Tempel: Jesus wirft die Tische der Geldwechsler um. (Matthäus 21, 12- 17) In beiden Situationen hat sich Jesus voll im Griff, zeigt aber sehr klar, was ihn zornig macht: Kindern wird der Zugang zu ihm selbst verweigert. Der Tempel wird missbraucht. Seine eigentliche Bestimmung als Bethaus wird vernachlässigt.
Schnell zum Hören, langsam zum Reden und langsam zum Zorn – das ist nicht nur ein Lernprogramm für Anfänger. Die Erinnerung an einen gelungenen Umgang in der Gemeinde, wenn es um die Kommunikation geht, ist auch für "alte Hasen" nötig.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Juli & August: Jakobus 1,19
Ein jeder Mensch sei schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn.
Lieber Leser!
Wir haben es hier wahrscheinlich mit einem "Unterrichtsstoff" für Anfänger im Glauben zu tun. Menschen, die Jesus ihren Herrn nennen, die sich auf seinen Namen taufen lassen, kommen in die christliche Gemeinde, und es werden ihnen Regeln für den Umgang miteinander an die Hand gegeben. Junge Christen bekommen einen Grundkurs in Kommunikation. Und für Christen, die sich da schwer tun, gibt's ein Auffrischungsprogramm.
Zuhören ist wichtig, wird ihnen gesagt. Darin sollen sie fix, schnell sein. Leider ist nämlich der Mund immer recht schnell. Aber was für eine Wohltat, wenn es Geschwister im Raum der Gemeinde gibt, die in der Lage sind, die darin geübt sind, dir zuzuhören. Es ist eine Grundqualifikation der Seelsorge. Es ist die Basis jeder Form von Beratung und Therapie. Jesus, der viel im Gespräch mit den unterschiedlichsten Leuten war, hat sich die Not, die Sorgen und das, was sie bewegt hat, angehört. Als seine Jünger vom Missionseinsatz zurückgekommen sind, hat Jesus sich alles angehört, was sie so erlebt haben. (Markus 6, 30)
Wo gibt es das in der Gemeinde? Wo kannst du erzählen, was dich beschäftigt und andere fallen dir nicht gleich ins Wort oder sprechen lieber über sich selbst? Mit dem Reden sollst du "langsam" sein, weil das sowieso gut entwickelt ist und wir dazu neigen, den Redefluss des anderen gerne zu unterbrechen. Ich höre, was mein Gesprächspartner erzählt und mir fallen zeitgleich ganz viele Möglichkeiten ein, mich jetzt dazu zu äußeren. Ich habe eine gegensätzliche Meinung. Ich habe zu diesem Thema auch was erlebt. Sich da jetzt zu bremsen, fällt schon schwer ... Darum: Höre gut zu und setzte dein Worte sparsam ein! Es ist eine Haltung, geprägt von Wertschätzung und Achtsamkeit.
Zuletzt, aber deshalb nicht weniger wichtig: Sei langsam zum Zorn. Wenn mich was aufregt, wenn in mir die Wut hochkocht, dann ist es besser, einen Abstand zu diesen starken Gefühlen zu bekommen, damit ich selbst die Chance habe, mich zu sortieren und mir Gedanken zu machen, wie ich das jetzt ausdrücken kann. Das sofortige "Lospoltern" ist oft schädlich. Dabei ist die Zornkraft an sich nicht schlecht. Es geht wie beim Hören und beim Reden wieder um die Dosierung und den richtigen Zeitpunkt.
Es gibt zwei Bibelstellen, wo Jesus kontrolliert und zielgenau zornig gewesen ist. Einmal wollten seine Jünger verhindern, dass Kinder zu ihm kommen können. (Markus 10, 13-16) Und dann gibt es die Szene im Tempel: Jesus wirft die Tische der Geldwechsler um. (Matthäus 21, 12- 17) In beiden Situationen hat sich Jesus voll im Griff, zeigt aber sehr klar, was ihn zornig macht: Kindern wird der Zugang zu ihm selbst verweigert. Der Tempel wird missbraucht. Seine eigentliche Bestimmung als Bethaus wird vernachlässigt.
Schnell zum Hören, langsam zum Reden und langsam zum Zorn – das ist nicht nur ein Lernprogramm für Anfänger. Die Erinnerung an einen gelungenen Umgang in der Gemeinde, wenn es um die Kommunikation geht, ist auch für "alte Hasen" nötig.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für September: Matthäus 16,21-26
Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele?
Lieber Leser!
In Vers 16 spricht Simon Petrus erfüllt vom Heiligen Geist ein gewaltiges Bekenntnis: Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn! Als Jesus ein paar Sätze weiter von seinem Leiden und vom Sterben spricht, ist das für Petrus nicht hinnehmbar. Er will nur einen siegreichen, einen machtvollen Jesus.
Jesus reagiert heftig: Geh weg von mir, Satan! (V 23) Das sind zutiefst menschliche und hier besonders egoistische Wünsche, die dem Plan Gottes zuwiderlaufen, Petrus. Vom Christusbekenner zum Sprachrohr Satans - So schnell kann es gehen!
Was machen wir eigentlich, wenn wir uns Sonntag für Sonntag zum Gottesdienst treffen? Wünschen wir uns da nur einen siegreichen Jesus Christus, der uns mit seiner Kraft aus allem Leid holt. Der uns vor allem Übel bewahrt und ein angenehmes Leben schenkt? Und was ist mit dem leidenden Gottesknecht, der sein Leben verliert, damit wir es geschenkt bekommen?
Ich habe schon Christen gehört, die gesagt haben: Wieso kann Erlösung nicht anders laufen, nicht so blutig, nicht so schrecklich? Da sind wir ganz bei Petrus. Der hat es sich hier auch anders gewünscht. Und wir mit ihm zusammen hören nun, wie Jesus weiter sagt: Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben erhalten will, der wird’s verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der wird’s erhalten! (Verse 24-25)
Wer Anteil am Sieg Christi haben möchte, der teilt mit ihm auch das Leid. Und es geht jetzt nicht darum, sich ein möglichst "schweres Leben" zu wünschen. Es geht darum, auf meine persönliche Glücksverwirklichung zu verzichten, wenn Jesus es so möchte.
Ich habe gerne als Lehrer in der DDR gearbeitet. Ich war gerne Lehrer. Es ist für mich persönlich ein Vergnügen, wenn ich jungen Menschen ins Leben helfen kann. Und als Jesus mir damals gesagt hat: Steig da aus, Jochen! Mach Schluss damit! Da hab ich schon gelitten. Weil ich damit ein wichtiges Stück meiner Selbstverwirklichung zu Grabe getragen habe. Aber wenn ich es nicht gemacht hätte, wäre ich aus der Nachfolge ausgestiegen.
Wer mir nachfolgen will, der nehme sein Kreuz auf sich, sagt Jesus. Das Kreuz, das Jesus getragen hat, kann damit nicht gemeint sein. Das trägt er allein. Was er da getan hat, für dich und für mich, das können wir nur dankbar annehmen.
Aber wenn du zu Jesus stehst, während alle sagen, dass es doch egal ist, an wen oder was man glaubt. Und du sagst: Nein, es ist nicht egal. Und plötzlich nennen sie dich "eng" und verbohrt, belächeln und verspotten dich. Das kann ein Kreuz sein. Wer sein Leben erhalten will, der wird’s verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der wird’s erhalten!
Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele? (Verse 25-26) Wem seine eigenen Lebenswünsche heilig sind, wer seine persönlichen Absichten auch gegen den ausdrücklichen Willen Gottes durchdrückt und wer nur schaut, dass er nicht zu kurz kommt, steht am Ende mit leeren Händen da. Der Schaden an seiner Seele ist nicht wieder gutzumachen.
Aber wenn ich mein Leben in Jesu Hände lege, abgebe und sage: Nun mach du, was immer dir gefällt damit; dann werde ich erleben, wie das Leben sich vertieft und reich wird und auf ewig erhalten wird.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Oktober: Markus 12,44
Sie alle haben von ihrem Überfluss gegeben; diese Frau aber, so arm sie ist, hat alles gegeben, was sie besaß.
Lieber Leser!
Der Evangelist Markus berichtet in Kapitel 12 ab Vers 41 über eine Begebenheit mit Jesus, der sich beim Tempel neben die Opferkästen stellt und das Spendenverhalten der Frommen beobachtet. Anders als bei uns wurde die Höhe des eingelegten Geldes laut ausgerufen, zumindest bei denen, die mehr gegeben haben als üblich.
Überweisungen, Online-Banking, Daueraufträge; so etwas gab es damals noch nicht. Man musste schon persönlich vorstellig werden und in aller Öffentlichkeit zeigen, wie wichtig einem Gott, der Erhalt des Tempels, der Dienst der Priester waren. Es gab da Reiche, die haben aus dem Vollen geschöpft. Die haben es ordentlich klimpern lassen. Bei ihnen wurde nicht nur die Höhe des gegebenen Geldes laut ausgerufen, sondern da gab es auch noch zusätzlich ein Posaunensolo. So konnte jeder hören und sehen, wer hier viel gibt. Jesus kritisiert nicht die Spendenpraxis, auch nicht das übertriebene Getue, wenn reiche Spender geehrt werden.
Wenn es dir möglich ist, aus dem Vollen zu schöpfen, dann tu das. Gerne geben ist auch eine Gabe, die Gott schenken kann. Und eine christliche Gemeinde, wie es unsere ist, lebt davon. Für uns treibt kein Staat die Kirchensteuer ein, wie es etwa bei der Ev.-Luth. Kirche oder der Katholischen Kirche geschieht. Wir finanzieren uns selbst und drücken damit auch unsere Unabhängigkeit aus.
Jesus steht an den Opferkästen und beobachtet das Spendenverhalten. Da kommt auch eine arme Witwe und legt zwei Lepta rein. Alle schauen peinlich berührt weg. Der Ausrufer schweigt und die Posaune kommt natürlich auch nicht zum Einsatz. Zwei Lepta entsprechen etwa dem Wert eines Euros. Damit kann man keinen Tempel erhalten. Damit kann man auch die Personalkosten nicht bestreiten. Jesus, der bis jetzt ruhig war, wird plötzlich aktiv. Er ruft seine Jünger zusammen. Er sagt: Seht euch diese Frau an! Sie hat mehr gegeben als die anderen. Angesichts ihrer Lebenssituation hat sie alles gegeben. Sie hat nicht nur 10%, sie hat 100% gegeben.
Man kann es leichtsinnig nennen, aber man kann es auch Vertrauen einüben nennen. Hier Gott, hier hast du mein Leben. Ich vertraue darauf, dass du für mich sorgen wirst. Ich gebe mich ganz in deine Hand. Diese Frau ist frei von der Furcht, im Leben zu kurz zu kommen.
Jesus steht an den Opferkästen und beobachtet das Spendenverhalten der Frommen. Kurze Zeit später macht er sich selbst zum Opfer und gibt sich ganz in die Hand seines himmlischen Vaters.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für November: Hiob 19,25
Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt.
Lieber Leser!
Das Telefon klingelt. Meine Mutter ist dran: Jochen, der Papa ist tot. Er ist in den Alpen abgestürzt, Genickbruch. Das liegt nun schon über 11 Jahre zurück, aber es fühlt sich immer noch unwirklich an.
Wie mag es dem Hiob ergangen sein, als erfährt, dass alle seine 10 Kinder an einem einzigen Tag zu Tode gekommen sind? Es ist eine Nachricht, die das gewohnte, sichere Leben in seinen Grundfesten erschüttert, eine "Hiobsbotschaft". Und was sagt der Mann Hiob? Der Herr hat's gegeben, der Herr hat's genommen; der Name des Herrn sei gelobt! (1,21) Er hat es bestimmt nicht fröhlich gesagt, eher mit Tränen in den Augen und mit brüchiger Stimme.
Und trotzdem ist es ein Satz des Vertrauens und der bedingungslosen Unterordnung unter das Handeln Gottes. Doch damit nicht genug: Später sitzt er, mit Geschwüren übersät, in der Asche und kratzt sich mit einer Scherbe die juckenden Stellen. Seine eigene Frau geht auf Abstand und seine Freunde, die zunächst sein Leid stumm teilen, wollen herauskriegen, was er falsch gemacht hat.
Und dann stehen mitten in diesem Buch, das von Leid, Schmerz, Schwermut und Trauer so voll ist, diese Sätze wie ein heller Stern am dunklen Himmel: Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und als der letzte wird er über dem Staub sich erheben. Und ist meine Haut noch so zerschlagen und mein Leben dahin, so werde ich doch Gott sehen. Ich selbst werde ihn sehen, meine Augen werden ihn schauen. Danach sehnt sich mein Herz in meiner Brust (19,25-27).
Von Jesus konnte Hiob nichts wissen. Aber er hat in einer Zeit gelebt, wo das Thema "Verschuldung" zur Tagesordnung gehörte. Ich bin hoch verschuldet und kann die Schuld nicht begleichen. Da kommt dann vielleicht ein naher Verwandter oder guter Freund und kauft dich frei, erlöst dich, zahlt das entsprechende Lösegeld. Oder ich habe meinen Acker verloren. Durch Missernten war ich gezwungen Kredite aufzunehmen, die ich nicht mehr zurückzahlen kann. Am Ende verkaufe ich mich selbst in die Sklaverei. Was für eine Erlösung, wenn mich da jemand rausholt!
Ich weiß, dass mein Erlöser lebt. Da hält ein Mensch in seinem tiefen Leid an Gott fest. Der lebendige Gott kann mich herausholen aus meiner Not, meiner Angst. Er kann mich herauslösen aus meinem Elend. Ungefähr 1700 Jahre später nennen die ersten Christen Jesus ihren Erlöser. Er ist gekommen, um sein Volk zu erlösen. So sagt es Lukas in seinem Evangelium (Lk 1,68). Jesus Christus hat uns vom Tod erlöst. So schreibt es Paulus den Geschwistern in Korinth (2. Kor 1,10).
Er, Jesus Christus, kann sich das Elend mit uns nicht mehr länger mit ansehen. Er sieht die Verlorenheit, die immense Verschuldung und es geht ihm an die Nieren. Sein Innerstes wird erschüttert (Mt 9,36). Er bezahlt an unserer statt. Und das Lösegeld ist sein Opfertod am Kreuz. Jeder, der das glaubt und als tiefes Wissen lebt und bekennt, gehört ganz auf Gottes Seite.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Dezember: Jesaja 50,10
Wer im Dunkel lebt und wem kein Licht leuchtet, der vertraue auf den Namen des Herrn und verlasse sich auf seinen Gott.
Liebe Leser!
Als kleiner Junge bin ich mal im Keller gewesen und oben ist die Tür zugefallen. Da stand ich nun im Dunkeln und habe lange rufen müssen, bis man mich in meiner Not entdeckt hat. Meine Mutter hat mich dann getröstet und sich geduldig angehört, was ich da im dunklen Keller für Ängste ausgestanden habe.
Der Prophet Jesaja spricht in Kapitel 50 von einem Mann, der andere tröstet und mit den Müden redet. Seine Worte tun anderen gut, weil er sich das, was er sagen will, vorher schenken lässt. Wie ein Jünger, ein guter Schüler, lernt er, was gut und richtig ist. Gott selbst öffnet ihm jeden Tag das Ohr, macht ihn hörbereit. Dieser Mann, von dem der Prophet hier spricht, ist nicht fertig. Er lernt jeden Tag dazu. Darum hat er auch was zu sagen. Darum kann er auch anderen helfen und seine Worte haben Kraft.
Obwohl er so heilsame Worte für andere findet, spielt man ihm übel mit. Von Schlägen ist die Rede. Er nimmt es hin. Er beugt seinen Rücken und hält seine Wange hin. Bespuckt und verhöhnt steht er da und wehrt sich nicht. Er bezieht seine Kraft zum Durchhalten von Gott selbst. Der Gott, der mir hilft, ist mir nahe. - Das ist seine feste Überzeugung. Und am Ende bekommt er Recht. Diejenigen, die groß und mächtig erscheinen und ihre Absichten mit Gewalt durchdrücken; sie werden wie von Motten zerfressene Kleider zerfallen.
Wer ist dieser Mann, dieser Gottesknecht, von dem Jesaja hier spricht? Für uns ist es Jesus Christus. Er hört zu, wenn du klagst. Er kann trösten und aufrichten. Er findet die richtigen Worte. Er steckt die Schläge ein und wehrt sich nicht und bezieht dabei seine Kraft aus einer innigen Beziehung, die er zu seinem himmlischen Vater hat. Sicherlich hat sich der Prophet Jesaja manchmal auch selbst so gefühlt. Alle prügeln auf mich ein. Ich aber will mich umso enger an Gott binden. Ich will mich nicht an Menschen klammern. Die Dunkelheiten dieser Welt kann ich nur ertragen, wenn Gott mir Schritt für Schritt meinen Lebensweg hell macht.
Abgesehen von Jesus und Jesaja komme ich selbst auch in diesem Text vor. Ich will auch ein Jünger sein und bleiben, der sich das Ohr jeden Morgen von Gott wecken lässt. Ich will gerne andere trösten und Worte sprechen, die aufrichten. Ich will ein lernender bleiben. Wenn man mir übel mitspielt, dann will ich mich in solchen Zeiten besonders eng an meinen Gott halten und mich neu im Vertrauen einüben.
Und wenn ich, im Bild gesprochen, wie ein kleiner Junge im dunklen Keller stehe, dann weiß ich, dass Gott mich auch hier sieht. Denn die dunkelste Dunkelheit ist bei ihm nicht dunkel. Das, was meine Mutter mir damals an Trost und Zuspruch geschenkt hat, habe ich viele Male bei meinem himmlischen Vater erlebt.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Januar: 5. Mose 5,14
Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun: du und dein Sohn und deine Tochter und dein Sklave und deine Sklavin und dein Rind und dein Esel und dein ganzes Vieh und dein Fremder in deinen Toren.
Lieber Leser!
Das ist wohl ein Gebot, das viele Pastoren übertreten. Selbst der Montag als sogenannter "Pastorensonntag" hilft da nicht, denn auch da klingelt das Telefon oder es finden Trauerfeiern statt. Aber die Einhaltung des Ruhetages ist nicht nur für hauptamtliche Mitarbeiter ein Problem. Der freie Tag wird oft genutzt, um liegengebliebene Arbeiten zu erledigen. Endlich habe ich mal Zeit, um meinen Schreibtisch aufzuräumen oder meine Emails zu beantworten.
Und schon habe ich die Chance vertan, die Ruhe, die Unterbrechung zu gestalten, die Gott selbst verordnet hat. In einer Zeit, wo man zum Beispiel auch am Sonntag einkaufen kann, wird es immer schwieriger von "seinen Werken zu ruhen". Aber Sabbat ist mehr als Pause machen. Für Juden war es immer auch ein Fest nach der Arbeit, eine Zeit zum Freuen, zum Danken, zum sich Besinnen. Es ist die Zeit, die die Arbeitswoche sinngebend abschließt. Die gesetzliche Sonntagsruhe im Interesse des Arbeitenden gibt es in Deutschland erst seit 1891.
Im Hebräerbrief (4,1ff.) ist von einer Ruhe die Rede, die Gott für sein Volk und für die Vollendung dieser Welt bestimmt hat. Es wird ausdrücklich gesagt, dass wir auf diese Ruhe zugehen und darauf achten sollen, nicht zu Fall zu kommen und sie nicht zu verpassen. Der Sabbat, der für Christen am Sonntag gefeiert wird, weil Jesus Christus am ersten Tag der Woche von den Toten auferstanden ist, erinnert uns daran, dass einmal diese Zeit der Unruhe vorbei sein wird. Gottes Ziel ist die vollendete Ruhe.
Und so ist dieser Tag auch Gottes Tag. Es ist nicht "mein" freier Tag. Was auch immer ich mit dem Sonntag anfange, ich sollte wissen, dass ich es mit Gottes eigenem Tag zu tun habe. Dieser Tag ist und bleibt sein Eigentum. Darum heißt es auch im Glaubensbekenntnis der deutschen Baptisten von 1847 in Artikel 12 zur Sonntagsheiligung: "Der Tag des Herrn soll nach dem Beispiel der ersten christlichen Kirche, als der Christen Sabbat gefeiert werden, zur Beförderung göttlicher Erkenntnis und wahrer Gottseligkeit zur herzlichen Verbindung der Glieder Christi, sowie zur Arbeit für das Reich Gottes. Wir halten darauf, dass jeder an diesem Tage die Heilige Schrift häufiger lese, dass die Kinder aus derselben unterrichtet werden und dass man den Gottesdienst regelmäßig besuche,"
Und abschließend wird in diesem Artikel festgehalten: "Wir achten diesen Tag als eine köstliche Gabe unseres Gottes, für das Bestehen einer christlichen Gemeinde durchaus notwendig." In diesem Sinne freue ich mich auf die vielen Begegnungen an den Sonntagen in den Gottesdiensten im neuen Jahr!
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Februar: 5. Mose 30,14
Das Wort ist ganz nah bei dir, es ist in deinem Mund und in deinem Herzen, du kannst es halten.
Lieber Leser,
wenn uns etwas sehr wichtig ist, dann sprechen wir manchmal von einer Herzensangelegenheit. Mir ist es eine Herzensangelegenheit, dass ich mich ausreichend in der Natur bewegen kann. Es gibt Menschen, denen ist es ganz wichtig, dass die Wohnung gut aufgeräumt ist. Anderen liegt ihre Gesundheit sehr am Herzen.
Bei Mose geht es um das Wort Gottes. Es soll nicht als gebundenes Buch im Schrank stehen. Es soll gelesen, verstanden und in meinem Herzen sein.
Als ich vor gut 30 Jahren das erste Mal eine Bibel in der Hand gehalten habe, da hat es mir nicht gereicht, die Texte nur zu lesen. Ich habe Tag für Tag ganz viele Bibelverse auswendig gelernt. Und ich habe sie leise oder auch halblaut vor mich hingesprochen. Das Wort Gottes hat mich so begleitet und in meinen Alltag hineingewirkt.
Mit dem Wort Gottes sollte man achtsam umgehen. Man soll es nicht verbiegen, bis es mir passt. Wenn ich in der Bibel lese, dann werde ich nicht nur getröstet oder ermutigt. Den Texten und Geschichten dieses Buches erlaube ich es auch, dass sie mich hinterfragen und mir den Spiegel vorhalten. Und was ich da sehe, gefällt mir nicht immer.
Der Gemeindetradition, zu der unsere Gemeinde gehört, war die Bibel mal ganz wichtig. Äußere Formen, etwa wie man Gottesdienste feiert oder wie der Gottesdienstraum auszusehen hat, wurden darüber eher vernachlässigt. Hauptsache ist doch, dass das lebendige Wort Gottes sich unter uns entfalten kann! Heute weiß ich nicht mehr genau, ob wir noch eine Bibelbewegung sind. Es gibt im deutschen Sprachraum ca. 35 Übersetzungsvarianten. Aber was nützt uns dieser Sprachreichtum!
Ich wünsche es mir von Herzen, dass das Wort Gottes nahe bei uns ist, in unserem Mund und in unserem Herzen ist, damit es durch den Heiligen Geist kraftvoll in unser Leben hineinspricht und unser Tun lenkt.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für März: Johannes 19,30
Jesus Christus spricht: Es ist vollbracht!.
Lieber Leser!
Vier Menschen stehen unter dem Kreuz an dem Jesus hängt. Da sind die drei Marias: seine Mutter, seine Tante, die Frau des Klopas und Maria Magdalena, die er von schlimmen Dämonen befreit hat. Und dann ist da noch der Jünger, der immer in seiner Nähe ist: Johannes. Jesus, der Gekreuzigte sieht sie an und spricht zu seiner Mutter: Siehe, das ist dein Sohn. Und er meint Johannes. Und zu Johannes sagt er: Siehe, das ist deine Mutter. Und er meint Maria.
Unter dem Kreuz entsteht eine neue Familie. Da werden Menschen füreinander verantwortlich gemacht. Eigentlich fängt die Gemeindegründung hier schon an und nicht erst am Pfingsttag. Hier unter dem Kreuz wird der Grundstein gelegt für ein neues Miteinander. Da werden Kinder adoptiert. Da werden geistliche Mütter und Väter berufen. Habt Acht aufeinander, stärkt und begleitet euch. Tröstet euch. Steht euch bei.
Wir haben ja in letzter Zeit oft darüber nachgedacht: Was verbindet uns eigentlich? Ist es eine Gemeindetradition? Ist es ein bestimmter Erkenntnisstand? Nein, uns verbindet Jesus Christus, der Gekreuzigte. Er allein kann dafür sorgen, dass wir beieinanderbleiben. Er allein macht uns zu einer neuen Familie. Er alleine garantiert den Zusammenhalt dieser geistlichen Familie.
Und dann, nachdem Jesus ein wenig Essigwasser von einem Soldaten bekommen hatte, sagt er: Es ist vollbracht. Und er stirbt. Er spricht dieses Wort in seiner Muttersprache aus: Es ist vollbracht. Jesus sagt es auf Aramäisch. Man kann auch übersetzen: Es ist fertiggestellt. Es ist zu Ende gebracht. Es ist vollständig. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.
Wir können ja viele Dinge vollbringen. Wir können ein Studium zu Ende bringen oder eine Arbeit. Hier endet ein erfülltes Leben. Aber mehr noch; hier ist unser Heil fertiggestellt. Mehr geht nicht, als dass der Sündlose für die Sünder sein Leben lässt. Darum nennen die Engländer den Karfreitag auch "Good Friday". ln Jesus Christus hat Gott sein Testament gemacht und am Karfreitag ist Testamentseröffnung. Und was soll ich euch sagen: Wir sind die Erben! Wir bekommen alles!
Wir bekommen es nicht, weil wir zu den Guten gehören. Wir bekommen es nicht, weil wir mit einem korrekten Leben dastehen. Wir bekommen es nur, weil wir Jesus vertraut haben, weil wir unser Vertrauen und unsere Hoffnung auf ihn gesetzt haben. Es ist vollbracht und wir bekommen alles geschenkt: ewiges Heil. Und gleichzeitig wird alles weggenommen, was uns anhaftet: Eine Vergangenheit voller Schuld.
Was werden wir einmal sagen, wenn wir sterben? Es ist vollbracht? Wer von uns kann das schon sagen: Mein Leben war vollständig und ganz erfüllt? Aber Jesus kann es zu uns sagen. Er kann es dir und mir zusagen, wenn wir mit ihm hier gelebt haben. Es ist vollbracht. Meine vollständige Erlösung kommt dir zugute. Willkommen im Reich meines und durch mich deines himmlischen Vaters.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für April: Johannes 20,21
Jesus Christus spricht: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.
Lieber Leser,
es ist Sonntagabend. Es ist der Abend am Ostersonntag. Maria aus Magdala hat den auferstandenen Jesus am offenen Grab getroffen und sie hat es den anderen Jüngern gesagt. Aber die Situation hat sich dadurch nicht sonderlich verändert. Keiner kann es recht glauben. Es klingt so unwirklich!
Alle zehn haben sich verkrochen. Sie sitzen im Jerusalemer Geheimquartier hinter einer verriegelten Tür. Judas ist nicht mehr da. Er hat sich das Leben genommen. Thomas ist auch weg. Vielleicht hat er es in dem Versteck nicht mehr ausgehalten. Immer wieder dreht sich das Gespräch im Kreis. Da ist die Situation im Garten Gethsemane: Jesus wird verhaftet und alle sind abgehauen. Nur Petrus ist ihm gefolgt, aber er hat dann auch jämmerlich versagt. Johannes hat ihn zuletzt noch gesehen, als er am Kreuz gestorben ist. Er ist doch wirklich gestorben! Wie kann ihn dann die Maria gesehen haben!
Und plötzlich steht Jesus mitten im Raum und sagt: Friede sei mit euch! Er sagt es so normal, so selbstverständlich. Er sagt es so freundlich, ohne Vorwurf. Und dann zeigt er seine durchbohrten Hände und die Wunde an seiner Seite. Damit sie es glauben können, dass er es wirklich ist.
Die Auferstehung löscht nicht das aus, was er für uns getan hat. Auch am unverweslichen Körper sind die Spuren der Kreuzigung sichtbar. Wir glauben an den für uns gekreuzigten und auferstandenen Jesus Christus. Da haben sich die Jünger sehr gefreut. Sicher hat das eine Weile gebraucht, bis sie es ganz verstanden haben. Am Anfang waren es sicher gemischte Gefühle. Aber die Freude gewinnt am Ende die Oberhand.
Und dann sagt Jesus noch einmal: Friede sei mit euch! Den Friedensgruß brauchen wir immer wieder. Jetzt kommt die "Portion Frieden", die wir weitergeben sollen: Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Auch hier gibt es keine Erinnerung an das klägliche Versagen der Jünger. Jesus schickt sie ohne Ermahnung, ohne Vorbehalte zu den Menschen. Empfangt den Heiligen Geist, sagt er. Seine Lebenskraft, seine Auferstehungskraft soll uns erfüllen, damit die Sendung für die Jünger damals und für uns heute nicht zur Überforderung wird.
Welchen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten, sagt Jesus weiter. Gerade haben die 10 Jünger erlebt, wie sich das anfühlt, wenn ihnen Vergebung gewährt wird. Nun dürfen sie, durchweht vom Atem Gottes, auch die Vergebung weitertragen.
Nur wer erlebt hat, dass der Friede Gottes in seinem Leben einzieht, kann anderen den Frieden wünschen und diesen Frieden weitergeben. Nur wem selbst vergeben wurde, weil er befreit worden ist von der Last seiner Vergangenheit und von persönlicher Schuld, kann anderen vergeben. Da wurden die Jünger froh. Ich wünsche dir, dass du froh wirst, weil der Auferstandene dir begegnet, dir vergibt, dich ganz neu begeistert und zu den Menschen sendet.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Mai: Hebräer 11,1
Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.
Lieber Leser!
Die Leute glauben an alles Mögliche: Ich glaube an etwas, das über uns wacht. Ich glaube an die Entwicklung des Geistes. Ich glaube daran, dass ich schon einmal gelebt habe. Ich glaube an mich. Ich glaube, dass 5 Pfund Rindfleisch und 1 Liter Wasser eine gute Suppe ergeben.
Christen glauben, dass Gott die Welt erschaffen hat und dass er heilig ist. Kein Mensch kann vor ihm bestehen. Aber wer auf Jesus Christus setzt, hat jetzt schon einen Fürsprecher, einen himmlischen Anwalt. Dafür hat er einen hohen Preis gezahlt. Es hat ihn, Jesus, nicht weniger als sein eigenes Leben gekostet. Martin Luther spricht von einer kostbaren Gnade.
Was glauben wir noch? Weil Jesus den Tod besiegt hat, hat er den Weg für uns frei gemacht. Wir glauben an ein ewiges Leben. Wir glauben an den Heiligen Geist, die gute Kraft Gottes in dieser Welt, die uns verändert, die uns hilft, das neue Leben zu leben. Das alles glauben Christen. Aber der Teufel glaubt das auch. Darum ist der biblische Glaube mehr als nur Bekenntnisse formulieren. Es geht um das gelebte Vertrauen.
Es gibt die Geschichte von einem Seilkünstler, der über einem Seil balancierend die Niagarafälle überquert. Die Zuschauer jubeln und klatschen. Damit nicht genug. Er schiebt auch eine Schubkarre über die tosende Wasserschlucht. Das Volk ist ganz aus dem Häuschen. Jetzt, so sagt der Artist, werde ich einen Menschen in die Schubkarre setzen und ihn rüberschieben. Oh ja, ruft das Volk begeistert. Das wollen wir sehen. Wer steigt ein? Freiwillige vor! Plötzlich ist es totenstill. Man hört nur das Wasser rauschen. Keiner will, keiner traut sich. Da geht eine Frau auf den Artisten zu. Es ist seine Mutter. Sie vertraut ihrem Sohn. Sie vertraut ihm ihr Leben an.
Das ist Glauben, wie die Bibel ihn meint. Es gibt viele Menschen, die Jesus und das, was er sagt und tut, gut finden. Sie klatschen ihm im Bild gesprochen zu. Aber erst, wenn ich die Zuschauerhaltung verlasse, geht's los. Dann glaube ich nicht nur an Jesus; dann glaube ich ihm und vertraue ihm mein Leben an. Was nützen mir Bekenntnisse und biblische Richtigkeiten, wenn sie ohne Konsequenzen für mein Leben bleiben?
Im Hebräerbrief heißt es: Abraham glaubte Gott und darum ging er los und wurde ein Fremder (Vers 8). Das fiel ihm sicher nicht leicht. Wer verlässt schon gerne seine Heimat mit 75 Jahren? Aber nur so konnte Gott ihn segnen und ihn zum Segen für andere Menschen setzen.
Werft euer Vertrauen nicht weg (Hebr. 10,35), sagt der Schreiber des Hebräerbriefes. Es ist eine wichtige Fähigkeit, jedes Mal zu entscheiden, was wichtig ist und was weg kann. Ich wünsche dir da ganz viel Weisheit von Gott, damit am Ende nicht das Falsche in der Tonne landet.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Juni: Hebräer 13,2
Vergesst die Gastfreundschaft nicht; denn durch sie haben einige, ohne es zu ahnen, Engel beherbergt.
Lieber Leser,
es gibt Menschen, die haben die Gabe der Gastfreundschaft. Ich kenne ein Ehepaar, bei denen schon viele übernachtet haben. "Das eine Zimmer in unserer Wohnung gehört dem Herrn", so haben sie das immer gesagt.
Ich kann mich an eine Frau aus der Gemeinde erinnern, die mich in meiner Studentenzeit regelmäßig zum Mittagessen eingeladen hat. Das lief oft ganz spontan. Im Orient hat die Gastfreundschaft einen hohen Stellenwert. Man merkt das bei unseren persischen Geschwistern in der Gemeinde. Eingeladen werden, am Tisch sitzen, Zeit teilen, ist Ausdruck der Wertschätzung und der Sympathie.
Jesus, der ja keinen festen Wohnsitz hatte, war oft zu Gast bei ganz unterschiedlichen Menschen. Die Frommen seiner Zeit haben es ihm übelgenommen, dass er auch Umgang mit zwielichtigen Leuten hatte: mit Zöllnern und Sündern. Einmal hat ihn der Zöllner Levi zu sich eingeladen. (Lukas 5, 27-32) Und Jesus ist mit seinen engsten Freunden gekommen. Allerdings sitzen da gleichzeitig seine alten Kumpels mit am Tisch. Fromme und Nichtfromme sitzen an einem Tisch. Außenstehende erheben sofort Protest. Es steht doch schon in der Bibel: Wohl dem, der nicht bei den Spöttern sitzt. (Psalm 1)
Ich habe mal eine alte Frau im Seniorenheim besucht. Sie hat über Einsamkeit geklagt. Gehen sie doch mal auf die Leute zu, habe ich ihr geraten. Ach, das will ich nicht, hat sie gesagt. Das sind alles Ungläubige. Die spielen Karten und beten nicht vor dem Essen. Jesus hat da weniger Berührungsängste. Die Kranken brauchen den Arzt, nicht die Gesunden! Ich bin gekommen, die Sünder zur Umkehr zu rufen! (Lukas 5, 31-32) Wie kann ich den Menschen das Reich Gottes nahebringen, wenn ich sie meide?
Ich kenne Gemeindeglieder, die zweimal Geburtstag feiern. Einmal mit Leuten aus der Gemeinde. Da werden dann geistliche Lieder gesungen. Da wird gebetet und der Pastor hält eine Andacht. Beim zweiten Mal feiert man mit Nachbarn und Freunden, die nicht zur Gemeinde gehören. Da sitzt man fröhlich zusammen und redet über dies und das. Gebetet wird nicht. Es gibt auch keine Andacht.
Jesus will ganz klar die gemischte Gruppe. Die Feier beim Levi ist ganz in seinem Sinn. Darum freue ich mich, wenn es uns persönlich oder auch als ganze Gemeinde gelingt, Gastfreundschaft zu pflegen, die über die "frommen Grenzen" hinausgeht. Ich wünsche mir, dass wir immer weniger eine "Pharisäer-Gemeinde" sind und immer mehr eine "Levi-Gemeinde" werden.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Juli und August: 1. Johannes 4,16
Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm.
Lieber Leser!
Kein anderer Glaube an einen Gott betont das so, wie es der christliche tut: Gott ist Liebe! In Jesus sucht Gott uns auf in seiner Liebe. Er umwirbt uns. Er sucht Gemeinschaft, will mit uns reden, mit uns leben. Er liebt uns nicht, weil wir es verdient haben. Gott macht sich nichts vor. Er weiß genau, wie wenig wir manchmal liebenswert sind. Gott sieht sich uns nicht schön. Er weiß um unsere menschlichen Abgründe. Aber er liebt uns trotzdem!
Es gibt ja viele verdrehte Gottesbilder. Jemand hat mal zu mir gesagt: Am Ende wird abgerechnet. Am Ende meines Lebens wartet der unbestechliche Richter und himmlische Staatsanwalt in einer Person. Nein, sagt Jesus. Durch mich habt ihr einen himmlischen Vater. Und das ist ein großer Unterschied! Am Ende meines Lebens wartet ein liebender Vater, der sich sehnlichst wünscht, dass du gerettet bist und bei ihm leben darfst.
Aber es ist auch sehr missverständlich, wenn manche vom "lieben Gott" reden: Der "liebe Gott" nimmt es dir nicht krumm, wenn du dein Leben und das Leben anderer beschädigst. Der "liebe Gott" schaut nicht so genau hin, wenn dir allerhand daneben geht. Aber den "lieben Gott" gibt es nicht. Denn der Gott, den die Bibel bezeugt, ist nicht harmlos. Er ist voller Leidenschaft. Es zerreißt ihm das Herz, wenn er all die Ungerechtigkeit sieht. Er leidet mit, wenn es uns nicht gelingt, im Frieden zu leben. Er hasst die Sünde. Und einmal wird er die Welt zurechtbringen. Das schließt uns Menschen mit ein.
Eigentlich kann man den Satz "Gott ist Liebe" nur verstehen, wenn man auf Jesus schaut. Er hat am Kreuz die Rechnung bezahlt, die ich nie bezahlen kann. Liebe ist, wenn ich mir das Wohl des anderen alles kosten lasse. Das hat Jesus für uns getan. Wer das für sich persönlich gelten lässt, hat in Gott einen liebenden Vater gewonnen. In dieser Liebe, die du persönlich erfahren hast, bleibe. Richte dich darin ein. Gib ihr ganz viel Raum in deinem Leben. Liebe ist, wenn ich die erfahrene Vergebung weiterreichen kann.
Das ist für mich die Frage: Kann ich anderen vergeben, die mich verletzt haben? Sind wir eine Gemeinde, in der ich mich zeigen kann, wie ich bin, ohne Angst? Werden hier Sünder geliebt? Leide ich mit, wenn andere leiden? Kümmere ich mich um Menschen, die Not leiden, die krank sind? Wird dem, der Fehler macht, aufgeholfen?
In Jesus hat uns Gott seine Liebe gezeigt. Wenn sie dich persönlich erreicht hat, darf sie durch dich für andere erfahrbar werden. Diese Liebe musst du nicht produzieren. Diese Liebe ist ein Geschenk, dass du weiterreichen kannst. Wenn du das tust, kannst du ganz sicher sein: Du bist in Gott und Gott ist in dir.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Juli und August: 1. Johannes 4,16
Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm.
Lieber Leser!
Kein anderer Glaube an einen Gott betont das so, wie es der christliche tut: Gott ist Liebe! In Jesus sucht Gott uns auf in seiner Liebe. Er umwirbt uns. Er sucht Gemeinschaft, will mit uns reden, mit uns leben. Er liebt uns nicht, weil wir es verdient haben. Gott macht sich nichts vor. Er weiß genau, wie wenig wir manchmal liebenswert sind. Gott sieht sich uns nicht schön. Er weiß um unsere menschlichen Abgründe. Aber er liebt uns trotzdem!
Es gibt ja viele verdrehte Gottesbilder. Jemand hat mal zu mir gesagt: Am Ende wird abgerechnet. Am Ende meines Lebens wartet der unbestechliche Richter und himmlische Staatsanwalt in einer Person. Nein, sagt Jesus. Durch mich habt ihr einen himmlischen Vater. Und das ist ein großer Unterschied! Am Ende meines Lebens wartet ein liebender Vater, der sich sehnlichst wünscht, dass du gerettet bist und bei ihm leben darfst.
Aber es ist auch sehr missverständlich, wenn manche vom "lieben Gott" reden: Der "liebe Gott" nimmt es dir nicht krumm, wenn du dein Leben und das Leben anderer beschädigst. Der "liebe Gott" schaut nicht so genau hin, wenn dir allerhand daneben geht. Aber den "lieben Gott" gibt es nicht. Denn der Gott, den die Bibel bezeugt, ist nicht harmlos. Er ist voller Leidenschaft. Es zerreißt ihm das Herz, wenn er all die Ungerechtigkeit sieht. Er leidet mit, wenn es uns nicht gelingt, im Frieden zu leben. Er hasst die Sünde. Und einmal wird er die Welt zurechtbringen. Das schließt uns Menschen mit ein.
Eigentlich kann man den Satz "Gott ist Liebe" nur verstehen, wenn man auf Jesus schaut. Er hat am Kreuz die Rechnung bezahlt, die ich nie bezahlen kann. Liebe ist, wenn ich mir das Wohl des anderen alles kosten lasse. Das hat Jesus für uns getan. Wer das für sich persönlich gelten lässt, hat in Gott einen liebenden Vater gewonnen. In dieser Liebe, die du persönlich erfahren hast, bleibe. Richte dich darin ein. Gib ihr ganz viel Raum in deinem Leben. Liebe ist, wenn ich die erfahrene Vergebung weiterreichen kann.
Das ist für mich die Frage: Kann ich anderen vergeben, die mich verletzt haben? Sind wir eine Gemeinde, in der ich mich zeigen kann, wie ich bin, ohne Angst? Werden hier Sünder geliebt? Leide ich mit, wenn andere leiden? Kümmere ich mich um Menschen, die Not leiden, die krank sind? Wird dem, der Fehler macht, aufgeholfen?
In Jesus hat uns Gott seine Liebe gezeigt. Wenn sie dich persönlich erreicht hat, darf sie durch dich für andere erfahrbar werden. Diese Liebe musst du nicht produzieren. Diese Liebe ist ein Geschenk, dass du weiterreichen kannst. Wenn du das tust, kannst du ganz sicher sein: Du bist in Gott und Gott ist in dir.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für September: Prediger 3,1-15
Alles hat seine Zeit.
Lieber Leser!
Irdische Zeit ist überaus kostbar, weil sie schnell vergeht. Wir können sie nicht festhalten. Wenn ich auf meine erwachsenen Kinder schaue, wird mir das bewusst. Zeit läuft auch nur in eine Richtung. Sie ist wie eine Einbahnstraße. Du kannst nicht zurück, um etwa Gewesenes ungeschehen zu machen oder zu verändern.
Es mag Filme und Bücher geben, wo Zeitreisen in die Vergangenheit möglich sind; aber das ist eben nur Phantasie und Ausdruck unserer Sehnsucht. Und mit der Zeit lassen wir auch vieles los: liebe Menschen, Kraft und Gesundheit, Pläne, Wünsche. Das schmerzt.
Darum ist es auch eine Empfehlung des Predigers: Genieße, was du im Moment hast. Lebe fröhlich den Tag, den Gott dir schenkt.
Und Zeit ist nicht gleich Zeit. Es gibt eine Zeit, wo du Kind bist, wo du wächst und ganz viel lernst. Es kommt eine Zeit, wo du voll belastbar bist, wo dich Gott, im Bild gesprochen, als Zugpferd in seinem Reich braucht, in seiner Gemeinde. Und dann kommt die Zeit, wo die Grenzen enger werden und wo du spürst, dass die Kraft abnimmt.
In der griechischen Sprache gibt es deshalb auch zwei Wörter für die Zeit: Chronos und Kairos. Chronos ist der Zeitenfluss. Chronos ist die messbare Zeit. Mit dem Chronometer, mit der Uhr, kann ich etwa feststellen: Der Gottesdienst dauert schon über eine Stunde. Beim Kairos geht es um die Bedeutung, um die Füllung der Zeit. Da schaue ich nicht auf die Uhr. Da erlebe ich, wie kostbar der Moment ist. Da singe ich ein Lied, das mich tief berührt. Da höre ich eine Predigt, die mir zu Herzen geht. Da habe ich ein Gespräch, das mir Klarheit schenkt.
Genau das ist dem Prediger wichtig: Ich soll den Moment, auf den es ankommt, nicht verpassen. Denn auch der Glaube hat seine Zeit. Gott hat den Menschen die Ewigkeit ins Herz gelegt. Es gibt Zeiten, da kommt uns Gott sehr nahe. Da berührt er unser Herz. Da klopft er bei uns an. Da drängelt er sich regelrecht in unser Leben hinein. In so einem Kairos-Moment für Gottes Geist erreichbar zu sein, sich ihm zu öffnen, ist ganz wichtig. Denn du weißt ja nicht, was morgen sein wird.
Es gibt Momente in deinem Leben, die verdienen deine ganze Aufmerksamkeit. Ich wünsche dir Achtsamkeit für Gottes Wirken und Reden und die Erfahrung, dass das Leben an Bedeutung und Tiefe gewinnt.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Oktober: Psalm 38,10
Herr, all mein Sehnen liegt offen vor dir, mein Seufzen war dir nicht verborgen.
David hat es weit gebracht. Er hat eine steile Karriere hingelegt, vom Hirten über Schafe zum großen König über ganz Israel. Und Gott hat sein Tun sichtbar gesegnet. Doch dann vertut er sich. Er sieht eine schöne Frau und begehrt sie. Als König hat er genug Möglichkeiten und so liegt sie bald in seinem Bett. Diese Affäre hat Folgen. Die schöne Frau Batseba wird schwanger, während ihr Mann Uria als Offizier an der Front gegen die Feinde Israels kämpft.
David versucht den Ehebruch zu vertuschen. Erst arrangiert er einen Urlaub von der Front für Uria. Aber der übt sich in sexueller Enthaltsamkeit. Dann greift der König zu ganz drastischen Mitteln: Er lässt den betrogenen Ehemann per Befehl an die vorderste Frontlinie stellen, wo ihn die feindlichen Soldaten dann töten können. So wird aus einem Ehebruch ein Auftragsmord und David denkt, dass er diese ganze Schuldgeschichte immer noch unter den Teppich kehren kann.
Aber Gott ist gnädig. Er schickt ihm einen Seelsorger, der ihm klarmachen kann, was er da getan hat. Und David erkennt, dass er wohl Menschen täuschen kann, aber nicht Gott. Außerdem wird ihm die Schwere der Schuld bewusst. Er leidet. Meine Sünden wachsen mir über den Kopf, wie eine schwere Last sind sie zu schwer für mich. (Ps 38,5)
Meine Schuld ist wie eine eiternde, stinkende Wunde. (vgl. Vers 6) Erst als ich dir, Gott, meine Sünde sagte und dir meine Schuld aufdeckte, habe ich die Erfahrung gemacht, wie du mich davon befreit hast. (Ps 32,5) Kann Gott einen König David noch gebrauchen, der so versagt hat? Kann Gott mich und dich gebrauchen, wenn wir vielleicht nicht so, aber anders versagen?
David hat trotz seiner Schuld eine Sehnsucht nach Gottes Nähe. Das macht ihn zu einem Mann nach dem Herzen Gottes. Herr, auf dich hoffe ich allein, sagt er. (Ps 38,16) Du bist doch mein Gott. Herr, all mein Sehnen liegt offen vor dir, mein Seufzen war dir nicht verborgen. (Vers 10) David liefert sich Gott aus. So einen Menschen kann Gott gebrauchen. Er sucht schuldbeladen die Nähe Gottes. Da ist kein Versuch, die Schuld kleinzureden, abzuwälzen, an andere weiterzureichen oder sich daran zu gewöhnen. Er erlebt die Gnade der Absolution, der Freisprechung. So kann er sein Leben wieder neu und froh unter die Füße nehmen. Und es ist ein riesengroßes Vorrecht, dass wir uns im Namen von Jesus Christus gegenseitig die Vergebung der Schuld zusprechen dürfen.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für November: Offenbarung 21,2
Und ich sah die Heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen, bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann.
Lieber Leser!
Johannes, verbannt auf der Insel Patmos im Mittelmeer, sieht unglaubliche, unfassbare Dinge. Er kann nur in Bildern wiedergeben, was er da sieht. Er sieht die neue Welt Gottes. Es ist ihm ein großer Trost, weil in der Welt, in der er lebt, das Böse Triumphe feiert. Der Kaiser in Rom lässt sich als Gott verehren. Und wer sich dem Kaiserkult verweigert, wird blutig verfolgt. Die ersten christlichen Gemeinden werden von allen Seiten bedrängt und drangsaliert.
Das sieht heute, im 21 Jahrhundert, nicht besser aus. Wir erleben derzeit die größte Christenverfolgung weltweit. Christen in Nordkorea, im Vorderen Orient, in Nordafrika verstehen die Sehnsuchtsbilder viel besser als wir hier im "satten" Mittel- und Westeuropa. Aber auch wir ahnen, dass es eine Gefahr gibt, die uns erreichen kann. Die Demokratie verliert an Kraft. Nationalisten und Diktatoren feiern ihre Triumphe. Solche Politiker wie Putin, Erdogan oder Trump gefallen sich im Ränkespiel, schalten und walten nach Belieben.
Da ist es gut zu wissen, wer am längeren Hebel sitzt und die Weltgeschichte wirklich lenkt! Immer wieder rückt der Thron Gottes in den Mittelpunkt der Bilder, die Johannes sieht. Und es ist das geschlachtete Lamm, das das Ende der Weltgeschichte einläutet. (Off 5) Die Offenbarung spricht von Rückzugsgefechten des Teufels. Er hat nur noch begrenzte Macht, aber geifert und tobt und versucht zu verunsichern, wo er nur kann.
Auch die christliche Gemeinde ist ein umkämpftes Gebiet. Das laue Christsein, dass der Gemeinde in Laodizea (Off 3,14ff) vorgeworfen wird, kann uns auch betreffen. Am Ende wird es darum gehen, wer in Treue durchhält. Vor dem himmlischen Thron Gottes versammeln sich die, die zu Lebzeiten ihrem Herrn treu nachgefolgt sind.
Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen, bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann. (Off 21,2) Das "neue Jerusalem" ist ein altes Hoffnungsbild. Gott will feiern. Es wird ein Hochzeitsfest geben, wo Gott sich auf ewig mit seinen Kindern verbindet, die Jesus mit seinem kostbaren Blut erlöst und erkauft hat. Er wird bei ihnen wohnen. (Vers 3) Er, Gott, wird alle Tränen abwischen. (Vers 4) Jedem einzelnen wird diese zärtliche Handlung zuteil.
Der große Gott geht mit einem Taschentuch in der Hand zu dir und mir, um uns zu trösten. Es sind gute und starke Bilder. Und ich hoffe sehr, dass sie uns ermutigen auf unserem Lebensweg. Überdies wünsche ich uns, dass wir uns gegenseitig ermutigen mit lebendigen Erfahrungen seines Eingreifens hier und jetzt.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Dezember: Matthäus 2,10
Da sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut.
Lieber Leser!
Eine unbestimmte Anzahl von Sterndeutern macht sich auf den Weg aus dem Zweistromland Richtung Israel. Sie haben bei ihrer nächtlichen Arbeit eine besondere Konstellation beobachtet: Zwei Planeten stehen so dicht am Himmel zusammen, dass sie zu einem besonders hellen Punkt verschmelzen. Alle 794 Jahre passiert das, dass sich Jupiter, der Königsplanet, und Saturn, der Planet der Juden, so nahekommen.
Für die Wissenschaftler ist das Aufforderung genug, den neuen König der Juden zu besuchen. Nach rund 1000 Kilometern zurückgelegter Strecke kommen sie in die Hauptstadt Jerusalem. Die Frage nach einem neugeborenen Königskind löst dort Ratlosigkeit und Erschrecken aus. Im Palast trommelt der König Herodes den Hofstaat zusammen. Kluge Männer stehen zusammen und lesen in Schriftrollen. Sterne helfen nicht weiter, jetzt ist handfeste Bibelarbeit angesagt.
Im Text des Propheten Micha finden sie den entscheidenden Hinweis. Es sind 750 Jahre alte Worte: Und du, Bethlehem, im jüdischen lande, die du klein bist unter den Städten in Juda, aus dir soll der kommen, der in Israel Herr sei, dessen Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist. (Kapitel 5, Vers 1) In Bethlehem ist ja der große König David geboren. Aus seiner Familie soll der Messias kommen. Ist das nicht wunderbar, wie sich hier eins zum anderen fügt: Die Sterndeuter folgen dem Licht und bekommen endgültige Klarheit durch das Wort Gottes.
Und dann kommen sie an. Es ist ein einfacher Unterschlupf für Reisende am Ortsrand von Bethlehem. Und der Retter der Welt liegt in einem Futtertrog. Die teuren Geschenke passen nicht recht. Weihrauch und Myrrhe sind kostbare Baumharze, die auch in der Medizin Anwendung finden. Und Gold war auch damals wertvoll. Die Geschenke sind wohl eher ein Hinweis auf das, was wir durch Jesus geschenkt bekommen: Heil und Heilung und einen Wert bei Gott. Da wurden die babylonischen Gelehrten sehr froh. Aus den Sternenanbetern werden Christusanbeter.
Siehe, siehe, meine Seele,
wie dein Heiland kommt zu dir,
brennt in Liebe für und für,
dass er in der Krippen Höhle
harte lieget dir zu gut,
dich zu lösen durch sein Blut.
Freude, Freude über Freude:
Christus wehret allem Leide.
Wonne, Wonne über Wonne:
Christus ist die Gnadensonne.
Text: Christian Keimann 1645
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Januar: Lukas 5,5
Auf dein Wort will ich die Netze auswerfen.
Lieber Leser,
Simon sitzt auf dem Trockenen und flickt seine Netze. Das kann ein Bild für deine Lebenssituation oder auch für die Situation einer Gemeinde sein. Wir sind beschäftigt. Wir flicken an unseren Beziehungen. Wir versuchen zu reparieren, was kaputt ist. Da ist eine Masche zu groß im Netz. Da ist ein Faden gerissen. Da gibt es Dinge, die nicht ins Netz gehören. Wir sortieren sie aus. Wir reinigen die Beziehungen.
Auch im neuen Jahr wird uns das beschäftigen. Es kann allerdings sein, dass wir uns dabei auch ganz schnell abschotten. Wir schauen nur noch auf das, was der Gemeinschaft schadet oder nutzt.
Jesus sieht sich das an und greift ein. Zunächst will er das Boot haben. Er nutzt es als bewegliche Wasserkanzel. Über die Predigt erfahren wir nichts. Es ist vielleicht symptomatisch. An wie viele Predigten kannst du dich denn noch erinnern? Simon hört wohl zu, aber seine Aufmerksamkeit ist geteilt.
Und dann kommt die Zumutung, die ihn vom Netze flicken wegbringt. Simon, fahre raus aufs Wasser und wirf noch einmal dein Netz aus. Tu es, auch wenn deine bisherige Erfahrung klar dagegen spricht.
Jesus hat eine Sicht, eine Vision von deinem persönlichen Leben und von dieser Gemeinde. Und er möchte dich, uns alle da mitnehmen. Nichts gegen Netze flicken, aber es gibt noch mehr.
Vom gewohnten, vertrauten Ufer ablegen und aufs tiefe Wasser raus fahren, ist sicher immer ein Wagnis. Es gibt viele Menschen, die schauen wohl sehnsüchtig in die Ferne, aber halten dann doch am Gewohnten fest.
Fahr raus aufs Meer, sagt Jesus. Und Simon antwortet:
Auf dein Wort hin will ich die Netze erneut auswerfen. Und er macht eine erstaunliche Erfahrung: Wenn ich auf Jesus höre und tue, was er mir sagt, gibt's volle Netze.
Ich wünsche uns im neuen Jahr, dass wir "ganz Ohr" sind, wenn Jesus Christus zu uns redet. Ich wünsche uns den Mut, auch Neues zu wagen. Ich wünsche uns die Erfahrung, dass unsere Netze dann gut gefüllt sind.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Februar: Lukas 10,1-5
Wenn ihr in ein Haus kommt, so sagt als erstes: Friede diesem Haus!
Lieber Leser,
Jesus liebt die Menschen. Menschen lieben, das ist nicht so einfach. Manchmal ist es leichter, einen Hund zu lieben, seine Katze oder Pflanzen. Menschen sind so kompliziert. Sie haben ihre Macken und Schwächen. Aber Jesus liebt sie trotzdem. Er geht zu ihnen, predigt ihnen das gute Evangelium, heilt sie und treibt böse Geister aus.
Und jetzt nimmt er seine Nachfolger mit in diese Sendung. Es ist Erntezeit, sagt er ihnen. Und seine Jünger wissen sofort, was er meint. Die Erntezeit ist die Zeit des Gerichts. Es ist die Zeit der Entscheidung. Die Früchte sind reif und wenn sie jetzt nicht geerntet werden, fallen sie zu Boden und verfaulen oder werden von den Tieren gefressen.
Jesus sieht auch heute ein großes Erntefeld. Er sieht die vielen Menschen um uns herum, die keinen Hirten haben. Niemand, der sie auf rechter Straße führt und ihnen Orientierung gibt. Und was sagt er? Bittet den Herrn der Ernte. Wir würden wohl eher sagen: Lasst uns die Ärmel hochkrempeln und endlich loslegen ... Und Jesus sagt: Lasst uns beten. Das Entscheidende muss Gott tun. Und wir können nur das weitergeben, was wir zuvor von ihm selbst empfangen haben. Von der Kontaktpflege zu Gott hängt alles ab.
Ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe. In Ländern mit Christenverfolgung greift dieses Bild eher als in West- und Mitteleuropa. Aber ein Spaziergang ist ein Weg an der Seite von Jesus nie. Anfeindungen, Nachteile wird es immer geben. Ich schicke euch wehrlos in diese Welt, sagt Jesus Christus. So gebe ich euch Anteil an meiner eigenen Sendung. Ihr sollt lernen, mir zu vertrauen. Darum sollt ihr euch auch nicht mit schwerem Gepäck belasten. So macht ihr ebenfalls die Erfahrung, dass ich euch gut versorge.
Und wenn ihr zu den Menschen kommt, dann bietet ihnen den Frieden Gottes an. Es ist ein ganz einseitiges Angebot. Der Friede, den wir den Menschen bringen, ist nicht Verhandlungssache. Gott ist hier in Vorleistung getreten. Er, Gott, hält den Menschen durch uns in seinem Sohn Jesus Christus die Friedenshand hin. Wer immer sie ergreift, für den ist das Reich Gottes persönliche Realität geworden.
Und wenn sie mein Friedensangebot ablehnen, sagt Jesus, dann "schüttelt den Staub von den Füßen" und geht weiter. Dann soll nichts mehr von dieser Erfahrung an euch kleben bleiben. Ich brauche euch befreit von allen Hypotheken für die Menschen, die auf meinen Frieden warten.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für März: Levitikus 19,32
Vor einem grauen Haupt sollst du aufstehen und die Alten ehren und sollst dich fürchten vor deinem Gott; ich bin der HERR.
Lieber Leser!
Wie kann das Miteinander von Jung und Alt in einer christlichen Gemeinde gelingen? Es gibt ganz klar Schwierigkeiten. Da werden kleine Kinder im Gottesdienst manchmal als laut empfunden. Da möchten die jungen Familien am liebsten erst um 11 Uhr Gottesdienst feiern.
Mittlerweile gibt es schon reine Jugendgemeinden, die ihre Gottesdienste natürlich dynamisch, lebensnah und zeitgemäß gestalten wollen. Und in der Nähe von Senioren¬heimen entstehen Gemeinden, wo man vor allem Lieder von Paul Gerhard singt. So kann man sich auch aus dem Weg gehen und es gibt in der Zukunft nur noch altershomogene Gemeinden. Was für eine grauenhafte Vorstellung!
Im Neuen Testament wird das Verhältnis zwischen dem älteren Paulus und dem jugend¬lichen Timotheus beschrieben. (2. Tim. 1,3-14) Es ist ein freundschaftliches Verhältnis auf Augenhöhe. Paulus lässt den Timotheus spüren: Du, ich traue dir etwas zu. Ich schätze dich als Mitarbeiter an meiner Seite.
Den Christen in Philippi schreibt er: "Denn ich habe keinen, der so gesinnt ist wie er und so herzlich für euch sorgen wird." (Philipper 2, 20) Da schwingt ganz viel Wertschätzung mit. Das hat den Timotheus sicher beflügelt. Das hat ihm Auftrieb gegeben. Auf der anderen Seite hat Timotheus auch ganz viel vom Paulus gelernt und er ist ihm mit Achtung begegnet. Der Jüngere profitiert vom Älteren und der Erfahrene vom Anfänger. Es fließt ganz viel Segen hin und her in so einer Beziehung. Hier zahlt keiner drauf. Beide werden beschenkt.
Denn auch ein "genialer" Apostel braucht Ergänzung. Auch ein Pastor mit vielen Jahren Diensterfahrung braucht das. Ich finde es gut, wenn wir in der Gemeinde geistliche Paten¬schaften für kleine Kinder haben. Aus meiner eigenen Erfahrung weiß ich, dass das auch wichtig ist, wenn man seine ersten Schritte im Glauben tut. Ein Paulus begleitet seinen ju¬gendlichen Freund Timotheus im Gebet und ist ihm auch sonst freundschaftlich verbunden. Wo geschieht das in der Gemeinde?
Wenn man die älteren Geschwister fragt, was sie denn von den Jüngeren erwarten, dann sind das oft Selbstverständlichkeiten. Ich würde mich freuen, wenn sie mich begrüßen und mit mir sprechen, wird oft gesagt. Das kann doch schon der Anfang einer tiefergehenden Freundschaft sein, getragen vom Gebet und erlebt als gegenseitiger geistlicher Gewinn.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für April: Lukas 24,1–12
Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, er ist auferstanden.
Lieber Leser,
die Frauen in den Ostergeschichten wollen einen Toten ehren. Die Bestattungsriten haben im Judentum einen hohen Wert. Die Frauen legen sich richtig ins Zeug. Aromata, also wohlriechende Öle kosten ein Vermögen. Es soll dem toten Jesus an nichts fehlen. Der Gang zum Grab ist ein Bekenntnis. Dieser Mann hat ihr Leben für eine Weile in ein helles Licht getaucht. Sie verehren Jesus.
So schwer der Gang zu Grab auch immer ist, sie gehen ihn mit Leidenschaft und voller Hingabe. Das leere Grab lässt sie ratlos dastehen. Die Maria aus Magdala denkt an Grabräuber oder den Friedhofsgärtner als mögliche Verursacher. Im Lukasevangelium heißt es nur: Sie waren bekümmert:
Ein leeres Grab gibt Raum für allerlei Spekulationen. Die Person, die ich betrauern will, ist weg. Der Gedanke an eine Auferstehung ist nicht denkbar. Und die Männer in glänzenden Gewändern sind zum Fürchten. Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, er ist auferstanden, sagen sie.
Anders als etwa im Markusevangelium, wo die Frauen voller Angst keinem etwas sagen, wird dem Jüngerkreis bei Lukas die gute Nachricht gepredigt. Allerdings wird den Predigerinnen nicht geglaubt. Der Unglaube ist in allen Ostererzählungen zunächst mit Händen zu greifen. Erst als der Auferstandene seinen Jüngern selbst begegnet, wird er überwunden.
Erst dann begreifen sie, dass das schreckliche Ende am Kreuz kein Scheitern und kein schlimmer Unfall war. Da hat mir doch tatsächlich einer meine ganze Schuld vergeben. Das hat er mit seiner Auferstehung rechtskräftig bestätigt. Alles, was uns von Gott trennt, ist tot, sozusagen mit Jesus gestorben. Und weil er auferstanden ist, wahrhaftig auferstanden ist, darfst du mit seiner Auferstehungskraft in deinem Leben rechnen.
Die vielen Ostererzählungen stehen in der Bibel, damit wir eine Sehnsucht bekommen, selbst dem auferstandenen Jesus zu begegnen. Der Jünger Thomas, der vor Jesus steht, sagt: Mein Herr und mein Gott! Das wünsche ich dir auch, dass du das so zu Jesus sagen kannst.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Mai: Kolosser 4,2-6
Seid treu, ausdauernd und wach im Gebet und im Dank an Gott! ... Eure Worte seien immer freundlich und angenehm gewürzt!
Lieber Leser!
"Ich bete so häufig für dich in letzter Zeit. Da müssten dir eigentlich schon die Ohren klingeln." Das hat eine liebe Schwester der Gemeinde zu mir gesagt. Die Ohren klingeln mir nicht, aber es ist gut zu wissen, dass mein Dienst im Gebet begleitet wird.
Dem Paulus ist das auch ganz wichtig. Beten ist die wichtigste Mitarbeit im Reich Gottes. Das ist seine Meinung. Es ist die beste Investitionsempfehlung. Denn nur Gott hat die Macht, Menschenherzen zum rettenden Glauben an Jesus Christus zu bekehren. Wenn Gott nicht handelt, greifen auch keine Gemeindestrategien und Modelle für den Gemeindeaufbau. Lebendige Gemeinden sind betende Gemeinden. Und Gemeindewachstum wird immer durch intensives Gebet vorbereitet und begleitet. Betet dafür, dass Gott uns eine Tür öffnet, um das Wort Gottes den Menschen zu sagen, schreibt Paulus. Er selbst sitzt im Gefängnis. Eigentlich könnte er sagen: Betet dafür, dass sich für mich die Gefängnistüröffnet und ich wieder freikomme. Aber es gibt wichtigere Dinge als die momentane persönliche Situation. Betet um Gelegenheiten und kauft die Zeit aus. Wenn ich doch mehr Zeit hätte! Manchmal höre ich den Satz. Aber es geht nicht darum, den Tag mit vielen guten Aktivitäten zu füllen. Ich kenne die Gefahr, dass man da ganz schnell an seine Leistungsgrenze kommt. Eigentlich steht hier: Verpasst nicht den richtigen Zeitpunkt!
Als Kind bin ich manchmal mitten in der Nacht aufgewacht und losgegangen. Man nennt es Schlafwandeln. Ich war nicht ansprechbar und bin ohne irgendwo anzustoßen durch die Wohnung gelaufen. Viele Christen sind Schlafwandler. Sie gehen an Menschen und Situationen vorbei, ohne sie zu berühren und ohne eine Wahrnehmung für den richtigen Zeitpunkt.
Ich wünsche uns wache Sinne und ganz viel geistlichen Durchblick, um den richtigen Zeitpunkt im "Gottesdienst der Woche" nicht zu verpassen. Eure Rede sei lieblich und mit Salz gewürzt, schreibt Paulus den Christen in Kolossä. In Gnade und mit Salz gewürzt sollt ihr mit den Menschen reden. In Gnade und Klarheit sollt ihr ihnen begegnen. Wenn du Menschen mit dem Evangelium erreichen willst, dann nur in Liebe. Stolzes Rumdiskutieren und Recht haben wollen führen zu nichts. Wir können da ganz entspannt sein und in aller Freundlichkeit das sagen, was uns im Glauben wichtig ist. Und wir dürfen darauf vertrauen, dass der Heilige Geist seine Kraft freisetzen wird.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Juni: Apostelgeschichte 5,17-29
Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.
Lieber Leser,
Simon Petrus und Johannes haben ein Déjà-vu. Sie sitzen schon wieder im Gefängnis. Da waren sie doch erst gewesen. Sie wurden unter strengen Auflagen, sozusagen auf Bewährung, freigelassen. Sie sollen endlich den Mund halten und aufhören...
...von diesem Nazarener zu erzählen. Aber kaum sind sie frei, fangen sie schon wieder an von Jesus Christus zu reden. Es sind notorische Wiederholungstäter. Und mit ihren Predigten in der Öffentlichkeit werden sie zu einem bestimmenden Faktor der Jerusalemer Öffentlichkeit.
Im Tempel unter den Augen der Obrigkeit und der Tempelpolizei haben sie provokante Reden geschwungen. So geht das nicht. In Ländern, wo auch heute noch das Recht, sich frei zu äußern, beschnitten wird, wird auch nicht lange gefackelt. In einem Schnellverfahren werden sie wieder festgesetzt. Das ist ein herber Rückschlag. Und während sie da in U-Haft sitzen, kommen die Fragen: Hätten wir vielleicht vorsichtiger sein sollen? War der Auftritt im Tempel zu offensiv?
Jetzt sind sie jedenfalls erstmal außer Gefecht gesetzt. Dazu kommen Fragen an Gott: Hätte er das nicht verhindern können? Wo bleibt sein Schutz, wenn wir doch in seinem Auftrag unterwegs sind? Und dann öffnen sich die Gefängnistüren. Aber die Ungewissheit, wie es für sie persönlich weitergeht, müssen sie vorher schon eine Weile aushalten.
Nun könnte man meinen, dass sie nach der jüngsten Erfahrung klüger agieren werden. Vielleicht ist ein Innehalten jetzt gut. Aber diese Überlegungen sind gegenstandslos. Der Auftrag wird ihnen noch einmal eingeschärft: Geht erneut zum Tempel und sprecht zu den Menschen! Die richterliche Prominenz bekommt das natürlich mit: Die Gefangenen sind auf eine nicht erklärbare Weise frei und machen da weiter, wo sie aufgehört haben.
Eine Verhaftung in der Öffentlichkeit scheint den Oberen zu riskant. Aber wie gut; die ehemaligen Insassen gehen freiwillig mit und machen in der folgenden Anhörung deutlich, wem sie unterstehen und welchen Gesetzen sie sich beugen: Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.
Es gibt einen Punkt, wo es von Gott her geboten ist, den zivilen Ungehorsam zu leisten, wenn Menschen von uns etwas verlangen, was nach Gottes Maßstab eindeutig falsch ist.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Juli: Philipper 1,9 (1,3-11)
Ich bete darum, dass eure Liebe immer noch reicher werde an Erkenntnis und Erfahrung.
Lieber Leser!
Freust du dich auf die Geschwister, wenn du am Sonntag in die Gemeinde kommst? Denkst du mit Sehnsucht an deine Gemeinde, wenn du für lange Zeit weg bist? Bist du dankbar für deine Gemeinde? Paulus dankt Gott für die Gemeinde in Philippi. Gerade mit dieser Gemeinde weiß er sich besonders eng verbunden. Er drückt das auch in seinem Briefeingang aus. Das ist für ihn keine fromme Floskel. Die christliche Gemeinde ist ein Wunder in dieser Welt. Jeder einzelne Mensch ist auf wunderbare Weise dazugekommen. Mit jedem einzelnen hat Gott seine ganz eigene Geschichte.
Ich trage euch in meinem Herzen, sagt Paulus. Und die Geschwister in Philippi tragen auch Paulus in ihrem Herzen. Er wird als Missionar von ihnen umbetet und finanziell unterstützt. Bei dieser Gemeinde macht der Apostel eine große Ausnahme. Sonst lehnt er jede Bezahlung ab, um nicht falsche Abhängigkeiten aufzubauen. Nur bei den Philippern hat er diese Sorge nicht. Paulus, der im Gefängnis sitzt, fühlt sich mit den Geschwistern dieser Gemeinde ganz eng verbunden. Er weiß, dass sie gedanklich und im Gebet ganz nah bei ihm sind. Wenn er leidet, leiden sie mit. Wenn er im Gefängnis von Jesus Christus erzählt, bitten sie Gott um eine offene Tür.
Paulus freut sich, dass seine Haft so viel Gutes, so viel Liebe und geistliches Mittragen bei den Christen in Philippi auslöst. Ist das nicht eine tolle Erfahrung, wenn Geschwister so eng miteinander verbunden sind und alles teilen! Klar, auch in der Gemeinde Philippi lief nicht alles rund und es gab Probleme. Wir hören von zwei Mitarbeiterinnen, die sich nicht verstanden haben: Euodia und Syntyche. Der Streit zwischen ihnen eskalierte. Die ganze Gemeinde war davon betroffen. Paulus spricht deutliche Worte. Es ist die Rede von Eigennutz und eitler Ehre. Das Zwischenmenschliche darf nicht überwiegen, sagt er. Es darf in einer christlichen Gemeinde nicht nur um Sympathie gehen.
Ich habe es leider oft erlebt, dass die Mitarbeit und die Teilnahme an bestimmten Veranstaltungen in einer Gemeinde davon abhängig gemacht wurde, wer was gemacht hat und wessen Idee es war. Da wünsche ich uns, dass wir die Gemeinde mit den Augen von Jesus Christus sehen lernen. Ein Paulus hat das gemacht. Ich schaue auf meine Schwester, meinen Bruder und sage: Gott wird das gute Werk, das er in dir angefangen hat auch vollbringen. Paulus setzt also nicht einfach auf unsere menschlichen Möglichkeiten. Er traut es Gott zu: Er, Gott, kann es machen, dass unsere Liebe zueinander sich vertieft und an Erkenntnis und Einsicht zunimmt.
Jochen Herrmann
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für August: Apostelgeschichte 26,22
Gottes Hilfe habe ich erfahren bis zum heutigen Tag und stehe nun hier und bin sein Zeuge bei Groß und Klein.
Lieber Leser!
Freust du dich auf die Geschwister, wenn du am Sonntag in die Gemeinde kommst? Denkst du mit Sehnsucht an deine Gemeinde, wenn du für lange Zeit weg bist? Bist du dankbar für deine Gemeinde? Paulus dankt Gott für die Gemeinde in Philippi. Gerade mit dieser Gemeinde weiß er sich besonders eng verbunden. Er drückt das auch in seinem Briefeingang aus. Das ist für ihn keine fromme Floskel. Die christliche Gemeinde ist ein Wunder in dieser Welt. Jeder einzelne Mensch ist auf wunderbare Weise dazugekommen. Mit jedem einzelnen hat Gott seine ganz eigene Geschichte.
Ich trage euch in meinem Herzen, sagt Paulus. Und die Geschwister in Philippi tragen auch Paulus in ihrem Herzen. Er wird als Missionar von ihnen umbetet und finanziell unterstützt. Bei dieser Gemeinde macht der Apostel eine große Ausnahme. Sonst lehnt er jede Bezahlung ab, um nicht falsche Abhängigkeiten aufzubauen. Nur bei den Philippern hat er diese Sorge nicht. Paulus, der im Gefängnis sitzt, fühlt sich mit den Geschwistern dieser Gemeinde ganz eng verbunden. Er weiß, dass sie gedanklich und im Gebet ganz nah bei ihm sind. Wenn er leidet, leiden sie mit. Wenn er im Gefängnis von Jesus Christus erzählt, bitten sie Gott um eine offene Tür.
Paulus freut sich, dass seine Haft so viel Gutes, so viel Liebe und geistliches Mittragen bei den Christen in Philippi auslöst. Ist das nicht eine tolle Erfahrung, wenn Geschwister so eng miteinander verbunden sind und alles teilen! Klar, auch in der Gemeinde Philippi lief nicht alles rund und es gab Probleme. Wir hören von zwei Mitarbeiterinnen, die sich nicht verstanden haben: Euodia und Syntyche. Der Streit zwischen ihnen eskalierte. Die ganze Gemeinde war davon betroffen. Paulus spricht deutliche Worte. Es ist die Rede von Eigennutz und eitler Ehre. Das Zwischenmenschliche darf nicht überwiegen, sagt er. Es darf in einer christlichen Gemeinde nicht nur um Sympathie gehen.
Ich habe es leider oft erlebt, dass die Mitarbeit und die Teilnahme an bestimmten Veranstaltungen in einer Gemeinde davon abhängig gemacht wurde, wer was gemacht hat und wessen Idee es war. Da wünsche ich uns, dass wir die Gemeinde mit den Augen von Jesus Christus sehen lernen. Ein Paulus hat das gemacht. Ich schaue auf meine Schwester, meinen Bruder und sage: Gott wird das gute Werk, das er in dir angefangen hat auch vollbringen. Paulus setzt also nicht einfach auf unsere menschlichen Möglichkeiten. Er traut es Gott zu: Er, Gott, kann es machen, dass unsere Liebe zueinander sich vertieft und an Erkenntnis und Einsicht zunimmt.
Jochen Herrmann
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für September: Lukas 13,30
Und siehe, es sind Letzte, die werden die Ersten sein, und sind Erste, die werden die Letzten sein.
Lieber Leser,
dass die Letzten die Ersten werden und umgekehrt, dies finden wir an einigen Stellen im Neuen Testament. Im Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg wird es etwa denen gesagt, die sich mächtig darüber aufregen, dass es am Ende gleichen Lohn für alle gibt. Und diejenigen, die ganz zum Schluss noch Arbeit im Weinberg bekommen haben und darum auch nur kurz gearbeitet haben, bekommen zuerst den Lohn. Das alles ist furchtbar ungerecht. Mit der Geschichte aus Mt 20,1-16 macht Jesus klar, dass es bei Gott andere Gesetzmäßigkeiten gibt, als in dieser Welt. Auch Zuspätkommer haben noch eine Chance. Ja, sie werden extra bevorzugt behandelt.
Ich kann mich noch gut an eine Aussage einer älteren Schwester in der Gemeinde erinnern. Sie sagte zu einem neuen Gemeindemitglied: Nun schau dich um, wie es hier läuft und wenn du eine Weile hier bist, darfst du auch mal was sagen. Und ich war einfach nur entsetzt über diese Willkommenskultur: Wer später kommt, hat weniger Rechte? Wie gut, dass es bei Gott nicht so ist!
In Lukas 13 steht dieser Satz in einem ganz anderen Zusammenhang. Die Geschichte erinnert mich an ein anderes Gleichnis, das Gleichnis von den 10 Jungfrauen. Auch da wird fünf von ihnen gesagt: Ich kenne euch nicht. Es ist uns zur Mahnung geschrieben. Jesus ist unterwegs nach Jerusalem. Viele ziehen mit ihm. Und es kommt die Frage hoch: Wer wird am Ende selig werden? Wer wird am Ende gerettet werden? Wer darf mit Gott in versöhnter Gemeinschaft leben? Werden das nur wenige sein?
Manchmal höre ich die Frage: Was ist mit den vielen Menschen, die das Evangelium nie gehört haben? Man kann da so schön rumspekulieren. Und dann gibt es ja auch die Erfahrung, dass es eben nicht die breite Masse ist, die Jesus wirklich nachfolgt. Jesus spekuliert nicht rum. Er lässt sich nicht auf eine theoretische Erörterung zu diesem Thema ein. Er sagt: Kämpft, ringt darum, dass ihr durch die enge Tür geht. Die Tür ist Jesus selbst. Er allein ist der legitime Zugang zu Gottes Reich.
Da wird's für manche Leute wirklich eng. Denn das entspricht nicht dem gängigen Zeitgefühl, wo ich auswählen will, was zu mir passt. Das Leben ist wie ein großer Supermarkt. Ich schiebe meinen Einkaufswagen durch die Angebots¬regale und packe in diesen Wagen, was mir schmeckt und zu mir passt. Und manchen schmeckt es überhaupt nicht, dass Gott sagt: In diesem Jesus gebe ich euch einen Zugang. Plötzlich gibt es ein Draußen. Jesus spricht vom Ausschluss. Und ich höre schon das, was ich in all den Jahren gehört habe: Gottes Liebe ist doch viel größer! So wird er doch nicht sein! Am Ende werden alle dabei sein dürfen!
Es ist schon merkwürdig, wie genau wir wissen, wie Gott zu handeln hat und worin sich seine Liebe zu zeigen hat. Wenn du auf Jesus schaust und auf das, was er für dich getan hat, dann schaust du Gott in sein liebendes Herz. Und dieses Herz zieht Menschen an, von denen wir das nicht gedacht haben. Es werden die letzten Typen sein. Aber jeder ist eingeladen.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Oktober: Lukas 15,10
Es wird Freude sein vor den Engeln Gottes über einen Sünder, der Buße tut.
Lieber Leser!
Wir haben sicher alle mal was verloren. Woran liegt es eigentlich, dass man manches dann richtig lange sucht, um es zu finden und anderes, das ist eben weg? Es gibt Dinge, die sind uns ganz wichtig: Hausschlüssel oder Geldkarten. Da geben wir uns schon richtig Mühe. Wenn die Goldkette verschwindet oder der Briefumschlag mit 5.000 Euro verlegt ist, fange ich auch an zu suchen.
Kinder, die ihren geliebten Teddybären nicht gleich finden, den sie zum Einschlafen brauchen, geben in der Regel auch keine Ruhe. Aber keiner sucht alle sein Haare zusammen, die ihm im Laufe seines Lebens so vom Kopffallen... Ich hatte als Kind mal einen Goldhamster, der ist mir abgehauen und wir haben ihn als Familie überall gesucht. Am Ende saß er im Sofa und hat sich dort ein Nest gebaut. Wie war ich froh, als wir ihn da entdeckt haben.
Wiederfinden ist toll, wenn man das wiederfindet, was einem am Herzen liegt. Es gibt drei Geschichten dazu in der Bibel. Zwei kennen wir besonders gut. Da ist die Geschichte vom verlorenen Schaf. Der gute Hirte tut alles, um dieses eine Schaf wiederzufinden. So sehr sucht Gott nach uns Menschen, die wir uns nur allzu leicht mal verirren können.
Und dann gibt es noch die Geschichte von dem Sohn, der sich von seinem Vater entfernt. Er macht alles falsch, was man nur falsch machen kann. Aber als er zurückkommt, freut sich der Vater. Er nimmt ihn in den Arm und vergibt ihm alles. So ist Gott, sagt Jesus.
Und dann erzählt Jesus noch eine Geschichte. Sie handelt von einer Frau, die einen Silbergroschen verloren hat. Das ist eine Münze aus Silber, so 10 bis 20 Euro wert. Sie hat insgesamt 10 Silbergroschen zurückgelegt für eine größere Anschaffung. Sie hat es gespart. Und jetzt ist die wertvolle Münze weg. Was macht sie? Sie sucht. Erstmal macht sie Licht an. Und dann geht's los. Sie sucht unter dem Tisch und unterm Bett. Sie schaut in jede Ecke. Dann holt sie den Besen und fegt vorsichtig die ganze Bude durch. Der letzte Krümel wird rausgefegt. Aber der Groschen ist nicht zu finden. Dann fängt die gute Frau an auf ihren Knien durchs Zimmer zu rutschen. Sie bückt sich ganz tief, tastet mit ihren Fingern in jede noch so kleine Ritze.
Was für ein Bild vom großen, souveränen, mächtigen Gott. Er rutscht auf Knien durch das Zimmer. So wichtig bist du ihm, jeder von uns. Und übrigens kann die Münze nichts zu ihrer Rettung beitragen. Sie kann nicht wie das verlorene Schaf blöken und auf sich aufmerksam machen oder wie der verlorene Sohn den Rückweg antreten. Sie kann einfach nur hoffen, dass sie jemand findet. Und dann findet die Frau die Silbermünze. Und sie freut sich riesig. Sie schreit das ganze Dorf zusammen. Alle kommen um zu sehen, was passiert ist.
Wenn man sich richtig freut, dann muss das raus. Das kann man nicht für sich behalten. So wird auch Freude sein vor den Engeln Gottes über einen Sünder, der Buße tut, sagt Jesus. (Vers 10).
Gott möchte seine Freude mit uns teilen. Manchmal frage ich, was wäre das wohl für eine Gemeinde, die das tut, was Gott am liebsten macht; den Menschen sagen und vor allem zeigen: Du bist in Gottes Augen so wertvoll, so kostbar. Ich hoffe sehr, dass wir das einander so zeigen können – wir als Gemeinde untereinander und den Menschen, die Gott uns so in den Weg stellt.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für November: Hesekiel 37,27
Gott spricht: Ich will unter ihnen wohnen und will ihr Gott sein und sie sollen mein Volk sein.
Lieber Leser,
wenn die Pilger nach einem langen Marsch endlich den Tempel gesehen haben, der über der Stadt Jerusalem thronte, dann ging in ihrem Herzen die Sonne auf. Es gibt für einen Juden nichts Schöneres, als diese Wohnstatt des lebendigen Gottes zu sehen.
Die Babyionier haben dann vor rund 2600 Jahren den Tempel zerstört und die führende Oberschicht des Volkes deportiert. Damit haben sie sehr drastisch gezeigt: Der Gott Israels hat keine Wohnung mehr. So kann er auch nicht mehr für sein Volk sorgen. Er ist entmachtet und bedeutungslos. In einem Gegenentwurf erzählt nun der Prophet Hesekiel in der babylonischen Verbannung von einem neuen Tempel. Er wird viel prächtiger und schöner sein. Ein Wasserstrom, der aus seinen heiligen Mauern fließt, wird das Land zum Blühen bringen. Die ganze Stadt Jerusalem wird zur Wohnstatt Gottes.
Dieses Bild wird im letzten Buch der Bibel von Johannes aufgegriffen (Kapitel 21). Die Stadt ist von der Herrlichkeit Gottes durchdrungen, schreibt er. Sonne und Mond braucht es nicht mehr. Die Mauern sind aus Jaspis und die Häuser aus Gold. Gold so rein wie Glas. Alles gibt es dort in Hülle und Fülle.
In dieser Stadt gibt es keinen Tempel mehr. Es gibt dort überhaupt keine Kirchen und Gemeinden mehr, auch keine Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde. Jetzt ist sie noch ganz wichtig, aber in der Ewigkeit brauchen wir sie nicht mehr. Wir brauchen auch keine Pastoren mehr und keine Predigten. Keiner muss mehr den anderen belehren, wie christusgemäße Nachfolge aussieht. Es gibt auch keinen Streit mehr um das rechte Schriftverständnis.
Weil die ganze Stadt durchdrungen ist von der Wahrheit Gottes. Weil Gott selbst in dieser Stadt wohnt. Das Leben dort wird ein Fest sein. Alle Menschen leben im Frieden miteinander. Wir gehen dort so miteinander um, wie es der unmittelbaren Nähe Gottes entspricht.
Wer darf da leben? Wer sich hier, zu Lebzeiten an Gott durch Jesus Christus bindet, der wird das auch in der ewigen Welt Gottes erleben: die völlige Gemeinschaft mit seinem Herrn. Wenn Christen von der Zukunft sprechen, dann meinen sie nicht nur die nächste Zeit oder das, was uns an irdischer Lebenszeit noch bleibt. Wenn Christen von Zukunft sprechen, dann reden sie auch von Gottes neuer Welt und von einem ewigen Leben in seiner Nähe.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Dezember: Lukas 1,78-79
Durch die herzliche Barmherzigkeit unseres Gottes wird uns besuchen das aufgehende Licht aus der Höhe, damit es erscheine denen, die sitzen in Finsternis und Schatten des Todes, und richte unsere Füße auf den Weg des Friedens.
Lieber Leser!
Ich bin als vierjähriger Junge einmal in den Keller gegangen. Plötzlich ist die Tür zugefallen. Ich habe nicht gleich den Lichtschalter gefunden und war mitten in der Finsternis.
Vielleicht kennst du das als Bild für deine Lebenssituation. Um mich herum ist Finsternis und ich finde den Lichtschalter nicht. Ich weiß nicht, wie es wieder hell werden kann. Das, was für mich persönlich zutrifft, kann auch für ein ganzes Volk, eine ganze Gesellschaft gelten. Es lebt in finsteren Zeiten.
Der Lobgesang des Zacharias ist eine Anspielung auf eine uralte Verheißung des Propheten Jesaja. (Jes. 9,1-9) Da ist von einem Königskind die Rede, das wunderbare Namen hat: Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater und Friede-Fürst. Manchmal sagen wir das: Guter Rat ist teuer. Weil wir wissen, dass Ratschläge nicht immer passen. Oft fehlen uns die richtige Sicht, die Liebe für den betreffenden Menschen und auch der Weitblick.
Das aufgehende Licht aus der Höhe, von dem der Priester Zacharias hier spricht, hat aber die nötigen Qualifikationen. Jesus Christus kennt dich, liebt dich und weiß, was auf dich zukommt. Er kann das sein, was keiner sonst sein kann: ein Licht für dein Leben. Wer ihm nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln.
Er hat auch die entsprechende Power. Er setzt seine Vorhaben um. Wer Jesus an seiner Seite hat, hat immer auf den Stärkeren gesetzt. Er ist der Held, der wirklich sagen kann: Mir ist alle Macht gegeben, im Himmel und auf Erden. Dieser Gott-Held hat den Tod besiegt und die Erlösung am Kreuz vollbracht. Er ist ein Ewig-Vater, weil er uns zu Kindern Gottes macht und zu Brüdern und Schwestern untereinander. Er richtet unsere Füße auf den Weg des Friedens. Er bringt den Frieden mit Gott. Er stiftet den Frieden in dir. Er schenkt den Frieden untereinander.
Jesaja hat ein Königskind erwartet, Zacharias spricht von einem Mann, der uns retten wird. Krippe, Kreuz und Krone gehören zusammen. In der Advents- und Weihnachtszeit schauen wir auf den, der die Finsternis in helles Licht verwandeln kann. Ich wünsche Dir die Erfahrung: Er macht mein Leben hell und richtet meine Füße auf den Weg des Friedens.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Januar: 2. Timotheus 1,7
Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.
Lieber Leser!
Das ist ein Zuspruch, eine Ermutigung für das neue Jahr. Paulus schreibt diesen Satz in einem Brief an seinen Freund und Mitarbeiter Timotheus. Offensichtlich hat der das nötig. Er ist in seinem Dienst in der Gemeinde Ephesus an seine persönlichen Grenzen gekommen.
Ich kenne das Gefühl. Ich kenne die Gedanken: Wie kann es jetzt weitergehen? Wird es ein gutes Ende nehmen? Wie wird die Gemeinde am Ende des Jahres dastehen? Timotheus hat Angst. Verzagtheit kann man hier auch mit Feigheit übersetzen. Angst und Feigheit können eine lähmende Wirkung haben. Man traut sich nichts mehr zu.
Da erinnert ihn der gute Seelsorger Paulus an die Zeit, in der er zum Glauben an Jesus Christus gekommen ist. Er erinnert ihn an seine eigene Taufe. Da wurden doch dem Timotheus die Hände aufgelegt. Es wurde für ihn gebetet. Und er hat die Zusage erhalten, dass Gottes Geist jetzt in ihm wohnt, ihn ganz ausfüllt. Und das ist kein Geist der Feigheit, sondern ein Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.
Paulus selbst sitzt im Gefängnis. Und er hat allen Grund, um selbst verzagt zu sein. Der äußerlich gefangene Paulus erinnert den innerlich gefangenen Timotheus an die durch Gott gegebene Kraft. Er erinnert ihn an die Liebe und an die Besonnenheit. Und er schreibt weiter: Darum schäme dich nicht für das Bekenntnis zu unserem Herrn oder auch zu mir, der ich gefangen bin, sondern leide mit mir für das gute Evangelium. (Vers 8)
Du sollst ohne Scheu, ohne falsche Rücksichtnahme die gute Nachricht von Jesus Christus weiter predigen.
Ich nehme den Bibelvers ganz für mich persönlich und ich möchte dich bitten, es auch zu tun. Wie schnell kannst du entmutigt sein. Wie schnell kann eine ganze Gemeinde im Miteinander an ihre Grenzen stoßen. Es braucht da eine Quelle, eine Kraft, aus der wir schöpfen können. Das griechische Wort "Dynamis" bedeutet eigentlich: kraftvolle Bewegung. Wir haben einen Geist der kraftvollen Bewegung bekommen, sagt Paulus. Es ist eine dynamische Kraft, die uns hilft, dass wir aufeinander zugehen, dass wir miteinander Lasten tragen.
Paulus spricht vom Geist der Agape. Es ist die schenkende, selbstlose Liebe. Ich liebe den Menschen nicht, weil ich ihn mag, weil er mir sympathisch ist; ich liebe ihn, weil ich mich dafür entschieden habe. Besonnenheit ist das richtige Maß zwischen Stille und Aktion, zwischen Arbeit und Ruhe, zwischen Hören und Handeln, zwischen Reden und Schweigen.
Ich wünsche dir ganz persönlich, uns allen, dass dieser Geist der kraftvollen Bewegung, der Agape und der Besonnenheit uns im neuen Jahr bestimmt und erfüllt.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Februar: Markus 11,25
Wenn ihr beten wollt und ihr habt einem anderen etwas vorzuwerfen, dann vergebt ihm, damit auch euer Vater im Himmel euch eure Verfehlungen vergibt.
Die Sache mit der Vergebung
Lieber Leser!
Wie oft muss ich vergeben? Petrus fragt das den Jesus. Reicht siebenmal? Und Petrus kommt sich dabei richtig gut vor. Siebenmal für ein und dieselbe Person, in ein und derselben Sache. Das klingt doch großzügig.
Und dann kommt die verblüffende Antwort, die jedes menschliche Maß sprengt: Nicht siebenmal sondern siebzigmal siebenmal. Wie oft also? 490-mal. Viel Spaß beim Zählen kann ich da nur sagen. Aber so ist es ja nicht gemeint. Wir sollen nicht zählen. Du sollst immer vergeben, sagt Jesus damit. Und die Geschichte, die Jesus anschließend erzählt, macht es deutlich. Da hat einer so um die 12 Milliarden Euro Schulden. Die Chance diesen riesigen Schuldenberg abzubauen ist gleich null. Das ist deine und meine Lebensschuld, die wir vor Gott haben. Und selbst wenn du, was damals durchaus üblich war, dein Liebstes dafür verkaufen würdest, deine Frau, deine Kinder, dich selbst; du kannst es nicht mehr gut machen. Und was sagt der hochverschuldete Mensch? Er sagt: Gib mir Zeit! Ich will es bezahlen! So sind wir Menschen. Wir lassen uns nichts gerne schenken. Wir wollen es wieder gut machen, obwohl es sinnlos ist. Anstatt zu sagen: Ja, Gott, so schlimm steht es um mich. Vor dir bin ich ein Bankrotteur.
Aber der König hatte Erbarmen und erlässt die Lebensschuld. Dafür hat Jesus mit seinem kostbaren Leben am Kreuz bezahlt. So ist Gott. Das ist die unglaubliche Wende in dieser Geschichte. Da kann man sich doch nur freuen! Das muss groß gefeiert werden! Aber der Mensch, von dem Jesus hier erzählt, freut sich nicht. Er sieht einen anderen Menschen, der ihm eine Kleinigkeit schuldet. Er würgt ihn und schüttelt ihn. Er hat kein Erbarmen und lässt ihn ins Gefängnis werfen.
So sind wir Menschen. Nun gut, wir würgen uns nicht gleich. Wir haben andere "Methoden" um zu zeigen, dass der andere an mir schuldig geworden ist und ich ihm nicht vergeben will. Aber auf Dauer kann das nicht gut gehen. Gott zerreißt den riesigen Schuldschein, der gegen uns spricht und wir stellen uns untereinander neue, kleine aus. Gott möchte, dass wir es ihm gleich machen. Und am Ende orientiert er sich in seinem Handeln an dem, wie wir hier miteinander umgehen. Wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen nicht vergebt, so wird euch euer himmlischer Vater auch nicht vergeben, sagt Jesus in Matthäus 6,15.
Ich kann aber nicht vergeben, sagt manch einer. Mein Gefühl sagt nein. Aber Vergebung ist eine Kopfentscheidung, sagt die Bibel. Gott liebt uns auch nicht aus einem unbestimmten Gefühl heraus. Er hat sich dafür entschieden, uns zu lieben. Und wenn ich vergebe, lasse ich los und lege die Angelegenheit in Gottes Hand und bitte ihn, dass er sich in richtiger Weise darum kümmert. Ich bete für mich und den, der mich verletzt hat.
Ich wünsche uns, dass wir uns liebend und vergebend begegnen können.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für März: Johannes 15,9.12
Wie mich mein Vater liebt, so liebe ich euch auch. Bleibt in meiner Liebe. Das ist mein Gebot, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch liebe.
Lieber Leser!
Bleibt in meiner Liebe, sagt Jesus kurz nach dem Bild vom Weinstock. Und bringt einander die Frucht der Liebe. Manchmal sagen wir ja: Jetzt kann ich endlich die Früchte meiner Arbeit genießen. In der Gemeinde sollen aber andere meine Früchte verspeisen. Meine Frucht soll andere satt machen. Bleibt, damit das gelingen kann. Es geht hier nicht um Aktivitäten. Die Frucht einer gelungenen Gemeinschaft kann man nicht produzieren, jedenfalls nicht ohne Jesus.
Dietrich Bonhoeffer hat mal gesagt: Die Frucht der Gemeinschaft einer christlichen Gemeinde entsteht nicht dadurch, dass wir unsere Beziehungen hier untereinander pflegen. Aber wenn sich jeder und jede von uns Jesus Christus zuwendet und diese Beziehung pflegt, dann mag es wohl gelingen. Das kränkt uns natürlich besonders. Gerade wir als freikirchliche Gemeinde sind stolz auf ein gut funktionierendes Beziehungsnetz. Und jetzt sagt uns Jesus: Gemeinschaft läuft nur über mich.
Eine Gemeinde, die nur auf Sympathie und Zuneigung setzt, die sich große Mühe gibt, Kompromisse schließt, Streit vermeidet, ist noch lange keine christliche Gemeinde. So eine Gemeinde ist auch auf Dauer sehr anfällig. Was ist, wenn der menschliche Kitt mal bröckelt? Was ist, wenn Sympathie in Antipathie umschlägt?
Aber wenn jeder und jede für sich in Christus bleibt, mag es gelingen. Wenn wir uns gegenseitig dazu ermutigen und untereinander die Frucht der liebe teilen, dann werden wir hier auch alle satt. Dann ist diese Gemeinde ein Raum, den auch andere gerne aufsuchen; Menschen, die wir noch nicht kennen, die Gott selbst hinzufügen will.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für April: 1. Petrus 2,4-9
Ihr aber seid das auserwählte Geschlecht, die königliche Priesterschaft, das heilige Volk, das Volk des Eigentums, das ihr verkündigen sollt die Wohltaten dessen, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht.
Lieber Leser,
im Neuen Testament gibt es ja viele Bilder für die christliche Gemeinde: Herde, Haus, Acker, menschlicher Körper... Ich denke, es ist wichtig, mit welchem Bild du lebst. Welches Bild von Gemeinde hast du? Gott sagt: Ihr seid das heilige Volk. Ihr seid die Basisbewegung, in der jeder Einzelne die Möglichkeit hat, etwas beizutragen.
In einer Gemeinde gibt es kein Oben oder Unten. Es gibt nicht den einen Leiter und der Rest ist das Fußvolk. Ihr alle seid eine königliche Priesterschaft. Ihr seid Priester; ihr habt durch Jesus direkten Zugang zu Gott. Ihr braucht keinen zusätzlichen Mittler, keinen der dazwischen steht. Lasst euch als lebendige Steine zu einem geistlichen Haus aufbauen. Da hat jeder Stein seinen Platz. Kein Stein hält das ganze Haus. Hier hält einer den anderen. Aber wenn einer fehlt, entsteht eine Lücke. Die Stabilität nimmt ab. Das Ganze wird wackelig.
Wie kommt es dann aber, dass die christliche Kirche oft wie eine Pyramide aufgebaut und organisiert ist; eine Pyramide, die auf dem Kopf steht? Und ich erlebe, dass dieses Denken selbst in freikirchlichen Köpfen verankert ist. Da verlässt sich einer auf den anderen und letztlich ruht alles auf immer weniger Schultern. Und die untersten Mauersteine müssen den meisten Druck aushalten. Bis es nicht mehr geht.
Ich möchte kein Pastor solch einer Gemeinde sein. Was kann man tun? Der Text sagt: Kommt zu ihm, zu Jesus Christus. Kommt zu ihm, dem lebendigen Stein. Bevor du also in der Gemeinde loslegen willst, musst du dich erst einmal einweisen lassen, auch der Pastor. Lasst euch als lebendige Steine einfügen. Jesus selbst fügt dich genau an den Platz ein, den er für dich bestimmt hat. Es ist ein maßgeschneiderter Platz. Und dann dient einander, jeder mit der Gabe, die er empfangen hat. Deine Gaben, deine Fähigkeiten können also kleine Wegweiser sein für deinen Platz. Das Empfangen und Weitergeben geschieht in einer guten Balance.
Die Gemeinde ist mehr ein Mobile als ein starres Gebäude. Und dann wird gesagt, wozu Gemeinde überhaupt da ist. Damit wir die großen Taten dessen verkünden, der uns aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat. Unsere Aufgabe ist es also nicht in erster Linie, die Gemeinde nach innen hübscher zu machen. Nichts gegen ein Wohlfühlklima; aber wir sollen öffentlich machen, was Gott an uns getan hat. Bei ihm kommt unser Leben wieder in Ordnung. Das sollen die Menschen erfahren. Das sind wir ihnen schuldig. Das ist unser priesterlicher Dienst. Wir sind Brückenbauer zwischen Gott und Menschen.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Juni: 2. Mose 14,1 - 15,21
Meine Stärke und mein Lied ist der Herr, er ist für mich zum Retter geworden.
Lieber Leser!
Israel ist auf dem Weg in die Freiheit. Die Macht Ägyptens scheint gebrochen. Endlich ist Schluss mit Sklaverei, mit Abhängigkeit und Unterwerfung. Gott hat das Elend seines Volkes gesehen und eine Rettungsaktion von langer Hand vorbereitet. Über 400 Jahre gehören nun der Vergangenheit an.
Doch kaum sind die ersten Schritte in die langersehnte Freiheit getan, kommt der Feind mit großer Macht hinterher. Die Vergangenheit lässt sich nicht einfach so abschütteln. Der Pharao mit seiner Armee ist wieder da. Vielleicht kennst du das? Die Vergangenheit ist nicht vergangen. Plötzlich ist sie wieder da und meldet alte Ansprüche an. Menschen, die mein Leben dominiert haben, lassen mich nicht los. Bindungen, von denen ich gemeint habe, dass ich sie durchtrennt hatte, feiern ihre Auferstehung.
Ich erinnere mich noch gut daran. Ich habe mein Leben Jesus übergeben. Ich habe mit der Taufe meine Vergangenheit ins Wassergrabgelegt. Aber dann habe ich festgestellt, so leicht ist das nicht. Und dann kommen Zweifel und Fragen hoch: Ist der neue Mensch, den Gott versprochen hat, nur ein schöner Traum? Ist die neue Schöpfung in mir nur eine Illusion? Aber manchmal ist es wichtig, sich den alten Mächten und Bindungen zu stellen, damit der Weg in die Freiheit umso klarer beschritten werden kann.
Und oft steht das Alte noch einmal auf und will nicht weichen, weil ich mich so deutlich entschieden habe, einem anderen zu dienen. Mit einem verstockten Herzen jagt der Pharao den Israeliten hinterher. Aber der Kampf ist bereits gekämpft, bevor er überhaupt angefangen hat. Die Vergangenheit hat keine Macht mehr. Gott ist stärker. Die ägyptische Streitmacht versinkt im Meer.
Die alte Vergangenheit hat keine Macht mehr, mag sie sich noch so gebärden. Wir müssen mit ihr keine Verhandlungen führen. Wir müssen auch keine falschen Kompromisse mit ihr schließen. Fürchtet euch nicht, ruft Mose den Israeliten zu, haltet stand. Der Herr wird für euch streiten (Vers 14). Gott hält uns den Rücken frei und wir dürfen Schritte nach vorne wagen und werden dabei eine Erfahrung machen, die uns Gott loben lässt: Meine Stärke und mein Lied ist der Herr, er ist für mich zum Retter geworden (Kapitel 15,2).
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Juli-August: 2.Mose 33,19
Der Herr gab zur Antwort: Ich will meine ganze Schönheit vor dir vorüberziehen lassen und den Namen des Herrn vor dir ausrufen. Ich gewähre Gnade, wem ich will, und ich schenke Erbarmen, wem ich will.
Lieber Leser,
eine nackte Felsspalte wird für den Mann Mose zu einem Ort, wo ihm Gott begegnet. Es ist kein Gottesdienstraum, wo man weich und bequem auf einem Stuhl sitzt und manchmal distanziert zuhört. Und Mose ist ganz dringend auf eine Begegnung angewiesen, weil er mit seinem Latein am Ende ist. Er ist müde, fertig und kaputt. Hinter ihm liegt eine kraftzehrende Zeit. Was hat er nicht alles geleistet, gemacht und getan! Er war alles in einer Person: Prediger, Richter, Streitschlichter, Gemeindeleiter, Reiseleiter und Seelsorger für ein oft halsstarriges Volk.
Und dann kommt er an diesen Offenbarungsort und empfängt die 10 Leitlinien für ein gelingendes Leben. Aber während er diese guten Gebote von Gott empfängt und das Volk eine kleine Zeit nur alleine lässt, spielt das Volk verrückt. Sie machen sich ein goldenes Kalb, weil sie einen sichtbaren Gott wollen. In seinem Zorn darüber zerbricht Mose die Steintafeln mit den 10 Geboten und mit ihnen zerbricht auch etwas in ihm.
Er braucht eine neue Erfahrung Gottes in seinem Leben. Er sehnt sich mit allen Sinnen nach Gott. Für ihn ist Gott kein blasser Gedanke am Sonntagmorgen. Er sehnt sich nach echter Gemeinschaft. Und erinnert Gott an seine eigenen Zusagen: Gott, du hast mir doch den Auftrag gegeben, dieses Volk aus Ägypten herauszuführen und nun sag mir, wie das gehen soll. Es ist doch schließlich dein Volk. Nun kümmere dich doch bitte um deine eigene Angelegenheit.
Wo nehme ich Gott beim Wort? Wo stelle ich mich auf seine Zusagen und nehme sie ernst?
Und dann wird Mose regelrecht unverschämt: Lass mich deine Herrlichkeit sehen, Gott! Lass mich sehen, wer du wirklich bist! Ich möchte eine unzweideutige Gotteserfahrung machen. Wie antwortet Gott? Nein, Mose, es gibt für dich keine Möglichkeit, mich von Angesicht zu Angesicht zu sehen. Du würdest es auch nicht überleben. Aber ich will mit meiner ganzen Herrlichkeit an dir vorübergehen und du darfst hinter mir hersehen. Im Rückblick, im Hinterhersehen werden die Spuren Gottes in deinem Leben erkennbar sein.
Gott sagt: Ich kenne dich, Mose. Ich kenne dich mit deinem Namen und ich will dir meinen Namen sagen und du darfst mir hinterhersehen. Wenn wir heute wissen wollen, wer Gott für uns ist, schauen wir auf Jesus. Wer seinen Namen anruft, soll gerettet werden (Röm. 10,13). Ein Mose gibt sich nicht zufrieden mit dem Status qua. Er nimmt Gott beim Wort und erfährt dann, dass die Herrlichkeit Gottes an seinem Leben vorbeizieht. Das wünsche ich dir auch.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Juli-August: 2.Mose 33,19
Der Herr gab zur Antwort: Ich will meine ganze Schönheit vor dir vorüberziehen lassen und den Namen des Herrn vor dir ausrufen. Ich gewähre Gnade, wem ich will, und ich schenke Erbarmen, wem ich will.
Lieber Leser,
eine nackte Felsspalte wird für den Mann Mose zu einem Ort, wo ihm Gott begegnet. Es ist kein Gottesdienstraum, wo man weich und bequem auf einem Stuhl sitzt und manchmal distanziert zuhört. Und Mose ist ganz dringend auf eine Begegnung angewiesen, weil er mit seinem Latein am Ende ist. Er ist müde, fertig und kaputt. Hinter ihm liegt eine kraftzehrende Zeit. Was hat er nicht alles geleistet, gemacht und getan! Er war alles in einer Person: Prediger, Richter, Streitschlichter, Gemeindeleiter, Reiseleiter und Seelsorger für ein oft halsstarriges Volk.
Und dann kommt er an diesen Offenbarungsort und empfängt die 10 Leitlinien für ein gelingendes Leben. Aber während er diese guten Gebote von Gott empfängt und das Volk eine kleine Zeit nur alleine lässt, spielt das Volk verrückt. Sie machen sich ein goldenes Kalb, weil sie einen sichtbaren Gott wollen. In seinem Zorn darüber zerbricht Mose die Steintafeln mit den 10 Geboten und mit ihnen zerbricht auch etwas in ihm.
Er braucht eine neue Erfahrung Gottes in seinem Leben. Er sehnt sich mit allen Sinnen nach Gott. Für ihn ist Gott kein blasser Gedanke am Sonntagmorgen. Er sehnt sich nach echter Gemeinschaft. Und erinnert Gott an seine eigenen Zusagen: Gott, du hast mir doch den Auftrag gegeben, dieses Volk aus Ägypten herauszuführen und nun sag mir, wie das gehen soll. Es ist doch schließlich dein Volk. Nun kümmere dich doch bitte um deine eigene Angelegenheit.
Wo nehme ich Gott beim Wort? Wo stelle ich mich auf seine Zusagen und nehme sie ernst?
Und dann wird Mose regelrecht unverschämt: Lass mich deine Herrlichkeit sehen, Gott! Lass mich sehen, wer du wirklich bist! Ich möchte eine unzweideutige Gotteserfahrung machen. Wie antwortet Gott? Nein, Mose, es gibt für dich keine Möglichkeit, mich von Angesicht zu Angesicht zu sehen. Du würdest es auch nicht überleben. Aber ich will mit meiner ganzen Herrlichkeit an dir vorübergehen und du darfst hinter mir hersehen. Im Rückblick, im Hinterhersehen werden die Spuren Gottes in deinem Leben erkennbar sein.
Gott sagt: Ich kenne dich, Mose. Ich kenne dich mit deinem Namen und ich will dir meinen Namen sagen und du darfst mir hinterhersehen. Wenn wir heute wissen wollen, wer Gott für uns ist, schauen wir auf Jesus. Wer seinen Namen anruft, soll gerettet werden (Röm. 10,13). Ein Mose gibt sich nicht zufrieden mit dem Status qua. Er nimmt Gott beim Wort und erfährt dann, dass die Herrlichkeit Gottes an seinem Leben vorbeizieht. Das wünsche ich dir auch.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für September: Jeremia 31,3
Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte.
Lieber Leser!
Das ist eine Liebeserklärung Gottes. Das ist die Sprache der Liebe. Eine Mutter sagt das zu ihrem Kind: Ich habe dich vom ersten Tag an, als du auf die Welt kamst, schon geliebt. Gott, der durch Jesus unser himmlischer Vater ist, spricht so zu uns: Als du noch nicht geboren warst, als es dich noch nicht gab; da habe ich dich schon geliebt.
Und für diese Liebe brauche ich keinen Grund. Ich liebe dich nicht, weil du in der Bibel liest und jeden Tag betest. Ich liebe dich nicht, weil du eifrig im Reich Gottes mitarbeitest und meine Gebote hältst. Ich freue mich, wenn dein Leben gelingt und wenn du dein Leben mit mir teilst, aber meine Liebe zu dir mache ich daran nicht fest. Und ich höre auch nicht auf dich zu lieben, wenn du dir und anderen Menschen Schaden zufügst. Weil meine Liebe zu dir keinen Grund braucht. Ich ziehe dich zu mir, sagt Gott. Alle Versuche, Gott auf meine Seite zu ziehen, ihn zu beeindrucken, ihn davon überzeugen zu wollen, dass ich wertvoll bin, sind so gesehen lächerlich.
Viele Menschen haben eine Sehnsucht nach Gott. Es gibt Meditationskurse, Wallfahrten, Einkehrtage, um das Leben zu vertiefen, um mit Gott mehr zu erfahren. Manchmal vergessen wir dabei: Er sehnt sich zuerst nach uns. Er ist schon da. Er will uns zu sich ziehen. Und besonders die Sorgenkinder liegen ihm am Herzen. Aber Gott zieht uns nicht gegen unseren Willen. Er zieht uns nicht einfach so über den Tisch. Gott zieht und zerrt nicht an uns. Es ist mehr ein "zartes" Ziehen. Es ist ein Werben und Ermuntern.
Das Volk Israel steht vor einer schweren Zeit. Bald wird die Stadt Jerusalem zerstört werden und viele Menschen werden weggeführt, deportiert. Sie alle bekommen diese Liebeserklärung mit auf den Weg. Es mag manche Einbrüche in unserem Leben geben. Es kommen Situationen, die uns nicht gefallen werden. Aber Gott steht zu seinem Wort. Seine Liebesbeziehung wird von ihm aus nicht aufgekündigt.
Als die engsten Freunde von Jesus den Weggang ihres Herrn betrauern; da hat er zu ihnen gesagt: Euer Herz erschrecke nicht. Glaubt an Gott und glaubt an mich. In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen. (Joh.14,1-2a)
Gott sehnt sich nach uns. Er will uns einmal unverlierbar bei sich haben. Es liegt nun ganz bei uns, ob wir das glauben können. Ich wünsche es uns sehr.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Oktober: 2. Korinther 3,17
Wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit.
Lieber Leser,
„Freiheit“ ist ein schillerndes Wort. Wer möchte nicht frei sein? Ich bin in einem Staat aufgewachsen, wo es keine Meinungsfreiheit, keine Pressefreiheit und keine Reisefreiheit gegeben hat. Aber auch, wenn ich nun in einem Land mit vielen Freiheiten leben kann, bin ich nicht völlig frei. Ich kann nicht tun und lassen, was mir gefällt. Es gibt die absolute Freiheit nicht.
Gott hat uns Menschen die Wahlfreiheit geschenkt. Ich bin frei, mich für einen Wohnort zu entscheiden. Ich kann mich für einen Partner entscheiden, mit dem ich mein Leben teile. Das schließt dann andere aus. Ich schließe mich einer Gemeinde an, die sich „Freikirche“ nennt. Die Existenz dieser Form gelebter Gemeinschaft verdanken wir Christen, die das oft mit ihrem Leben bezahlt haben. Sie waren so frei, dass sie für ihren Glauben und ihre Überzeugungen diesen Weg in den Tod gegangen sind. Keiner hat sie dazu gezwungen.
Zwei Drittel der Weltbevölkerung lebt heute in Staaten, wo man seinen Glauben nicht frei leben darf. Es findet, vielfach unbemerkt von den doch sonst so aufmerksamen Medien, die größte Christenverfolgung aller Zeiten statt. Rund 100 Millionen Christen werden um ihres Glaubens willen verfolgt, diskriminiert, gefoltert und ermordet. Die Freiheit, in der wir zurzeit in diesem Land leben, ist ein kostbares Gut. Sie kann uns auch wieder genommen werden.
In einem Lied heißt es: Frei sind wir, ja zu sagen oder nein. Dem Apostel Paulus ist das wichtig, weil der Geist Gottes selbst Freiheit schenkt. So kannst du dich für oder gegen ein Leben mit Jesus entscheiden. Du kannst diese Entscheidung auch ständig vor dich herschieben. Du kannst den Zustand der Unverbindlichkeit auch über lange Zeiträume aufrechterhalten. Aber mit den Konsequenzen musst du dann auch leben.
Manche Leute fragen mich: Warum hat Gott seine Schöpfung nicht besser eingerichtet? Die Freiheit ist doch auch eine große Gefahr, sich immer wieder zu verlieren und das Falsche zu wählen. Aber Gott hat sich eben ganz bewusst freie Menschen geschaffen, ohne innere Bremse, ohne einen Bauteil im Gehirn, der ihn zur bloßen Marionette macht. Gott möchte ein freies Gegenüber, das sich frei für oder gegen ihn entscheiden kann.
Freiheit und Liebe sind zwei Seiten derselben Medaille. An Jesus kann man es gut sehen: Da wird ein junger Mann mit langen Nägeln an ein Holzkreuz genagelt. Er stirbt unter großen Schmerzen. Keiner zwingt ihn zu diesem Weg. Es ist die Freiheit der Liebe, für uns zu sterben.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für November: 2. Petrus 1,19
Umso fester haben wir das prophetische Wort, und ihr tut gut daran, dass ihr darauf achtet als auf ein Licht, das da scheint an einem dunklen Ort, bis der Tag anbreche und der Morgenstern aufgehe in euren Herzen.
Lieber Leser!
Ich glaube nur, was ich sehen kann. Manchmal begegnet mir dieser Satz. Dabei gibt es so viele Dinge, die man weder sehen, riechen, hören noch fühlen kann. Was ist zum Beispiel mit Liebe, mit Treue und mit dem Glauben? Es sind allerdings ganz persönliche Erfahrungen, die ich machen muss; sonst weiß ich nicht, wovon hier eigentlich die Rede ist. Sonst fehlt mir eine entscheidende Dimension.
Es ist so gesehen jedes Mal ein Wunder, wenn ein Mensch Gott und Jesus für sich erkennt. Wir meinen ja oft, was für mich gültig ist, das muss auch gleich allen Menschen um mich herum einsichtig und zugänglich sein. Aber das ist ein Irrtum. Die Bibel sagt, dass das Wesentliche unseren Augen verborgen ist: Gottes Absichten, sein Wille für mein Leben, das Geschenk, das er mir in Jesus Christus macht. Da muss mir ein Licht aufgehen, das muss mir einleuchten.
Paulus bezieht sich in den Versen vorher auf eine wichtige Bergerfahrung, die drei Freunde von Jesus gemacht haben. Sie haben einen Blick in Gottes Welt getan. Sie sehen Jesus, ihren Herrn und Meister als Lichtgestalt. Und sie hören die Stimme Gottes: Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe. Auf ihn sollt ihr hören! Letztlich brauchen wir alle solche Bergerlebnisse, wo Gott uns die Augen öffnet, damit wir glauben können.
Ich war im Juli in den Alpen. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass man einen Berg von 3600 m Höhe nicht in 10 Minuten ersteigt. Manchmal muss man schon ganz früh losgehen, wenn es gelingen soll. Viele Menschen sind nicht mehr bereit, sich auf eine echte Begegnung mit Gott einzulassen. In ein paar Minuten Bibellesen und Beten kann ich auch keine "geistlichen Berge" besteigen. Und ich kann auch nicht erwarten, dass mir da gleich ein Licht aufgeht.
Ich wünsche uns Erfahrungen, die unseren Glauben neu gründen und vertiefen. Damit wir wie Paulus sagen können: Wir folgen nicht ausgedachten Geschichten, sondern wir haben seine Herrlichkeit selbst gesehen. (Vers 16) Ich wünsche uns, dass wir das wichtig nehmen, was den drei Jüngern auf dem Berg von Gott eingeschärft wurde: Das ist mein Sohn. Auf den sollt ihr hören. Ihm sollt ihr gehorchen.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Dezember: Psalm 130,6
Meine Seele wartet auf den Herrn mehr als der Wächter auf den Morgen.
Lieber Leser,
worauf warte ich, was erhoffe ich mir? Da ist das Ehepaar, das kaum noch miteinander spricht. Aber vielleicht kommt man ja doch noch wieder zusammen und geht zärtlich und liebevoll miteinander um, so wie früher.
Da ist der Arbeitslose, der nicht müde wird, seine Bewerbungen abzuschicken. Da ist die Tochter, die darauf hofft, dass ihr dementer Vater sie noch einmal erkennt. Manche warten auf ihre Genesung. Eltern und Großeltern warten oder erhoffen sich, dass ihre Kinder und Enkelkinder zum lebendigen Glauben finden.
Das Volk Israel hat zu allen Zeiten darauf gewartet, dass Gott endlich eingreift und die schlimmen Zeiten der Fremdbestimmung durch andere Großmächte aufhören. Manchmal hoffen wir auf Dinge und alles spricht dafür, dass es auch so kommen wird. Und dann gibt es Zustände, an die wir uns mit der Zeit gewöhnt haben und die unabänderlich scheinen. Die Ehe ist eben schwierig und die Schikanen am Arbeitsplatz muss ich hinnehmen. Die Gemeinde ist liberal, konservativ, fundamentalistisch oder charismatisch.
Setze ich da jetzt einen Schlusspunkt und kann mir keine Veränderung mehr vorstellen oder lasse ich einen Hoffnungsspalt für Gottes Wirken offen? Und kann ich geduldig warten und habe ich einen langen Atem, um Veränderungsprozesse gut zu begleiten?
Es hat mal jemand gesagt: Christliche Gemeinden müssen Träger der Hoffnung sein. Sie müssen es ablehnen, irgendeine Situation als hoffnungslos oder als unerreichbar für die heilende Kraft Christi zu sehen. Natürlich gibt es Enttäuschungen, die schwer wiegen. Wenn man drei Jahre in einer Gemeinde als Pastor gearbeitet hat, dann ist der Zauber, der bekanntlich jedem Anfang innewohnt, auch schon verflogen.
Aber ich lehne es ab, eine Situation als hoffnungslos zu beschreiben. Und ich will erreichbar bleiben für die heilende Kraft Christi. Diese Hoffnung wünsche ich dir auch. Mit dieser Erwartung darfst du leben.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Januar: 1. Mose 8,22
Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.
Lieber Leser!
Ich stelle mir vor, wie Noah nach der großen Sintflut an der Arche lehnt und all den Tieren nachschaut, die da aus der Arche laufen. Mit ihnen will Gott neu anfangen.
Aber wird es jetzt besser werden? Werden die Menschen, die Nachkommen seiner Söhne und Schwiegertöchter, werden sie es jetzt wirklich besser machen? Haben die Wassermassen das Menschengeschlecht innerlich gereinigt? Es soll, so denkt sich Noah, wenigstens ein guter Anfang werden. Deswegen errichtet er einen Altar, um Gott ein Dankopfer zu bringen. Gleich zu Beginn sollen die Weichen richtig gestellt sein. Gott soll sehen, dass seine Menschen etwas begriffen haben und man aus Schaden klug geworden ist.
Und Gott nimmt ihm diese Illusion. Das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf, sagt er. Nichts hat sich geändert. Und doch markiert der 1. Tag nach der Flut den Beginn eines neuen Zeitalters. Das Zeitalter der Gnade. Ich will die Erde nicht mehr verfluchen um der Menschen willen. Ich will hinfort nicht mehr schlagen alles, was da lebt, spricht Gott.
Wir haben hier keinen frustrierten Gott, der nicht mehr weiß, was er noch machen soll, damit wir endlich zur Vernunft kommen. Er gibt nicht auf und lässt den Dingen seinen Lauf. Nein, er entscheidet sich dafür, dass seine Zuwendung nicht mehr von menschlicher Tugendhaftigkeit abhängig sein soll. Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.
Gott ermöglicht allen Menschen Leben, unabhängig davon, ob sie ihn nun lieben und ehren oder nicht. Das gilt auch für das neue Jahr. Es ist ein Gnadenjahr für alle. Das gilt für Christen und für Nichtchristen. Solange die Erde steht. Aber Christen erkennen die Liebe Gottes in ihrem Leben. Sie nehmen in großer Dankbarkeit jeden Tag aus Gottes Hand.
Christen sind nicht unbedingt erfolgreicher als andere Menschen; aber sie fragen nach dem Willen ihres Schöpfers. Sie haben so gesehen kein privates Leben mehr. Sie lassen sich ihre Tagesordnung vom Herrn der Welt schenken. Christen wissen, dass alles, was sie tun, in einem größeren Zusammenhang steht. Es geht darum, dass das Reich Gottes sichtbar wird, dessen Botschafter sie sind. Und das Reich Gottes ist nicht nur auf die Gemeinde beschränkt. Es soll auch in meiner Ehe aufleuchten und wie ich meine Kinder erziehe. Es soll in meinen Beziehungen eine Rolle spielen und in meiner Arbeitswelt.
Solange die Erde steht. Das wird nicht ewig sein. Darum ist es auch "teure Zeit". Die Menschen sollen erkennen, dass das nächste Zeitalter ansteht, das vollendete Reich Gottes. Möglichst viele Menschen will Gott da hinüberretten. Und diese Arche hat einen Namen: Jesus Christus.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Februar: Römer 1,14.16
Ich bin Schuldner der Griechen und der Nichtgriechen, der Weisen und der Nichtweisen. Ich schäme mich des Evangeliums von Jesus Christus nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht, alle, die daran glauben.
Lieber Leser!
Eine Frau aus meiner ersten Gemeinde hat mal gesagt, dass sie sich schämt, ihren Nachbarn in die Gemeinde zum Gottesdienst einzuladen. Früher bekam man beim Thema "Sex" heiße Ohren, heute beim Thema "Glauben". Für viele ist es ein Tabuthema geworden.
Für Paulus und überhaupt für die ersten Christen war es das Thema Nummer 1. Ich bin es ihnen schuldig, sagt Paulus. Ich habe ihnen das gute Evangelium zu bringen. Der Nachbar, mein Arbeitskollege haben ein Anrecht darauf. Es geht also nicht darum, dass ich ihnen gnädigerweise etwas von dem erzähle, was mir selbst wichtig geworden ist.
Paulus spricht von einer Bringeschuld. Der Mensch, der nichts von Jesus weiß, kann etwas von mir verlangen. Und Schulden werden bekanntlich nicht dadurch kleiner, wenn ich sie vergessen will. Auch ein Aufschub schafft sie nicht aus der Welt. Ganz im Gegenteil: die Schuldenlast wächst durch Zins und Zinseszins.
Allerdings kommt es den wenigsten Menschen in den Sinn, etwas von uns zu verlangen. Da kannst du lange darauf warten, dass der Nachbar bei dir klingelt und dann sagt: Du hast Schuld daran, dass mein Leben so freudlos verläuft, weil du mir nichts vom Evangelium erzählt hast. Nein, nicht der Mensch, der Jesus nicht kennt, ist unser Auftraggeber. Es ist Jesus selbst. So versteht es Paulus.
Ja, wäre das Evangelium nur ein Luxusgegenstand, den man sich leisten, aber auf den man ebenso gut verzichten kann, dann stünden die Dinge anders. Aber es ist eben eine rettende Kraft Gottes. Im Bild gesprochen: Diese Welt sinkt, sie säuft ab. Und Jesus ist das Rettungsboot. Und das Rettungsboot ist so groß, dass es für jeden Platz bietet. Keiner muss ertrinken. Oder: Diese Welt ist todkrank und Jesus ist die Medizin. Gott will, dass jeder diese Medizin bekommt. Die Medizin ist bezahlt. Es gibt sie kostenlos.
Und jetzt geht es nicht darum, dass das ein theoretisches Angebot ist. Er selbst hat das Boot gebaut. Er selbst hat die Medizin erfunden. Wir müssen es nur sagen, was rettet. Wir müssen sie nicht ins Boot schubsen oder ihnen die Medizin eintrichtern. Es bleibt ein Angebot; allerdings eins, das wir ihnen schuldig sind.
Manchmal denke ich, dass wir vielleicht selbst geistlich gleichgültig geworden sind. Was kannst du anderen von Jesus erwählen? Wo hat er Dinge in deinem Leben heil gemacht? Wo spürst du seine Kraft? Im Griechischen steht da dynamis. Das Evangelium ist Dynamit. Die Nachricht von Jesus Christus hat eine große Kraft, wenn sie sich in deinem Leben entfalten kann. Gott schenke es dir.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für März: Römer 8, 31 u. 38ff
Ist Gott für uns, wer kann wider uns sein?... Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Dämonen, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch irgendwelche Gewalten, weder Hohes noch Tiefes oder sonst irgendetwas können uns von der Liebe Gottes trennen.
Lieber Leser!
Der Text ist wie ein Blick von ganz oben auf mein kleines Leben. Ich bin von Gott geliebt. Durch Jesus bin ich sein geliebtes Kind, geliebte Tochter, geliebter Sohn.
Das kann mir keiner nehmen. Wer will mich da noch verurteilen? Wer kann mich da noch angreifen? Welcher Mensch maßt es sich an, mir nicht zu vergeben? Jesus ist doch für meine Schuld gestorben. Er hat mich bleibend auf Gottes Seite gezogen. Er vertritt mich. Er kennt mich bei meinem Namen. Er bewegt vor Gott meine Anliegen. Selbst der Tod hat seinen Schrecken für mich verloren. Nichts kann mich von der in Jesus Christus zugesagten Liebe Gottes trennen, auch der Tod nicht.
Der Text ist ein Christuslied. Es ist auch ein trotziges Lied. Ich singe es, wenn die trüben Gedanken wieder hochkommen. Ich singe es, wenn ich meinen momentanen Zustand so überhaupt nicht bejahen kann. Nichts kann mich von Gottes Liebe trennen. Es ist allerdings kein lockerer Spruch für solche, die sich davonmachen. Es ist kein Lied für solche, die sich von Gott entfernen.
Nichts kann mich trennen!? Doch, ich selbst kann mich entfernen. Gott klammert nicht. Er lässt mich gehen, wenn ich aus seiner Liebe herausgehen will. Gott will freie Kinder. Gott legt uns an keine Kette, auch an keine Liebeskette.
Aber es ist ein Lied für solche, die zurückkommen wollen. Wenn ich sage: Gott, ich brauche dich für mein Leben. Wenn ich sage: Jesus, ich brauche dein Sterben für mein Leben. Es soll für mein Leben gelten, was du für mich persönlich durch Tod und Auferstehung bereithältst.
Wenn ich das so sagen kann, kann ich wieder fröhlich singen: Nichts kann mich trennen von der Liebe Gottes.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für April: Matthäus 27, u.a. Verse 54.
Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen!
Lieber Leser!
Der Schmerzensweg - Via Dolorosa, Jesus geht ihn. Und er geht ihn auch heute noch. Jesus betet im Garten Gethsemane. Jesus ringt im Gebet. Er betet für seine Jünger. Und die schlafen. Jesus wünscht sich eine wache, offene Gemeinde. Und seine Gemeinde ist sich selbst genug.
Feige Jünger, die sich für ihren Herrn schämen, die ihn wie Simon Petrus verleugnen, weil sie Konsequenzen fürchten. Am Sonntag wird gelobt und am Montag wird geschwiegen.
Jesus trägt sein Kreuz. Keiner von uns muss dieses Kreuz tragen; aber andere Lasten schon. Jünger, die anderen nicht tragen helfen wollen, die Situationen meiden, wo es Kraft und Verzicht kostet, gibt es auch heute. Nachfolger, die aus der Nachfolge aussteigen, weil sie merken, dass das den ganzen Menschen fordert.
Jesus hängt am Kreuz. Er stirbt einen Tod für andere, für dich und mich. Wo stehe ich unter diesem Kreuz? Bin ich bei den Spöttern und Zuschauern? Weine ich mit Maria und den anderen Frauen? Bekenne ich mit dem römischen Hauptmann:
"Dieser ist Gottes Sohn !"? Bitte ich mit dem einen Verbrecher: "Vergib mir, Jesus. Denk an mich, wenn du in dein Reich kommst."?
Immer noch treffen sich Menschen unter seinem Kreuz und reagieren sehr unter-schiedlich auf das, was sie da erleben.
Wo stehst du? Vielleicht kannst du das ja so sagen, wie es Petrus einmal stellvertretend für die anderen Jünger gesagt hat: Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens; und wir haben geglaubt und erkannt, dass du der Heilige Gottes bist (Joh 6, 68f.).
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Mai: Philipper 4,13
Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht.
Lieber Leser!
Leben ist ein Geschenk. Keiner kann für seine Gesundheit garantieren. Keiner weiß genau, wie alt er mal wird. Man kann seine Arbeit verlieren, seine Sehkraft, liebe Menschen. Sicher, wir haben auch große Freiheiten das Leben zu gestalten. Wir treffen Entscheidungen, übernehmen Verantwortung. Wer seinen Körper vernachlässigt und Beziehungen nicht pflegt, braucht sich nicht zu wundern, wenn sich das negativauswirkt.
Leben ist ein Gottesgeschenk mit Gestaltungsmöglichkeiten. Paulus hat das so erlebt. Er hat viel Gutes erfahren. Er ist behütet groß geworden und hat später Theologie studiert. Mit großem Eifer und im Dienst für Gott hat er Christen verfolgt. Dann kam es zum großen Umbruch, zur Bekehrung. Er hat alle seine Überzeugungen über Bord geworfen. Er wurde zum dem, wie wir ihn kennen: Der große Heidenmissionar und Gemeindegründer. Hatte er früher Christen verfolgt, so verfolgen ihn nun die Juden und er erlebt auch viel Ablehnung und Widerstand in den christlichen Gemeinden. Er tritt schwach auf und ist nicht so vollmächtig wie die anderen Missionare. Da er sich nicht von den Gemeinden bezahlen lässt, hat er oft wenig Geld.
Aber er hat es ja gelernt mit vollem und leerem Portemonnaie zu leben. Ich vermag alles durch den, der mich stark macht, sagt er. Ich werde durch Christus mit jeder Lebenssituation fertig. Ich kann es genießen, wenn es mir gut geht. Aber wenn es mal nicht so gut läuft, kann ich mich immer noch freuen. Denn Christus ist meine Freude. Dass ich mit ihm mein Leben teile und dass mein Leben auf das gute Ziel hinführt, einmal mit ihm auf ewig verbunden zu sein, macht mich glücklich und reich. Epaphroditus, so heißt der gute Bruder, der ihm eine Gabe, wohl ein Geldgeschenk von den Geschwistern aus Philippi mitgebracht hat. Paulus selbst sitzt im Gefängnis mit ungewissem Ausgang.
Über das Geschenk hat er sich sicher gefreut. Aber er fällt nun nicht vor lauter Dankbarkeit vor den Philippern auf die Knie. Er freut sich vielmehr über die Haltung, die dahinter steckt, über den Glauben, der geholfen hat, dass Menschen teilen können. Er freut sich über die Gemeinschaft, die dadurch deutlich wird, die Christus selbst gestiftet hat. Vielleicht kennt ihr noch diesen kleinen Afrikaner als Spendendose. Immer wenn ein Kind in der Sonntagsschule ein Geldstück reingesteckt hat, hat er genickt und sich artig bedankt. Paulus macht keinen Diener. Die Freiheit in Christus ist ihm ein kostbares, geistliches Gut. Geben und Nehmen geschieht auf Augenhöhe.
Diese Freiheit wünsche ich dir und mir. Und ich wünsche uns ein fröhliches Geben und Nehmen in der Gemeinde, ohne Abhängigkeiten, als Ausdruck unseres Glaubens und als Zeichen der Verbundenheit.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Juni: 1. Mose 32,23-32
Ich lasse dich nicht los, wenn du mich nicht segnest.
Lieber Leser!
Eigentlich ist Jakob ein Betrüger und ein alter Trickser. Er hat seinen älteren Bruder Esau betrogen und sich den Segen des alten, halbblinden Vaters erschlichen. Dann ist er geflohen. Und jetzt, nach 20 Jahren, kommt er zurück. Er lagert mit seinen 400 Leuten am Jabbok. Jakob hat große Angst vor der Begegnung mit seinem Bruder. Wird er sich rächen? Wird er es ihm heimzahlen? Er betet zu Gott. Er schickt ganz viele Kamele, Esel, Schafe seinem Bruder entgegen, um ihn gütig, um ihn gnädig zu stimmen. Aber wird das reichen?
Gut, Jakob kann auch wieder zurück ins Exil gehen. Er kann vor der Vergangenheit fliehen und zurück in sein altes Leben gehen. Und dann ist er alleine und um ihn herum Dunkelheit und in ihm sieht es nicht besser aus. Und plötzlich ist da ein Mann, mit dem er kämpft. Der renkt ihm die Hüfte aus. Und Jakob merkt, dass der Unbekannte ihn nicht vernichten will. Es ist Gott selbst mit dem er hier ringt.
Jakob hört auf zu kämpfen. Er hält sich einfach nur fest und will nicht mehr loslassen. Er bittet ihn: Segne mich! So alt die Geschichte auch immer ist, so aktuell ist sie auch wieder. Es gibt Momente, wo du vor wichtigen Entscheidungen stehst und wo du Gott nicht ausweichen kannst. Ich kenne Menschen, die kämpfen mit Gott, wenn es um eine Entscheidung für Jesus geht. Will ich ihm wirklich mein ganzes Leben übergeben und ihm wirklich nachfolgen und nicht mehr nur halbe Sachen machen, wie bisher?
Bis sie sich wirklich an Jesus klammern und ihn von Herzen bitten: Vergib mir meine Sünden! Hilf mir mein Leben so zu ändern, bis es dir gefällt. Auch für Jakob entscheidet sich in dieser Nacht alles. Er kannte wohl Gott, aber er war nicht der Chef seines Lebens. Immer wieder hat Jakob die Dinge selbst in die Hand genommen. Er hat geschummelt und sich irgendwie durchgemogelt.
Vielleicht kennst du das. Bis sich dir Gott in den Weg stellt, weil er klare Verhältnisse liebt. Weil er dich liebt. Mancher wartet so lange mit der Taufe. Vielleicht weil er genau spürt: Wenn ich die Entscheidung, mein Leben mit Jesus zu verbinden, öffentlich mache, dann kann ich da nicht mehr zurück. Dann weiß es jeder.
Es gibt innere Kämpfe. Eigentlich will ich ja mit Jesus meinen Weg gehen. Aber auf der anderen Seite will ich auch alte Gewohnheiten nicht lassen. Es gibt ein Ringen um Wahrhaftigkeit. Klar kannst du aufgeben und in alte Muster wieder zurückfallen. Du kannst es tun mit einem lockeren Spruch auf den Lippen: Wir haben ja alle unsere Macken. Keiner ist perfekt. Aber dann kann der neue Mensch in dir nicht wachsen. All das, was Jakob in seinem Leben vernachlässigt hatte, all das, was unerledigt war; es muss neu durchgekämpft werden.
Wie sieht es aus in deinem Leben? Wie stehts mit deiner Entscheidung für Jesus? Wann willst du deinen Weg mit Jesus in der Taufe öffentlich machen? Jakob hat gesagt: Ich lasse dich nicht los, Gott, bevor du mich segnest. Ich lasse nicht los, bis ich in einer geklärten und neuen Beziehung zu dir, Gott, stehe. Ich wünsche dir gute Kämpfe und Entscheidungen!
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Juli: Matthäus 5, 33-37
Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein; alles andere stammt vom Bösen.
Lieber Leser!
Jesus radikalisiert in der Bergpredigt das gute Gesetz Gottes. Und wer mit Jesus unterwegs ist, wer sein Jünger wird, wird mit der Zeit ebenfalls radikal. Radikal meint, dass das bis an die Wurzel geht. Das kommt von "Radix", die Wurzel. ln dem Wort Radieschen findet sich dieser lateinische Begriff.
Jesusjünger sind in allen Dingen radikal: in der Liebe, im Frieden halten, im Streben nach Gerechtigkeit, in der Wahrhaftigkeit. Jesusjünger wollen nur, dass durch ihr Leben Gott geehrt wird. Sie hören auf zu fragen, ob etwa Beten hilft oder was mir der Glauben bringt. Sie binden sich ganz fest an ihren Herrn und erleben darin eine Freiheit, die gewaltig ist. Ich aber sage euch, dass ihr überhaupt nicht schwören sollt, sagt Jesus. Schwören war damals üblich. Ich schwöre bei Gott. Ich rufe eine höhere Instanz an, die über mir steht. Gott möge mich strafen, wenn ich zum Beispiel die Unwahrheit sage.
Die Menschen zur Zeit von Jesus müssen damals geschworen haben, was das Zeug hält. Sie haben dabei alles ins Spiel gebracht: Bei Gott, beim Himmel, bei Jerusalem, beim Tempel. .. schwöre ich. Am Ende haben sie auch Unwahres und allerlei Lügengeschichten erzählt. Und sie haben dabei eine interessante "Glaubenserfahrung" gemacht: Ich kann schwindeln und Gott zum Zeugen aufrufen, aber es trifft mich kein Schlag. Und die Erde tut sich auch nicht unter mir auf. Mir passiert nichts! Jesus sagt: Baut Gott nicht in eure Lügengeschichten ein! Hört auf zu schwören!
Warum lügen wir überhaupt? Vielleicht weil wir uns mit unseren Schwindeleien über die Abgründe unserer Seele hangeln wollen. Wenn wir die Wahrheit sagen, befürchten wir Konsequenzen und müssen Verantwortung übernehmen für unser Tun und Reden. Doch wie schnell verstrickt man sich in so ein Lügengeflecht: Ich habe die E-Mail nicht bekommen. Ich bin krank und kann nicht kommen. Ich habe einen wichtigen persönlichen Termin. Danke, mir geht's gut ... Schon kleine Kinder trainieren das fleißig: Ich war's nicht. Der da hat angefangen. Und es dauert manchmal richtig lange, bis man wieder zu einem Leben in Wahrheit findet. Da muss man richtig gegensteuern. Ich habe die E-Mail wohl gelesen, aber ich habe dann vergessen zu antworten. Das kann schon passieren. Ich bin nicht krank, aber ich brauche heute mal den Abend für mich. Nein, mir geht's nicht gut...
Du musst nicht alles sagen; aber was du sagst, soll wahr sein. Jesus sagt: Die Wahrheit wird euch frei machen. Gott will freie Menschen. Menschen, bei denen das "Ja" noch etwas gilt. Menschen, die sich auch trauen "Nein" zu sagen. Es hat immer mit meiner persönlichen Wahrhaftigkeit zu tun, dass ich ehrlicher mir selbst gegenüber werde. Warum hangele ich mich eigentlich immer mit Lügen über meine Lebensgeschichte? ln seine eigenen Abgründe zu schauen, fällt wohl nicht leicht.
Wie viel Sehnsucht nach Anerkennung steckt in mir? Wie viele Minderwertigkeitsgefühle sehe ich? Da erkenne ich den ganzen Hochmut, den kleinlichen Geiz. Das alles sieht man nicht gerne und schwindelt sich lieber darüber hinweg. Da kann uns nur Jesus helfen. Sein "Ja" ist radikal liebevoll zu uns. Sein unbedingtes "Ja" will uns helfen, dass wir mehr und mehr wahrhaftiger werden.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für August: Matthäus 10,16
Jesus Christus spricht: Seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben.
Lieber Leser!
Es gibt Leute, die haben Flugangst. Es gibt welche, die steigen nicht gerne auf einen hohen Turm oder sie fahren nicht gerne Fahrstuhl. Nicht jeder springt gerne vom Zehnmeterturm ins Wasser.
Und wenn es nun darum geht, Jesus vor den Menschen zu bekennen? Geht dir das leicht über die Lippen? Ringst du nach Worten? Bist du froh, wenn dich keiner darauf anspricht? Oder fällt es dir leicht, ganz natürlich von deinem Glauben zu reden?
Im Matthäusevangelium, Kapitel 10 beauftragt Jesus seine Jünger, anderen von ihm zu erzählen. Fürchtet euch nicht, sagt er. Es ist also kein "ungefährlicher Einsatz". Ihr werdet auf Widerstand stoßen, sagt Jesus. Es ist kein Ohrenschmaus. Es ist ja auch kompromisslos, und das gefällt vielen Menschen nicht. Weil es eben keine Meinung ist, die neben anderen Meinungen steht. Weil es eben kein Diskussionsbeitrag ist, den wir auf die Frage nach Gott neben anderen Beiträgen mit einbringen. Es wird den Knechten nicht besser gehen als ihrem Meister.
Du bist rückständig! Wie kann man nur noch an so etwas Dummes glauben. Du bist intolerant, wenn du nicht die vielen Wahrheiten gelten lässt... Das kannst du alles zu hören bekommen, wenn du dich zu Jesus bekennst. Und in anderen Teilen der Welt, musst du um dein Leben fürchten.
Wie kann ich nur vor Gott bestehen? Das war die große Frage des jungen Martin Luther. Erst als er begriffen hat, dass er durch Jesus Christus einen gnädigen Gott bekommen hat, ist ihm die Menschenfurcht vergangen. Wer Gott durch Jesus Christus erkannt hat, muss keinen Menschen mehrfürchten. Fürchtet nicht die Menschen, die die Seele nicht verderben können, sagt Jesus. Fürchtet Gott, der Leib und Seele verderben kann. Jesus will keine Angsthasen im Gemeindestall haben. Wer vor Gott auf die Knie geht, braucht nichts und niemanden zu fürchten.
Für zwei Sperlinge zahlte man einen Groschen. Und doch fällt keiner von ihnen vom Himmel, ohne dass es Gott so will. Du bist wichtiger als so ein Vogel, sagt Jesus. Er lässt dich nicht fallen, wenn du ihn bekennst. Selbst die Haare auf deinem Kopf sind von Gott gezählt. Kannst du dir das vorstellen? So liebevoll ist er um dich besorgt. Den Schritt in die Öffentlichkeit gehst du nicht allein, sagt Jesus. Hab keine Angst. Ich zeige es dir, was du wem sagen sollst.
Ich kann diese Zeilen nur schreiben, weil es einen Menschen in meinem Leben gab, der nicht geschwiegen hat. Gott zählt unsere Haare und lässt uns nicht fallen, aber wir sollen deshalb nicht nur an seinem "Rockzipfel" hängen. Der Schritt in die Öffentlichkeit wird uns nicht erspart. Jesus will, dass seine Jünger mutig, fröhlich und überzeugt von ihm erzählen und dabei wachsam wie die Schlangen sind und lauter, wahr und ohne Taktik wie die Tauben.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für September: Matthäus 18,3
Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen.
Lieber Leser!
Kinder sind ja immer wieder mal ein Thema. Es werden zu wenige geboren. Es geht um Bildungschancen, um Vernachlässigung und Kindesmissbrauch. Es gibt Leute, die wollen sich keine Kinder "leisten", weil sie zu teuer sind. Und andere tun alles, um ein Kind zu bekommen.
In den Evangelien gibt es einige Geschichten zum Thema Kinder. Markus (Kap.10, ab Vers 13) erzählt etwa davon, dass Jesus richtig ärgerlich wird, als seine Anhänger Mütter mit Kindern von ihm fernhalten wollen. Lasst sie zu mir kommen, sagt er, hindert sie nicht daran. Und dann hat er sie in den Arm genommen und gesegnet. Für meine Kinder ist das Beste gerade gut genug, haben sich diese Eltern gedacht. Sie sollen früh genug Kontakt mit Jesus bekommen.
Jesus zeigt: Gott möchte Kinder in seiner Nähe haben. Jedes einzelne Kind ist von ihm gewollt, geliebt und einzigartig. Nein, sie sind keine kleinen Götter. Sie müssen auf keinen Thron. Aber sie haben ihren festen Platz bei Gott.
Es gibt ja immer wieder Eltern, die sagen: Also meine Kinder sollen möglichst wertfrei aufwachsen. Was ihnen in Sachen Glauben wichtig ist, sollen sie später selbst entscheiden. Was für ein Unsinn! Kinder sind so vielen Einflüssen ausgesetzt. Wenn wir sie nicht in guter Weise mit dem versorgen, was Gott uns aufs Herz gelegt hat, dann werden es andere tun. Wenn wir ihnen nicht Jesus und seine Gemeinde lieb und wichtig machen, dann wird ihnen anderes wichtiger werden.
Ich habe in all den Jahren als Pastor da ganz viel Versagen erlebt, wenn es um die Verantwortung von Eltern in christlichen Gemeinden geht. Viele verwechseln den Freiraum, den Kinder brauchen mit einer Haltung, die konturlos ist. Wir können den Kindern die Tür zu Gott weit aufmachen. Wir können durch unser Handeln und Reden ganz viel vorbereiten. Allerdings müssen sie sich später selbst entscheiden. Aber wir können es ihnen da schwer oder leicht machen.
Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, so könnt ihr nicht ins Himmelreich kommen. Das sagt Jesus im Matthäusevangelium, Kapitel 18. Müssen die Erwachsenen wieder Kinder werden und alles vergessen, was sie so gelernt haben? Sollen sie wieder mit der Puppe spielen und der Holzeisenbahn?
Nein, natürlich nicht. Aber vor Gott, sagt Jesus, sind auch die klugen und vernünftigen Erwachsenen wie Kinder. Sie empfangen ganz viel und dürfen auch schwach sein. Ich muss Gott nicht beweisen, was ich alles so drauf habe. Ich kann ihn eh nicht beeindrucken. Du darfst wie ein Kind in seine Arme laufen. Denn den Kindern gehört das Reich Gottes.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Oktober: Hiob 2,10
Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten das Böse nicht auch annehmen?
Lieber Leser!
Was eine Hiobsbotschaft ist, wissen viele Menschen. Es sind schlimme Nachrichten. Da wird das gewohnte, geliebte und sichere Leben in seinen Grundfesten erschüttert. So erging es auch dem Hiob. Zuerst hat er seine ganzen Viehherden verloren. Sein Besitz ist ihm genommen worden. Danach sind seine engsten Mitarbeiter, seine Diener ums Leben gekommen.
Hiob hatte 10 Kinder. Sie sterben alle an einem Tag. Ein Erdbeben hat das Haus zerstört, in dem sie versammelt waren. Und der Hiob bekommt diese Hiobsbotschaft vom Tod seiner Kinder. Und was sagt der Mann? Der Herr hats gegeben, der Herr hats genommen; der Name des Herrn sei gelobt!
Wie kann man sein Leben und Ergehen nur so bedingungslos unter Gottes Handeln stellen? Was ist das für ein Vertrauen! Vor 7 Jahren hab ich vom plötzlichen Tod meines Vaters gehört. Er ist beim Wandern in Südtirol abgestürzt. Da war ich zunächst wie gelähmt. Da kam kein Wort des Vertrauens über meine Lippen.
Aber Hiobs Talfahrt geht noch weiter. Er wird krank. Er bekommt eine sehr schmerzhafte Hautkrankheit. Er ist am ganzen Körper mit Geschwüren übersät. Er sitzt in der Asche und kratzt sich mit einer Scherbe die juckenden Stellen. Hautkrankheiten wurden da-mals oft mit Schuld und Fehlverhalten begründet. Seine drei Freunde, die ihn später besuchen, halten ihm das dann auch vor: Hiob, du musst was falsch gemacht haben in deinem Leben. Forsche nach, was es ist!
Später reizen ihn die „Freunde“ mit ihrer Rechtgläubigkeit auch zu anderen Formulierungen und er klagt sein Leid: Ach, dass Gott seine Hand ausstreckte und mir den Lebensfaden abschnitte (6,9). Hiob ringt bei aller Anklage bis zuletzt um die Treue Gottes. Er hält seine Not nicht verborgen. Er hängt nicht an dem, was er hat. Er hängt sich an Gott, der ihn hat.
Lieber Leser, ich weiß nicht, welche Nöte dich plagen. Ein Hiob ermutigt dich, ehrlich zu beten. Vor Gott muss ich nichts verbergen. Ihm muss ich nichts vorspielen. Ganz zuletzt erfährt Hiob wieder die beglückende Erfahrung der Nähe Gottes. Und der Herr gab Hiob doppelt soviel, wie er gehabt hatte (42,10).
Jochen Herrmann
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für November: Judas 1,22
Erbarmt euch derer, die zweifeln.
Vom Umgang in einer christlichen Gemeindeinde
Lieber Leser!
Wo immer Menschen zusammen sind, passieren Fehler, auch in einer Gemeinde. Einige brauchen ihren speziellen Auftritt. Andere reagieren sehr empfindlich. Es gibt solche, die sich gut durchsetzen können. Oder es gibt eine regelrechte Lust, über andere zu reden. Oft ist es keine böse Absicht. Manchmal jedoch will man auch bewusst verletzen. Die ganzen neutestamentlichen Briefe sind von dieser Thematik durchzogen: Wie kann das Miteinander gelingen? Welches Verhalten ist angemessen, wenn es doch eine Christusnachfolge sein soll?
Seid barmherzig, richtet nicht, sagt Jesus. (Lukas 6,36ff.) Wenn ein Mensch schuldig geworden ist, dann helft ihm zurecht mit einem sanftmütigen Geist, schreibt Paulus. (Galater 6,1 ff.) Damit ist wohl das ganze Spannungsfeld aufgezeigt. Ich habe nicht das Recht, über meine Schwester, über meinen Bruder abschließend zu urteilen. Aber es ist auf der anderen Seite ein Akt der Liebe, wenn wir hier im Raum der Gemeinde einander zurechthelfen, wo Schieflagen sind. Es wäre lieblos, wenn sich jeder allein in seiner Nachfolge durchschlagen muss.
Helft euch zurecht, sagt Paulus. Seid füreinander da. Und wenn du einen Splitter im Auge des anderen siehst, dann sei bitte kein Grobmotoriker. Sei ein Liebeskünstler mit ganz feinen Händen, mit ganz viel Geduld, Zeit und guter Absicht. Leute voller Selbstgerechtigkeit und mangelnder Selbsterkenntnis, denen der Umgang mit eigenen Schwächen abgeht, schaden dagegen nur.
Ein Mensch, der glaubt, ist etwas ausgesprochen Kostbares, Einmaliges und Schützenswertes. Es gibt nämlich keinen Christen von der Stange. Der persönliche Glaube ist immer maßgeschneidert. Darum, so Paulus, zerstört das Werk nicht, das Gott im anderen wirkt, nur um eurer Meinung willen. (vgl. Römer 14,20) Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob. (Römer 15,7) Die Jahreslosung erinnert uns daran. Paulus meint keine tolerante Gemeinde, wo ein gleichgültiges Nebeneinander herrscht. Er meint das spezifisch Christliche: Keiner wird einfach so aufgegeben! Keiner bleibt ohne Hilfe. Jeder wird an- und aufgenommen wie ein Familienmitglied.
Überleg einmal: Mit wem in der Gemeinde bin ich eigentlich persönlich verbunden? Wie will ich diese Verbundenheit leben und pflegen? Wo sehe ich Menschen, die ihren Platz verlassen haben und was kann ich für sie tun? Wer hat den Mut verloren? Wer ist kraftlos geworden und zweifelt? Für wen in der Gemeinde brauche ich ein neues Ja, neue Geduld? Das sind Fragen, die dir helfen können, um deinem Auftrag, ein lebendiger Stein in Gottes Gemeinde zu sein, besser nachzukommen.
Nur so entsteht mehr und mehr ein tragfähiges Netz der Liebe und des Miteinanders in der Gemeinde, zu Gottes Lob.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Dezember: Jesaja 49,13
Jauchzet, ihr Himmel; freue dich, Erde! Lobet, ihr Berge, mit Jauchzen! Denn der HERR hat sein Volk getröstet und und erbarmt sich seiner Elenden.
Lieber Leser!
Die ganze Schöpfung feiert. Die Berge freuen sich. Der Himmel mit seinen Sternen und Planeten jubelt. Denn der Herr erlöst sein Volk. Er hat Israel vergeben. Das Versagen wird nicht mehr angerechnet. Gott nimmt neu Kontakt auf. Das wird gefeiert. Es gibt ein großes Konzert und ganz vorne, in der ersten Reihe gewissermaßen, sitzen die, denen besonders übel mitgespielt worden ist. Da sitzen die innerlich und äußerlich Heimatlosen. Da sitzen die, die kein Zuhause haben. So mögen sich derzeit viele Flüchtlinge vorkommen.
Manchmal fühlen wir uns aber auch so. Auch wenn wir unser Land nicht verlassen haben. Wir fühlen uns abgelehnt, übergangen, ungeliebt. Wir haben zwar ein festes Dach über dem Kopf, aber gefühlsmäßig leben wir auf der Straße. Und dann werden wir an die verlässlichste menschliche Beziehung erinnert, die ein Mensch überhaupt haben kann: Gott erinnert uns an unsere Mutter. Was wären wir ohne sie? Sie hatte liebe Gedanken für dich, da warst du noch im Entstehen. Du hast mit ihr in einer besonderen Einheit gelebt. Unter Schmerzen hat sie dich zur Welt gebracht. Sie hat dich umsorgt, bis du deinen eigenen Weg ins Leben gefunden hast. Wie könnte eine Mutter je ihr Kind vergessen?
Und selbst wenn eine Mutter ihr Kind vergisst; Gott vergisst dich nicht, sagt Jesaja. Selbst wenn alle menschlichen Beziehungen zerbrechen, Gottes Liebe übersteigt jedes menschliche Maß. Wenn wir auf Jesus schauen, sehen wir es ganz genau. Er wechselt nicht die Straßenseite, wenn er uns sieht. Auch da, wo wir aneinander schuldig geworden sind im Laufe eines Jahres, sieht er nicht weg. Er will uns die Schuld vergeben. Gott vergisst gerne unsere Schuld, aber nicht seine Kinder. Siehe, in meine Hände habe ich deinen Namen gezeichnet, geschnitten. In die Handinnenfläche, da wo es wehtut, habe ich dich als ständige Erinnerung eingezeichnet.
Bei allem, was ich tue, habe ich dich stets vor meinen Augen, spricht Gott. Wir haben Kalender gegen das Vergessen. Manche führen ein Tagebuch oder hängen sich Fotos hin. Gott hat deinen Namen, alles, was dich ausmacht, bei sich selbst unverlierbar aufbewahrt.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Liebe Leser,
das neue Jahr 2014 liegt vor uns. Es gleicht einer Straße, einem Weg, den man nur schlecht einsehen kann. Menschen, Lebensbereiche, ganze Landschaften warten darauf, von mir entdeckt zu werden. Wie wird das werden?
Manch einer ist ganz gespannt und neugierig auf das, was da kommen wird. Andere blicken mit bangem Herzen auf das neue Jahr. Mein Arbeitsplatz, mein sicheres Auskommen - wird es mir erhalten bleiben? Die Ehe, die Freundschaft, die Beziehungen - werden sie die 12 Monate unbeschadet überstehen? Die Prüfungen, meine Vorhaben - wird sich sichtbarer Erfolg einstellen? Der Friede in der Gemeinde - wird er uns erhalten bleiben?
Oder wird sich einfach das fortsetzen, was mit dem alten Jahr zu Ende gegangen ist? Kann ich das nicht loslassen, was mich bedrückt? Kann ich das einfach nicht zurücklassen, was mir doch wie ein Klotz am Bein hängt, was mich lähmt, was mich hindert? Muss ich da einfach weiter machen, wo ich aufgehört habe?
Wie auch immer wir uns an der Jahreslinie fühlen, ob neugierig, ängstlich oder mit den Altlasten beschäftigt; uns allen sei gesagt: Auf Gott können wir uns auf jeden Fall verlassen. Es gibt eine Konstante im neuen Jahr: seine Nähe, seine Gnade.
Ich wünsche uns das Vertrauen auf ihn. Bei allen guten Vorsätzen, die ja nicht selten der Versuch sind, sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf zu ziehen, gibt es nur eins, was wirklich rettet und hilft: seine Hand zu ergreifen - wenn die Wege glatt und angenehm sind und wenn es steinig und eng wird nicht minder.
Ich wünsche uns, dass wir am Ende von 2014 sagen können: Ja, Gott war mit seiner Güte und Gnade jeden Tag für mich erfahrbar. Es hat sich für mich gelohnt, ihm zu vertrauen. Die Wege, die ich gegangen bin, waren gute Wege. Mein Herz und mein Sinn, mein ganzes Leben habe ich mit ihm geteilt. Er hat meine Sehnsucht nach Leben gestillt.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Februar: Epheser 4,29
Lasst kein hässliches Wort über eure Lippen kommen, sondern habt da, wo es nötig ist, ein gutes Wort, das weiterhilft und allen wohl tut.
Liebe Leser,
die Zunge ist nur ein kleiner Muskel. Aber sie richtet Großes an. Sie ist nur ein kleines Feuer, aber seht nur, was für einen großen Wald sie anzündet. So schreibt es Jakobus in seinem Brief (Kapitel 3).
Dieses kleine Ding da in unserem Mund ist sehr mächtig. Mit der Zunge kannst du Gott loben. Mit ihr kannst du dich vor anderen Menschen zu Jesus bekennen. Du kannst Worte sagen, die trösten und aufbauen; Worte der Liebe und voll Weisheit.
Vielleicht kennst du solche Situationen. Ein gutes Wort zur rechten Zeit kann ganz viel Gutes bewirken. Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Nein, manchmal ist Reden auch Gold. Aber das andere kennen wir eben auch. Worte können verletzen. Sie können tiefe Wunden reißen. Es gibt üble Nachrede und ein schlechtes Reden hinter dem Rücken. Und manchmal möchte man lieber alles wieder zurücknehmen, was man so gesagt hat...
Es gibt Momente, da ist Schweigen angesagt und Zuhören. Es muss doch einen Grund haben, warum uns Gott zwei Ohren und einen Mund gegeben hat. Ich weiß nicht, wie trainiert du im Zuhören bist. Von Jesus heißt es, dass er immer mal wieder die Einsamkeit gesucht hat, um zu hören, was Gott ihm sagen will.
Wir sind ja im alltäglichen Leben oft anders gefordert. Ganz schnell überlegen und dann entsprechend handeln, reden, reagieren. Das wird von uns erwartet. Das trainieren wir täglich. Darum fällt uns wohl auch das Zuhören und Schweigen so schwer. Hast du für dich einen Ort, wo du zuhören kannst und so Gottes Absichten mit deinem Leben erfährst? Beten ist, wenn alle Worte in mir aufhören, wenn alle Gedanken und Sorgen und Wünsche in mir ruhig werden und ich stille werde vor Gott. So ähnlich hat es einmal Dietrich Bonhoeffer gesagt. Und hör dir einmal selbst zu. Welche Worte leben in dir? Wie sehen deine "Selbstgespräche" aus? Wie sieht dein Wortschatz aus, aus dem du deine Worte schöpfst? Ist es ein guter Schatz, den du da hast? Oder gibt es da mehr Borniertheit, Bosheit, Stolz, Egoismus und Ignoranz als dir selber lieb ist?
Mancher teilt nicht nur aus und verletzt mit Worten, sondern leidet vor allem zutiefst an seinem eigenen Wesen, an seiner eigenen Art. Da stellt sich natürlich die Frage: Können wir uns überhaupt ändern? Wie gut, dass Jesus weiß, was mit uns los ist. Er macht sich da nichts vor. Auch ein Apostel Paulus schreibt viele seiner Briefe, weil es in den Gemeinden oft um zornige Worte ging, um Anklagen und um Streit.
Lasst die Sonne über eurem zornigen Gerede, über eurem Groll nicht untergehen, empfiehlt er im Epheserbrief (Kap.4). Bring es täglich Gott, was dich belastet und klär das, was du klären kannst. Schieb es nicht auf und nimm es nicht als unveränderlich hin. Zieh den neuen Menschen an. Da liegen also für mich Kleidungsstücke bereit, in die ich nur noch schlüpfen muss. Die Heilungskraft ist da, wo ich mich neu von Gottes Geist berühren lasse, wo ich ihn darum bitte, dass er mir die Kraft gibt zur Veränderung.
Ich wünsche dir, uns allen da ganz viel gute Erfahrungen. Ich wünsche dir Orte, wo du Zeit zum Hören findest und ich wünsche dir Worte, die dich aufbauen, Gott ehren und hilfreich für andere sind.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für März: Johannes 13,35
Jesus Christus spricht: Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt.
Liebe Leser,
wenn eine Frau ihren Mann fragt: Warum liebst du mich eigentlich? Dann kann er jetzt sagen: Ich liebe dich, weil du so schön bist, weil du so klug bist, weil du so gut kochen kannst, weil du gut riechst und mir das Essen schmeckt, das du kochst. Und die Frau freut sich vielleicht darüber. Aber er kann auch sagen: Ich liebe dich, weil ich es will, weil ich mich dafür entschieden habe. So liebt uns Gott. Ich liebe dich auch dann noch, wenn du nicht mehr so schön bist, wenn das Essen auch mal nicht so schmeckt. Wie oft lieben wir, weil der andere irgendwie unseren Erwartungen entspricht. Und wenn nicht, dann...
Agape ist die Liebe, die nicht gebunden ist an Bedingungen. Diese Liebe ist das Erkennungszeichen der Christen. Nachdem Jesus seinen Jüngern die Füße gewaschen hat, nicht den Kopf wohlgemerkt, sagt er diesen Satz: Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt. Wenn also jemand von Liebe spricht, müssen wir immer nachfragen, was er denn damit meint. Es geht in einer christlichen Gemeinde nicht in erster Linie um schöne Gefühle füreinander und dass wir einander mögen.
Jesus, der Einzige, der einen Anspruch auf Sonderbehandlung hat; der nun steht auf, zieht sich aus und bindet sich die Schürze um. Er beugt sich zu seinen Jüngern herunter, um ihnen die schmutzigen und stinkenden Füße zu waschen. Manch einer wehrt sich dagegen. Der Chefarzt einer Klinik leert ja auch nicht die Schieber seiner bettlägerigen Patienten und putzt ihnen nachher noch den Hintern ab. Jesus macht sich hier zum Kasper. Nach der damaligen Vorstellung bringt er Schande über sich. Aber das ist Agape. Diese Liebe riskiert was. Sie macht sich die Hände schmutzig. Sie wird auch Fehler machen. Das bleibt nicht aus.
Auch in einer Gemeinde wird es Missverständnisse, Verletzungen und Versäumnisse geben. Aber darüber muss die Gemeinschaft nicht zerbrechen. Weil sie von einer Liebe zueinander getragen ist, weil wir hier einander vergebend begegnen können.
Ich habe in der kurzen Zeit, in der ich nun hier in der Gemeinde bin von manchen Geschwistern gehört, wie sie doch von dieser Gemeinde enttäuscht wurden. Ihnen wurde nicht richtig zugehört. Sie wurden kritisiert und sie haben das Gefühl, man müsse es hier gewissen Leuten recht machen. Was macht man mit Menschen in einer Gemeinde, denen es an Liebe fehlt? Man liebt sie einfach! Solange ich auf der Seite von Jesus stehe, werde ich sie lieben. Vielleicht gibt es Streit und man spricht deutliche Worte. Aber ich werde die Liebe nicht verlassen.
Es gibt Geschwister, die eine Gemeinde verlassen, weil sie zu wenig Liebe erfahren haben. Vielleicht, weil sie diese Liebe an bestimmte Bedingungen geknüpft haben und mit einem bestimmten Gefühl verbunden haben. Und wenn es sich nicht einstellt, dann gehe ich halt... Wenn du deinen Bruder, deine Schwester, die du doch siehst schon nicht lieben kannst, sagt Jesus, wie kannst du dann Gott lieben, den du nicht siehst?
Ich habe euch ein Beispiel gegeben, sagt Jesus. Damit ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe. Selig seid ihr, wenn ihr das tut.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für April: Johannes 16,20
Eure Traurigkeit soll in Freude verwandelt werden.
Liebe Leser,
In der relativ kurzen Zeit, in der ich nun hier in Hameln bin, habe ich schon fünf Beerdigungen gehabt. Manch einer hat mich schon bedauert. Klar, viel lieber taufe ich, gestalte Hochzeiten oder segne ein Kind.
Jesus weiß auch, dass Abschied weh tut. Es wird seinen Jüngern, seinen Freunden schwer fallen, ohne ihn weiterzuleben. So geht es ja auch den Angehörigen, die einen lieben Menschen loslassen müssen.
Eure Traurigkeit soll in Freude verwandelt werden, sagt Jesus. Was hilft bei Abschiedsschmerz und Trauer? Es gibt ein Wiedersehen. Ihr werdet mich wiedersehen, so Jesus. Und dann benutzt er dieses Bild von der Frau, die unter Schmerzen ein Kind auf die Welt bringt. Aber wenn sie das Kind dann in ihren Armen hält, ist aller Schmerz vergessen und sie freut sich.
So auch ihr, sagt Jesus, wenn ihr mich wiederseht, dann wird alle Trauer vergessen sein und euer Herz wird voller Freude sein. Das ist keine billige Vertröstung auf die Ewigkeit. Das wird genauso sicher eintreffen, wie Jesus am Kreuz gestorben ist, wie sie ihn dann ins Grab gelegt haben und wie er dann von den Toten auferstanden ist. Das sind Fakten und keine Kopfgeburten. Das ist wirklich geschehen. So werdet ihr mich auch wiedersehen, sagt Jesus.
Doch davor liegt dieser Weg durchs Leben. Er wird nicht schmerzfrei sein. Es wird Zeiten geben, wo wir Jesus vermissen, ihn nicht verstehen und wo wir uns sehr wünschen, er möge mit seiner Macht wirksamer eingreifen. Eine christliche Gemeinde schaut weiter. Die Zusage, dass wir Jesus einmal wiedersehen werden, ist das Fundament unseres Glaubens und unserer Hoffnung. Christlicher Glaube macht sich fest an den, der wiederkommt.
So ist jede Trauerfeier, bei allem Abschiedsschmerz, auch ein Bekenntnis: Da hat jemand das Geburtszimmer, den Kreißsaal verlassen. Jetzt darf er, sie Jesus wiedersehen. Jetzt wird die Traurigkeit in Freude verwandelt.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Mai: Galater 3, 26-28
Denn ihr seid alle durch den Glauben Gottes Kinder in Christus Jesus. Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen. Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus.
Liebe Leser,
das, was wir so anziehen, zeigt ja oft, wer wir sind oder was uns wichtig ist. Wer sich taufen lässt, zieht in der Regel weiße Sachen an. Die Kleidung ist ein Hinweis darauf, was hier geschieht.
Paulus nimmt dieses Bild auf: Ihr, die ihr getauft wurdet, habt Christus angezogen. Freilich, die weißen Gewänder machen noch keinen Christen. Durch den Glauben, so sagt es Paulus vorher, seid ihr Söhne und Töchter Gottes. Zu Kindern Gottes werden wir also nicht durch das, was äußerlich an uns geschieht, auch nicht durch das Taufwasser, sondern durch den Glauben an Jesus Christus.
Und doch hat die Taufe dann ihre Wirkung, wenn Glaube da ist, wenn Vertrauen da ist. So auch die Kleidung. Sie macht uns nicht zu Christen, aber sie zeigt deutlich: Ich glaube jetzt an Jesus Christus. Seht alle her; ich feiere jetzt meinen Bund mit Gott. Ich gehöre jetzt dazu. Wer seine Taufe so bewusst erlebt und sich später daran noch lebendig erinnern kann, der darf eine hohe Meinung über sich aus seiner Taufe ziehen, weil Gott selbst mir diesen hohen Wert gibt: Ich bin ein mündiger Sohn, eine mündige Tochter des himmlischen Vaters. Er hält für mich den ganzen Reichtum bereit.
Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus. Gibt es nun danach keine Unterschiede mehr hier? Wir sind doch verschieden: Alte und Junge. Leute, die ihre Tradition lieben. Es gibt Sesshafte und andere, die wollen Veränderung, die wünschen sich Aufbruch.
Sollen wir nun alle gleich werden? Alle sozialen und kulturellen Unterschiede werden glatt gebügelt. Die Sesshaften werden aufbruchsbereit. Die Jungen singen gerne die alten Choräle von Paul Gerhardt? Nein, das sollten wir wohl nicht voneinander erwarten. Die Vielfalt der Gemeinde bleibt bestehen. Wenn wir Christus angezogen haben, dann ist das keine Uniform. Aber das dürfen wir schon voneinander erwarten, so darf ich schon meine Schwester, meinen Bruder hier sehen: Er, sie ist mit Christus bekleidet – so wie ich. Und das wirkt sich aus. Etwa, wie wir hier miteinander umgehen, wie wir aufeinander zugehen, wie wir miteinander und nicht gegeneinander und nicht in Abgrenzung zueinander Gemeinde bauen.
Wie wir uns hier sehen und wahrnehmen: Als Menschen, die nicht der Zufall zusammengebracht hat, sondern als Menschen, die Jesus mit seinem kostbaren Blut erkauft hat und die darum nicht ständig darauf schauen, was uns denn nun voneinander unterscheidet, sondern die alle Energie darauf verwenden, damit Gemeinschaft gelingt. Das ist auch eine Folge von Glaube und Taufe: Wir werden eins in Christus. Nicht in der Gleichförmigkeit wird sich das zeigen, aber in der Art und Weise, wie wir uns hier begegnen.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Juni: Lukas 13,7-9
Siehe, ich bin nun drei Jahre lang gekommen und habe Frucht gesucht an diesem Feigenbaum und finde keine. So hau ihn ab! Was nimmt er dem Boden die Kraft?
Er aber antwortete und sprach zu ihm: Herr, lass ihn noch dies Jahr, bis ich um ihn grabe und ihn dünge; vielleicht bringt er doch noch Frucht…
Liebe Leser,
wer nichts bringt, wird abgesägt. Wer nichts leistet, wird aussortiert. Das fängt schon in der Schule an. Wer nichts kann, in den wird auch nichts investiert. Was mir persönlich nichts bringt, wird beendet. Was Mühe macht, wird entfernt. Was wenig ertragreich erscheint, wird aufgegeben. So gehen wir manchmal miteinander um. So beenden wir Beziehungen und lassen Menschen fallen. So geben wir uns auch selbst oft auf. Selbst in einer christlichen Gemeinde kann dieses Leistungsprinzip zur Anwendung kommen. Was in unseren Augen nichts taugt, wird abgeschafft.
Er bringt keine Frucht. Siehe, ich bin nun schon drei Jahre lang immer wieder gekommen, aber dieser Baum bringt keine Frucht. Einer, der schon lange nichts mehr bringt. Einer, bei dem nichts mehr läuft. Einer, von dem man nichts mehr erwarten kann. Wie hört sich das an? Resigniert, enttäuscht, nicht erfüllte Erwartungen, Vorwurf. Andere reden, denken so über mich. Oder ich denke auch selbst so über mich. Ich erfülle meine eigenen Erwartungen nicht und dann das harte Urteil: Versager, Nichtsnutz, Verlierer.
Hau ihn ab! Er nimmt den anderen nur Licht und Nahrung weg. Er hat es nicht verdient, dass er da einfach so steht und vor sich hinlebt. Das ist ein hartes Urteil, vernichtend, endgültig; ein Todesurteil. Doch dann mischt sich der gute Gärtner, Jesus, ein: Gib ihm noch ein Jahr. Ich will um ihn graben und düngen. Vielleicht bringt er dann doch Frucht.
Was ist ein Jahr? Eine riesengroße Chance! Es sind viele Möglichkeiten. Es ist Gnadenzeit. Ich denke, es geht hier nicht um exakt 365 Tage und dann ist Schluss. Nein, es können auch zwei Jahre sein oder viele Jahre. Es ist das, was geschenkt wird an Lebenszeit. Wie viel Zeit und Pflege gestehen wir anderen zu und was gestehen wir uns selbst zu, wenn es um Veränderungen, um Frucht geht? Welche Zeit geben wir einer Gemeinde, wenn es um Veränderungen geht?
Ich will mich kümmern, sagt der Gärtner. Ich will umgraben und düngen. Ich will mich liebevoll kümmern. Ich will immer mal wieder hingehen und schauen, wie es ihm geht. Ich will darauf achten, was er braucht. So geht Jesus mit dir um. So dürfen wir miteinander umgehen. Wo erlebst du das, dass man sich liebevoll und sorgend um dich kümmert? Mein Ackerboden wird aufgelockert, damit Luft rankommt. Wo wünschst du dir diese Behandlung durch Jesus, damit Frucht entsteht?
Und Frucht ist nicht gleich Leistung. Darauf kann ich mir nichts einbilden. Frucht entsteht, wo ich mich von Jesus pflegen lasse. Ich wünsche uns da gute Erfahrungen mit unserem Herrn und untereinander.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Ich grüße Euch alle ganz herzlich mit dem Monatsspruch im Juli, den wir in Psalm 73, 23-24 finden:
Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand, du leitest mich nach deinem Rat und nimmst mich am Ende mit Ehren an.
Welch eine Zusage: Gott hält uns an seiner Hand. ER hat für uns alle einen guten Plan! Ganz gelassen und fröhlich können wir mit ihm gehen! Wenn das so einfach wäre, denn es gelingt uns nicht immer! Da gibt es Situationen und Begegnungen mit Menschen, die unsere Freude trüben, die uns mutlos und sprachlos machen. Aber im Vertrauen auf Gott können wir gestärkt aus der Situation herausgehen. Wie kann das im Einzelnen aussehen? Dazu fallen mir einige Erlebnisse ein, die ich Euch auf diesem Wege mitteilen möchte:
Da bin ich von Jemandem enttäuscht, weil er sich nicht an eine Verabredung gehalten hat. Ich vergebe ihm. So bekommt er eine neue Chance und ich kann ihm in Liebe begegnen. Eine Freundin stirbt meiner Meinung nach viel zu früh. Ich hätte gern noch Gemeinschaft mit ihr. Dennoch bin ich dankbar für die Zeit, die ich mit ihr verbringen durfte. Sie ist mir ein Vorbild in Hingabe geworden. Ich fühle mich von jemandem missverstanden, weil er meine Gedanken und Vorstellungen nicht teilen kann. Dennoch akzeptiere ich ihn in seinem Anderssein.
Ein Nachbar grüßt mich nicht. Er läuft mit ernstem Gesicht an mir vorbei. Dennoch grüße ich ihn. Nach einiger Zeit erreicht ihn diese Freundlichkeit, so dass er mich auch mal grüßt. Inzwischen gibt es hin und wieder ein kleines Gespräch. Ich bin dankbar für diese positive Wandlung. Da bete ich einige Wochen für ein bestimmtes Anliegen, aber es verändert sich nichts. Dennoch will ich an der Hoffnung festhalten und beten, dass Gott einen Ausweg schenkt. Ich will mich in Geduld üben.
Sicher kennt Ihr ähnliche Situationen. Wir dürfen mit Gottes Hilfe von diesen Erlebnissen lernen und daran reifen. Vielleicht helfen folgende Fragen weiter: Was will mir diese oder jene Begegnung sagen? Wozu kann sie nützlich sein? Auch wenn vieles unbequem, anstrengend oder mühsam ist, gilt Gottes Zusage, dass Er uns begleitet. Ganz egal was ich tue oder denke – Gott ist in jeder Situation dabei. Er will uns immer wieder neuen Mut zum Vertrauen an Ihn schenken. So dürfen wir mit Ihm gehen – durch den Alltag und durch den Sonntag. Mögen wir uns alle von Gott gehalten wissen und einstimmen lassen mit dem Psalmisten: Dennoch bleibe ich stets an Dir…
Ich wünsche allen Lesern gute Erfahrungen mit dem Monatsspruch, der zu meinem Lieblings-Bibelversen gehört.
Christa Albrecht
Monatsspruch für August: Johannes 17,9
Ich bitte für sie und bitte nicht für die Welt, sondern für die, die du mir gegeben hast...
Lieber Leser,
betest du regelmäßig für die Geschwister der Gemeinde? Betest du für Menschen, von denen du weißt, dass sie sich schwer tun mit ihrem Glauben? Betest du für Geschwister, dass sie ihren Auftrag als Zeugen von Jesus Christus treu ausüben können?
Als mir ein Gemeindemitglied gesagt hat: Du, Jochen, ich bete regelmäßig für deinen Dienst als Pastor hier unter uns; da hat mich das sehr berührt... Ich habe ja in den ersten Wochen und Monaten meines Dienstes oft das Gemeindeverzeichnis mit den netten Fotos im Anhang in die Hand genommen. Das war mir eine große Hilfe. Und mit der Zeit haben die Namen und die Fotos ein Gesicht bekommen, eine Stimme. Sie sind lebendig geworden, weil ich den Menschen selbst vielfältig begegnet bin. Und manche von denen stehen noch nicht in diesem Verzeichnis. Ich bin wirklich dankbar für sie alle. In der kurzen Zeit sind sie mir ans Herz gewachsen. Schlag doch einmal das Gemeindeverzeichnis auf und bete für jeden einzelnen; angefangen von Abben bis Zraika. Es wird dich verändern. Es wird sich mit der Zeit deine Haltung zu diesen Menschen verändern.
Jesus jedenfalls betet für seine Gemeinde. Weil er genau weiß, dass die Gemeinde kein Unternehmen ist, dass sich selber tragen kann. Und wenn er da auf seine zwölf Jünger schaut, die ihm vertrauen, die ihm nachfolgen wollen, da kommen ihm schon Bedenken. Er kennt sie doch. Wie oft haben sie ihn nicht verstanden. Jemand hat die Zwölf mal die zwölf Probleme von Jesus genannt. Werden sie fest im Glauben bleiben, wenn Jesus nicht mehr bei ihnen ist? Vater, solange ich bei ihnen war, erhielt ich sie in deinem Namen. Ich habe sie bewahrt, keiner ist verloren gegangen. Und jetzt bist du dran, Vater! So betet Jesus.
Jesus betet hier auch für uns. Und wir haben das dringend nötig. Heilige sie in der Wahrheit. Heiligen heißt, etwas oder jemanden in den Dienst Gottes stellen. Priester wurden geweiht, auch heilige Werkzeuge im Tempel. Sie waren Gott zugeordnet. Jesus bittet darum, dass Gott uns heiligt, dich und mich; dass er uns in den Dienst nimmt, dass er uns befähigt und für sein Reich gebrauchen kann. Ausgesondert aus der Welt, gesandt in die Welt. Appetithappen Gottes, hat Ulrich Parzany einmal gesagt, sollen wir sein. Damit die Menschen durch uns Lust auf mehr bekommen.
Gottes Einladungskarten sollen wir sein, ein Brief Christi, geschrieben durch seinen Geist. Gesandte Gottes. Du bist ein Gesandter Gottes und du lebst unter himmlischer Trägerschaft. Dafür setzt sich Jesus bei seinem Vater ein. Dafür betet er. Die zwölf Jünger, das waren damals tatsächlich die zwölf Probleme, die Jesus hatte. Aber er hat um sie gerungen. So ringt er auch um dich und mich. Er lässt nicht nach für uns zu beten: Gott, erhalte sie im Glauben. Bewahre sie vor dem Bösen. Schenk, dass sie zusammen bleiben und heilige sie.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für September: 1. Chronik 22,13
Sei getrost und unverzagt, fürchte dich nicht und lass dich nicht erschrecken!
Lieber Leser,
das sagt der Vater dem Sohn. Diese Worte spricht der König David zu seinem Sohn und Erben Salomo. Er soll den Tempel in Jerusalem aufbauen. Und natürlich schwingt bei Eltern da immer gleich die Sorge mit: Wird er es auch schaffen? Ist die Arbeit nicht eine Nummer zu groß für den Sohn?
Ich weiß nicht, welche Ermutigungen und guten Worte du von deinen Eltern mit auf die Lebensreise bekommen hast. Und was willst du deinen eigenen Kindern, Enkelkindern mal mitgeben? Was geben wir unseren Kindern und Jugendlichen hier in der Gemeinde mit? Die, die ganz selbstverständlich Sonntag für Sonntag zur Gemeinde kommen; und die anderen, die das alles längst infrage stellen: Irgendwann werden sie alle ihren eigenen Standpunkt finden müssen.
Erleben sie hier unter uns oder in ihren Familien eine Ermutigung, ihren eigenen Weg mit Gott zu gehen? Ich erinnere mich da an meine eigene Geschichte. Ich war damals so Anfang 20. Und der damalige Pastor in Wernigerode hat mich ermutig, auch mal zu predigen. Klar war ich unerfahren, trat gehemmt und schüchtern auf. Und nicht alles, was ich damals so gesagt habe, würde ich heute noch unterschreiben. Aber der Mann hat mir damals etwas zugetraut. Er hat sich schützend vor mich gestellt, wenn andere mich zu arg kritisiert haben. Er hat mir nie zu verstehen gegeben, dass ich ja doch nur ein blutiger Anfänger sei. Kennst du solche Leute in deiner eigenen Biografie?
Junge Leute sind gesegnet, wenn jemand zu ihnen sagt: Du, mach doch mit! Wie siehst du das, was mich beschäftigt? Ich möchte, dass du mich unterstützt, denn ich glaube, du kannst hier einen wertvollen Beitrag leisten. Der Jüngere profitiert vom Älteren, aber auch der Erfahrene vom Anfänger. In so einer ermutigenden Beziehung fließt ganz viel zurück. Hier zahlt keiner drauf, beide Seiten werden beschenkt.
Der Paulus war so ein geistlicher Vater für den jungen Timotheus. Er hat ihn ermutigt. Er hat ihn in seinen Gebeten begleitet. Ich wünsche uns sehr, dass unsere Familien und die Gemeinde Orte sind, wo junge Leute ganz viel gute geistliche Begleitung erfahren.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Oktober: 5. Mose 14,22
Du sollst jedes Jahr den Zehnten von der gesamten Ernte geben...
Lieber Leser,
manchmal sagen wir das ja: Eigentlich gehört alles Gott. Mein Geld, mein Besitz, meine Frau, die Kinder, mein Vermögen, meine Kraft, meine Zeit, mein ganzes Leben gehören ihm.
Von ihm kommt es. Er vertraut es mir in großer Selbstverständlichkeit an. Wir können es genießen und in großer Freiheit verwalten. Aber damit wir es nicht vergessen, dass es ihm gehört, gibt es diese Zehn-Prozent-Regel. Das ist wie ein Platzhalter, eine Erinnerungsstütze für uns. Gib etwas von dem, was du hast, weg; gib es in Gottes Hand. Du sollst spüren, auch mit großer Dankbarkeit wahrnehmen, dass er gut für dich sorgt und du ihm alles verdankst.
Ähnlich ist es mit dem siebten Tag. Lebenszeit schenkt Gott. Er vertraut dir viele Stunden, Tage und Jahre an. Und auch da lässt er dir die Freiheit, deine Zeit zu gestalten. Aber dann sagt er: Am siebten Tag sollst du nicht selbst entscheiden, was du machst. An diesem Tag sollst du zur Ruhe kommen und ganz neu wahrnehmen, wer dein Leben, wer auch deine Lebenszeit in seiner Hand hält. Es sind gute und hilfreiche Ordnungen für uns, keine Gesetze. Jesus hat das oft genug gezeigt. Der Sabbat ist für den Menschen da. Das hat er den frommen Leuten gesagt, die genau festlegen wollten, was alles an diesem Tag verboten ist.
Auch die Zehn-Prozent-Abgabe war nie ein Gesetz für die ersten Christen. Erzwungene Geldzuwendungen sind nicht in Gottes Sinn. Die Christen damals haben ohnehin von ganzem Herzen viel mehr gegeben als zehn Prozent. Wer gibt, zeigt etwas von seiner Beziehung. Wen ich lieb habe, dem widme ich Zeit. Ich zeige meiner Familie, dass ich gut für sie sorge.
So ist es auch in geistlichen Dingen. So ist es auch mit meiner Beziehung zu Gott. Ich zeige ihm, dass ich ihm dankbar bin für das, was er mir alles geschenkt hat. Und ich finde dafür eine feste Form des Gebens. Ich bin dankbar für meine Zeit und ich "benutze" den Sonntag, um es ihm zu zeigen und habe persönlich den größten Gewinn dadurch.
Als der Tempel in Jerusalem durch die vielen Spenden gebaut werden konnte, hat der König David gesagt: Danke, Gott, dass du das Herz der Menschen so bewegt hast. Erhalte uns in dieser Gesinnung. 1. Chronik 20,18
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für November: Jesaja 1,10-17
Hört auf, Böses zu tun! Lernt, Gutes zu tun! Sorgt für das Recht! Helft den Unterdrückten! Verschafft den Waisen Recht, tretet ein für die Witwen!
Lieber Leser!
“Ich mag eure Gottesdienste nicht mehr. Bringt nicht mehr unnütze Gaben.” Das lässt Gott seinem Volk durch den Propheten Jesaja ausrichten, weil die Gottesdienste zu einer religiösen Show verkommen sind, die mit dem wirklichen Leben nichts mehr zu tun haben. Die Menschen suchen Gottes Segen für ihre eigenen Pläne und Vorstellungen von einem gelungenen Leben. Ihren Alltag lassen sie fein draußen. Die Gottesdienste sind zu einer kulturellen Veranstaltung geworden, etwas zum Abschalten.
Die richtigen Abläufe dieser Veranstaltungen und welche Musik gespielt wird; das wird leidenschaftlich diskutiert. Aber was ich von Montag bis Samstag tue, geht Gott doch nichts an. So denken sie. So leben sie. Ich habe die Brandopfer und das Fett der Mastkälber satt, sagt Gott. Nun gut, Speiseopfer kennen wir nicht mehr. Wir geben da einen guten Gemeindebeitrag oder legen etwas Geld am Sonntag in den Kollektenkorb. Die Menschen damals wollten Gott mit ihrem Opfer besänftigen. Sie wollten ihn gnädig stimmen. Derweil haben sie das Recht gebeugt. Menschen wurden wie Arbeitstiere gehalten. Die Reichen ließen ihre Beziehungen spielen. Die Gewalttätigen hatten freie Hand. Witwen und Waisen wurden vernachlässigt.
Paulus hat mal gesagt: Das sei euer vernünftiger Gottesdienst, dass ihr eure Leiber, euer Leben, euch selbst hingebt als ein Opfer, das lebendig, heilig und Gott wohlgefällig ist. (Röm 12,1) Der Gottesdienst am Sonntag soll ein Spezialfall des Gottesdienstes im Alltag sein. Ich wünsche dir sehr, dass Gott in deinem tatsächlichen Leben zu finden ist. Er ist ein leidenschaftlicher Gott, der alle Lebensbezüge mit dir teilen will.
Ihr Pastor Jochen Herrmann
Monatsspruch für Dezember: Jesaja 35,1
Die Wüste und Einöde wird frohlocken, und die Steppe wird jubeln und wird blühen wie die Lilien.
Lieber Leser!
Advent heißt Ankunft. Und in diesem Text: Gott kommt. Und wenn man genau hinschaut, dann stellt man fest, dass da mit ihm nicht nur Heil und Frieden kommen. Gott kommt auch zum Gericht. Er kommt, um das Unrecht zu beenden. Das ist eine gute Nachricht. Es wird den Verzagten gesagt, denen übel mitgespielt wird. Es wird denen gesagt, die benachteiligt sind. Ihr Leid, ihr Unrecht werden beendet sein, wenn Gott kommt.
Wir wollen ja lieber eine "glatte Gnade". Es soll nicht weh tun. Dass in allen Dingen Gnade vor Recht ergeht, das wünschen wir uns. Und dass die Dinge am Ende nicht mehr zur Sprache kommen, wo wir versagt haben. Aber der Richterstuhl, vor dem einmal alle treten werden, bleibt auch denen nicht erspart, die Jesus ihren Herrn nennen und mit ihm gelebt haben. Auch wenn die Rettung schon feststeht. Manch einer wird gerettet, aber wie jemand, der gerade noch so aus dem Feuer gerissen wird. (1. Kor 3,11ff.)
Einmal wird alles sichtbar. Und das wird in jedem Fall ein guter Tag für alle, die Jesus ihren Glauben und ihre Treue nicht versagt haben. Alle Menschen werden einmal auferstehen; die einen zum ewigen Leben, die anderen zur ewigen Gottesferne. Aber nicht das Gericht ist Gottes eigentliche Absicht. Es geschieht, wenn er sein Heil aufrichtet; wenn die völlige Gerechtigkeit hergestellt wird.
Gott kommt zum Heil. Und jetzt gibt es diese schönen Bilder von der Wüste, die sich freut und von den vielen Lilien, die die Steppe zum Blühen bringen. Blinde werden sehen, Taube hören, Gelähmte springen und Stumme singen. Gott kommt zum Heil. Und die Israeliten, die in Gefangenschaft leben mussten, haben es damals ganz klar als Versprechen Gottes gehört. Gott wird uns befreien und wir kehren wieder in unsere Heimat zurück.
Aber diese Bilder reichen weit über damalige Situation hinaus. Selbst mit dem Kommen von Jesus Christus hat sich noch nicht alles erfüllt. Am Ende wird es einen Weg geben, sagt der Prophet. Jesus hat ja mal von sich gesagt: Ich bin der Weg. Die ersten Christen nannten sich: "Die auf dem Weg sind". Hinsetzen und passiv abwarten, geht da also nicht.
Darum stärkt die müden Hände und die wankenden Knie und macht sichere Schritte mit den Füßen. Das Heil kommt auf euch zu.
Ihr Pastor Jochen Herrmann