Monatsspruch für Oktober: Klagelieder 3,22-23
Die Güte des Herrn ist's, dass wir nicht gar aus sind, seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, sondern sie ist alle Morgen neu, und deine Treue ist groß.
Liebe Leser!
Es ist die Güte Gottes, dass wir noch am Leben sind, ein neuer Tag anbricht, auf Saat Ernte folgt, die Erde sich in dem richtigen Abstand zur Sonne dreht, gehalten von den Kräften des Erdtrabanten, des Mondes. Es ist die Güte Gottes, dass er den Menschen frei erschaffen hat, dass ich Antwort geben kann, ihm, Gott, zeigen kann, wie sehr ich ihn brauche, ihn liebe und ehre.
Es ist die Güte Gottes und seine Treue, dass er an seinem Bund mit Israel festhält, und seine „Liebkosungen", so kann man es frei übersetzen, sind noch nicht verbraucht. Es ist die Güte Gottes und seine große Barmherzigkeit, dass er mir die Schuld nicht anrechnet, mein Versagen nicht festschreibt, sondern mir durch Jesus vergibt. Er hält mich über dem Abgrund meiner Schuld, lässt mich nicht fallen.
In seiner Güte und Treue begleitet er seine Gemeinden, baut sie, stärkt und erhält sie für den Dienst an den Menschen. 579 Jahre vor Christus spricht der Schreiber der Klagelieder in eine Zeit der Trauer und des Schmerzes hinein. Die Babylonier haben Jerusalem zerstört, der Tempel liegt verwüstet da. In der tiefsten Not wird sich der Beter, der sein Leid Gott klagt, der Güte Gottes gewiss.
Sicher, alles kommt von Gott, auch das Schwere, das ich erlebe. Die Feinde konnten nur so schrecklich wüten, weil Gott es zugelassen hat. Er, Gott, hat mich in die Finsternis laufen lassen. (Klgl 3,2) Er hat mich eingemauert, mich in harte Fesseln gelegt. Und wenn ich schreie, stopft er sich die Ohren zu. (Verse 7-8) Kann man so mit Gott reden? Er tut es, redet nicht schön, was ihn bedrückt.
Gott will nicht unseren frommen Augenaufschlag, hat mal jemand gesagt; er möchte, dass wir mit einem ehrlichen Herzen vor ihm stehen. Da hinein kommt die Erkenntnis: Die Güte Gottes gibt es. Da, wo man vor lauter Dunkelheit die Hand nicht mehr vor Augen sehen kann, sieht er Licht, bekommt Hoffnung, weiß ganz fest, dass Gottes Güte noch kein Ende hat. Erklären kann man diesen Sichtwandel nicht. Es ist ein großes Geschenk, sich der Güte und Barmherzigkeit Gottes in seinem Leben sicher zu sein, selbst wenn es mir im Moment noch schlecht geht. Die Heimat ist weg, alles, was man sich aufgebaut hat, was man bebaut hat, die Häuser, die Gärten.
Und was sagt der Beter, der Schreiber der Klagelieder? Der Herr ist mein Teil, mein Erbteil, mein Besitz. (Vers 24) In ihm habe ich alles! Das Bekenntnis zur Güte Gottes kommt von einem, der leidet und bei Gott Halt findet. Wir kennen nicht alle Wege Gottes, die er mit uns geht, aber wir kennen sein Herz. Es ist ein Herz voller Güte, Barmherzigkeit und Treue
Ihr Pastor Jochen Herrmann