Monatsspruch für Oktober: Lukas 17,21
Jesus Christus spricht: Das Reich Gottes ist mitten unter euch.
Liebe Leser!
Wann kommt das Reich Gottes? Mit dieser Frage treten die Pharisäer an Jesus heran. (Vers 20) Da schwingt auch Sehnsucht mit. Die Welt braucht dieses Reich. Bei allem, was wir tun können, es braucht eine radikale Veränderung von außen. Der technische Fortschritt bringt Erleichterung, die Medizin besiegt Krankheiten. Wir ringen um eine gerechte Welt. Aber unterm Strich ist das, was wir Menschen leisten, alles nur Kosmetik. Die Kriege werden mit unverminderter Härte geführt. Eine wirklich gerechte Welt, mit sich selbst versöhnt, auch die Natur mit eingeschlossen, bleibt ein Wunschtraum. Wir kriegen die Sünde nicht in den Griff, werden nie das Böse ausmerzen und der Tod ist eine Macht, die wir nicht besiegen können.
Die Frage steht im Raum: Wann ist es endlich soweit, wann wird Gott seine sichtbare Herrschaft antreten? Wann werden die Sehnsuchtsbilder, wo alle Menschen im Frieden leben, wo es keinen Schmerz, kein Leid mehr gibt, Wirklichkeit? Was sagt Jesus? Das Reich Gottes kommt nicht so, wie man etwa das Wetter vorhersagt. Das kann man messen. Da gibt's Daten. Da gibt's Programme, die das ausrechnen können. Ja, es gibt Zeichen: Die Heimkehr Israels in das verheißene Land, die Liebe nimmt ab, die Zerrüttung von Ehe und Familie. Falsche Propheten treten auf, auch Menschen, die gottgleiche Verehrung für sich beanspruchen, die mit großer Macht ausgestattet das Leben der Menschen kontrollieren wollen. Und das nimmt zum Ende hin zu. Trotzdem kann es keiner exakt berechnen. So viele es auch immer versucht haben, es wird überraschend passieren.
Und dann sagt Jesus: Das Reich Gottes ist mitten unter euch. Jesus spricht hier von sich selbst. Er ist das Reich Gottes in Person. Mit ihm fängt es an. Die Pharisäer stehen vor ihm, sehen ihn, erkennen aber nicht, wer er ist. Wo immer er, Jesus, ist, offenbart sich der Wille Gottes. Aber es überzeugt nicht jeden, ist vielfach verborgen. Als er am Kreuz hing, haben viele nur einen Menschen gesehen, der leidet, sich windet vor Schmerzen und nicht den, der gekommen ist, um uns von aller Schuld zu befreien, der den Tod besiegt. Auch seine Auferstehung hat viele nicht überzeugt. Sie wollen und können es nicht glauben, dass Jesus das Heil ist, Frieden mit Gott bringt, die Feindschaft beendet, auch zwischen Menschen.
Aber Menschen, die von seinem guten Geist berührt sind, in denen Gott ein Neues gestiftet hat, ein neues Leben hineingeschenkt hat, wissen, wovon hier die Rede ist. Paulus spricht manchmal von dem Zwischenzustand, in dem sich Christen befinden: Sie sind schon gerettet, wissen jetzt schon um ihre ewige Heimat, leben aber noch hier, in einer unerlösten Welt, die Gott vielfach ablehnt. Sie warten auf den Anbruch des Reiches Gottes, wenn Jesus wiederkommt, um sichtbar seine Herrschaft anzutreten oder sehnen sich danach, dieses Leben hier hinter sich zu lassen, um mit ihm vereint zu sein. (Phil 1,21-26)
Menschen, die durch Christus Gott gehören, leben zwischen „schon jetzt" und „noch nicht". Diese Ambivalenz lässt sich nicht auflösen, aber wir dürfen mit Gottes Hilfe jetzt schon Zeichen setzen, dürfen in seiner Kraft zum Frieden beitragen, dürfen Liebe leben, auch Feindesliebe, dürfen Gutes tun, dürfen vergeben, von ihm reden, zu ihm einladen. Und immer, wenn wir das tun, leuchtet etwas auf vom Reich Gottes.
Ihr Pastor Jochen Herrmann